Tibet: Weibliche Gottheiten
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Göttinnen und weibliche überirdische Wesen im tibetischen Buddhismus.

Taras als Begleiterinnen

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Allgemeines & Spezielles

Göttinnen im Lamaismus erscheinen als eigenständige Form und Person, aber auch als Partnerin oder Begleiterin eines männlichen göttlichen Wesens. Wie so oft in Religionsangelegenheiten ist eine mathematische Logik hier fehl am Platz. Es gibt die unterschiedlichsten Formen, Ausprägungen und Überschneidungen. Man trifft z.B. auch auf weibliche Formen eigentlich männlicher Götter.

Reist man in Tibet oder anderen lamaistischen Ländern wie Bhutan, Ladakh etc., wird man oft weibliche Götterdarstellungen finden. Die Göttinnen sind ausgesprochen beliebt und sehr nah an den Menschen. Dabei finden sich auf der friedvollen Seite am häufigsten Darstellungen der Taras, die auch besonders häufig zur Erfüllung von Wünschen angebetet werden. Auf der machtvollen, schrecklichen Seite ist Palden Lhamo eine häufig abgebildete Wächtergöttin. Da sie die abgezogene Haut samt Schädel ihres eigenen Sohnes als Sattel benutzt, ist sie in Malereien meist eindeutig erkennbar.

Weibliche Personen der Geschichte oder Legende sind oft Emanationen weiblicher Götter, wie die Gemahlinnen des tibetischen Königs Bhrikuti und Wen Cheng. Neben der komplexen Idee der Tara und vergleichsweise klarer Figuren gibt es z.B. auch Wesen, die unseren Feen vergleichbar sind. Zornig oder voller Mitgefühl - beides geht auch in einer Figur.

Viele der Göttinnen (wie auch ihrer männlichen Kollegen) sind aus der indisch-arischen Vorstellungswelt übernommen worden und finden dort ihr Pendant.

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Weibliche Gottheiten

Wanden & Trekking. Tara (tib. Drölma), 8 Taras, 21 Taras

Tara heißt im Sanskrit „Stern“. Die Idee der Tara ist die der Retterin. Sie ist die Verkörperung der Liebe und des Mitgefühls. Tara ist aus einer Träne Avalokiteshvaras entstanden.

Nach der tibetischen Überlieferung war Tara einst als Prinzessin inkarniert, die ohne Unterlass zum Wohle aller fühlenden Wesen tätig war. Als sie eine hohe Stufe der Erleuchtung erlangte, verspottete sie ein Mönch: Sie solle sich doch ab jetzt bewusst in überlegenen männlichen Körper inkarnieren. Der Körper einer Frau sei zur Erlangung der Erleuchtung doch eher nachteilig. Als Antwort legte die Prinzessin das Versprechen ab, in Zukunft nur noch als Frau zu inkarnieren, um Erleuchtung in einem weiblichen Körper zu erlangen.

In Tibet wurde sie nach dem Erreichen der Erleuchtung als die Befreierin Tara bekannt. Sie belegte mit ihrer Erleuchtung, dass ein weiblicher Körper genauso zur Erlangung der Erleuchtung geeignet ist wie ein männlicher Leib.

Aus der einen Grundform leiten sich mehrere Taras ab, ursprünglich fünf Taras. Im Laufe der Zeit entstanden die heute bekannten 21 Erscheinungsformen von Tara, die alle auch als eigenständige Göttinnen verehrt werden. Manche der Erscheinungsformen sind friedvoll und sanft. Andere sind zornig und furchteinflößend. Die zornigen Taras haben eine besondere Kraft, Böses zu überwinden.

Die buddhistische Tara ist wie die Göttin Shakti im indischen Tantra: Tara ist die Gesamtenergie im Kosmos, sie ist die weibliche Urkraft, welche hinter dem ganzen Universum steht. Die Tara ist aus einer indischen Sternengöttin hervorgegangen, der Begriff Tara bedeutet ja auch Stern. Tara wurde im 3. Jahrhundert in die Götterwelt des indischen Mahayana-Buddhismus aufgenommen. Später wurde Tara mit der buddhistischen Missionierung auch in Tibet eingeführt. Im tibetischen Vajrayana-Buddhismus wird sie auch als höchste Mutter bezeichnet.

Zusammengefasst steht Tara für alle weiblichen Eigenschaften. Ihre Darstellungen findet man hauptsächlich im Mahayana-Buddhismus und im tibetanischen Vajrayana-Buddhismus. Diese Formen des Buddhismus sind tantrisch geprägt.

In Gruppendarstellungen erscheint sie oft als 8 Taras oder 21 Taras. Ist sie nun eine Göttin oder mehrere - was spielt das für den Buddhisten für eine Rolle? Schließlich ist (sind) auch sie nur ein Bild und ein Teil des einen großen Ganzen.

Wanden & Trekking. Weiße Tara, siebenäugige Göttin

Die weiße Tara ist eine der 21 Taras, ein weiblicher, friedvoller Bodhisattva. Sie gehört zusammen mit Nangyelma und Amitayus zu den Gottheiten des langen Lebens. Die Farbe Weiß symbolisiert perfekte Reinheit und übersinnliches Wissen, die weiße Tara ist die Gefährtin von Avalokiteshvara.

Darstellung:

Die Darstellungen der weißen Tara besitzen meist 2 Augen plus das Dritte Auge plus Augen an Händen und Füßen = 7 Augen. Sie kann damit alles Leid sehen.

Die Attribute der weißen Tara sind Rad, Sonnenschirm und Pfeil. Sie ist eine friedvolle Erscheinung, ihre Körperfarbe ist meistens weiß. Sie hat ein Gesicht und zwei Arme, der rechte ist im Mudra der Freigebigkeit (Handfläche nach vorn) ausgestreckt. Die linke Hand hält in Herzenshöhe den Stängel einer voll geöffneten Lotusblüte (Vitarka-Mudra). Sie sitzt in Meditations -Sitzhaltung, teilweise auch mit hochgezogenem rechten Bein auf einem Lotusthron.

Die weiße Tara kann als Begleiterin des Avalokiteshvara dargestellt werden. Sie erscheint manchmal mit einer Vina (Laute), ähnlich der indischen Göttin Sarasvati.

In einer anderen Form hat sie tausend Köpfe und Arme, sowie je ein Auge in den tausend Handflächen als Symbol ihrer alles schauenden Augen des Mitgefühls. Ihre Attribute sind dann u. a. Rad, Sonnenschirm sowie Pfeil und Bogen.

Als Emanation der Weißen Tara gilt die > chinesische Tangprinzessin Wen Cheng, die zweite Gemahlin des tibetischen Königs Songtsen Gampos, die die große Buddhastatue nach Tibet brachte, die noch heute im Jokhang-Kloster verehrt wird. Siehe > Literatur-Tipp.

Die weiße Tara symbolisiert die transzendentale Wahrnehmung und die vollkommene Reinheit, gewährt ein langes Leben und schützt vor Krankheiten. Ihre sieben Augen symbolisieren höchstes Bewusstsein und ihre Fähigkeit, jegliches Leid schauen zu können.

Der Gläubige kann Schaden nehmen, wenn er das Mantra der Tara rezitiert, ohne die entsprechende Einweisung erhalten zu haben. So werden die Mantren geheim gehalten. Der Mönch erfährt sie erst bei der Einweihung.

Tara, Tibet
Weiße Tara

Wanden & Trekking. Grüne Tara (tib.Drolma Jang), Shyama-Tara

Die Grüne Tara verkörpert den müttelichen Aspekt des Mitgefühls. Die Grüne Tara wurde der Legende nach aus den Tränen des Mitgefühls von Avalokiteshvara geboren.

Die Grüne Tara ist ein weiblicher, friedvoller Buddha und Bodhisattva. Sie ist die Hauptform im Mandala der 21 Taras, die jeweils verschiedene Facetten ihrer Buddha-Aktivität ausdrücken. Sie stammt ursprünglich von einer indischen Sternengöttin ab und wird auch im indischen Mahayana verehrt. Im tibetischen Buddhismus wird die grüne Tara inzwischen verehrt wie kaum ein anderer Bodhisattva.

Die > nepalesischen Prinzessin Bhrikuti, eine der Gemahlinnen des Königs Songtsen Gampo, gilt als ihre Emanation. Bhrikuti brachte die ersten Buddhabildnisse nach Tibet.

Einer anderen Legende nach hat die grüne Tara vor vielen Zeitaltern als Prinzessin Jnanachandra viele Verdienste erlangt. Mönche, die dies erkannten, drängten die Prinzessin dazu um eine Wiedergeburt als Mann zu bitten, damit sie so die volle Erleuchtung erlangen könne. Die Prinzessin lehnte dies aber ab, bezeichnete die Unterschiede zwischen den Geschlechtern als Trugbild und legte das Gelübde ab, bis zur Befreiung aller Wesen fortan in einem weiblichen Körper zu wirken.

Die grüne Tara verkörpert das aktive Mitgefühl aller Buddhas und sie soll vor den acht Arten der Angst schützen. Desgleichen soll sie die ursprüngliche Weisheit vermehren und wird für ihre wunscherfüllenden Qualitäten gepriesen. Es wird ihr eine besondere Schnelligkeit bei der Erfüllung von Wünschen und dem Schutz vor Gefahren zugeschrieben, was durch ihre zum Aufstehen bereite Sitzhaltung symbolisiert wird.

8 Arten der Angst:
1. Löwe Stolz
2. Elefant Verblendung
3. Feuer Zorn
4. Schlange Neid
5. Räuber Falsche Ansichten
6. Gefängnis Geiz
7. Überschwemmung Begierde
8. Dämonen Zweifel

Obwohl die grüne Tara auch weltliche Wünsche erfüllen soll, besteht ihr eigentliches Anliegen darin, die Praktizierenden zur Erleuchtung zu führen. In dieser Weise kann man die acht Ängste, vor denen die grüne Tara schützt, auch als Symbole für die inneren Hindernisse auf dem Weg verstehen.

Zur grünen Tara gibt es auch die zugehörigen Mantras. Da man Schaden nehmen kann, wenn man diese rezitiert ohne die entsprechende Einweihung erhalten zu haben, werden die Mantren der Grünen Tara geheim gehalten, man erfährt sie erst bei der Einweihung. Allerdings ist das friedvolle Mantra der grünen Tara in Tibet weit verbreitet: "Om tare tuttare ture soha".

Ihre Darstellung erfolgt oft als friedvolle Erscheinung von grüner Körperfarbe. Ihr besonderes Kennzeichen ist, dass die mit ausgestrecktem, auf einem Lotus ruhendem rechten Bein (zum Aufstehen bereit, Position der Aktivität) und in Meditationshaltung angezogenem linken Bein auf dem Lotusthron sitzt. Das ausgestreckte Bein macht sie in vielen Darstellungen leicht unterscheidbar von der Weißen Tara.

In der am meisten verbreiteten Darstellung hält sie in ihrer rechten Hand im Mudra der Freigebigkeit (Handfläche nach vorn ausgestreckt) eine voll entfaltete weiße Lotusblüte. Mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand hält sie auf Herzenshöhe den Stängel einer blauen, halbgeöffneten Utpala-Lotusblüte. Jede dieser Blumen hat drei Knospen, womit sie die grüne Tara als die Mutter der Buddhas der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft symbolisieren.

Die Grüne Tara wird allein oder in Gesellschaft anderer (21) Taras abgebildet, sie hat ein Gesicht und zwei oder (seltener) vier Arme.

Wanden & Trekking. Rote Tara:

Die Rote Tara gilt als Göttin der Liebe. Sie kommt zu unglücklich verliebten Männern, wenn keine Frau in der Nähe ist. Meist ist sie ganz in Rot dargestellt. In der Hand hält sie den Pfeil der Liebe und den roten Lotus. Die Rote Tara ist auch bekannt dafür, zornige Gegner und Gegnerinnen zu befrieden.

Wanden & Trekking. Sarasvati (= weiße Tara, s.o.)

Saraswati gilt als Gefährtin von Manjusri. Sie wird oft als identisch mit der Weißen Tara angesehen. Saraswati ist die Göttin der Musik und Poesie. Die Göttin lehrte die Menschen Sprache und Schrift. Sie wird dargestellt als schöne Frau mit weißem Körper, Buch und Laute. (vgl. > Hinduismus: Saraswati). In vierarmigen Darstellungen ist sie meist mit Laute, Buch, Lotus und Wasserkanne abgebildet.

Wanden & Trekking. Parnasavari (tib. Loma Gyönma)

Parnasavari heißt "die mit Laub bekleidete". Sie ist die Patronin der Heilkräuterkunde und wird dargestellt im Laubrock mit Heilkräutern, Granatapfel und Getreideähren.

Grüne Tara, Tibet
Grüne Tara

Wanden & Trekking. Dakinis

Die Daikinis sind Himmelswandlerinnen und waren schon in der Bön-Religion verbreitet, vergleichbar mit Feen. In der Darstellung sind sie oft nackt tanzend (= nackte Wahrheit) mit gruseligen Attributen (Schädel, Hackmesser, Schürze aus Menschenknochen, Zauberstäben), auch bei friedvollen Dakinis.

Daikinis stellen die Vergänglichkeit des irdischen Daseins unverblümt dar.

Wanden & Trekking. Vajravarahi:

Die Vajra-Bache, auch eine Daikini. Dargestellt wird sie mit dem Schweinekopf, Vajra, Schädelschale und Khatvanga (Dreizack). Vajravarahi symbolisiert Freude durch die Erkenntnis der Natur der Leere.

Wanden & Trekking. Palden Lhamo (Sridevi)

Palden Lhamo (auch Pälden Lhamo) ist die einzige weibliche Dharmapala. Sie trägt Schwert oder Vajrastab in der Rechten, eine blutgefüllte Schädelschale in der Linken und reitet auf einem Esel oder Pferd durch einen Blutsee.

Sie benutzt als Sattel die Haut ihres Sohnes. Sie hatte geschworen, ihr Kind zu töten, falls nicht alle Menschen Buddhisten werden würden.

Palden Lhamo ist verwandt mit der hinduistischen Kali, beliebt auch als Yidam. Sie ist die Schutzgottheit des Dalai Lama.

Eine andere Bedeutung ihrer Figur: Aller Schrecken hat keine Realität und ist auch nur eine Erscheinungsform der Leere.

Literatur

Bücher und andere Quellen zum tibetischen Buddhismus siehe > Literatur