Unfälle im Gebirge
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Allgemeines & Spezielles |
Auch wenn das Wandern im Gebirge mittlerweile zum Volkssport geworden ist, das Unfallrisiko beim Bergsport ist nach wie vor eine beachtenswerte Größe. In der modernen Gesellschaft werden auch Bergtouren oft nicht sorgfältig vorbereitet und geplant, sondern eher konsumiert. Eine Abschätzung des Gefahrenpotentials findet bei vielen Hobby-Bergsteigern nicht mehr statt. Vielfach lassen die eigene Erfahrung und die persönlichen Fähigkeiten für die populäre Traumtour zu wünschen übrig. Und auch an die Absicherung der finanziellen Kosten (Bergung, Krankentransport, Verdienstausfall ...) wird oft nicht gedacht - dabei kann man sich bei günstigen Direktversicherern die Preise für eine Unfallversicherung bequem online berechnen. Eine verantwortungsvolle Tourenplanung ist die Grundlage einer sicheren Bergtour, wird aber heute kaum noch beachtet. Bei der Ausrüstung wird weniger auf Notwendigkeiten, als auf das coole Outfit Wert gelegt - und auf möglichst wenig Gewicht im Rucksack. Der Spruch "so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig" wird nur noch zur Hälfte befolgt. |
Rettungen ohne Unfälle? |
Natürlich trifft das nicht für alle Bergwanderer und Bergsteiger in der heutigen Zeit zu. Trotzdem geben die Unfallzahlen und die Statistiken der Bergrettung Impulse zum Nachdenken. Wie kann es z.B. sein, das viele Bergsteiger, die heutzutage vom Helikopter gerettet werden, überhaupt nicht verletzt sind? Schaut man die dokumentierten Fälle genauer an, stößt man oft auf Situationen, die durch die eigene Selbstüberschätzung entstanden sind: Plötzlich kommt der Laien-Kraxler nicht mehr vorwärts, aber auch nicht zurück. Wohl dem, der dann eine gute Unfallversicherung hat! Etwa 40 % der Rettungseinsätze beschäftigen sich mit diesem Phänomen, das entsteht, wenn die Selbstüberschätzung am Berg auf die Realität trifft. So wird die freiwillige unbezahlte Tätigkeit der sowieso vielfach schon überforderten Bergwacht für Fälle gebunden, die gar keine Unfälle sind. Erfahrene und verantwortungsvolle Bergsteiger, die unverschuldet in schwierige Situationen oder Unfälle geraten, sind aber auf eine einsatzfähige und einsatzwillige ehrenamtliche Bergwacht angewiesen. |
Häufigste Ursachen für Unfälle |
Was sind nun die häufigsten Unfallursachen? Zusammenfassen kann man diese unter der Überschrift "subjektive Fehlleistungen". Hier erkennt man schon den engen Bezug zu den Erfahrungen, Kenntnissen und Fähigkeiten der beteiligten Personen. Subjektive Fehlleistungen sind z.B. falsche Entscheidungen, mangelnde Vorbereitung, fehlende Ausbildung für schwieriges Gelände, Selbstüberschätzung, mangelhafte Ausrüstung und unzureichende körperliche Verfassung. Stolpern und Ausrutschen gehören ebenfalls zu den häufigsten Unfallursachen. Hier spielen oft nachlassende Kräfte und daraus folgend nachlassende Konzentration eine Rolle. Zusätzlich ist das Thema Gruppendynamik zu beachten. Wenn sich keiner aus der Gruppe eine Blöße geben will, z.b. durch den Vorschlag umzukehren, gleichzeitig aber auch niemand die Verantwortung für alle übernimmt, kann es schnell zu gefährlichen Situationen kommen, in die jeder einzelne Wanderer aus der Gruppe nicht geraten wäre. |
Objektive Unfallursachen |
Neben den subjektiven Fehlleistungen treten in der Statistik auch objektive Unfallursachen auf. Dazu gehören z.B. Steinschlag, Wettersturz oder Gewitter. Beim Steinschlag sollten der Bergsteiger und der Bergwanderer wissen, wie man ihn vermeidet oder ihm ausweicht. Wettersturz und Gewitter werden in der Regel vom Wetterdienst prognostiziert. Wer dort hinein gerät, hat vermutlich bei der Tourenplanung - zu der auch die Abfrage des Wetterberichts gehört - geschlampt ... oder ist das Risiko bewusst eingegangen. Und damit sind wir schon wieder bei den subjektiven Fehlleistungen. |
Noch mehr Zahlen |
Einen Unfall einer einzelnen Ursache direkt zuzuordnen ist schwer. Bergunfälle haben meist mehrere Gründe, die sich gegenseitig verstärken. Zwei Drittel der Unfälle im Gebirge treffen nicht wagemutige Kletterer oder tollkühne Mountainbiker, sondern einfache Wanderer. Etwa 50 % der an Unfällen beteiligten Bergfreunde war vor 30 Jahren noch jünger als 20 Jahre alt - was auf mangelnde Erfahrung und hohe Risikofreude hindeutet. Heute gibt es daneben aber einen zweiten Schwerpunkt im Altersbereich der 50- bis 65jährigen ... die sich selbst überschätzen? Von den Wanderunfällen in den Alpen ereigneten sich 50 % nach stolpern, ausrutschen oder dem Verlieren des Gleichgewichts. Konzentration und Ausdauer spielen hier eine große Rolle. 17 % der Unfälle geschahen nach Verirren. Und etwas über 10% der Unfälle - aber fast 30 % der tödlichen Unfälle - sind auf Herz-Kreislauf-Probleme zurückzuführen, also in der Regel auf eine nicht ausreichende körperliche Verfassung. Siehe auch |