Wie sinnvoll sind Einlagen für Wanderschuhe?

Welche Vor- und Nachteile haben Einlagen bei Wanderschuhen, wobei können sie helfen und was muss ich dabei beachten?

Einlagen Schuhe

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Allgemeines & Spezielles

Das Thema Wanderschuhe ist sehr komplex und ich habe in vielen anderen Beiträgen schon über Wanderschuhe geschrieben. Heute möchte ich mich mal etwas näher mit dem Thema Wanderschuhe und Einlagen befassen - damit meine ich sowohl Standard-Einlegesohlen, die man im Schuhgeschäft oder im Internet kaufen kann, wie auch orthopädische Einlagen, die von einem Orthopädieschuhmacher individuell angefertigt werden.

Zuerst mal möchte ich über meine eigenen Erfahrungen berichten. Ich bin beruflich und privat schon tausende Kilometer in Wanderschuhen ohne extra gekauften Einlagen gewandert, aber ebenfalls auch schon tausende Kilometer mit Standardeinlagen und mit orthopädischen Einlagen.

Meine Erfahrung mit individuellen orthopädischen Einlagen beim Wandern

Ursprünglich habe ich mir natürlich überhaupt keine Gedanken um Einlagen gemacht und bin einfach mit den neu gekauften Wanderschuhen losgelaufen. Dann wurde ich durch eine Freundin auf orthopädische Einlagen aufmerksam gemacht und habe das mal probiert.

Scheinbar hatte ich gleich beim ersten Mal großes Glück mit dem Orthopädieschuhmacher. Er hat mir einen speziellen, besonders weichen Typ von Einlagen empfohlen, der für sportliche Betätigungen entwickelt wurde. Diese Einlagen wurden mir dann direkt auf meine Füße angepasst. Dazu musste ich einen Fußabdruck in ein Schaumstoffkissen setzen.

Mit diesen Einlagen war ich hoch zufrieden und hatte das Gefühl, ich laufe entspannter und stabiler als mit den flachen Innensohlen, die von Anfang an in den Wanderschuhen lagen. Dabei habe ich schnell gemerkt, dass ich die Innensohlen herausnehmen muss, wenn ich die orthopädischen Einlagen benutzte. Aber dann hat das alles sehr gut funktioniert.

Wanderschuhe

Später hatte ich leider nicht mehr so viel Glück mit orthopädischen Einlagen. Ich habe mir immer mal wieder welche von Orthopädie-Geschäften anfertigen lassen und war eigentlich immer unzufrieden. Natürlich habe ich genau geschildert, für welche Tätigkeiten ich die Einlagen brauche. Das ist bei mir vor allem Wandern, Bergsteigen und Trekking. Trotzdem habe ich nie wieder Einlagen bekommen, die in den Wanderschuhen wirklich dauerhaft bequem waren.

Es drückte hier, es drückte da, die Einlagen waren zu starr oder insgesamt so dick, dass meine Fersen beim Wandern plötzlich Blasen bekamen, weil sie nicht mehr in die Fersenmulde des Innenschuhs passten. 

Meine Erfahrungen mit Einlegesohlen aus dem Schuhgeschäft

Zufällig wurde mir dann mal bei einem Schuhkauf in Galtür der Vorschlag gemacht, eine zusätzliche Einlegesohle mitzunehmen, die die Dämpfung und den Halt im Wanderschuh erhöhen sollte.

Ich war zuerst skeptisch, habe dann aber gedacht, dass ich die 25 € durchaus mal investieren könnte. Und siehe da, ich war zufrieden.

Obwohl diese Sohlen nicht speziell auf meine Füße angepasst waren, fühlten sie sich ausgesprochen bequem an. Nun habe ich relativ schmale Füße, und auch wenn die damals gekauften Wanderschuhe von Lowa recht schmal geschnitten waren, konnte ich den Halt im Schuh mit der separat gekauften Einlegesohle noch etwas verbessern. 

Außerdem hat sich die Dämpfung der Ferse verbessert, was bei dem sehr starren steigeisenfesten Bergschuh, den ich damals kaufte, entscheidende Vorteile in der Bequemlichkeit gebracht hat. Zusätzlich beuge ich damit ja auch Knie- und Rückenproblemen vor.

Diese separat gekauften Einlagen habe ich von da an beim Wandern und Bergsteigen regelmäßig getragen und auf die sperrigen individuell angefertigten Einlagen (fast) komplett verzichtet.

Falls das hier ein Orthopäde liest, wird er möglicherweise die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Und wahrscheinlich hat er auch recht damit, wenn er sagt, dass bestimmte Fehlstellungen der Füße nur durch individuell angefertigte orthopädische Einlagen korrigiert werden können. Auch bei Rückenschmerzen,  Knieschmerzen und anderen Problemen sollen ja individuelle orthopädische Einlagen helfen. Das haben auch viele meiner Mitwanderer erzählt. Bei mir persönlich haben sie - von dem allerersten Modell abgesehen - keinen spürbaren Vorteil gebracht.

Wobei helfen Einlagen?

Halt im Schuh

Schon beim Wandern im Mittelgebirge, aber vor allem bei Bergwander-Touren und Bergtouren sowie auf längeren Trekkingtouren kann man mit guten Einlagen einiges erreichen. Sie sind oft schalenförmig geformt und erhöhen dadurch den Halt im Schuh.

Bergwandern mit Gletscherblick

So kann ich u.A. auch Wanderschuhe etwas korrigieren, die nicht hundertprozentig passen. Wenn ich z.B. schmale Füße habe und habe - aus welchen Gründen auch immer - einen Meindl-Schuh gekauft, der etwas weiter geschnitten ist als z.B. ein Lowa, dann kann ich mit der Einlegesohle das Fußbett etwas verengen. Ich rutsche dann nicht mehr im Schuh von rechts nach links. Die ergonomische Form verhindert auch, dass ich nicht von vorn nach hinten rutsche - und umgekehrt. Das ist besonders wichtig auf Bergpfaden, wo ein guter Halt im Schuh einen deutlichen Sicherheitsgewinn bedeutet.

Passt der Schuh mit dicken Socken oder dünnen Socken?

Nun könnte man argumentieren: Lieber passende Schuhe kaufen als eine zusätzliche Einlage. Und das ist sicher richtig. Nun ist es aber zum Beispiel so, dass nicht jeder mehrere Paar Bergschuhe und Wanderschuhe in seinem Regal stehen hat wie ein Berufswanderer oder Trekkingführer wie ich. Man möchte vielleicht sein geliebtes und perfekt  passendes Paar Schuhe sowohl im Sommer als auch im Winter tragen. 

Wenn ich aber nun schon im späten Frühjahr in Spanien oder Italien wandere, dann würde ich in dicken Socken permanent schwitzen.  Im Winter im deutschen Mittelgebirge oder in den Alpen jedoch, oder auf Trekkingtouren im Hoch-Himalaja oder am Kilimandscharo brauche ich die dicken Socken im Schuh, um mir nicht meine Zehen und Füße abzufrieren.

Die Lösung: Ich brauche ein zweites Paar Schuhe, das für den Winter (dicke Socken) etwas größer und weiter geschnitten ist und für den Sommer (dünne Strümpfe) kleiner und schmaler. Oder ich besorge mir für den Sommer eine Einlegesohle, die das Fußbett etwas enger macht und für winterliche Verhältnisse eine, die etwas weiter ist und vielleicht sogar noch etwas Wärmedämmung liefert.

Die Dämpfung hilft bei Knie und Rückenproblemen

Viele Wanderer und Bergsteiger klagen über Knie- und Rückenprobleme. Um daran etwas zu ändern hilft natürlich vor allem erstmal eine gute Gehtechnik. Aber auch mit dem Einsatz von Wanderstöcken und passenden Einlegesohlen kann man die Situation verbessern.  

So gibt es im Internet diverse Anbieter, die passende Einlagen für die Schuhe mit einer guten Dämpfung  verkaufen. Der Fachhändler Einlagen-Online.com bietet dabei sogar eine Filterfunktion, mit der ich gezielt die Einlagen auswählen kann, die ich brauche. In der Rubrik "Beschwerden" setze ich z.B. einen Haken bei "Knie" und "Rücken" und bekomme dann nur die Einlagen angezeigt, die die entsprechenden Dämpfungseigenschaften zur Verfügung stellen.

Dann muss ich nur noch meine Schuhgröße eingeben und den Bestellvorgang abschließen. Bin ich mit dem Ergebnis noch nicht ganz zufrieden, kann ich die Einlagen nach einem Test wieder zurückschicken und vielleicht noch mal eine Nummer größer oder kleiner probieren.

Worauf muss ich  bei der Nutzung von Einlagen achten?

Ein Problem hatte ich oben schon mal kurz angerissen. Wenn ich Einlagen in meinen Wanderschuhen nutze, dann muss ich die ursprünglich mitgelieferten Einlagen entfernen. Andernfalls wird meine Ferse zu weit hoch gedrückt, stößt an die Oberkante der Fersenmulde und ich bekomme schnell Blasen im oberen Fersenbereich. 

Bergschuhe

Das Gleiche kann passieren, wenn die Schuhe vielleicht eh schon ein wenig eng sind und die separat gekauften Schuheinlagen im Fersenbereich dicker sind als die mitgelieferten. Das kann man aber relativ leicht ausprobieren, wenn man die Einlagen das erste Mal testet. Dabei merkt man sofort, dass der obere Fersenbereich zu viel Druck vom Schuh bekommt. Passiert das mit dicken Socken, kann man zu dünneren Socken wechseln und das gleiche noch mal probieren. Sind die Einlagen immer noch zu dick, dann brauche ich entweder andere Einlagen oder andere Schuhe … oder andere Füße …

Fazit

Einlagen in Wanderschuhen können bei vielen Problemen helfen. Fußschmerzen, Knieschmerzen und Rückenschmerzen lassen sich mit separaten Schuheinlagen beeinflussen.

Selbst wenn meine Wanderschuhe eigentlich etwas zu groß sind, kann ich mit separaten Einlagen daraus ein paar gut sitzende Wanderbegleiter machen. 

Auch hier gilt: probieren geht über studieren. Am besten man probiert mal ein paar separate Einlagen im Schuhgeschäft oder man bestellt sich ein paar Einlegesohlen im Internet und nutzt sein Rückgaberecht, wenn das Ergebnis nicht überzeugt.

Wer wirklich Probleme mit Fehlstellungen der Füße hat, mit Halux Valgus kämpft oder wer aus anderen Gründen orthopädische Einlagen braucht, der sollte sich seine Einlagen aber individuell anfertigen lassen. Ob man die dann auch auf der Wanderung oder nur im Alltag trägt, kommt dann wahrscheinlich darauf an, wie bequem und wandertauglich diese Einlagen dann sind.

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