Tibet: Rotmützen und Gelbmützen
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Die vier Schulen bzw. Orden im tibetischen Buddhismus.

Mönche, Sera, Tibet

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Allgemeines & Spezielles

Alle Mönche und Klöster des Vajrayana-Buddhismus unterstehen einer der vier Schulen. Unterschiede zwischen den Schulen werden von diesen werden stark hervorgehoben, sind aber aus Sicht des Außenstehenden eher gering. Es geht um verschiedene Interpretationen der Tantratexte, Zölibat, Ordensregeln, magische Praktiken, Betonung des Yoga .... spätere Schulen sind häufig aufgrund der angeblichen geringen Disziplin der älteren Schulen gegründet worden.

In der Vergangenheit wurden Konflikte um religiöse oder politische Themen auch mit Waffengewalt ausgetragen. Dabei ging es oft um politischen Einfluss und Macht.

Als Rotmützen bezeichnet man die Nyingmapa oder die 3 alten Schulen, die Gelugpa werden Gelbmützen genannt.

Man könnte auch die Bön als eine Schule im tibetischen Buddhismus ansehen.

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Die vier Schulen des Tibetischen Buddhismus

Wanden & Trekking. Nyingmapa, Nyingma

Nyingma = die Alten, älteste Schule im Vajrayana. Die Mönche sieht man mit auffällig roten Kleidern. Gründer und Hauptguru des Ordens ist Padmasambhava. Er besiegte die Bön-Geister mit magischen und okkulten Praktiken. Die Mönche lebten früher in Isolation in Einsiedeleien und Höhlenklöstern. Sie galten als Wettermacher, Wunderheiler und Dämonenbanner. Hohe Lamas besitzen außerordentliche Fähigkeiten, die nicht gezeigt werden und über die nicht geredet wird.

Likir Gompa, Ladakh

Padmasambhava hat bei den Auseinandersetzungen mit den Bön heilige tantrische Texte, Ritualgegenstände und Reliquien in Höhlen versteckt, die nur von geistig reifen Menschen gefunden werden können. Diese Texte (Termas) wurden von den Schatzfindern (Tertön, häufig Inkarnationen der 25 Hauptschüler Padmasambhavas) der Nyingmapa gefunden und dienen nun als heilige Texte. So entstanden zwei Arten der Übertragung: Die sogenannte lange Übertragungslinie vom Meister auf den Schüler in einer ununterbrochenen Linie, und die kurze Übertragungslinie der Termas.

Diese Schule repräsentiert die erste Ausbreitung des Buddhismus in Tibet. Die alten Texte und ihre frühen Übersetztungen sind näher an den alten Meistern, die diese in Indien verfassten. Es handelt sich bei den Nyingma um eine relativ unpolitische Schule, die vielleicht etwas weltfremd agiert. Aber die Termas dienen der ständigen Erneuerung.

Die erste Überlieferungswelle begann mit Padmasambhavas und Shantarakshitas Lehren. Sie gründeten das erste buddhistische Kloster in Tibet, Samye, welches sich schnell zum wichtigsten Zentrum des tibetischen Buddhismus entwickelte. Von König Thrisong Detsen erhielten Padmasambhava und seine Schüler, von denen die 25 Hauptschüler wegen ihrer hohen Verwirklichung berühmt wurden, den Auftrag, die buddhistischen Lehren aus dem Sanskrit ins Tibetische zu übersetzen. Padmasambhava und Shantarakshita bildeten 108 Übersetzer aus, die diese Aufgabe erfüllen sollten.

Die Schriften dieser großen Übersetzungsphase bilden die Basis aller Schulen des tibetischen Buddhismus. Vom 8. bis zum 11. Jh. war die Nyingma-Tradition die einzige buddhistische Schule in Tibet. Ab dem 11. Jh. entwickelten sich dann die Schulen der "Neuen Übersetzungen", die sich hauptsächlich auf die Übertragung bislang noch nicht übersetzter Texte konzentrieren.

Bis in das späte zwanzigste Jahrhundert gab es kein "Oberhaupt der Nyingma". Die Nyingma-Tradition war wegen der Vielfalt verschiedenster Übertragungslinien kaum motiviert, noch in der Lage, zentrale Strukturen auszubilden. So entstand eine Situation, die die Nyingma-Tradition (anders als die anderen Schulen) weitgehend aus politischen Konflikten in Tibet herausgehalten hat.

Die Einführung eines Oberhauptes der Nyingma-Schule wurde mit der Errichtung der tibetischen Exilregierung nötig, in die nunmehr je ein Vertreter der großen Traditionen entsandt wurde. "Oberhaupt der Nyingma" ist also keine besondere Weihe innerhalb des Ordens, sondern lediglich ein politisches Amt in der tibetischen Exilregierung.

Wanden & Trekking. Sakyapa, Sakya

Die Schule der Sakyapa wurde 1073 gegründet, Hauptkloster war Sakya. Die Zeit ist gekennzeichnet durch die zweite Ausbreitung des Buddhismus in Tibet (> Atisha) nach einer Phase der Verdrängung durch die Bön. Zentral sind die Schriften vom Weg und seinen Früchten. Sie enthalten die Anleitung zur Erlangung der Buddhaschaft innerhalb einer Lebensspanne. Magie und Orakel gelten als hohe Wissenschaft.

Sakya war der erste Priesterstaat in Tibet. Großlama Sakya Pandita war wie später sein Nachfolger Phagpa (1235-1280) ein Günstling der seinerzeit sehr starken Mongolen, die im 13. Jh. Tibet und China regierten. Phagpa führte Sakya zur Höhe seiner Macht. Kublai Khan und seine Erben setzten Sakya-Lamas als weltliche Herrscher über ganz Tibet ein, bis sie Mitte des 14. Jh. von den Kargyüpa zu einer Lokalmacht zurückgedrängt wurden.

... siehe auch > Sakya (Ort & Kloster).

Matho, einziges Sakyapa-Kloster Ladakhs, verfügt über die fähigsten Orakel des Landes.

Wanden & Trekking. Kagyüpa, Kagyü

Die Kargyüpa übernahmen nach 100 Jahren, nach Zusammenbruch des Mongolenreiches, die weltliche Macht von den Sakyapas. Es handelt sich um eine Sammlung mehrerer halbreformierter Rotmützenschulen, die auf die indischen Mystiker Tilopa und dessen Schüler Naropa (1016-1100) zurückgehen.

Naropas wichtigster Schüler war Marpa, der als verheirateter Bauer lebte, und trotzdem die hohe Yogaschule praktizierte. Er beherrschte z.B. die Erzeugung innerer Körperwärme. Bis heute gibt es in dieser Schule kein verpflichtendes Zölibat (siehe auch > Milarepa). Weitere Details siehe Extraseite > Kagyü, Karmapa, Drukpa

Die Kagyüpa stellen in > Bhutan die wichtigste Schule mit dem Karmapa als höchster Inkarnation.

Manistein, Tibet

Wanden & Trekking. Gelugpa, Gelukpa

Gelugpa = die Tugendhaften, das sind die sog. Gelbmützen. Dies ist die jüngste der großen Schulen. Die Gelug stammen von der Kadampa-Schule (Geistiger Vater Atisha, asketischer indischer Yogi, 11. Jh.) ab, die die mystisch-okkulten Praktiken der anderen Schulen stark kritisierte.

Tsongkhapa (1357-1419) kritisierte den geistigen, moralischen und sittlichen Verfall sowie die schwarze Magie und gründete Reformklöster, in denen wieder die reine Lehre Buddhas im Mittelpunkt stehen sollte, außerdem Disziplin, feste Tagesabläufe und strenges Zölibat. Details siehe > Tsongkhapa.

Das erste Kloster der Gelbmützen war Ganden, danach entstanden Drepung und Sera. Schnell wurden diese drei zu den größten Klöstern Tibets mit je fast 8.000 Mönchen bei letzteren beiden. Weitere Klöster sind Chamdo und Tashilhunpo (Shigatse, Panchen Lama). Die alten Kadampa-Klöster (z. B. Spituk in Ladakh) wurden im 15. Jh. von den Gelukpa übernommen.

Bis 1951 war die Gelukpa-Schule die Staatsschule von Tibet. Sie kontrollierte die religiösen und die politische Macht und stellte den Panchen Lama und den Dalai Lama.

In Ladakh und Zanskar sind die Gelugpa heute ebenfalls die führende Schule (Klöster Spituk, Thikse, Likir, Rizong, Sankar, Rangdum, Tongde, Karsha, Mune, Phuktal).

Literatur

Bücher und andere Quellen zum tibetischen Buddhismus siehe > Literatur Tibet Buddhismus