Mongolei: Geschichte
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Die Geschichte der Mongolen und der Mongolei.

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Allgemeines & Spezielles

Die Gechichte der Mongolei ist eng mit der Geschichte Tibets, Chinas, Russlands und der Regionen Innerasiens verwoben. Gleichzeitig wirken die häufigen weiten Vorstöße der Reiterhorden Dschingis Khans, Kublai Khans, Timur Lenks (Tamerlan) und anderer bis heute in die Geschichte Europas und ganz Asiens hinein.

Die Einfälle der innerasiatischen Steppenvölker und später der Mongolen führten zum Bau der chinesischen Großen Mauer. Und die siegreichen Mongolen übernahmen für lange Zeit die Herrschaft in China als eigene Dynastie (Yuan) chinesischer Kaiser.

Die Traumata der frühen Hunnen- und späteren Mongolenstürme sind auch aus dem gemeinsamen Bewustsein der Europäer bis heute noch nicht verschwunden.

Kulturell und vor allem religiös geprägt sind die Mongolen bis heute von Tibet. Von diesem südlichen Nachbarn übernahmen Sie den lamaistischen Buddhismus, dem es wie in Tibet hervorragend gelang, die alte schamanistische und animistische Vorstellungswelt in die neue Religion zu integrieren.

Zeittafel: Dschingis Khan und seine Nachfolger

Wanden & Trekking. Vorgeschichte

300.000 v.Chr.: Erste Siedlungen

3. Jh. v.Chr.: Reich der Hunnen. Aus der Zeit findet man in der Mongolei heute noch viele Gräber und Steinsetzungen.

Schädel, Mongolei

Wanden & Trekking. Exkurs: Die Hunnen

Wenn es um die Hunnen geht muss man sagen, dass wir nicht so sehr viel wirklich Konkretes über sie wissen. Da sie keine schriftlichen Aufzeichnungen hinterließen sind wir auf kulturfremde Geschichtsschreiber und in weiten Teilen auf Vermutungen angewiesen.

Ein vorchristliches Hunnenreich entstand in der Zeit vom späten 3. Jahrhundert bis ins frühe 2. Jahrhundert vor Christus. Durch die Einigung nomadischer turkmenischer Reitervölker Innerasiens formierte sich ein großes Reich, das wir heute häufig das Hunnen-Reich nennen. Diese Entwicklung lässt sich durchaus mit der Entstehung des späteren Mongolen-Reiches vergleichen, das aber erst über 1000 Jahre später unter Dschingis Khan gegründet wurde.

Die Hunnen lebten damals in der Region zwischen dem Kaspischen Meer und der heutigen mongolischen Hauptstadt Ulan Bator. Im ersten Jahrhundert vor Christus wurden sie von den Chinesen besiegt und wanderten ein Stück weiter nach Westen. Ins Bewusstsein der Europäer gerieten die Hunnen aber erst viel später.

Um das Jahr 350 nach Christus herum begannen die sog. schwarzen Hunnen oder europäischen Hunnen, nach Westen zu wandern. Die genauen Gründe sind unbekannt. Möglicherweise führten Klimaänderungen zur Degradierung der traditionellen Weiden und das veranlasste die Hunnen, im Westen neue Weidegründe zu suchen.

Die Hunnen sollen sehr gute Krieger gewesen sein. Einerseits waren sie hervorragende Reiter und gute Bogenschützen, andererseits pflegten sie ein wildes und kriegerisches Image, dass ihren Feinden Angst und Schrecken einjagte. So nannte man sie auch Tartaren, angelehnt an das griechische Wort Tartaros für Unterwelt oder Hölle. Dieser Begriff wurde später für alle asiatischen Reitervölker verwendet. Vermutlich brachten die Hunnen auch die Pocken nach Europa, die vorher nur in Asien verbreitet waren.

Angeblich zerschnitten die Hunnen männlichen Kindern die Gesichtshaut, um späteren Bartwuchs zu verhindern. Auch die Schädel der einfachen Männer waren als Zeichen der Unterwerfung kahl geschoren. Nur die Führer durften langes Haar tragen. Die Hunnen verformten vermutlich ihre Schädel ähnlich wie die Ägypter. Und in Wunden sollen sie Schwarzerde gerieben haben, damit diese dicke und gut sichtbare Narben bildeten.

Die Hunnen brachten das Byzantinische Reich in ihre Abhängigkeit und überrannten die germanische Stämme, die zwischen Wolga und dem Römischen Reich lebten. Das führt zu großen Fluchtbewegungen Richtung Westen auf das Weströmische Reich zu. Da das Weströmische Reich damals in der Krise steckte, hatte es dem Ansturm der Barbaren nicht viel entgegenzusetzen.

Die germanischen Stämme wie Ostgoten, Westgoten, Vandalen oder Langobarden drangen weit in das römische Reich ein und übernahmen in weiten Teilen des weströmischen Reiches die Herrschaften. So herrschten Ostgoten und Langobarden in Italien, Westgoten in Spanien und Vandalen im heutigen Tunesien.

Der berühmteste Führer der Hunnen war Attila, der von den Europäern als Geißel Gottes bezeichnet wurde. Er drang mit seinen Reiterhorden bis in den Süden Frankreichs vor. 451 n. Chr. besiegten Römer und Westgoten die verbündeten Hunnen und Ostgoten in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern (Nordostfrankreich) und stoppten ihren Vormarsch. Der Nimbus von der Unbesiegbarkeit der Hunnen war nun dahin, obwohl sie immer noch starke Kräfte mobilisieren konnten. Ein Jahr später griffen die Hunnen erneut Italien an. Dabei war nie die Eroberung von Land das Ziel, sondern - wie bei Wikingern oder Mongolen - ging es vor allem um Beute und Ruhm. Nach Attilas Tod 453 n. Chr. verloren die Hunnen ihre Stärke und das Hunnenreich zerfiel etwa um 470 nach Christus.

Wanden & Trekking. Mittelalter

745 - 840 n.Chr.: Uiguren-Reich, wird von Kirgisen zerstört

um 900: Die Kidan bauen in der heutigen Mongolei feste Städte, führen Bewässerungsfeldbau ein und haben erste Kontakte zum Buddhismus

Mitte des 12. Jahrhundert: Die Mongolen sorgen für Unruhe in der heutigen mongolischen Hochebene.

Wanden & Trekking. Dschingis Khan: Die Mongolen treten um 1200 in die Geschichte ein

1206: Der aus einer mongolischen Kleinfürstenfamilie stammende Temudschin (*1155 oder 1167, gestorben 1227) einigt nach vielen Fehden die Stämme und wird auf einer Volksversammlung zum obersten Herrscher der Mongolen ausgerufen. Er erhält den Titel Dschingis Khan ("ozeangleicher Herrscher" oder "Weltherrscher"). Ihm gelingt erstmals die Vereinigung der zersplitterten Mongolenstämme und anschließend die schnelle Eroberung weiter Teile Nord- und Zentralasiens. Er organisiert aber auch den Staat, führt eine Schrift ein und initiiert die Installation des Gesetzbuches Jassa.

Dchingis Khan Denkmal, Ulan Bator, Mongolei

1211 - 1234: Krieg gegen Nordchina (Jurchen der Jin-Dynastie).

1220: Gründung der mongolischen Hauptstadt Karakorum im Norden der heutigen Mongolei. Verbesserung der Organisation des mongolischen Reiches durch Yelü Chutsai, Machmud Jalatwatsch und andere Berater.

1219 - 1221: Eroberung des Choresmischen Reiches.

1226: Eroberung des Tangutenreiches in Kansu.

1227: Dschingis Khan stirbt nach einem Reitunfall auf der Jagd

1229: Ögödei, der Sohn Dschingis Khans, wird Khan.

1236 - 1242: Die Mongolen unter Batu Khan erobern den größten Teil Russlands (siehe unter anderem Schlacht an der Kalka).

1240 - 1502: Die Goldene Horde, eine westliche Gruppe der Mongolen, beherrscht weite Gebiete Osteuropas.

1241: Die Mongolen stoßen nach Schlesien (Schlacht bei Wahlstatt) und Ungarn (Muhi) vor. In der Schlacht bei Liegnitz wird ein deutsch-polnisches Ritterheer geschlagen. Dann stirbt Ögödei und die Mongolen ziehen sich (vorerst) zurück.

1242: Bantu Khan erobert Polen, Ungarn und den Balkan. Die Mongolen erreichen die Adria und bedrohen Mitteleuropa.

1243: Bantu Khan gründet die Goldene Horde (Gruppe von Westmongolen).

1246 - 1248: Güyük ist Khan.

1251: Möngke wird Khan.

1252: Eroberung Persiens

1258: Die Mongolen erobern Bagdad und vernichten das Kalifat der Abbasiden. An seine Stelle tritt das mongolische Ilchanreich. In der Folge verstärkt sich der Einfluss der persisch-islamischen Kultur auf die Mongolen.

Wanden & Trekking. Kublai Khan wird Kaiser von China und gründet die Yuan-Dynastie 1260

1260: Kublai ruft sich zum Khan aus und begründet die Yuan-Dynastie (1271 - 1368).

Der Großkhan der Mongolen, Kublai Khan (*1215, gestorben 1294), wird Kaiser Nordchinas. Neue Reichshauptstadt der Mongolen wird 1271 Peking (Beijing). Gleichzeitig beginnt das Auseinanderbrechen des ohnehin lockeren Zusammenschlusses der Mongolen in Teilreiche.

1274 und 1281: Zwei Angriffsversuche der Mongolen auf Japan scheitern. 1279 wird die Eroberung Südchinas abgeschlossen, wo die Sung-Dynastie beseitigt wird.

1279 - 1294: Kublai Khan ist Kaiser von ganz (!) China (Shih Tsu). Er gründet die mongolisch-chinesische Yuan-Dynastie (bis 1368). Kublai Khan nimmt im Kontakt mit den Tibetern (Kloster Sakya) den Buddhismus an und holt tibetische Lamas ins Land.

Padmasambhava, Missionar im Tibetischen Buddhismus

Burma wird zum Vasallen. Indien, Annam (Vietnam) und Java werden erobert.

In der Folge entwickeln sich die mongolischen Führer auch kulturell auseinander. Der eine Teil hat die chinesische Lebensart, die Staatsstruktur und Teile der chinesischen Kultur übernommen, während die anderen das traditionelle Mongolenleben weiter führen und - Jurte statt Palast - weiterhin als Ideal ansehen.

1294: Kublai stirbt.

1356 - 1418: Tsongkhapa begründet und verbreitet die Lehre der Gelugpa, einer Reformationsbewegung im tibetischen Buddhismus.

1368: Mit chinesischen Aufständen und dem Untergang der Yuan-Dynastie (seit 1271) endet die mongolische Herrschaft in China. Die Mongolen werden aus China vertrieben und ziehen sich nach Karakorum zurück.

1380: Chinesische Truppen besetzen die Mongolei und machen Karakorum dem Erdboden gleich.

Nach 1380

Wanden & Trekking. Timur Lenk (Tamerlan) und seine Nachfolger

1380 beginnt der mongolisch-stämmige Timur Lenk (Tamerlan) seine Eroberungen. Timur entstammt einem im 13. Jh. in Transoxanien eingewanderten mongolischen Stamm, den Barlas. Diese nehmen im Laufe der Zeit eine Turksprache an und nähern sich kulturell den türkischen Nomaden Zentralasiens.

1391 und 1395: Timur besiegt die mongolischen Herrscher der Goldenen Horde, deren Reich danach in einzelne Khanate zerfällt.

1394 erstreckt sich Timurs Einflusszone über Teile des heutigen Irak, Iran, Aserbaidschan, Usbekistan, Armenien, Georgien, Syrien und der Türkei. Im Osten grenzt sein Reich an das (östliche) Tschagatai-Khanat der Mongolen. Weitere Infos zur Ära Timur Lenk siehe > Wikipedia.

ab 1400: In der Mongolei streiten sich Westmongolen (Oiraten) und Ostmongolen (v.a. Chalcha, Chahar, Ordos, Tümed und Uriankhai) um die Macht oder kämpfen gegen das China der Ming Dynastie. Häufige Überfälle auf die chinesischen Grenzgebiete führen schließlich zum Bau der Großen Chinesischen Mauer.

Chinesische Große Mauer

1449: Sieg der Westmongolen unter Esen Taiji gegen die Ming. Esen beanspruchte danach das Khanat, wird aber ermordet.

1468: die Ostmongolen unter Dayan Khan (gest. 1543) und seinem Enkel Altan Khan (gest. 1582) übernehmen die Macht in der Mongolei. Sie begründen eine erneute Blütezeit in der Mongolei, deren Einfluss wieder bis nach Mittelasien und zum Ural reicht.

Wanden & Trekking. Renaissance des Tibetischen Buddhismus nach 1550

1550 - 1582: Altan Khan beherrscht die westliche Mongolei und fördert den Buddhismus.

1578: Durch Vermittlung des in Tibet herrschenden III. Dalai Lama, Sönam Gyatso, gewinnt der Buddhismus erneut an Bedeutung, der sich in der Folge im Mongolenreich endgültig durchsetzt (tibetischer Lamaismus). Seither besteht die enge kulturelle Bindung an Tibet, in der der Dalai Lama die religiöse Instanz und der Khan die politische Macht bilden. Die politische Macht des Dalai Lama in Tibet wird über längere Zeit von der Schutzmacht Molgolei gestützt.

1586: Gründung von Erdene Dsuu auf den Ruinen von Karakorum.

Wanden & Trekking. Die Mandschu-Dynastie unterwirft die Mongolen 1634

1634: Unterwerfung der Chahar in der Inneren Mongolei durch die Mandschu, Tod Ligdan Khans.

1644: Die Mandschu erobern Peking. Beginn der mandschu-chinesischen Qing-Dynastie (1644-1911).

1689: China und Russland teilen in einem Vertrag ihre Einflusssphären auf.

1691: Um eine drohende Unterwerfung durch die Oiraten abzuwenden, unterwerfen sich die Chalcha der Äußeren Mongolei der chinesischen Qing-Dynastie. Im Anschluss schlagen Chalcha und Mandschu gemeinsam die Oiraten bei Zuunmod (1696).

1720-1789: Das Reich der Oiraten, Ostturkestan, Tibet, Burma und Vietnam werden von den chinesischen Mandschu erobert.

19. und 20. Jahrhundert

Wanden & Trekking. Lösung von China

19. Jh.: Mit dem europäischen Kolonialismus wird das Chinesische Reich geschwächt. Aufstände der Han-Chinesen gegen die Mandschu-Herrscher setzen die Republik durch. 1912 dankt der letzte Kaiser ab. Bis zum Sieg Maos 1949 ist China von Machtkämpfen der Warlords, Bürgerkriegen und anderen Konflikten zerrissen.

1838: Gründung des Klosters Gandan

1895: Engländer und Russen klären ihre Einflussgebiete in Asien im Pamir-Abkommen.

1911: Nach dem Untergang der chinesischen Mandschu-Dynastie löste sich die Äußere Mongolei von China. In der Inneren Mongolei hatten viele Mongolenführer Grundbesitz und wirtschaftliche Interessen in China, so dass die dortigen Unabhängigkeitsbestrebungen blutig unterdrückt wurden.

Die Khalka-Mongolen der Äußeren Mongolei setzen einen Lama mit dem Titel Bogd Gegeen Khan als Staatsoberhaupt ein. Ähnlich wie in Tibet mit dem Dalai Lama kommt es also auch in der kulturell eng verwandten Mongolei zu einer Theokratie.

Urga - später umbenannt in Ulan Bator - wird Hauptstadt. Die in der Äußeren Mongolei lebenden Chinesen wurden vertrieben. Bergbau und Bäuerliche Landwirtschaft gingen zu Grunde, weil die Mongolen nicht fähig und nicht Willes waren, in diesen Bereichen zu arbeiten.

1912 kommt es zu einem Bündnis mit Russland als Schutzmacht gegen China, 1913 mit Tibet. Russland versichert, in der Mongolei - die offiziell noch zu China gehört - weder chinesische Siedler, noch chinesisches Militär zu dulden. 1915 kommt Japan als Schutzmacht dazu.

Innerasien

1918-1919: China nutzt die Schwäche Russlands nach dem Ersten Weltkrieg und im Bürgerkrieg und besetzt die Mongolei. Der Bogd Khan verweigert den freiwilligen Anschluss an China und wird inhaftiert. Chinesische Geschäftsleute beginnen mit der Ausbeutung und dem Eintreiben von Zinsen auf alte Schulden.

1920/1921: Der aus dem Baltikum stammende, früher unter dem Zaren dienende russische Offizier Roman von Ungern-Sternberg vertreibt mit den ihm treuen Kosaken die Han-Chinesen.

Von Ungern-Sternberg ist gläubiger Buddhist, hatte schon lange eine Beziehung zur Mongolei und agiert in seiner Karriere zwischen ambitioniert, temperamentvoll und fanatisch. Nach dem verlorenen russischen Bürgerkrieg, in dem er für die Weißen kämpfte, flieht er mit seiner "Asiatischen Division" in die Mongolei. Mit wenigen tausend Mann schlägt er die weit überlegenen Chinesen und befreit den Bodg Khan. Dieser macht ihn zum Kriegsminister, faktisch beherrscht er nun die Mongolei. Er träumt von einer Wiedererrichtung des Großreichs und von der Nachfolge Dschingis Khans.

Erst als Befreier gefeiert, wird von Ungern-Sternberg nach Plünderungen und Massakern in der Hauptstadt Urga schnell als fanatischer Psychopath, als "blutiger Baron" wahrgenommen. Er wird seinerseits von den kommunistischen Revolutionären unter Damdiny Sükhbaatars und mit Hilfe der Roten Armee Russlands besiegt und 1921 hingerichtet.

1920: Gründung der Mongolischen Volkspartei

Wanden & Trekking. Kommunistische Phase ab 1920

1920 gründen sieben junge mongolische Revolutionäre eine eigene Partei, die später zur Staatspartei MRVP werden sollte. Ihr Führer war Damdiny Sükhbaatar. Die Kommunisten nehmen Kontakt mit Moskau auf und besiegen mit Hilfe der Roten Armee die Kosaken des Blutigen Barons. Dieser wird schließlich von seinen eigenen, kampfmüden Truppen an die Kommunisten ausgeliefert.

1921 - 1937: Nach der Machtübernahme der Kommunisten bleibt der Bogd Khan zuerst Staatsoberhaupt. Erst mit seinem Tod 1924 wird die Theokratie abgeschafft. In diesem Zuge wird die Mongolei (eigentlich nur die Äußere Mongolei) zur Volksrepublik erklärt. Zu diesem Zeitpunkt ist Damdiny Sükhbaatar allerdings schon ums Leben gekommen (1923). Die Umstände werden nie ganz geklärt. Es hatte sich aber nicht gerade durch Moskau-Treue ausgezeichnet.

In der Volksrepublik Mongolei sind die Kommunisten eine kleine Minderheit. Die Bevölkerung hört vor allem, ähnlich wie in Tibet, auf ihre religiösen Führer. Fast jede Familie schickt mindestens einen Sohn ins Kloster und die Mönche sind sehr einflussreich. Gleichzeitig kann man die mongolischen Kommunisten eigentlich eher als Nationalisten begreifen, denn als ideologische Kommunisten. Ähnlich wie z.B. Kuba sieht die Mongolei nur in der Anlehnung an die Sowjetunion die Möglichkeit, das Land zu modernisieren und anderen fremden Einflüssen, wie denen des mächtigen China, zu trotzen.

Damit sind aber permanente Konflikte zwischen den mongolischen Führern und den sowjetischen Beratern vorprogrammiert. Letztere fordern mehr Engagement im schnellen sozialistischen Aufbau. Der mongolischen Führung geht es eher um den Ausbau eines laizistischen Bildungssystems und der organischen Umsetzung sozialer Reformen. Die von Moskau geforderte Entmachtung und Unterdrückung der reaktionären Mönche wird von den mongolischen Führern ausgebremst.

Der mongolische Premierminister Genden, der 1935 in Moskau mit Stalin in Konflikt gerät, wird 1937 unter dem Vorwand, ein Spion zu sein, in Moskau erschossen. Es soll angeblich Stalin vor Ärger über dessen mörderischen Anordnungen Zar genannt und ihm die Pfeife aus dem Mund geschlagen haben. Außerdem widersetzte er sich den Plänen, die buddhistischen Mönche in der Mongolei zu ermorden und sowjetische Truppen dort zu stationieren. Die Nennung seines Namens wurde nach seiner Hinrichtung unter Strafe gestellt und erst 1990 wurde Genden rehabilitiert. In Gendens früherem Wohnhaus eröffnete seine Tochter 1998 das "Museum zur Erinnerung an die Opfer der Politischen Verfolgungen".

Wanden & Trekking. Kulturrevolution auf mongolisch

1937 wird unter Druck der Sowjetunion Khorloogiin Choibalsan (Tschoibalsan), ein Revolutionär der ersten Stunde, zum Führer der der Staatspartei und damit der Mongolei ernannt. Dieser setzt als willfährige Marionette Stalins Vorstellungen in der Mongolei um. Sowjetische Truppen werden zur Unterstützung gesandt und eine brutale Unterdrückungswelle mit politischen Säuberungen und der Liquidierung von Mönchen und politischen Abweichlern wird gestartet.

Auch die Kommunistische Partei selbst, die MRVP, wird gesäubert. Intellektuelle, die im Ausland studiert hatten, werden zum größten Teil getötet. Von den 700 Klöstern werden fast alle zerstört und die Mönche werden fast alle erschossen. So kommen in dieser Kulturrevolution, die sich durchaus mit der chinesischen vergleichen lässt, etwa 30.000 Menschen ums Leben. Das sind gut 5 % der Bevölkerung der Mongolei. Ähnlich wie in Tibet wird auch die materielle Klosterkultur mit ihren Gebäuden und Kunstwerken sowie ihren jahrhundertealten umfangreichen Schriften zerschlagen und verbrannt. Die mongolische Schrift wird verboten und die kyrillischen Buchstaben werden eingeführt. Alle Mönche über 20 Jahren sollten hingerichtet werden. Die jüngeren kamen in Umerziehungslager.

1939: Im Südosten der Mongolei kommt es zum Krieg zwischen japanischen Truppen auf der einen und mongolischen und russischen Truppen auf der anderen Seite. Die Japaner müssen sich zurückziehen und geben ihre imperialen Bestrebungen an dieser Grenze auf. Die Russen werden von den Mongolen in diesem Krieg als Unterstützer und Schutzmacht wahrgenommen. Der russische Einfluss gewinnt in der Mongolei dadurch in Folge des Krieges an Akzeptanz.

Wanden & Trekking. Nach dem Zweiten Weltkrieg

1945 - 1984: China muss nach dem 2. Weltkrieg auf russischen Druck alle Ansprüche auf die Mongolei aufgeben. Das Land tritt 1961 der UNO bei und unterstreicht dadurch seine Selbständigkeit. Die Führung der Mongolei steht unter Yumjaagiin Tsedenbal (ab 1952) bis 1984 treu und gehorsam an der Seite der Sowietunion.

Traktor

Der Bildungssektor wird ausgebaut und geschickt an die Bedürfnisse der Nomaden angepasst. Universitäten entstehen, und es werden auch viele Studenten im Ausland ausgebildet, z.B. in der DDR. Der Bildungsstand gehört zu den besten in Asien.

Die medizinische Versorgung wird deutlich verbessert und alte Praktiken, die in vielen Fällen zum Tod der Patienten geführt hatten , wurden abgeschafft. Innerhalb eines halben Jahrhunderts verdoppelt sich die Einwohnerzahl. Ab 1960 wird die gesamte Bevölkerung medizinisch versorgt.

Die Landreform führt zur kompletten Umgestaltung der Verwaltungsstrukturen in der Fläche. Die besondere Situation der nomadischen Bevölkerung erfordert besondere Maßnahmen. Während in der Sowjetunion die nomadische Bevölkerung zwangsweise zu Bauern gemacht wird, mit verheerenden Folgen für Kultur, Umwelt und Produktivität, geht man in der Mongolei anders vor. Zuerst wird das Land in kleine Verwaltungsbezirke, genannt Sum, eingeteilt. Das ist vergleichbar vielleicht mit einem Landkreis.

Im Zentrum dieser Kreise entstehen ein Internat mit Schule, ein Krankenhaus und weitere zentrale Einrichtungen. Gleichzeitig gibt es Tierärzte, die wie die Nomaden umherziehen und in Jurten leben. Jede dieser Verwaltungseinheiten verfügt über Sommer-, Herbst-, Winter- und Frühjahrsweiden. Schließlich wird jede Familie einem dieser Sums zugeteilt.

Weniger erfolgreich ist die Kollektivierung der Herden. Die Familien besitzen zwar immer noch eine geringe Anzahl eigener Tiere, die großen Herden sind aber nun im Staatsbesitz und die freien Nomaden sind Angestellte. Das bremst die Motivation und fördert die Spezialisierung, was wiederum zu einem Verlust von jahrtausendealten Fähigkeiten und Kenntnissen führt.

Moderne

1989: Beginn des sowjetischen Truppenabzugs.

1990: Hungerstreik und Demonstrationen auf dem Suchbaatar-Platz. Rücktritt des Politbüros. Erste freie Wahlen.

1991: Privatisierung beginnt.

Mongolei

Währen zu kommunistischen Zeiten die Hirten nur Angestellte sind, machen sie sich anschließend selbständig und bauen ihre Herden auf. Die Stückzahlen an Schafen, Ziegen und Pferden haben sich in der Mongolei vervielfacht. Die Weidegründe reichen für die große Menge an Vieh schon lange nicht mehr und die Überweidung - besonders mit Ziegen, die die Gräser mit dem Wurzeln ausreißen - fördert die Ausbreitung von Steppen und Wüsten. Die Klimaerwärmung, die in der Mongolei überdurchschnittliche Werte aufweist, tut das ihrige dazu. Viele Brunnen trocknen aus.

Als weiterer Faktor ist nicht zu unterschätzen, dass während der kommunistischen Periode viel Wissen der freien Nomaden verloren gegangen ist. Genauso wie im Bereich von Kultur und Religion musste man sich mühsam auf die Kenntnisse der Großeltern und Urgroßeltern besinnen und ausprobieren, was davon noch vorhanden war.

Durch die mageren Weiden ist der Ernährungszustand der Herden schlechter geworden. Gleichzeitig nehmen winterliche Kälteperioden an Menge und Intensität zu. Immer wieder kommt es so zu Massensterben unter dem Vieh. Wenn die Familien so ihre Herden verlieren, bleibt ihnen oft nichts übrig, als in die Slums von Ulan Bator zu ziehen.

Die Verwaltungsstrukturs der Sums hat man beibehalten. Die Finanzierung hat sich aber wesentlich verschlechtert, und die Versorgung mit Bildung und Medizin ist nicht mehr stabil. So konnte die Mongolei zur kommunistischen Zeit die Seuchenfreiheit ihrer Fleischproduktion garantieren - heute aber nicht mehr.

1998: Die dunklen Schatten der Vergangenheit sind in der Mongolei immer noch gegenwärtig. So wurde der zur Wendezeit einflussreichste politische Führer Zorig (Dsorig) 1998 ermordet, ohne dass die Tat aufgeklärt wurde.

Seit der Demokratisierung stellte die alte MRVP (Mongolische Revolutionäre Volkspartei) viele Regierungen. Es gab seit dem auch viele Regierungsrücktritte. Von einer stabilen politischen Entwicklung kann noch keine Rede sein.