Bhutan: Geschichte![]() Die Geschichte des Himalayakönigreichs Bhutan. |
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Allgemeines & Spezielles |
Die Geschichte Bhutans ist eng mit der Geschichte der anderen Himalajaländer sowie Tibets und Indiens verbunden. Aus allen Richtungen ist die ursprüngliche Bevölkerung in die Gebirgsregion im östlichen Himalaja eingewandert. Kulturell und in Bezug auf die Religion war in früher Zeit die Verbindung zu Tibet besonders eng. Seit dem 10. Jahrhundert geht Bhutan aber auch hier seinen eigenen Weg. Trotz enger Verbindungen zu den tibetischen Autoritäten dominiert in Bhutan eine andere Budhhistische Schule, als in Tibet. Das liegt auch daran, dass bei der Stärkung der Macht der Gelbmützen (Gelugpa) in Tibet (durch die Allianz mit den Mongolen) Repräsentanten anderer buddhistischer Schulen u.a. nach Bhutan auswanderten und dort neue Klöster gründeten. Später betonten die Institutionen in Bhutan bewusst die kulturellen Unterschiede zu Tibet, um Bhutans Eigenständigkeit zu dokumentieren. Natürlich ist die kulturelle Abgrenzung zu den hinduistisch geprägten Nachbarn noch größer. Wirtschaftlich aber spielt Indien heute und in der Geschichte des Landes die größte Rolle. Während der Kolonialzeit gab es Konflikte und vertragliche Verbindungen zwischen England und Bhutan. Ein Teil des südlichen Bhutan wurde von den Engländern erobert, das Land wurde aber nie zur Kolonie. Heute spielt Bhutan eine ganz eigene Rolle auf der Welt. Statt alles dem wirtschaftlichem Erfolg unterzuordnen, wird das Glück der Bevölkerung als Staatsziel postuliert. Auch, wenn Bhutan als die Schweiz des Himalaja gilt, das Shangri La kann das Land nicht sein. Aber obwohl Bhutan in einer problemgebeutelten Region der Erde zu hause ist, geht es der Bevölkerung zum großen Teil vergleichsweise gut. |
Geschichte Bhutans in Stichworten |
Ursprüngliche Bevölkerungsverteilung:
Ab ca. 500 v.Chr. lebte die Ethnie der Mompa in Bhutan. Sie waren Jäger und Sammler. Sie waren Anänger des Bön. An sonsten ist über diese frühe Zeit nicht viel bekannt. um 640 n.Chr.: Der buddhistische tibetische König Songtsen Gampo lässt Heiligtümer im Paro und Bumthang-Tal bauen. Der Buddhismus wird die Religion der Herscherschicht, das Volk bleibt beim Bön und es gibt wie in Tibet viele Konflikte darum. Bhutan gehört bis ins 9. Jh. zu Großtibetischen Reich. Im 8. Jahrhundert n. Chr. stärkten indische Missionare den Buddhismus in Bhutan. Um 750: Padmasambhava wirkt in Bhutan (Meditation in der Höhle Tigernest). Die Bön- und die indisch-hinduistischen Einflüsse wurden gewaltsam beseitigt und der Buddhismus in Gestalt des tibetischen Lamaismus zur Staatsreligion erklärt. Damals entstanden viele Klöster, die zu Stützen der feudalen Gesellschaft wurden. 842 n.Chr.: Das Tibetische Reich zerfällt nach der Ermordung von König Langdarma, auch Bhutan zerfällt in kleine Fürstentümer und Klostergemeinschaften. Der Buddhismus wird wieder zurück gedrängt und viele tibetische Buddhisten fliehen in abgelegene Regionen, auch von Bhutan. ab 11. Jh.: Atisha lehrt in Tibet und der Buddhismus breitet sich wieder aus. Aus vielen unterschiedlichen buddhistischen Lehrmeinungen entwickeln sich nach und nach 4 buddhistische Schulen. ab 12. Jh.: Die beiden Kagyügpa-Sekten ringen um die Vorherrschaft in Bhutan. 13. Jh.: Tibet ist weitgehend unter mongolischer Kontrolle. Lamas der Drukpa kommen nach Bhutan und missionieren in den zerstrittenen Fürstentümern unter den Bön. 1578: Die Mongolen setzen mit den Dalai Lamas die Gelugpa als politische und geistliche Macht in Tibet ein. Andere Schulen ziehen sich in abgelegene Regionen, auch nach Bhutan, zurück. ab 1616: Shabdung Nawang Namgyal (Shabdrung Rinpoche, 1594 - 1651) kam als Flüchtling infolge der Konflikte zwischen Gelb- und Rotmützen nach Bhutan. Ihm gelang während seiner Herrschaft ab 1616 die Einigung der bis dahin unabhängigen Fürstentümer des Landes zu einem theokratischen Reich. Der in Tibet geborene religiöse Würdenträger wird als der Gründer des Staates und als Stifter bhutanischer Identität angesehen. Mit seinen kulturellen Errungenschaften - er gliederte alle Regionen des Landes in ein schriftlich verwaltetes Reich ein - legte er den Grundstein zur heutigen bhutanischen Gesellschaft. Der Staat erhielt den bis heute gültigen Namen Druk Yul (Land der Drachen). ab 1629: Viele neue Dzongs werden als Verwaltungs- und Klostersitze und als Verteidigungsanlagen gegen die Einfälle der Tibeter errichtet. 1627: Erste Europäer in Bhutan - 2 portugiesische Jesuiten 1636-37: Gründung Punakha Dzong im Sankosh Tal zur Sicherung des Verkehrsweges nach Tibet. Winter-Sitz des Je Khenpo und bis 1955 des Deb Radscha. 1644-1649: Verschiedene Kriege gegen tibetische Angreifer. Bhutan behauptet seine Selbständigkeit. 1641: Gründung Tashi Ccho Dzong, heute größter Klosterkomplex Bhutans (bei Thimpu) 1646: Gründung Paro Dzong, eins der eindrucksvollsten Dzong. 100 m über dem Paro-Tal auf 2250 m. 1651: Ngawang Namgyals Tod. Dieser wird lange Jahre geheim gehalten, um den Ausbruch von innerbhutanischen Konflikten zu vermeiden. Nach Ngawang Namgyals Tod wurde die Staatsgewalt formell zwischen einem geistlichen Oberhaupt (Dharma Raja, Inkarnation von Ngawang Namgyal) und einem weltlichen Oberhaupt (Deb Raja) geteilt, praktisch lag sie aber in den Händen der Priester (Lamas). Diese stellten die Statthalter (Pönlops), die die Steuern und Abgaben von den Bauern eintrieben und die Gerichtsbarkeit ausübten. Zwischen den feudalen Machtgruppen kam es immer wieder zu Kämpfen, in die sich von Tibet aus sowohl der Dalai Lama als auch der Panchen Lama einmischten. 1651 - 1772: In den folgenden Jahren gibt es immer wieder Einfälle tibetischer und mongolischer Truppen, eigene Versuche, Sikkim zu erobern und im Innern viele Konflikte zwischen unterschiedlichen einflussreichen Parteien.
Nach 1770 verlagern sich die Konflikte in eine andere Richtung, nämlich das Bhutanische Tiefland, das an indische Regionen grenzt. Hier herrschen indische Maharajas und kurz darauf die Britische Ostindien-Kompanie:
nach 1877: Bürgerkrieg und Aufstieg Ugyen Wangchuks:
1927: Ugyen Wangchuks Sohn Jigme Wangchuck besteigt den Trohn 1949 schließt Bhutan mit Indien (nach der Unabhängigkeit) einen Freundschaftsvertrag (Folgevertrag zum Werk von 1910), demzufolge Indien weiter die außenpolitischen Beziehungen Bhutans wahrnimmt und Wirtschaftshilfe (Bau von Straßen und Kraftwerken) leistet. Die jährliche Zahlung wird auf 500.000 INR erhöht. Ein indischer politischer Resident hat seinen Sitz in Gangtok (Sikkim). Bhutan erhält einen kleinen Teil der Duars zurück. 1952: Jigme Wangchuck stirbt, Nachfolger wird sein Sohn Jigme Dorje Wangchuck (Regierungszeit 1952 - 1972). Die ersten Modernisierungen beginnen. 1953/54: Erste Nationalversammlung. 100 Abgeordnete werden vom Volk gewählt, 38 ernennt der König, 12 sind Lamas aus den Klöstern. Der König gibt das oberste Richteramt an ein Gericht ab und setzt ein Kabinett ein. 1955: Der Tashi Chho Dzong in Thimpu wird ständiger König- und Regierungssitz. Ein Kurierdienst zwischen den größeren Dzongs wird eingerichtet. 1956: 5000 staatseigene Sklaven - Nachfahren indischer Kriegsgefangener - werden in die Freiheit entlassen 1958: Staatsbesuch Nehrus (mit Tochter Indira Ghandi) in Bhutan. Sie brauchen 7 Reittage bis zur Hauptstadt. In der Folge wird der Bau des Straßennetztes geplant. 1959: Bodenreform, Begrenzung des Landbesitzes. Verleihung des Bürgerrechtes an 175.000 alteingesessene Nepali mit Verbot weiterer Zuwanderung. Flucht des Dalai Lama durch das Chumbi-Tal nach Indien. 1960: Gründung der Hauptstadt Thimpu, Beginn des Straßenbaus mit Hilfe Indiens 1961: Wirtschaftliche Modernisierung. Erster Fünf-Jahres-Plan. Errichtung eines innerbhutanischen Postdienstes. Zunehmende Spannungen zwischen Indien und China führen zu indisch-bhutanischem Verteidigungsabkommen (aber im Frieden keine Stationierung indischer Soldaten in Bhutan). Aufbau einer kleinen Armee (10.000 Mann). 1962: Indo-Bhutan-Highway, Postdienst mit Indien, erste Briefmarkenserie. Chinesisch-indischer Grenzkrieg. Bhutan baut Verteidigung aus, hohe Rüstungsausgaben (50 % des Haushaltes). 1963: Maharaja nimmt Königstitel an 1964: Gegen die gemäßigten Reformen (z.B. Gewaltenteilung) des Königs Jigme Dorje Wangchuk und dessen Anlehnung an Indien richtete sich eine von Offizieren und Beamten geführte Verschwörung (1964 Ermordung des Ministerpräsidenten Jigme Dorji, 1965 Attentat auf den König). 1968: Konstitutionelle Monarchie: Das Parlament (Tsongdu) erhält, als Bhutan konstitutionelle Monarchie wird, bestimmte Gesetzgebungsrechte. Der königliche Rat und der Ministerrat bilden die Exekutive. Politische Parteien sind verboten. Unter König Jigme Dorje Wangchuk werden die Privilegien der Lamas eingeschränkt und Maßnahmen zum Abbau der feudalen Verhältnisse eingeleitet (Abschaffung der Leibeigenschaft, Bodenreform zur Beschränkung des Großgrundbesitzes, Entwicklung des Bildungswesens ...). Gründung der Staatsbank. 1971 erlangt Bhutan die völkerrechtliche Anerkennung (Aufnahme in die UNO) der de facto schon zuvor bestehenden Eigenstaatlichkeit. 1972: Nach dem Tode Jigme Dorje Wangchuks wird Kronprinz Jigme Singye Wangchuk (17) im Jahre 1972 zum neuen König ausgerufen.
1976: Chukha-Kraftwerk. Größtes Industrieunternehmen Bhutans. 2/3 des Stroms gehen nach Indien. 1981 erfolgte die Ausweisung tibetischer Flüchtlinge, die eine Annahme der bhutanischen Staatsbürgerschaft ablehnten. 1983: Druk Air Gründung 1990: Anschluss an das weltweite Telefonsystem 1990: Politischer Widerstand gegen ein im Jahre 1985 eingeführtes Staatsbürgerschaftsgesetz ist der Grund für die Unruhen und die Vertreibung von mehr als 100.000 nepalesischen Bhutanern (Lhotsampas) aus Südbhutan nach Nepal. 1998 beschränkt König Jigme Singye Wangchuck gegen den Willen des Parlaments seine eigene Macht und unterstellt sich der Autorität des Parlaments. 1999: Einführung des Internet und des Fernsehens mit Schwerpunkt auf Information- und Bildungsfernsehen. 2006: König Jigme Singye Wangchuck dankt zugunsten seines Sohnes ab. 2008: Erste freie Wahlen und neue Verfassung 2011: Hochzeit von König Jigme Khesar Namgyel Wangchuck Siehe auch > Geschichte Tibets |