Geschichte der Pflanzen: Hanf / Cannabis
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Allgemeines & Spezielles |
Hanf zählt zu den ältesten Nutzpflanzen der Erde. Aus Hanf, lateinisch Cannabis, können die unterschiedlichsten Produkte hergestellt werden:
Heutzutage tauchen die Begriffe Hanf bzw. Cannabis meist im Zusammenhang mit Marihuana oder Haschich auf. Über die Legalisierungen von Cannabis als Rauschmittel, in den letzten Jahren vor allem in Amerika und Europa, wurde in den Medien viel diskutiert. Die anderen Nutzungen von Hanf werden deutlich weniger beachtet. Dabei erleben auch andere Produkte aus Hanf gerade einen Boom. Kleidung aus den Fasern der Hanfpflanze ist besonders robust, langlebig und umweltfreundlich. Die Gewebe sind atmungsaktiv, antibakteriell und schützen in einem gewissen Umfang vor UV-Strahlung. Das macht sie vor allem für Sommerkleidung und für Sport-, Arbeits-, Freizeit- und Outdoorkleidung interessant. Heutzutage erlebt Hanf in der Mode eine Renaissance, insbesondere im Bereich der nachhaltigen und ökologischen Mode. Hanf wächst schnell, benötigt wenig Wasser und keine Pestizide, was es zu einer der am nachhaltigsten produzierten Fasern macht - im Gegensatz zum viel kritisierten Anbau von Baumwolle. Der Anbau von Hanf verbessert zudem die Bodenqualität und kann auch auf kleineren Flächen vergleichsweise hohe Erträge erzielen. Auch CBD (Cannabidiol) als Inhaltsstoff der Hanfpflanze hat in den letzten Jahren sehr an Bedeutung gewonnen. Im Gegensatz zu THC (Tetrahydrocannabinol), dem psychoaktiven Bestandteil von Cannabis, ist CBD nicht berauschend. Mit CBD versucht man, die positiven Wirkungen der Hanfpflanze ohne seine berauschenden Eigenschaften zu nutzen. Dabei werden verschiedene gesundheitliche Wirkungen vermutet, zu denen gerade intensiv geforscht wird. Gleichzeitig entwickelt sich eine Wirtschaftsstruktur, in der vom Hanf-Produzenten bis zum CBD Großhandel immer neue Firmen auf den Markt treten. |
Die Bedeutung von Hanf in der Geschichte |
Ursprünglich stammt Hanf vermutlich aus der Region des heutigen Kasachstan.
Frühe Verwendung von Hanf: 5000 v. Chr. bis 1000 v. Chr.Die frühesten Aufzeichnungen über die Verwendung von Hanf stammen aus China, wo es vor weit über 5000 Jahren als eine der ersten Nutzpflanzen kultiviert wurde. Die Fasern der Cannabispflanze wurden verwendet, um Kleidung, Seile und Papier herzustellen. Schon sehr früh wurde Cannabis auch für medizinische Zwecke genutzt, es sollte bei Rheuma, Malaria, Gicht und Gedächtnisverlust helfen. Im alten Indien spielte Cannabis ebenfalls eine wichtige Rolle in der Kultur und Medizin. In den vedischen Schriften, die etwa 1500 v. Chr. entstanden, wurde Cannabis als "heilige Pflanze" verehrt. Sie wurde in religiösen Ritualen verwendet und galt als Mittel gegen Schlaflosigkeit, Verdauungsstörungen und Schmerzen. Antikes Ägypten, Griechenland und Rom: 1000 v. Chr. - 400 n. Chr.Auch in der antiken Welt spielte Hanf eine Rolle, vor allem zur Herstellung von Kleidung. In Ägypten wurden Überreste von Cannabis in Pharaonengräbern entdeckt, und in der griechischen und römischen Medizin fand Cannabis ebenfalls Anwendung, insbesondere als Schmerzmittel. Im Römischen Reich schrieb der Arzt Galen im 2. Jh. n. Chr. über die Verwendung von Cannabis als Heilmittel. Es wurde auch berichtet, dass römische Soldaten Cannabis verwendeten, um Schmerzen nach dem Kampf zu lindern. Verbreitung im Mittelalter: 400 - 1500 n. Chr.In Europa gab es schon vor über 5000 Jahren Hanf, aber während des Mittelalters verbreitete sich der Anbau. In Europa konzentrierte sich die Verwendung von Cannabis hauptsächlich auf seine praktische Nutzung im Alltag und der Arbeitswelt. Neben Nessel und Flachs waren Hanffasern die wichtigsten Grundstoffe für die Herstellung von Seilen, Segeln, Matten und Kleidung (Sisal kam erst später aus Mittelamerika). Hanf war so wertvoll, dass viele europäische Herrscher Gesetze erließen, die den Anbau von Hanf förderten. Der medizinische Gebrauch von Cannabis war in Europa zwar nicht unbekannt, jedoch weniger verbreitet als in Asien. In der arabischen Medizin wurde Cannabis zur Behandlung von Migräne, Schlaflosigkeit und Schmerzen eingesetzt. Erste Globalisierung des Handels: 1500 - 1800Mit der Renaissance und der Ausweitung des globalen Handels verbreitete sich Hanf noch weiter in die westliche Welt. Europäische Entdecker brachten Hanfsamen nach Amerika, wo die Pflanze schnell angebaut wurde. Hanf spielte eine wichtige Rolle in der Wirtschaft der frühen amerikanischen Kolonien. So bauten sowohl George Washington als auch Thomas Jefferson Hanf auf ihren Plantagen an. Die Pflanze wurde hauptsächlich für die Herstellung von Segeln, Kleidung und Papier verwendet. Bei Segelschiffen benutzte man die weichen und flexiblen Hanfseile für alle beweglichen Teile der Takelage, das sog. "laufende Gut". Für das "stehende Gut", die starren Teile wie die Wanten oder festen Verstrebungen hingegen wurde Sisal bevorzugt. Diese Faser war zwar spöder und weniger biegsam, hielt aber besonders lange der Verwitterung stand. In der Neuzeit begannen europäische und amerikanische Ärzte, die medizinischen Eigenschaften von Cannabis zu erforschen. So wurde Cannabis nach und nach auch in Europa und Nordamerika verstärkt als Medikament eingesetzt. 19. Jahrhundert: Medizinischer Durchbruch und Anfang der KriminalisierungIm 19. Jahrhundert erlebte Cannabis einen Boom in der westlichen Medizin. In Europa und Nordamerika wurde es als Heilmittel gegen eine Vielzahl von Beschwerden eingesetzt, darunter Migräne, Schmerzen, Schlafstörungen und psychische Störungen. Apotheker verkauften Hanfpräparate und Cannabis war ein fester Bestandteil vieler Hausapotheken. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts änderte sich die öffentliche Wahrnehmung von Cannabis. In den USA, wo große Wellen von Einwanderern aus Mexiko und dem Nahen Osten ankamen, gab es immer mehr Widerstand gegen die Verwendung von Cannabis als Droge. Die Assoziation des Cannabiskonsums mit gesellschaftlichen Randgruppen trug dazu bei, dass sich negative Einstellungen zu Cannabis verbreiteten. |
Hanf im 20. und 21. Jahrhundert |
Im 20. Jahrhundert wurden die Gesetze in Bezug auf den Konsum von Alkohol, Medikamenten und insbesondere von Cannabis immer restriktiver. Dadurch kam auch der Hanfanbau allgemein in Verruf und der Anbau und der Absatz wurden schwieriger, die Produktion sank. Trotzdem - oder vielleicht auch gerade deshalb - wurden Marihuana und Haschisch zu so einem prägenden Bestandteil der Jugendkultur der 70er Jahre. Trotz der drohenden harten Strafen nahm der Konsum zu, und eine Bewegung zur Legalisierung von Cannabis entstand. Auch die Verwendung von Kleidung und anderen Produkten aus der Hanfpflanze wurde zuerst in alternativ-ökologisch denkenden Subkulturen modern. In den 90ern änderten sich die Ansichten zu Cannabis auch bei den Gesetzgebern. 1996 legalisierte Kalifornien als erster US-Bundesstaat die medizinische Verwendung von Cannabis. Viele weitere Staaten folgten und die Regelungen zum Cannabiskonsum wurden sukzessive gelockert. In Deutschland wurde Cannabis nach langer Diskussion 2024 mit einem komplexen Regelwerk legalisiert. Ob diese komplizierte Mischung aus Freiheiten und Beschränkungen dabei hilft, die Drogenkriminalität einzuschränken, oder ob sie eher als Konjunkturprogramm für den internationalen Drogenhandel dient, wird die Zeit zeigen. |
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