Vergleich: Trekking in Nepal, Bhutan oder Tibet?

Welches sind die Unterschiede beim Trekking in Nepal, Tibet oder Bhutan? Organisation, Anforderungen, Erlebnisse und sonstige Bedingungen?

Trekking in Nepal

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Allgemeines & Spezielles

Die berühmtesten und beeindruckendsten Trekking-Regionen der Erde liegen im Himalaya. Nepal ist dabei das klassische Trekkingland schlechthin. Hier liegen die bekanntesten und etabliertesten Trekkingrouten und die Infrastruktur ist sowohl für Individualtrekker als auch für Trekkinggruppen hervorragend. Leider haben gerade die berühmtesten Trekkingtouren aber Ihren Reiz schon wieder etwas verloren, da durch die enorme Popularität des Trekkings - zumindest für meinen Geschmack - in der Saison mittlerweile zu viele Menschen auf Routen wie dem Annapurna-Trek oder dem Everest-Trek unterwegs sind.

Aber es gibt auch nach wie vor fantastische Alternativen - sowohl in Nepal als auch in den anderen Himalaya Regionen - die ihre Authentizität und Ursprünglichkeit erhalten haben. Zu nennen wären da zum Beispiel Tibet und Bhutan. Hier gibt es weniger frequentierte Routen, die immer noch von der Natur und der traditionellen Kultur geprägt sind - und nicht von der touristischen Infrastruktur und internationalen Selfie-Touristen.

Was diese drei Trekking-Ziele unterscheidet und mit welchen Bedingungen man jeweils rechnen muss, versuche ich hier mal in einem Vergleich darzustellen.

Nepal, Tibet, Bhutan: Was gilt für alle drei Regionen?

Bevor ich mich den Unterschieden widme, hier erstmal ein paar Gemeinsamkeiten. In allen drei Regionen wandert man durch fantastische Berglandschaften. Aber der Himalaya ist nicht nur wegen seiner hohen Berge interessant und wegen seiner landschaftlichen Vielfalt, sondern auch wegen beeindruckenden Kulturen und der Harmonie zwischen Natur und Kultur, die diese Region ausstrahlt.

Angepasste Trekking-Ausrüstung und körperliche Fitness

In allen drei Trekkingregionen findet man auch leichte Touren. Wer aber höher hinaus und den Himalaya in voller Pracht erleben will, muss natürlich mit anspruchsvollen Routen rechnen.

Trekkingausrüstung

Das betrifft vor allem die große absolute Höhe. Viele Trekkingziele wie Aussichtsgipfel oder hohe Pässe liegen oberhalb von 4000, 5000 oder sogar 6000 m und gerade in Tibet startet man schon ziemlich hoch. Selbst die Hauptstadt Lhasa liegt schon auf 3700 m Höhe.

Dazu braucht der Himalaja-Wanderer eine gut angepasste und qualitativ hochwertige Trekking-Ausrüstung, die sowohl für die warmen subtropischen Klimazonen in niedrigeren Höhen von Nepal und Bhutan, als auch für die alpinen Regionen weiter oben geeignet ist. Dabei sind natürlich gute Wanderschuhe die Grundvoraussetzung dafür, dass man eine Trekkingtour sicher genießen kann. Regenkleidung und wärmende Kleidung gehören auch immer dazu. Und je nach Tour braucht man dann auch Schlafsack und Isomatte oder sogar Zelt und Kocher.

Fitness und Kondition

Die körperliche Fitness und Konstitution sollten zur gewählten Tour passen. Auch wenn man die Trekkingreise bei einem Veranstalter bucht oder sich an eine lokale Agentur wendet, wird man nicht über den Berg getragen. Daher sollte man vor der Planung der Reise gut überlegen, was man sich zutrauen kann und was nicht. In allen drei Trekking-Gebieten gibt es Touren mit unterschiedlichsten Anforderungsprofilen.

Trekking in Nepal

Und was die absolute Höhe angeht, so liegt der Schlüssel im angepassten Verhalten vor Ort. Hier sollte man genau auf die Ratschläge der Guides hören und diese auch befolgen. Wer individuell trekken geht, sollte sich vorher intensiv mit dem Thema Höhen-Akklimatisation befassen.

So viel zu den Gemeinsamkeiten. Wo liegen aber nun die Unterschiede zwischen den drei Trekkingregionen Nepal, Tibet und Bhutan?

Bedingungen vor Ort und Trekking-Infrastruktur

Wie oben schon kurz angedeutet: Die beste Trekking-Infrastruktur hat Nepal. Hier sind schon seit den 70er Jahren ausländische Wanderer in den Bergen unterwegs. Schon damals trafen sie hier auf gute Bedingungen für ihre Leidenschaft.

Nepal: Platz 1 bei Trekking-Infrastruktur

In Nepal, Verbindungsglied zwischen den unterschiedlichen Wirtschaftsräumen Indien und Tibet, wurde schon immer viel Handel getrieben. Träger-Pfade und Karawanen-Routen durchziehen das Land und spätestens im Abstand von einer Tagesreise konnte man das nächste Dorf erreichen. Überall war es üblich nach Unterkunft und Verpflegung zu fragen und die bekam man in fast jedem Haus.

Im Laufe vieler Jahrzehnte hat sich auf dieser Basis die Trekking-Infrastruktur immer weiterentwickelt. Schon in den 80er Jahren konnte man auf den bekannten Routen Cola und Bier kaufen. Heute ist dem Luxus auch auf Trekking-Touren kaum noch eine Grenze gesetzt. Während man zum Teil noch in den 90ern in Bambushütten und Einraumhäusern mit offenen Feuerstellen übernachtet hat, haben manche Lodges auf den bekannteren Trekkingtouren heute schon Hotelcharakter, inklusive Heizdecke, Frühstücksbuffet und eigenem Badezimmer.

Das gilt allerdings nicht für ganz Nepal, sondern nur für die bekanntesten Trekkingrouten wie die Regionen zu Füßen des Everest, in Langtang oder rund um die Annapurna. Auch in Nepal gibt es noch einsame und authentische Regionen, wo sich eine Trekking-Tour heutzutage kaum von einer in den 80er oder 90er Jahren unterscheidet.

Ihr merkt schon, ich spreche hier von Hütten und Lodges - das ist in der Tat eine Besonderheit in Nepal: Aus den einfachen Unterkünften für durchreisende Händler haben sich die Trekking-Lodges in Nepal entwickelt.

Tibet und Bhutan: Übernachtung bedeutet Zelt und meist auch Agentur

In den Trekking-Regionen Tibet und Bhutan gibt es solche Unterkünfte nicht. Wer dort durchs Gebirge wandert, ist nach wie vor auf das Zelt angewiesen. Daher ist Nepal nach wie vor mit Abstand das beliebteste Ziel für individuelle Trekker. Hier kann man ohne Führer und ohne Begleitmannschaft von Ort zu Ort wandern und trägt nur überschaubares Gepäck. Wer in unbewohnten Regionen Nepals wandern geht oder in Ladakh, Tibet oder Butan, der muss Zelt, Isomatte, Kochutensilien und Verpflegung entweder selbst tragen, sich Träger oder Tragtiere mieten oder sich einer organisierten Tour anschließen.

Das individuelle Trekking in Tibet und in Bhutan ist auch aus anderen Gründen schwierig. Die politische Situation in Tibet ist relativ fragil und zum Trekking braucht man oft spezielle Genehmigungen, die Individualreisende nur schwer bekommen können. Die Lage ändert sich aber immer wieder kurzfristig. Es gibt vergleichsweise wenige etablierte Trekkingrouten und eine Trekking-Infrastruktur wie in Nepal findet man hier auch nicht.

Bhutan: Gute Qualität und hoher Preis

In Bhutan ist das Trekking sehr gut organisiert und es gibt auch mehrere populäre Trekkingrouten. Die spezielle Tourismuspolitik Bhutans schreibt aber vor, dass man sich hier nur in organisierten Gruppen oder zumindest mit einem einheimischen Führer bewegt. Auch hier braucht man entsprechende Genehmigungen und das Trekking in Bhutan ist vergleichsweise teuer, da das Land eine Mindestgebühr pro Aufenthaltstag erhebt.

Wenn man sich für das Trekking in Bhutan entscheidet trifft man aber auf gut ausgebildete Führer und eine professionelle Begleitmannschaft, die das Gepäck auf Pferden oder Yaks transportiert und wo der Koch abends im Küchenzelt leckere Speisen zubereitet.

Auf den Trekkingtouren in Bhutan ist im Vergleich zu Nepal sehr wenig los und man kann die Natur ungestört genießen. Während in Nepal im Everest Gebiet der Helikopterlärm schon zur Plage wird, wandert man in Bhutan wie in einer längst vergangenen Welt. Die Aussichten auf schneebedeckte 7000er und 8000er sind nicht ganz so spektakulär wie an der Annapurna oder am Everest, aber das Gesamtpaket aus vergleichsweise unberührter Natur und buddhistischer Kultur wird jeden Besucher begeistern.

Auch in Tibet ist das Trekking im Wesentlichen über einheimische Agenturen organisiert. Das liegt an der dünnen Besiedlung, den wenigen Versorgungsmöglichkeiten unterwegs und der rudimentären Infrastruktur an den Trekkingrouten.

Wer individuell trekken will und schwere Rucksäcke nicht scheut, der kann ja mal über Trekking in Ladakh nachdenken ...

Natur- und Kultur-Landschaften im Himalaja

Naturlandschaften

Während Bhutan in weiten Teilen ein sehr grünes Land ist, mit Dschungel am Fuß der Berge, Rhododendron- und Kiefernwäldern sowie grünen Almen darüber, ist Tibet ein karges und trockenes Hochland. Wer zwischen diesen beiden Reisezielen schwankt, der könnte sich gut nach seinem persönlichen Vorlieben in Bezug auf Landschaftsbilder richten. Die unterscheiden sich in Bhutan und Tibet nämlich durch die klimatischen Verhältnisse und die daraus resultierende Vegetation enorm.

Trekking in Nepal

In Nepal findet man teilweise Treks (wie die Annapurna-Umrundung), die den Bergwanderer sowohl feuchte Nebelwälder als auch trockene Hochgebirgs-Wüsten innerhalb weniger Trekkingtage erleben lassen.

Kulturlandschaften

Nepal ist auch am abwechslungsreichsten, was die Kultur betrifft. Das Land ist eher hinduistisch dominiert, aber es gibt trotzdem viele Regionen, in denen der tibetische Buddhismus zu Hause ist. Das vor allem in den am höchsten gelegenen Regionen, in denen viele Trekkingrouten liegen.

Tibet und Bhutan sind vom tibetischen Buddhismus geprägt, wobei dieser in Bhutan nach wie vor das tägliche Leben der Bewohner bestimmt, während in Tibet die chinesische Regierung versucht, den Einfluss der buddhistischen Religion zurückzudrängen. So stehen zwar in Tibet die größten und beeindruckendsten Klöster des tibetischen Buddhismus und mit dem Potala der ehemalige Palast des Dalai Lama, andererseits ist es schwer zu übersehen, dass Tibet heute auch kulturell ein Teil Chinas geworden ist.

Preise und Kosten

Die Kosten, die man für eine Trekkingtour rechnen muss, liegen in den drei genannten Ländern in sehr unterschiedlichen Bereichen. Am günstigsten lässt sich eine Trekkingtour in Nepal organisieren. Hier gibt es neben der ausgeprägten Infrastruktur auch jede Menge Agenturen, die man mit der Organisation der eigenen Trekking-Tour beauftragen kann. Das Preisniveau in Nepal ist relativ niedrig, die bürokratischen Hürden sind vergleichsweise überschaubar und der Staat mischt sich weniger in das Trekking-Business ein als in Tibet oder Bhutan. Auch die Kosten für die Anreise liegen für Nepal etwas niedriger.

Das teuerste der drei Trekkingländer ist Bhutan. Wie oben schon erwähnt liegt das an der staatlichen Tourismuspolitik, die aus jedem Besucher einen möglichst hohen Benefit für das Land generieren und gleichzeitig den Massentourismus wie in Nepal verhindern will. Tibet liegt bei den Kosten für eine Trekkingreise dazwischen, vergleichbare Reisen sind teurer als in Nepal und günstiger als in Bhutan.

Trekking-Ausrüstung und Fitness

Wie sieht es nun mit den Anforderungen an Trekking-Ausrüstung und Fitness in den drei verschiedenen Ländern aus? In Nepal ist die Vielfalt an Trekkingrouten am größten und so findet man auch viele Touren, die sowohl an Menge als auch an Qualität nicht allzu viele Investitionen in Ausrüstung erfordern. Andere Routen jedoch - wie z.B im abgelegenen Dolpo, wo man auch in größeren Höhen im Zelt übernachten wird - verlangen da etwas mehr und etwas besseres Equipment.

In Bhutan und in Tibet übernachtet der Trekking-Freund standardmäßig im Zelt und braucht mehr und bessere Trekking-Ausrüstung, als der Lodge-Trekker in Nepal.

Für die körperliche Fitness und Kondition gilt Ähnliches. Wer das Gefühl hat, die eigene Fitness hält sich eher in Grenzen, oder wer möglicherweise aus Altersgründen nicht mehr wie ein Steinbock durch die Berge springt, der findet in Nepal viele einfache Routen, die gut zu bewältigen sind

In Tibet und in Bhutan findet man nicht viele ganz einfache Trekkingtouren, dafür aber genügend Auswahl im mittelschweren und schweren Bereich.

Hygiene und Gesundheit

Bezüglich der hygienischen Verhältnisse steht Bhutan bei den drei Zielen am besten da.  Auch wenn die touristische Infrastruktur sehr dezent ausgebaut wurde, so achtete man immer auch auf Qualität, Professionalität, Sauberkeit und Hygiene.

In Nepal gibt es auch vereinzelt qualitativ hochwertige Unterkünfte und Restaurants, aber der Standard im gesamten Land ist eher mit den einfachen Verhältnissen Indiens vergleichbar.

Tibet liegt in puncto Sauberkeit und Hygiene zwischen Nepal und Bhutan.

Trekking im Himalaja

Die gesundheitliche Versorgung und die Rettungsmöglichkeiten sind in allen drei Ländern natürlich nicht mit den Verhältnissen in Mitteleuropa vergleichbar. Einen organisierten Rettungsdienst oder eine Bergwacht, wie wir sie uns vorstellen, gibt es nicht. Man findet zwar in allen drei Regionen auch gute Krankenhäuser, die Wege dorthin sind unter Umständen aber sehr (!) weit und ein Rettungsflug ist nicht immer leicht zu bekommen.

Wer bei diesem Thema auf der sicheren Seite sein will, der tut gut daran, sich einer Agentur anzuvertrauen. Die haben oft viel Erfahrung und werden auch in Notfällen deutlich effizienter agieren, als man das als Einzelperson könnte.

Fazit

Nepal punktet mit seiner guten Trekking-Infrastruktur und den wirklich herausragenden Landschaften, die hier ein breiteres Landschafts-Spektrum abdecken als in Bhutan oder Tibet. Gleichzeitig sind die beliebtesten Treks aber aus meiner Sicht überlaufen, zumindest in der Hauptsaison. Durch den boomenden Tourismus in den Hochgebirgsregionen muss man sich beim Wandern auch mit Belästigungen wie regelmäßigem Helikopter-Geknatter und Musik aus mitgebrachten Bluetooth-Boxen und ähnlichen Dingen auseinandersetzen. Dafür kann man auch individuell komfortabel von Lodge zu Logde trekken, braucht nicht viel Gepäck zu schleppen und findet am Etappenziel alles, was man für eine gute Erholung braucht.

Das authentischste Trekking-Land dieser drei ist Bhutan. Sowohl kulturell als auch von den Naturlandschaften her ist dieser Teil des Himalaya am wenigsten vom Menschen umgestaltet. Bhutan ist extrem grün, mit viel Wald und sehr dünn besiedelt. Probleme wie großflächige Abholzung, rücksichtsloser Straßenbau, ausufernde Kommerzialisierung oder Massentourismus findet man in Bhutan nicht. Burgen und Klöster sind keine Museen, sondern lebendige Teile der buthanesischen Gesellschaft. Die buddhistische Religion prägt nach wie vor die Kultur des Landes und schützt alle Lebewesen, auch Wildtiere und Vegetation.

Dafür ist das buddhistische Königreich im Himalaya das teuerste der drei Trekkingziele. Und die absolut spektakulären Blicke auf die 8000er findet man hier auch nicht so wie in Nepal oder Tibet. Dafür weiß man, dass die gletscherbedeckten Bergriesen in Bhutan nicht von vielen Bergsteiger-Generationen vermüllt wurden. Als Sitz der Götter ist eine Besteigung nach wie vor verboten.

Auch auf den Trekkingrouten in Tibet findet man keinen Massentourismus, der hält sich an Städte wie Lhasa und Shigatse und an die berühmten Klöster des Landes. Die Trekking-Routen in Tibet sind oft sehr anspruchsvoll und führen durch karge Hochgebirgsregionen. Die Kulturlandschaft ist immer noch stark vom tibetischen Buddhismus geprägt, aber der moderne chinesische Einfluss hat schon viel verändert. Während in Bhutan auch moderne Gebäude im traditionellen Stil errichtet werden, sehen Lhasa oder Shigatse heute in weiten Teilen so aus wie eine x-beliebige chinesische Großstadt.

Zu beachten ist beim Trekking in Tibet, dass man meist schon in relativ großen Höhen startet. Wer Zweifel über seine Höhentauglichkeit hat, der sollte also lieber in Bhutan oder Nepal mit dem Trekking anfangen.

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