Geschichte des Wallis mit Saastal und Mattertal
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Allgemeines & Spezielles zur Geschichte des Wallis |
Das Wallis hat eine bewegte und faszinierende Geschichte, die von geografischen Besonderheiten, politischen Umbrüchen und kultureller Vielfalt geprägt ist. Eingebettet zwischen den mächtigen Alpenpässen und durchzogen vom majestätischen Rhonetal, war das Wallis seit jeher ein bedeutendes Bindeglied zwischen Nord- und Südeuropa. Die Geschichte des Wallis mit dem Saastal und dem Mattertal erzählt von Anpassungsfähigkeit, Widerstandskraft und einer tiefen Verbindung zur Natur. Die Geschichte ist in den Dörfern, den Bergen und den Menschen der Region lebendig geblieben und prägt das Wallis bis heute. |
Frühe Besiedlung, Kelten und Römer |
Die ersten Spuren menschlicher Besiedlung im Wallis reichen bis in die Jungsteinzeit zurück. Später siedelten keltische Stämme in der Region. Mit der Eroberung durch die Römer im Jahr 15 v. Chr. wurde das Wallis Teil des Römischen Reiches und erhielt den Namen Vallis Poenina. Die Römer befestigten viele Garnisonen und bauten Brücken Straßen, auch über die Alpenpässe wie den Grossen Sankt Bernhard. Sie errichteten weitere Infrastruktur wie Wasserversorgung etc. und sie förderten den Weinbau, der bis heute eine wichtige Rolle spielt. |
Das Mittelalter: Burgund, Savoyen und die Walser-Wanderungen |
Im Mittelalter wurde das Wallis Teil des Königreichs Burgund und kam später unter die Kontrolle der Grafen von Savoyen. Gleichzeitig gewann das Bistum Sitten an Macht und Einfluss. Die Konflikte zwischen den Bischöfen von Sitten und den Grafen von Savoyen prägten in der Folgezeit die Politik in der Region. Nach 936 drangen die Mauren aus Spanien, im Wallis meist Sarazenen genannt, von der heutigen französischen Riviera her in die Region ein. Sie plünderten und besetzten zeitweise sogar den Sitz des Bischhofs in Chur (Graubünden) und gründeten Siedlungen im Wallis. Um den Vorstoß der exotischen "Sarazenen" gibt es viele Legenden und Mythen, die schwer von der historischen Realität zu trennen sind. Viele Ortsnamen werden auf die arabische Sprache zurück geführt, oft aber ohne handfeste Belege. Während der sogenannten mittelalterlichen Warmzeit (ca. 900–1300) herrschte ein vergleichsweise mildes Klima in den Alpen. Dadurch war es möglich, höher gelegene Bergregionen landwirtschaftlich zu nutzen, was die Expansion in hochgelegene Gebiete erleichterte. Die Walser, erfahren in der Berglandwirtschaft und Viehzucht, nutzten diese klimatischen Bedingungen, um in höhere, zuvor unbesiedelte Täler vorzudringen. Dabei mussten alle Höhenlagen aufgrund der begrenzten Flächen genutzt werden. Eine wesentliche Grundlage für die landwirtschaftliche Erschließung der Bergregionen ist bis heute das System der > Almwirtschaft Mit dem Beginn der Kleinen Eiszeit (ca. 1300–1850) verschlechterten sich die klimatischen Bedingungen wieder. Die Gletscher wuchsen, die Sommer wurden kühler und feuchter, und die Ernteerträge gingen zurück. Bei der schlecht ernährten Bevölkerung hatte die Pest leichtes Spiel, z.B. bei der Epedemie von 1348. Viele junge Männer dienten als Söldner in fremden Armeen, z.B. der Armee des Papstes, was zum Einkommen der Familien beitrug. Die Walser-AuswanderungZwischen dem 12. und 14. Jahrhundert wanderten viele Walser aus dem Oberwallis in verschiedene hochalpine Regionen der Schweiz, Italiens, Österreichs und sogar Frankreichs aus. Bevölkerungswachstum durch die guten Bedingungen der Warmzeit, die folgende Klimaverschlechterung in Verbindung mit begrenzten Ressourcen in engen Tälern und die notwendige Suche nach neuen Siedlungs- und Weideflächen waren die Hauptgründe für ihre Auswanderung. Lokale Herrscher in anderen Regionen boten den Walsern oft großzügige Privilegien, wie Steuererleichterungen, persönliche Freiheit und Landbesitz, um abgelegene und unbewohnte Gebiete zu erschließen und zu besiedeln. Die Walser, bekannt für ihre Anpassungsfähigkeit an extreme Höhenlagen und ihre Kenntnisse in der Berglandwirtschaft, gründeten zahlreiche Siedlungen in entlegenen Tälern und hochgelegenen Gebieten. Diese Wanderbewegung hat bis heute einen prägenden Einfluss auf die Kultur und Identität vieler alpiner Regionen. Auf den Routen der Auswanderer findet man heute attraktive Fernwanderwege, die > Walserwege Der Weg zur UnabhängigkeitGegen Ende des 14. Jahrhunderts erlangten die Walliser Gemeinden schrittweise mehr Autonomie. Besonders die Oberwalliser Täler, darunter das Saastal, organisierten sich in autonomen Gemeinschaften und wehrten sich erfolgreich gegen fremde Herrschaft. Erste Zusammenschlüsse von Zehnden (vergleichbar mit Kantonen) entstanden, um die Interessen der Talbevölkerung zu vertreten. Die Schlacht bei Visp (1388) und die Burgunderkriege (1474–1477) waren wichtige Schritte zur späteren Selbständigkeit. Das Wallis wurde faktisch unabhängig von Burgund und Savoyen, blieb aber formal Teil des Heiligen Römischen Reiches. |
Unabhängigkeit, Reformation und Napoleon |
16. Jhdt.: Die Reformation und ihre FolgenDas Wallis blieb mehrheitlich katholisch, anders als viele umliegende Gebiete. Die Gegenreformation stärkte die Macht der katholischen Kirche, davon profitierte das Bistums Sitten. 17.–18. Jhdt.: Herrschaft und interne KonflikteDie Selbständigkeit der bäuerlichen Gemeischaften blieb ein schöner Traum. Statt dessen bildete sich eine konservative Aristokratie, die die politische Macht übernahm. Der Klerus und einige Adelsfamilien kontrollierten Land und Ressourcen und beuteten sie aus, was immer wieder zu sozialen Spannungen führte. Der transalpine Handel (z.B. über den Simplonpass) gewann immer mehr an Bedeutung. 1798–1815: Napoleon1798 wurde das Wallis von französischen Truppen besetzt und zur "Rhodanischen Republik" erklärt. 1802 wurde das Wallis zu einem eigenständigen napoleonischen Vasallenstaat und 1810 annektierte Napoleon das Wallis und gliederte es als "Département du Simplon" in den Staat Frankreich ein. Nach Napoleons Niederlage 1815 und dem darauf folgenden Wiener Kongress wurde das Wallis in die Schweizerische Eidgenossenschaft integriert. |
Das Saastal: Abgeschiedenes Tal mit eigenständiger Kultur |
Das Saastal ist ein hochalpines Tal, geprägt von den Viertausendern wie dem Dom und dem Weissmies. Über Jahrhunderte hinweg lebten die Menschen hier von der Landwirtschaft, der Viehzucht und später vom Tourismus. Die Abgeschiedenheit des Tals führte dazu, dass die Saaser Bevölkerung eigene Traditionen und einen starken Gemeinschaftssinn entwickelte. Die ersten Einwanderer waren Kelten und sind von Visp über das Gebirge ins Saastal eingewandert, weil damals von Stalden her keine gangbare Route vorhanden war. So ist auch zu verstehen, dass der eng verbaute Weiler „Unter dem Berg“ als erste menschliche Siedlung im Saastal genannt wird. 939 kamen die Mauren aus Spanien - im Zusammenhang mit dem Wallis meist Sarazenen genannt - über den Monte-Moro- und Antrona-Pass ins Saastal. Sie gründeten wahrscheinlich auch Siedlungen (Bsp. Al Magell) und hinterließen weitere Flurbezeichnungen ( Al A'lin wurde zu Allalin? Al A'lin bedeutet "Höhe“). Die Sarazenen wurden später von der christlichen Bevölkerung assimiliert. 1256: Erste urkundliche Erwähnung des Saastals. um 1400: Die Gemeinde Saas teilt sich in die vier Gemeinden Saas-Fee, Saas-Grund, Saas-Balen und Saas-Almagell. Sechs Häuser genügen, um eine eigene Gemeinde zu bilden. Das Mattmarkgebiet mit seinen Alpen bleibt gemeinschaftliches Eigentum der vier Gemeinden. Familiennamen werden eingeführt. 1836: Pfarrer Johann Joseph Imseng (ertrinkt später im Mattmarksee) sensibilisiert die Bevölkerung für die Chancen des langsam aufkommenden Tourismus. 1881: Das erste Hotel wird durch die Gemeinde erbaut, es heißt nach dem markanten benachbarten Gipfel "Dom". Dieser ist der höchste Berg, der komplett in der Schweiz liegt. 1902: Der Skitourismus entsteht, wird aber im Saastal wegen der schwierigen Anreise vorerst kaum ausgeübt. 1907: Der Eisenbahnbau wird von einem Teil der Bevölkerung verhindert. 1923: Erstes elektrisches Licht in Saas-Fee, gewonnen aus Wasserkraft. 1930: Bau der Wasserversorgung. 1951: Eröffnung der Straße nach Saas-Fee - das vorher eine unbedeutende Almsiedlung war - und Start des intensiven Wintersportes. In der Folge wurde Saas Fee zum eigentlichen wirtschaftlichen Zentrum des Tals. 1954: Bau der ersten Luftseilbahn, diese führte auf den Spielboden. Im Bereich Saas Fee, Saas-Grund und Saas-Allmagell finden sich ca. 150 km Skipisten. 22 Bahnen befördern die Skifahrer auf die Berge. Mehr zum Saastal findest Du unter > Saastal |
Das Mattertal: Tal des Matterhorns |
Das Mattertal, bekannt als das Tal des Matterhorns, ist eines der bekanntesten Täler der Schweiz. Zermatt ist das bekannteste Dorf des Tals und war ursprünglich eine einfache Bergbauernsiedlung. Im 19. Jahrhundert wurde das Mattertal durch die Erstbesteigung des spektakulär aussehenden Matterhorns im Jahr 1865 international bekannt. Der umstrittene britische Bergsteiger Edward Whymper schrieb mit seiner erfolgreichen, aber tragischen Erstbesteigung Geschichte. Diese Expedition machte Zermatt zu einem frühen Zentrum des Alpinismus. Der Bau der Gornergratbahn im Jahr 1898 und der weiteren Bergbahnen im 20. Jahrhundert trug maßgeblich zur Entwicklung des Tourismus im Mattertal bei. Heute zieht die Region Touristen aus aller Welt an, die die majestätische Bergwelt der 4000er erleben wollen. Das Mattertal ist jedoch nicht nur von Bergsteigern geprägt. Die Bewohner des Tals lebten jahrhundertelang von der Viehzucht, Landwirtschaft und dem Handel über die Alpenpässe. Trotz der touristischen Entwicklung hat das Mattertal an vielen Stellen etwas von seinem ursprünglichen Charme und seiner engen Verbindung zur Natur bewahrt. |
Der Aufstieg des Tourismus und die Moderne |
Politische und wirtschaftliche Reformen nach dem Wiener Kongress begannen langsam, das Wallis in den neu entstehenden schweizerischen Bundesstaat zu integrieren. Die Infrastruktur , z.B. Verkehrswege über die Alpen, wurde ausgebaut. Mit dem Aufkommen des Alpinismus im 19. Jahrhundert rückten das Saastal und das Mattertal sowie das gesamte Wallis zunehmend in den Fokus von Malern, Autoren, Bergsteigern und Freizeit-Touristen. Die Erstbesteigung des Doms im Jahr 1858 und die des Matterhorns im Jahr 1865 waren Meilensteine in der Geschichte des Bergsteigens und trugen dazu bei, beide Täler international bekannt zu machen. Der Bau von Hotels und Seilbahnen im 20. Jahrhundert förderte die wirtschaftliche Entwicklung und machte Saas-Fee und Zermatt zu beliebten Ferienzielen, besonders auch im Winter. Das moderne Wallis mit Saastal und MattertalHeute, zum vorläufigen Ende der Geschichte, ist das Wallis ein bedeutendes Tourismus- und Wirtschaftszentrum der Schweiz. Das Saastal und das Mattertal haben ihre Identität weitgehend bewahrt und begeistern Besucher aus aller Welt mit atemberaubenden Landschaften, hochalpinen Erlebnissen und herzlicher Gastfreundschaft. Natürlich herrscht in den Hauptorten im Tal ein entsprechender Trubel. Seilbahnen, Skipisten, Souveniergeschäfte und viele andere spaßige Einrichtungen lenken von der prächtigen Naturlandschaft ab. Wenige Wanderkilometer weiter trifft man aber wieder auf die atemberaubende unverbaute Berglandschaft. Trotz der Herausforderungen durch mächtige Wirtschaftsinteressen, Klimawandel und strukturelle Veränderungen bleiben beide Täler attraktive Ziele, wo Hochgebirgslandschaft, Tradition und Moderne in vielen Fällen immer noch harmonisch zusammenfinden. |
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