Religion in Bhutan und Unterschied zu Tibet

Bhutan und Tibet teilen den tibetischen Buddhismus, den Vajrayana. Aber es gibt auch Unterschiede.

Kloster, Bhutan

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Allgemeines & Spezielles

Bhutan und Tibet teilen die buddhistische Tradition des Vajrayana. In diesem gab es aber verschiedene Reformbewegungen, die verschiedene sog. Schulen hervorbrachten.

Die Religion hat in beiden Ländern die Kultur, Gesellschaft und Politik maßgeblich geprägt. Die religiösen Praxi, die historische Entwicklung und die politische Rolle des Buddhismus ist aber in beiden Regionen unterschiedlich, und das nicht erst seit der chinesischen Besetzung Tibets.

Schulen, Religion & Politik

Kagyüpa und Gelugpa

Die dominierende Schule in Bhutan ist die Kagyü-Schule mit der Drukpa-Kagyü-Tradition. Der Buddhismus wurde im 8. Jahrhundert in Tibet und Bhutan durch Guru Rinpoche (Padmasambhava) eingeführt. Später reformierte Marpa der Übersetzer (1012-1097) den tibetischen Buddhismus, auf ihn berufen sich die Kagyü.

Im 17. Jahrhundert vereinte der tibetische Lama Ngawang Namgyal, auch als Zhabdrung Rinpoche bekannt, Bhutan und machte den Drukpa-Kagyü-Buddhismus zur vorherrschenden Lehre. Spätere Reformen, die in Tibet den Buddhismus veränderten (Sakya, Gelug) und die dort später dominierende Lehre und Macht der Gelugpa (Gelbmützen) konnten in Bhutan nicht Fuß fassen.

Weltliche und geistliche Macht

Die bhutanische Königsdynastie, die seit 1907 regiert, hat die buddhistische Kultur und Religion stark gefördert. Tempel, Dzongs (Klosterburgen) und Mönche sind ein fester Bestandteil des täglichen Lebens.

Kloster, Bhutan

Buddhistische Lehren beeinflussen die Politik in Bhutan bis heute. So gibt es in Bhutan das Konzept des Bruttonationalglücks (Gross National Happiness, GNH), das einen Gegenentwurf zum modernen Materialismus bieten soll, indem es einen (bescheidenen) Wohlstand mit spirituelle Werten wie Glück und Zufriedenheit vereint.

In Bhutan herrschte traditionellerweise ein weltlicher König, die geistliche Macht lag bei den Klöstern.

In Tibet hatte der Dalai Lama die politische und religiöse Macht inne, bis die chinesische Okkupation ab 1950 die theokratische Herrschaft beschnitt und später beendete.

Bhutan ist heute das einzige Land der Erde, in dem der Vajrayana-Buddhismus offizielle Staatsreligion ist.

Fazit

Bhutan und Tibet besitzen kulturell und religiös viele Gemeinsamkeiten. Sie unterscheiden sich aber stark in ihrer religionsgeschichtlichen, politischen und historischen Entwicklung.

Bhutan hat seine alte religiöse Tradition in einem unabhängigen Umfeld bewahrt und weiterentwickelt, während Tibet nach verschiedenen Reformbewegungen neue Schulen etablierte, die auch die politische Macht übernahmen.

Durch die chinesische Kontrolle erlebt Tibet seit den 50er Jahren eine erheblichen Einschränkung seiner religiösen und kulturellen Freiheit. Der Buddhismus bleibt jedoch in beiden Regionen eine starke Kraft, die Kultur, Gesellschaft und Identität prägt.

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