Trekking in kalten Regionen
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Grundsätze |
Schutz vor FeuchtigkeitVerdunstung führt zu extremem Wärmeverlust. Alle isolierenden Schichten um den Körper müssen absolut trocken sein, wenn sie vor Kälte schützen sollen. Das ist natürlich nicht immer so leicht, weil man ja doch vielleicht mal ins Schwitzen gerät. Danach sollte man nach Möglichkeit die verschwitzte Kleidung (auch wenn es High-Tech-Trekking-Kleidung ist!) gegen trockene tauschen. Das gilt besonders, wenn man abends in den Schlafsack kriecht! Schutz vor WindVom Chill-Faktor und der gefühlten Temperatur hat mittlerweile fast jeder mal was gehört. Wenn man warm bleiben will, muss man sich vor Wind schützen, entweder mit winddichter Kleidung, oder mit Zelt, Plane, Schneehöhle, Steinmauer oder was auch immer. Aus -10 Grad werden bei 72 km Windgeschwindigkeit -36 Grad gefühlte Temperatur. Schutz vor ErschöpfungWenn der Körper erschöpft ist, ist er wesentlich anfälliger gegen Auskühlung. Die Kombination von Auskühlung und Erschöpfung ist eine der häufigsten Todesursachen in den Bergen. Also: die Tour lieber früh genug abbrechen! Schutz vor Hunger und DurstWenn der Körper gut ernährt ist, hat er der Kälte mehr entgegenzusetzen. kein AlkoholAlkohol vertreibt zwar das Kältegefühl, indem es den Körper betäubt. Gleichzeitig funktionieren die Schutzmechanismen des Körpers aber unter Alkoholeinfluss nicht mehr so gut. So verliert man u. U. lebenswichtige Körperwärme. Isolierungje mehr, desto besser. Es gibt immer wieder das Gerücht, dass man im Schlafsack keine Kleidung tragen soll, weil es ohne wärmer sei. Das ist Quatsch, es sei denn, besagte Kleidung ist nass oder feucht. Die Isolierung muss trocken sein, und am besten noch, zumindest außen, winddicht. Sie sollte aber weder zu weit, noch zu eng sein. Zu dicke Luftschichten kühlen durch Zirkulation den Körper aus, zu enge Kleidung behindert die Durchblutung. AllgemeinKommen viele oder alle der o. g. Verschärfungsfaktoren zusammen, kann es bereits bei + 10 Grad Erfrierungen geben! Möglichst erst gar nicht auskühlen: wer schon kalt in den Schlafsack geht, friert schneller! |
Kleidung |
Zwiebelprinzip / ZwiebeltechnikDas Zwiebel-Prinzip bedeutet: Lieber viele dünne Schichten, als wenige dicke. Mehrere dünne Schickten wärmen besser und können flexibler eingesetzt werden. Feuchte Lagen können zum Trocknen weggelassen werden. Außerdem spart man meist noch Gewicht. Als Grundmodell des Zwiebelprinzips oder der Zwiebeltechnik, das aber natürlich an die entsprechenden Touren-Bedingungen angepaßt werden muß, hat sich folgende "Schichtung" bewährt: 1. Schicht: Unterwäsche aus Microfaser, lang oder kurz oder beides 2. Schicht: Leichte Fleece-Bekleidung, z. B.als Sweat-Shirt, Leggins, dünner Pullover oder Hemd. 3. Schicht: Warme Fleece-Kleidung als Jacke, Pullover, Jogging-Hose etc.. 4. Schicht: Windabweisende, strapazierfähige Funktionskleidung. 5. Schicht: Regenkleidung siehe auchMaterialman sollte sich über die Eigenschaften der Stoffe im Klaren sein, um diese richtig zu nutzen. Sogar die verpönte Baumwolle kann in bestimmten Fällen von Nutzen sein, da sie über eine hohe Saugkraft verfügt. Damit kann man z. B. Schuhe trockenlaufen, muss dann die Socken aber austauschen, wenn sie feucht geworden sind. Die richtigen Stellen isolierenFür einen wirksamen Kälteschutz müssen alle Körperteile bedeckt (= isoliert) werden. Der Mensch verliert die meißte Wärme über den Kopf, den Hals und die Leistenbereiche. Trotzdem wird häufig der Kopf als letztes geschützt, weil man dort kaum friert. Relevant ist aber immer der Gesamtwärmehaushalt des Körpers. Also: Mütze auf, Schal um, und auch die Handschuhe nicht vergessen. KältebrückenDie Körperisolierung (= Kleidung) sollte keine Kältebrücken aufweisen. So kann es z. B. bei relativ kurzen Ärmeln Sinn machen, Pulswärmer zu tragen. Und auch die schönste Tätowierung sollte kein Grund sein, die Kälte zwischen Hose und T-Shirt hereinkriechen zu lassen. Nicht zu weit und nicht zu engWenn die Kleidung zu weit ist, muss immer viel Luft vom Körper mit erwärmt werden. Ist die Kleidung zu eng, wird die Blutzirkulation in den Gefäßen gestört. Daunenkleidung ...... ist super bei trockener Kälte, aber wenn man sich viel bewegt oft zu warm. Sie ist eher geeignet für die Pausen oder für´s Camp, oder um nachts den Schlafsack zu unterstützen. Siehe auch
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Schlafen |
Siehe auch die Informationen unter > Schlafsäcke Wenn man nicht auf Gewicht achten muss, hat man es gut. Dann kann man sich nachts so gut isolieren, wie es angenehm ist. Man kann dazu so viele Schlafsäcke und Decken übereinanderfügen, dass einem sicher nicht kalt wird (sofern o. g. Grundsätze, besonders der Feuchtigkeitsschutz, beachtet werden). Für die anderen Fälle habe ich mir angewöhnt, auch auf ein Zwiebelprinzip zurückzugreifen. Statt eines sehr warmen Expeditionsschlafsackes, mit dem ich in weniger kalten Gebieten nichts anfangen kann, nehme ich einen guten 3-Jahreszeiten-Schlafsack, und erweitere ihn im Falle extremer Kälte um einen 500 g leichten Daunenschlafsack (z.B. Yeti Pound), den ich wie ein Inlet in den Hauptschlafsack einziehe. Das Ergebnis ist eine sehr gute Isolation und gute Variationsmöglichkeiten. Vor allem bei relativ dünnen Menschen kommt noch dazu, dass der Körper im Schlafsack wesentlich weniger Luftvolumen erwärmen muss. Denn entscheidend ist auch: der Schlafsack darf nicht zu eng sein, aber auch nicht zu weit, weil man sonst mit dem Körper viel Luft sinnlos aufwärmen muss > dass macht kalt! Wenn man das Zwiebelprinzip mit einem Daunenschlafsack und einem Synthetikschlafsack anwendet, dann sollte der Kunststoffschlafsack außen liegen. Dann liegt der Taupunkt (Kondensation der Feuchtigkeit) in der Kunstfaser, und das ist weniger nachteilig. Um zu verhindern, dass bei Wintertouren oder im extremen Hochgebirge die Körperfeuchtigkeit in die Daune gerät, gibt es Dampfsperren-Inletts (Exped Inlet VBL Linerbag UL, bei Amazon). Wichtig ist aber auch eine gut isolierende Unterlage. Wenig bekannt: es gibt auch daunengefüllte Luftmatratzen (Downmat, bei Amazon). Hohe Isolation und hoher Liegekomfort sind ihre Eigenschaften. Weitere Details siehe > Schlafmatten. Um den ersten Teil der Nacht noch wärmer zu gestalten, kann man eine Flasche mit warmem Wasser als Wärmflasche verwenden. Später, wenn die Nacht am kältesten ist, ist diese Wärme aber meist verbraucht. Trotzdem: man sollte nicht schon frierend in den Schlafsack gehen. Lieber nochmal richtig warm werden, am Feuer, durch Bewegung, oder durch die Wärmflasche. Ganz wichtig ist auch hier wieder das Beachten der Grundsätze, vor allem der Schutz vor Feuchtigkeit und Wind. |
Erfrierung |
Erfrierungen ... ... ersten Grades: Haut ist wachsweiss, kalt, gefühl- und schmerzlos.
Kann durch Erwärmung (schmerzhaft) kuriert werden. Anfangs sieht jede Erfrierung aus wie eine erstgradige. Daher immer vom schlimmsten (3. Grad) ausgehen. BehandlungStellen mit eigener oder fremder Körperwärme anwärmen. Nicht mit Schnee einreiben. Benachbarte Körperteile (nicht die betroffenen Stellen) durch Massieren passiv bewegen. Erfrorene Stellen keim- und druckfrei verbinden. Heiße, gezuckerte, salzreiche Getränke. Kein Alkohol! Unterkunft suchen. Bei schweren Erfrierungen liegend transportieren. In der warmen Unterkunft können heisse Alkoholgetränke gegeben werden. Mehrmals täglich Bewegung in sehr warmem Wasser (35-42 Grad), danach abtrocknen und wieder druckfrei verbinden. Erneute Kälteeinwirkung unbedingt vermeiden, sonst ist das Körperteil verloren! Blasen nicht aufstechen und Platzen verhindern. So schnell wie möglich zum Arzt. |
Unterkühlung |
Die Unterkühlung ist charakterisiert durch ein starkes Absinken der Körpertemperatur. Symptome sind Muskelzittern, ein schneller Puls und eine schnelle Atmung sowie schwindende Muskelkraft. Unterkühlung ist eine der häufigsten Todesursachen bei Outdooraktivitäten! Sie kann bei ungünstigen Verhältnissen schon bei + 10 Grad C beginnen (z. B. beim Paddeln oder einer missglückten Bachüberquerung, wenn man eingeklemmt im Wasser liegt, aber auch schon bei einer Kaltfront und unzureichender Kleidung). Die erste Warnung, das Zittern, wird durch starken Alkoholgenuss oft außer Kraft gesetzt. Folgende Maßnahmen empfehlen bzw. verbieten sich bei Unterkühlung: Entscheidend ist der Schutz vor weiterer Auskühlung. Der Unterkühlte sollte aktive und passive Bewegungen vermeiden und keine Massagen bekommen. Der Transport muss so schonend wie möglich erfolgen, sonst besteht die Gefahr des Bergungstodes! Der Patient soll mit heissen, gezuckerten Getränken versorgt werden, aber nicht mit Alkohol. Immer Atmung und Kreislauf beobachten, damit Erste-Hilfe-Maßnahmen schnell eingeleitet werden können. Aktive Wärmezufuhr oder heiße Bäder vermeiden. Kaltes Peripherieblut darf nicht in den Körperkern gelangen! Das Wichtigste ist die Vorbeugung vor Unterkühlung durch Kleidung, Tourenplanung und Ernährung! Mehr zum Thema siehe unter > Unterkühlung |
kalte Füße vermeiden |
aktive Zehenbewegungen Schuhe groß genug Schuhe und Socken trocken halten, ggf. hilft Talkum (siehe Tipps & Tricks) Bei starkem Schwitzen am Fuß: dünne Socken am Fuß, darüber passende Gefrierbeutel (6 Liter?), darüber dickere Socken. Das Verhindert Durchfeuchten von Socken und Schuhen durch Fußschweiß. Noch besser: Dampfsperre-Socken, z.B. Exped Socken VBL. |
Tipps & Tricks |
Zucker verhindert zu schnelles Einfrieren von Getränken. Ein Biwaksack (immer im Rucksack) schützt vor Wind und Nässe, und damit vor Kälte. Heisse Getränke liefern nötige Wärme von innen. Edelstahl-Thermoskannen mit Vakuumisolierung halten sie lange warm. Es gibt diverse Modelle von Schuh- und Taschenwärmern für den Extremfall. Wer ein Feuer machen kann, hat´s gut! Wer eine Schneehöhle bauen kann, auch! Wo es Strom gibt, kriegt man seine Sachen mit dem Föhn schnell wieder trocken. Achtung bei allen Flüssigkeiten: Kontaktlinsenlösung, Insulin und andere Medikamente! Flüssigkeit friert ein, Gefäße platzen. Wasserfilter: Schnelles Einfrieren der Filterpartrone ab 0° C.! Camel-Bag, Trinksysteme mit Schlauch: Einfriergefahr! Kein Alkohol, denn dieser erweitert die peripheren Blutkanäle und fördert den Wärmeverlust. Raucher haben durch verengte Blutgefäße ein erhöhtes Risiko von Erfrierungen. Kocher: bei Kälte funktioniert Benzin am besten, siehe > Kocher Zum Thema > Steigeisen oder Grödel |
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Notfall-Wärmeisolation: Lehrvideo von Sacki |