Die Almwirtschaft spielt für die Bewohner des Gebirges eine große Rolle. In den Tälern sind Flächen, auf denen Landwirtschaft betrieben werden kann, meist klein und wenig ergiebig. Gerade im alpinen Relief werden die engen Täler oft von extrem steilen Hängen begrenzt.
So konnten die Menschen ihren Lebensunterhalt nur sichern, wenn sie auch die hohen Lagen des Gebirges mitnutzen konnten. Aus diesem Grund entwickelte sich die Almwirtschaft.

Was heißt nun eigentlich Almwirtschaft?
Dies bedeutet, dass im jahreszeitlichen Wechsel das Vieh vom Tal ins Gebirge umgesiedelt wird, um dort im Sommer unter Aufsicht eines Hirten die hochgelegenen Wiesen zu beweiden. So kommt es zu einem regelmäßigen Standortwechsel, der sich am Jahresverlauf orientiert.
Jahresgang des Almbetriebs Wenn der Winter zu Ende ist und der Frühling Einzug hält, liegt in den Hochlagen der Alpen in der Regel noch Schnee. Trotzdem wird das Vieh traditionellerweise schon einmal aus dem Tal etwas den Berg hinauf getrieben.
In der Waldzone, auf halber Höhe der Hänge, finden sich oft auch heute noch Rodungsinseln. Diese wurden und werden als sogenannte Maiensäss genutzt. Das heißt, hier kann das Vieh im Frühjahr schon draußen weiden, obwohl die Almen noch schneebedeckt sind.

Zieht sich der Schnee dann ungefähr im Juni auch von den Hochweiden zurück, wird das Vieh, früher meist Kühe und Kälber, eine Etage höher auf die Almen getrieben. Dort verbringen die Kühe dann in der Obhut von Senn und Hirte den Sommer.
Wenn es im Spätsommer anfängt zu schneien, oder wenn z.b. aufgrund von Trockenheit die Almwiesen nicht mehr genug Futter hergeben, werden die Kühe wieder ins Tal getrieben. Dort Weiden sie oft noch die Talwiesen ab, bevor sie über den Winter in den Stall gesperrt werden.
Das Winterfutter, dass sie dort fressen, hat der Bauer den Sommer über auf den Wiesen im Tal, auf der Maiensäss oder in anderen talnahen Bereichen gemäht. Früher wurde dieses Heu in typischen Heustadeln auf den Wiesen untergebracht. Erst im Winter bei Schneelage konnte man das Heu in großen Mengen mit Hörnerschlitten zu den Ställen fahren.
Tagesgang auf der Alm
Schauen wir uns nach dem Jahresverlauf der Almwirtschaft auch einmal den Tagesverlauf an.
In den Alpen ist das wichtigste Almvieh die Kuh, aber auch Schafe, Ziegen oder Pferde werden auf Almen gehalten. Bei der Beschreibung eines Almtages orientiere ich mich allerdings an der Milchviehhaltung.
Frühmorgens stehen der Senn, der für den Käse und die Milchverarbeitung zuständig ist, und der Hirte, der sich um das Vieh kümmert, mit der Sonne auf. Beide Jobs werden auf kleineren Almen häufig von einer Person durchgeführt, auf größeren Almen (oder Alpen, wie man in der Schweiz und in Vorarlberg sagt) sind auch mehrere Personen beteiligt.

Das Vieh, das über Nacht auf der nahe der Hütte gelegenen Wiese untergebracht wurde, wird zum Melken zusammengetrieben. Dann folgt das Melken selbst, das je nach Ausstattung der Alm und nach Menge des Viehs mehr oder weniger aufwändig ist. Auf heutigen Almen gibt es oft schon
Melkmaschinen. Und heute wird die Milch oft schon am selben Tag hin ab ins Tal befördert. Das ist z.b. möglich durch Materialseilbahnen, oder dadurch, dass eine allradfähige Fahrpiste hinauf zur Almhütte führt.
Früher war das nicht möglich. Aber man hat sich etwas einfallen lassen, um die Milch haltbar zu machen: Die Verarbeitung zu Käse.
Während sich der Senn also nach dem Melken um die Käseherstellung kümmert, treibt der Hirte das Vieh auf die vorgesehenen Weideflächen. Diese wechseln immer wieder, um die Alm möglichst gleichmäßig abzuweiden. So muss der Hirte manchmal weitere, manchmal kürzere Wege mit dem Vieh zurücklegen.
In der Regel kommt der Hirte dann zurück zur Hütte und erledigt diverse Aufgaben. Dazu gehört auch die Reinigung der Ställe und des Melkgeschirrs. Außerdem muss der fertige Käse den ganzen Sommer über gepflegt werden, damit er nicht verdirbt.
Auf vielen Almen gibt es auch Jungvieh, das auf entfernteren Almwiesen steht. Dieses muss alle paar Tage kontrolliert werden. Auch das ist eine Aufgabe des Hirten.

Am späten Nachmittag steigt der Hirte dann wieder zur Herde hinauf, treibt die Kühe zusammen und bringt sie zum Melken zur Almhütte zurück. Nachdem nun ein zweites Mal an diesem Tag gemolken wurde, werden die Kühe in der Nähe der Hütte gehalten. Natürlich muss nun ein zweites Mal der Stall gereinigt, das Melkgeschirr gesäubert und die Milch verstaut werden. Auch müssen die Kühe kontrolliert und deren Gesundheitszustand gecheckt werden.
So bleibt nicht mehr viel Zeit, sich ein Abendessen zu kochen, und vielleicht vor der Hüttentür noch bei einem Bier die letzten Sonnenstrahlen zu genießen.

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