Dschingis Khan
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... und was wir von ihm wissen. Die Geschichte seiner Chronik.

Dschingis Khan

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Was wissen wir über Dschingis Khan und seine Taten?

Dschingis Khan, mit eigentlichem Namen Temüdschin, ist der berühmteste Mongole und in der ganzen Welt bekannt. Aber was wissen wir eigentlich wirklich über ihn?

Fangen wir mit dem Aussehen an. Das Bild von Dschingis Khan prangt auf Plakaten, Prospekten, Bierflaschen, Briefmarken, Geldscheinen, Denkmälern und an vielen anderen Stellen. Dabei sieht er immer gleich aus. Dargestellt wird er als alter Mann mit weißem Bart und grauen Haaren. Das liegt daran, dass es nur ein einziges zeitgenössisches Bild von ihm gibt.

Dieses Gemälde gehört zu einer Reihe von Kaiser-Bildern, die im Historischen Museum von Peking hängen. Und es gibt auch nur eine einzige, kurze wörtliche Beschreibung von ihm, die in seiner Familienchronik zu finden ist. Dort steht, er hatte Feuer in den Augen und Glanz im Gesicht. Mehr nicht.

Unabhängig von der Beschreibung des Äußeren von Dschingis Khan bzw. Temüdschin erfahren wir in dieser Chronik aber viel von seinem Leben. Dabei sollten wir nicht alles für bare Münze nehmen, denn die Chronik ist von Dschingis Khan selbst in Auftrag gegeben und wenige Jahre nach seinem Tod um 1240 fertiggestellt worden.

Dschingis Khan und die Einführung der mongolischen Schrift

Dschingis Khan hatte in seiner aus Jurten bestehenden Hauptstadt viele Gelehrte aus den eroberten Gebieten angesiedelt, um deren Wissen für den Mongolen nutzbar zu machen. Zum Beispiel gab es da einen Uiguren namens Tata Tonga. Der wurde von Dschingis Khan beauftragt, eine Schrift für die Mongolen zu entwickeln.

Als Grundlage für die mongolische Schrift diente die Schrift der Uiguren, die aus dem Aramäischen stammt und ihren Weg über den Iran zu den Uiguren gefunden hatte. Die aramäische Schrift wurde zwar von rechts nach links geschrieben, aber Tata Tonga strukturierte die mongolische Schrift so, dass sie von oben nach unten gelesen und geschrieben wurde. Das geschah in Anlehnung an das chinesische System, denn mit China war der Austausch von Botschaften besonders intensiv.

Gleichzeitig wurde das uigurische Alphabet verändert und der mongolischen Aussprache angepasst. Das älteste Zeugnis dieser Schrift ist eine Steinstehle aus dem Jahr 1225, in der ein Bogenschütze für einen besonders weiten Schuss von 335 m gerühmt wurde.

Bis zur Erfindung der mongolischen Schrift wurden Botschaften, Befehle und Legenden nur mündlich weitergegeben. Dabei wurden lange Texte oft gereimt, damit man sie sich leichter merken konnte.

Mit der Gründung des großen Reiches war es nun aber auch nötig, einheitliche Gesetze zu erlassen und eine effektive Verwaltung einzuführen. Das ging nicht ohne Schrift. Da Dschingis Khan nicht nur mächtiger Krieger und Eroberer war, sondern auch ein kluger und langfristig denkender Staatsmann, wurde unter seiner Führung eine neue Gesetzesordnung, die Jassa, erlassen und schriftlich festgehalten.

Dschingis Khan selber lernte nicht lesen und schreiben. Er befahl aber allen führenden Persönlichkeiten und seinen Kindern und Enkeln, die neue mongolische Schrift zu lernen. In den Folgejahren entstanden viele Werke mit mongolischer Literatur. Sagen, Lieder oder religiöse Texte, alles wurde aufgeschrieben.

Die Lebensgeschichte von Dschingis Khan als Chronik

Später wurden diese Schriften aber auf Befehl der chinesischen Mandschu-Kaiser systematisch geraubt oder zerstört. Was in China nicht nach und nach verrottete, wurde Opfer von Bränden. Und so wurden auch alle Exemplare der mongolischen Dschingis Khan Chronik vernichtet.

Dies könnte das Ende der Geschichte sein, aber wie es sich ein moderner Drehbuchschreiber nicht besser hätte ausdenken können, gibt es doch noch eine überraschende Wendung. Im 15 Jahrhundert hatten chinesische Schriftgelehrte die mongolische Chronik kopiert und unter dem Namen "Geheime Geschichte der Mongolen" in einem kaiserlichen Archiv deponiert. Dort geriet die Schrift in Vergessenheit.

Wanden & Trekking. Die unglaubliche Geschichte der Chronik selbst

Im 19 Jahrhundert entdeckte dann ein russischer Geistlicher und Büchersammler namens Palladius, der eine Missionsstation in Peking leitete, diese chinesische Kopie von Dschingis Khans Lebensgeschichte.

Die Zurückübersetzung der Texte gestaltete sich aber außerordentlich schwierig. Die chinesischen Schreiber hatten den mongolischen Text nämlich nicht ins Chinesische übersetzt, sondern nur den Klang der mongolischen Worte mit chinesischen Schriftzeichen dargestellt. Der russische Mönch Palladius versuchte nun mühsam, daraus wieder mongolische Worte und Sätze zu rekonstruieren.

Mongolische Schrift

Nach sechs Jahren Arbeit kehrte er nach Europa zurück und starb, ohne mit der Übersetzung wirklich weit gekommen zu sein. Nun setzte sich ein russischer Mongolist an diese Aufgabe. Er verbrachte Jahrzehnte mit dem Versuch, war aber nicht erfolgreich. Vermutlich als Ausrede behauptete er, das Manuskript sei ihm gestohlen worden.

Wanden & Trekking. Die Übersetzung der Chronik im 20. Jahrhundert

Auch hier hätte die Geschichte fast ein trauriges Ende gefunden. Aber es gibt noch eine Überraschung. Der japanische Historiker Naito entdeckte eine weitere chinesische Handschrift, die er 1906 drucken ließ. Nun verbreiteten sich viele Exemplare über die ganze Welt, und viele Wissenschaftler setzten sich daran, das Problem der Übersetzung zu lösen.

Schließlich gelang es Erich Haenisch, einem Sinologen aus Berlin, die Biografie Dschingis Khans zu übersetzen. Sein fertiges Produkt ging während des Zweiten Weltkriegs in den Druck, aber das Schicksal scheint sich gegen die Übersetzung der "Geheimen Geschichte der Mongolen" verschworen zu haben. Die komplette Auflage wurde bei einem Fliegerangriff zerstört.

Tja, ist die Geschichte nun hier zu Ende? Nein, denn noch vor dem Druck hatte Haenisch einige Rezensionsexemplare an andere Wissenschaftler verschickt. So wurde das einzigartige Dokument gerettet und bald in viele andere Sprachen, unter anderem auch modernes mongolisch, übersetzt. Und diese Chronik, die "Geheime Geschichte der Mongolen", ist das einzige zeitgenössische Dokument, das uns einen sehr guten Einblick in das Leben Dschingis Khans und die damalige Zeit in der Mongolei liefert.

Literatur, Führer, Karten ...

Der Wille des Ewigen Himmels: Chingis Khan und die Mongolen. Neuübersetzung der Geheimen Geschichte der Mongolen von Jagdal Bat-ochir und Anton Knoll.

Fazit

Das war knapp. Die "Geheime Geschichte der Mongolen" als einzige mongolische zeitgenössische Quelle für das Leben und Wirken Dschingis Khans wäre mehrfach fast verloren gewesen. Nur durch unglaubliches Glück und Zufälle sind wir in der Lage, uns heute ein einigermaßen realistisches Bild über den großen Khan der Mongolei und sein Leben und Wirken zu machen.