Via Sett: Von der Schweiz über die Alpen nach Italien
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Allgemeines & Spezielles |
Die Via Sett ist ein Weitwanderweg, der über den Hauptkamm der Alpen von der Schweiz nach Italien führt. Der Weg erfordert aber im Unterschied zu vielen anderen Alpenüberquerungen keine alpinistischen Kenntnisse und Fähigkeiten. Er führt vor allem durch alpine Siedlungs- und Wirtschaftsräume. Dabei benutzt der Wanderer gut ausgebaute und gut markierte Wirtschaftswege und Bergwanderwege, die maximal der Anforderungskategorie T2 auf der Schweizer Trekkingskala (des SAC, Schweizer Alpen Club) entsprechen. Trittsicherheit, gute Kondition, Trekkingschuhe und eine gute Tourenplanung sind aber in jedem Fall Voraussetzung für eine sichere Tour. Vor allem die Wetterprognose sollte man dabei im Auge behalten. Die Route führt in sieben Etappen von Chur bzw. Thusis nach Chiavenna. Bei der ursprünglichen Auszeichnung und Markierung der modernen Via Sett hatte man den Start auf Thusis gelegt. Vor ein paar Jahren aber hat man die bis dahin bestehende erste Etappe von Thusis nach Tiefencastel geändert. Daraus sind nun zwei Etappen (Chur - Lenzerheide, Lenzerheide - Tiefencastel) geworden und nun beginnt die Via Sett in Chur. Das macht historisch Sinn, denn die Route ist auch vor allem im Mittelalter eine wichtige Verbindung zwischen Chur und Chiavenna gewesen. Wo man nun seine Tour heute beginnt, ob in Thusis oder in Chur, bleibt jedem selbst überlassen. Wer weniger Zeit hat, fängt vielleicht in Thusis an. Die Wanderroute geht (über die Lenzerheide,) durchs Surses nach Bivio. Dann über den Septimerpass ins Bergell und nach Chiavenna. Die Gesamtroute ab Chur kannst Du hier bei Outdooractive auf einer Karte sehen mit Beschreibung, GPS-Track und Höhenprofil. Der Septimerpass (bzw. Pass da Sett) war schon in der Römerzeit einer der bedeutendsten Alpenübergänge. Vor allem dann aber im Mittelalter wurde dieser Pass sehr bedeutend und brachte Wohlstand und für einige auch Reichtum in die Region. Vor allem Händler und Pilger, die viel Geld auf der Route ließen, aber auch Könige mit ihrem Gefolge oder Armeen überquerten die Alpen auf der Route über den Septimerpass. Davon profitierte vor allem der damals auf der Nordseite des Pass da Sett herrschende Bischof von Chur. |
Praktische Infos für die Tour |
Beste ReisezeitDie beste Wanderzeit liegt zwischen Mitte Juni und Mitte Oktober. Dann sind die Wetterbedingungen und Wegverhältnisse auch in den höheren Lagen in der Regel gut zum Wandern geeignet. Die Etappen 1 bis 3 könnte man aber auch gut schon ab Mitte Mai bewandern, genauso wie die Etappen 6 und 7 durchs Bergell. Im Bergell herrscht dann sogar bis in den November hinein angenehmes Wanderwetter, und die Saison fängt dort schon Ende März wieder an. Wegezustand, Wegweiser und MarkierungDie Via Sett ist durchgehend mit der Nummer 64 auf grünem Grund beschildert. Zwischendurch findet man auch immer weiß-rot-weiße Markierungen in der Schweiz und gelbe Markierungen in Italien. Auf der Homepage der Via Sett www.parc-ela.ch/viasett findet der Fernwanderer aktuell wichtige Informationen zum Wegzustand inklusive eventueller Sperrungen. Hier gibt es aber auch Angebote für einen Gepäcktransport auf der Via Sett. Noch besser zur Recherche der Wegsperrungen ist die Seite SchweizMobil mit Route 64 (Via Sett). Dort eine Etappe aufrufen, auf der Karte sind dann eventuelle Sperrungen eingezeichnet. Übernachtung, Verpflegung, EinkaufsmöglichkeitenUnterkünfte zum Übernachten und Gasthöfe zur Verpflegung findet man auf der gesamten Route. Da in vielen Orten aber nicht unbegrenzte Kapazitäten zur Verfügung stehen ist es ratsam, die Übernachtungen entsprechend frühzeitig zu buchen. Die Gasthöfe und Hotels sind darauf eingestellt, Wanderer mit einem Lunchpaket zu versorgen. Es gibt aber auch immer wieder Einkaufsmöglichkeiten am Weg. Und Trinkwasser findet man an vielen Stellen am Wegesrand. An und Abreise, ÖPNVAnreise nach Thusis oder ChurThusis und Chur sind gut mit der Bahn zu erreichen. Zum Parken des eigenen Autos in Thusis siehe die Infos unter > Thusis. Rückreise von Chiavenna nach ThusisDer Busbahnhof Chiavenna befindet sich neben dem Bahnhof. Von dort fahren ca. stündlich Busse nach St. Moritz Bahnhof, und dann kann es mit dem Zug weiter gehen zurück nach Thusis. 2024 z.B.: Abfahrt Chiavenna 09:05, 10:05 ... Ankunft St. Moritz 10:41, 11:41 ... Weiterfahrt nach Thusis (z.B. zum Auto) ab St. Moritz 11:02, 12:02 ... Ankunft Thusis 12:31, 13:31 ... Anbindung der Zwischenstationen an den ÖPNVEine weitere Besonderheit im Vergleich zu anderen Alpenüberquerungen ist die Erreichbarkeit aller Etappenorte mit dem ÖPV, i.d.R. dem Bus. Manchmal gilt für bestimmte Verbindungen aber eine Reservierungspflicht, das heißt, man sollte sich rechtzeitig erkundigen. Eine gute Fahrplanauskunft liefert die Schweizer Bundesbahn (SBB) unter www.sbb.ch. GrenzübertrittDie Via Sett führt über eine Landesgrenze, und zwar von außerhalb der EU in sie hinein. Daher sollte man nicht vergessen, seinen Reisepass oder Personalausweis dabei zu haben und alle weiteren Regelungen zur Einreise in die EU zu befolgen. Notfälle, RettungsdiensteIm Notfall gilt in der Schweiz die Nummer des Rettungsdienstes 144 oder die Bergrettung 1414. In Italien ruft man den Rettungsdienst unter 118 oder der europäischen Notrufnummer 112 an. |
Literatur, Führer, Karten ... |
WanderführerVia Sett (Irene Schuler): Ein Wanderführer mit vielen Hintergrundinfos. Die Beschreibung der älteren Ausgaben erfolgt ab Thusis, die der neueren ab Chur. Verlag Terra Grischuna. Der Führer ist eine gelungene Mischung aus Wegbeschreibung und - vo allem historischen - Hintergrundinformationen. KartenLandeskarten der SchweizVon den Landeskarten der Schweiz 1:50.000 bräuchte man eigentlich drei Blätter: 257T (ab Thusis), 248T (ab Chur), 258T und 268T. Dann hat man das Ende um Chiavenna aber noch nicht mit drauf. Kompass Wanderkarte 92Für den südlichen Teil der Via Sett ist die Kompass Wanderkarte 92 - Valchiavenna, Val Bregaglia - sehr zu empfehlen. Der Wanderer auf der Via Sett tritt in das auf der Karte abgebildete Gebiet während der dritten (ab Thusis) oder vierten (ab Chur) Etappe bei Sur ein, kurz vor dem Marmorerasee (Lai da Marmorera). Dieser und der gleichnamige Ort Marmorera sind leicht auf allen Karten zu identifizieren. Auf der Kompasskarte liegt er ganz rechts oben im Blattschnitt. Die Via Sett ist auf der Kompass-Karte mit ihrer typischen Marke, der 64 auf grünem Quadrat, abgebildet. Die Route ist dadurch gut zu erkennen und verläuft quer über das Kartenblatt - über den Septimerpass ins Val Bregaglia bis zum Ziel in Chiavenna. Da auch andere Wanderrouten deutlich in rot abgebildet sind, lassen sich auch Alternativrouten oder Abstecher leicht bewerkstelligen. Durch die Gestaltung der Karte bekommt der Nutzer schnell ein realistisches Gefühl für die Landschaft. Die Gletscher der Bernina fallen sofort auf, aber auch die plastisch gezeichneten und schattierten Gebirgskämme. Als Punktwolken dargestellte Schotterflächen oder deutliche Murengänge, die in das Grün der Talböden eingreifen, vervollständigen den Eindruck. Es gibt auch in Talnähe viele Höhenangaben auf markanten Punkten und der Höhenlinienabstand von 20 m ist für eine gleichzeitig realistische und übersichtliche Darstellung gut gewählt. Einige Gebiete auf der Kompass Karte (1:50.000) sind (im beiliegenden Heft) in einem größeren Maßstab (1:25.000) dargestellt. Für die Via Sett betrifft das die Region um Soglio samt Grenzübergang und das Gebiet um Chiavenna, in dem es am Ende der Tour noch einiges zu sehen gibt. In der Klarsichthülle mit der Kompass-Karte wird auch ein kleiner "Aktiv Guide" geliefert. Das ist auf den ersten Blick ein kleiner Wander- und Reiseführer mit Tipps zum Wandern und Tourenvorschlägen. Hier findet man aber auch die Detailkarten und eine Beschreibung, wie man sich die vorliegende Karte auf sein Smartphone herunter laden kann - mit Zugangsdaten. Das ist besonders praktisch, denn dann muss man nicht immer die ganze Karte ausklappen, wenn man nur mal schnell einen Blick auf diese werfen will. Fast hätte ich eben "Papierkarte" geschrieben ... aber die Kompasskarte ist vielmehr aus einem abwaschbaren Material, das man sogar als Tischdecke oder Regenschutz verwenden könnte. Hier kann man auch mit Faserschreiber agieren, und die Eintragungen später wieder wegwischen. ReiseführerVia Sett - Via Spluga (Luca Merisio): Gut zur Info über die Route und die Sehenswürdigkeiten. Hier ist die Via Sett mit dem ursprünglichen Start in Thusis beschrieben. Laut Klappentest dient das Werk nach meinem Eindruck aber eher als Hintergrundinfo und nicht als Wanderführer. |
Orte, Zwischenstationen & Etappenziele |
ThusisThusis ist gut mit der Bahn zu erreichen. Wer aber mit dem Auto kommt: Parkplätze und weitere Informationen zum Parken findest du unter Thusis.ch - Parkkarte. Hier kann man auch eine Wochenkarte vorab buchen, die kostet 30 CHF/Woche (2024). TiefencastelVor Tiefencastel, in Alvaschein, laufen die Routen aus Chur und aus Thusis zusammen. Hier verlässt der Wanderer das Albulatal und steigt ins Tal der Julia ein. Burg RiomDie Burg Rätia Ampla in Riom (um 1250 erbaut) war die grösste Burg im Surses und eine der größten in Graubünden. Schon die Römer siedelten hier und im Mittelalter gab es einen Königshof. Später verwalteten Vögte die Umgebung, erst für den Bischof von Chur, um 1550 kaufte sich das Tal frei. Nach dem Dorfbrand 1864 verwendete man alles Holz der Festung für den Wiederaufbau des Dorfes. Die einstige Bischofsburg, erbaut 1227, kann von aussen besichtigt werden. In Riom gibt es auch das sehr empfehlenswerte Café Carisch. SavogninDie Seilbahn hinauf zur Station Somtgant (2100 m) ist in der Gästekarte enthalten. Oben wartet die Alp Somtgant (+41787163958) auf Gäste. Letzte Bahnfahrt meist 16:15 h. Im See Lai Bargnan kann man gut baden und nebenan einkehren. Der See wird im Winter abgelassen und dient dann als Parkplatz für die Bergbahn. Savognin - BivioBerghaus Piz Platta: Schöne Einkehrmöglichkeit auf der Alp Tigias nach 3/4 der Tagesetappe von Savognin nach Bivio. Hier gibt es auch eine Busverbindung ins Tal. Alpbeiz Natons: +41779250702. Eine knappe Stunde vor Bivio. Bivio - Septimer - VicosopranoSeptimer-PassDer Septimer (2.310 m) verbindet die Täler Oberhalbstein im Norden mit dem Bergell (Val Bregaglia) im Süden und trennt die Oberhalbsteiner Alpen im Westen von den Albula-Alpen im Osten. Nach Westen kann man vom Septimer über die Forcellina (2.672 m) ins Avers wandern, nach Osten über den Lunghinpass (2.645 m) ins Oberengadin. An den Füßen des Passes liegen Bivio (1.769 m) im Norden und Casaccia (1.458 m) im Süden. Der Septimer war als Pass seit der Römerzeit sehr wichtig und stand in Konkurrenz zum weniger steilen und weniger lawinengefährdeten Julierpass. Möglicherweise nutzte man für die Überschreitung mit schwer beladenen Wagen den Julier, für den Rückweg zu Fuß oder mit leeren Karren dann den kürzeren aber steileren Weg über den Septimer. Auf 2.3409 m wurde ein römnisches Feldlager ausgegraben, dass vermutlich 16 v.Chr. bei den Vorbereitungen zum Alpenfeldzug errichtet wurde. Ca. 600 Soldaten sollten den Septimerpass als wichtigen Nachschubweg für die römische Armee sichern und instand halten. Seit 960 gehörten die Gebiete zwischen Chur und Chiavenna mit allen Zolleinnahmen dem Bischof von Chur und sicherten dessen Macht. Im Mittelalter war der Septimer neben Grossem St. Bernhard und Brenner die wichtigste Verbindung über die Alpen. Hier entlang zogen Händler, Heere und gekrönte Häupter zwischen den nördlich und südlich der Alpen gelegenen Gebieten des Römischen Reiches deutscher Nation. (z.B. 961 Otto der Grosse und 1164 Friedrich Barbarossa). Die Kapelle und das Hospiz St. Peter (Tgesa da Sett) wurde um 1100 auf dem Pass erbaut. 1387 beauftragte der Bischof von Chur den Jakob von Castelmur (Bergell), den Pass zu einer befahrbaren Karrenstrasse auszubauen. Dafür wurdem diesen die Zolleinnahmen für 10 Jahre zugesprochen. 1473: Mit der Öffnung der Viamala gewann die konkurrierende Untere Strasse über den Splügenpass viele Nutzer. Der Septimer mit der Oberen Strasse verlor an Bedeutung. Durch fehlende Renovierungen und Investitionen wurde der Fahrweg wieder zum Saumpfad. Nachdem man immer mehr Wald zu Weideland umgewandelt hatte, stieg die Steinschlag- und Lawinengefahr. So verlagerte sich der Verkehr zunehmend auf die wesentlich sicherere Route über Julier- und Malojapass. Das Hospiz verfiel 1646. 1820 wurde eine Fahrstrasse über den Julierpass gebaut. Der Septimer hingegen wurde in der Neuzeit nicht als Fahrstrasse ausgebaut und der Pass wird heute hauptsächlich von Wanderern und Mountainbikern im Sommer überquert. Einige alte Wegbefestigungen aus dem Mittelalter sind auch heute noch gut erhalten, z.B. am Abstieg vom Pass nach Süden. 1938 wurde die Passhöhe mit vier Maschinengewehrstellungen in Richtung Süden abgeriegelt. So sollte das Eindringen von Soldaten aus Italien auf Schweizer Gebiet verhindert werden. In den 90er Jahren wurden diese und viele andere Stellungen im Gebirge bei der schweizer Militärreform aufgegeben. Das Gebiet zwischen Bivio und Pass wird aber immer noch vom schweizerischen Militär als Übungsgebiet benutzt. Die Europäische Wasserscheide zwischen den Einzugsgebieten von Rhein und Po wird am Scheitelpunkt des Septimer überschritten. Cesa da SettDie Cesa da Sett bzw. Tgesa da Sett oder Septimer-Hütte (2.302 m) ist eine SAC-Hütte, seit 2023 neu und schön zur Einkehr oder zum Übernachten. Die Septimerhütte liegt ca. 5 min. hinter dem Septimer und gut 2:30 h hinter Bivio. Offen bis Mitte Oktober. CastelmurVon Innen, aber bei Zeitmangel auch nur von außen sehenswert ist der Palazzo Castelmur in Coltura bei Stampa: Öffnungszeiten 1. Juni – 20. Oktober, 14:00 – 17:00, 15. Juli – 31. August, 11:00 – 17:00, Montags geschlossen. Preise Erwachsene CHF 8 (2024). CastasegnaCastasegna liegt kurz vor der Italienischen Grenze. Eine Einkehr ist im Hotel Restaurant Post oder in der Salis Pasticceria möglich. ChiavennaHotel Piuro in Prosto: Das Hotel liegt zwar an der Hauptstraße, aber nach hinten raus auch am Fluss. Supermarkt und Apotheke wenige Meter östlich vom Hotel. Camping und Wohnmobilstellplätze bei ChiavennaCamping Acquafraggia Di Lisignoli Guido : Sehr schön gelegener Platz in der Nähe der Wasserfälle mit viel Schatten und Grün. Wohnmobilstellplatz / Area Sosta Camper: Parkplatz des Sportplatzes (Piazzale Leonardo Da Vinci), südlich der Altstadt und westlich des Flusses Mera. Südwestlich von Chiavenna liegt der Camping Bodengo Ranget. Er ist sehr urig und schön gelegen. Man kann auf kleinen Terrassen zelten und es gibt eine tolle Bar. Nördlich von Chiavenna Richtung Splügenpass liegt der Campodolcino Camping. |
Fazit |
Die Via Sett ist die perfekte Alpenüberquerung, wenn ...
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