Selfieverbot an beliebten Reisezielen?
Wandern

Ist das "Selfieverbot an beliebten Reisezielen" wirklich wahr?

Selfie im Schnee

Auf dieser Seite:

Wie touristische Zielgebiete versuchen, mit einem Selfieverbot die Reisenden vor sich selbst oder der Selfie-Wut anderer zu schützen.

Auf separaten Seiten:

Allgemeines & Spezielles

Was sich erstmal anhört wie eine absurde Meldung aus der Sommerpause, ist in vielen Orten schon Realität. Nichts gegen Selfies. Aber wer schon mal am Kilimandscharo oder einem anderen Gipfel in der Schlange stand, während einzelne den Gipfel für längere Zeit zum Selfies machen blockierten, der hat sich vielleicht auch selber schon mal ein Selfieverbot gewünscht.

So sind mittlerweile auch einige Urlaubsorte oder Reiseländer dazu übergegangen, Selfieverbote auszusprechen. Die Motivation dafür ist manchmal das übermäßige Blockieren von Sehenswürdigkeiten oder Aussichtspunkten durch Selfie-Fotografen. In manchen Fällen möchte man die Selfie-Junkies auch vor sich selber schützen, wenn sie im Selfie-Wahn den wilden Bären am liebsten umarmen würden oder sich beim Fotografieren regelmäßig fast in die Schlucht stürzen. Oder wenn sie auf dem Weg zum Traumfoto ohne Fitness, Erfahrung und passende Ausrüstung von der Bergwacht gerettet werden müssen.

Hier im Folgenden ein paar Beispiele von Orten, an denen die Behörden versuchen, den Selfiewahn einzudämmen:

Schutz der anderen

Wanden & Trekking. Hallstatt am See: Zaun statt Selfieverbot

Ein Beispiel für den Fluch von Social Media ist schon seit längerem der kleine Ort Hallstatt am See in Österreich. Durch das Viralgehen einiger Fotomotive auf Instagram und Co. ist der kleine idyllische Ort zu einem der international beliebtesten Reiseziele geworden - aber fast ausschließlich bei Social-Media-Addicts und Selfie-Junkies. Die überwiegend - aber nicht nur - jüngeren Reisenden versuchen, genau das Fotomotiv abzulichten, was schon tausendfach im Internet kursiert.

Dabei ist der kleine Ort völlig überfordert und die Einheimischen sind seit Jahren genervt. Um das Problem in den Griff zu bekommen hat Hallstatt zwar noch kein Selfieverbot ausgesprochen, aber an der entscheidenden Stelle, von dem aus das eine glückselig machende Foto entstehen soll, einen Holzzaun errichtet.

Nach wie vor überlegen die Verantwortlichen in Hallstadt, wie man die Flut der Social-Media- und Selfie-Touristen auch auf andere Weise weiter eindämmen kann.

Wanden & Trekking. Portofino in Ligurien: Selfieverbot in der roten Zone

Ein anderes Beispiel ist der malerische Ort Portofino an der ligurischen Küste in Italien. Hier gibt es mittlerweile zwei rote Zonen zwischen dem Ortskern und den Stränden, in denen das Selfie machen explizit verboten ist. Es drohen Strafen bis zu 275 €.

In diesem roten Zonen dürfen Reisende tagsüber bis 18 Uhr nicht stehen bleiben um Selfies oder Fotos von der Umgebung zu machen. So sollen die bislang allgegenwärtigen Staus und Verstopfungen in den engen Gassen des traditionellen Hafenortes vermieden werden.

Wanden & Trekking. Londons Tower: Gefilmtes Selfieverbot

Auch in London gibt es mittlerweile Stellen, an denen das Selfie-Fotografieren nicht mehr erlaubt ist. Im London Tower sind Selfies z.B. in Martin Tower, in den Royal Chapels und im Jewel House verboten. Wer es trotzdem versucht, wird selbst gefilmt und fotografiert. Über 100 Kameras beobachten die Besucher und dokumentieren jegliches Fehlverhalten.

Wanden & Trekking. Plage de la Garoupe an der Cote d'Azur: Anti-Selfie-Patrouille

Auch an der Cote d'Azur in Frankreich gibt es Zonen mit Selfie-Verboten. Die Plage der la Garoupe ist ein kleiner idyllischer Sandstrand. Hier gibt es schon seit 2014 ein Selfieverbot, das mit einer regelmäßig kontrollierenden Anti-Selfie-Patrouille durchgesetzt wird.

Schutz vor sich selbst

Bei den bisher genannten Beispielen von Selfie-Verboten geht es vor allem darum, andere Reisende und Einheimische vor rücksichtslosem Verhalten durch Selfie-Touristen zu schützen. In anderen Regionen geht es aber eher darum, die Selfie-Jünger selbst am Leben zu halten.

Wanden & Trekking. San Fermin in Pamplona: Selfie mit Stier

In Pamplona, der Hauptstadt von Navarra im Norden Spaniens, finden jedes Jahr im Juli die Sanfermines, die Fiesta von San Fermín, statt. Bei dieser Gelegenheit werden täglich Gruppen von jungen Stieren durch die Stadt getrieben.

Pamplona

Während früher einzelne mutige junge Männer mit den Stieren gelaufen sind, zieht das Spektakel heutzutage mehrere tausend Läufer an, die ihre Schnelligkeit und Geschicklichkeit mit den Stieren messen wollen.

Wer dabei versucht, ein Selfie zu machen, dem drohen bis zu 3000 € Strafe. So will man die Möchtegern- Toreros vor Unfällen mit den Stieren schützen.

Wanden & Trekking. Wilde Tiere in New York und Kalifornien

Bei den Selfieverboten in New York und in Kalifornien rund um den Lake Tahoe geht es ebenfalls darum, die Selfie-Fanatiker vor sich selbst zu schützen. So sind in New York Fotos mit Raubkatzen verboten, sowohl auf dem Jahrmarkt, als auch beim Zirkus oder im Zoo. Um den Lake Tahoe ist es verboten, Selfies mit Bären zu machen.

Bei beiden Gelegenheiten haben tollkühne Selfie-Touristen schon oft jegliche Vorsicht vergessen und sind den Wildtieren gefährlich nahe gekommen. So nehmen die Unfälle mit dem Weidevieh auf Almen unter anderem auch wegen versuchter Selfie-Aktionen immer weiter zu.

Wanden & Trekking. Indien: Spitzenreiter bei Selfie-Toten

Weltweiter Spitzenreiter bei den Selfie-Toten 2019 war das Land Indien. Seitdem hat auch hier die Regierung diverse Selfieverbote an touristischen Hotspots ausgesprochen.

Gleichzeitig gibt es dort eine Kampagne, die auf die Gefahren von gedankenlosen Selfies aufmerksam machen soll.

Fazit

Wenn man solche Nachrichten hört oder liest, dann kann man als außenstehender Normal-Fotografierer nur mit dem Kopf schütteln. Aus meiner Sicht gehören Selbstverantwortung und Rücksicht zum Reisen und zum Bewegen in der Landschaft unverzichtbar dazu.

Aber auch ich merke unterwegs immer häufiger, wie wenig Rücksicht und Selbstverantwortung viele Urlauber heutzutage mit auf Reisen nehmen. So habe ich selbst schon mal bei Gesprächen über dieses Thema den Satz gehört: "Wenn es gefährlich wäre, wäre es doch verboten."

Das sagt ja eigentlich schon alles. So scheint es also wirklich nicht anders zu gehen, als den immer kleiner werdenden freien Teil der Landschaft mit Verboten zu überziehen, um ihre menschlichen Bewohner vor sich selbst und vor anderen zu schützen.