Siehe auch Geschichte Indien
Siehe auch Geschichte Tibet
Einwanderung indoarischer Völker
Nach 300 v. Chr.: In die von tibetisch-mongolischen Völkern bewohnten Himalayaregionen kamen als erste Fremde die Mon aus Nordindien. Indien war damals buddhistisch geprägt (Ashoka) und die Mon missionierten die einheimische Bevölkerung.
Kurze Zeit später kamen die schamanistischen Darden aus Hunza und ließen sich im unteren Ladakh nieder. Sie bauten später Burgen und kontrollierten den Karawanenhandel. Durch Vermischung mit den tibetischen Nomadenstämmen entstand die Volksgruppe der Ladakhi.
Mon und Darden kultivierten das Industal und entwickelten die heute noch verwendete Bewässerungstechnik.
ab 700 n. Chr.: von den kashmirischen Lehrstätten kamen große Yogis nach Ladakh und Tibet (u. a. Padmasambhava, der erste Klöster gründete).
930 - 1470: Die Yarklun-Dynastie
Der erste König Nyimagon war ein Enkel des ungeliebten tibetischen Königs Langdarma, der den aufkommenden Buddhismus in Tibet bekämpfte. Die Familie Langdarmas wurde nach seiner Ermordung vertrieben und wanderte nach Westtibet. Hier eroberte Nyimagon das Ngarireich und teilte es unter seine 3 Söhne auf. Der Älteste, Lhachen Palgyi Gon, erhielt Ladakh. Der Mittlere wurde König von Guge und der Jüngste bekam Zanskar, Lahaul und Spiti. Die Nachfolger des letzteren förderten den Buddhismus und holten Baumeister und Künstler zum Bau von Klöstern aus Kaschmir. Fähige Schüler wurden zum Studium der Lehre nach Kaschmir geschickt, und missionierten nach der Rückkehr Ladakh, Zanskar und Spiti. Rinchen Zangpo (958-1055) war der berühmteste dieser Lehrer, er gilt für die Ladakhi als Vater des Buddhismus.
1042 n. Chr. besuchte der Weise Atisha (Kadampa-Schule) die Region und stabilisierte den Buddhismus. Es kam zu einer Welle von Klostergründungen, die sich zu kulturellen Zentren entwickelten und die alten Höhlenklöster der Tradition Padmasambhavas ersetzten.
nach 1200: Der islamische Einfluss in Kaschmir wächst. Der Mittelpunkt der buddhistischen Kultur verlagert sich nach Tibet (Ganden, Sera, Drepung). Dorthin schickte man nach 1300 die ladakhischen Novizen zur Ausbildung, bis 1962 die Grenze geschlossen wurde.
nach 1400: Tsongkhapa gründet den Gelugpa- (Gelbmützen-) Orden als Antwort auf den "Sittenverfall" und die mangelnde Tugendhaftigkeit bei den Rotmützen. Thikse und Rangdum entstanden als neue Klöster, Likir, Spituk, Phuktal und Karsha wurden umgewandelt.
Instabilität prägte die Politik zum Ende des 15. Jh.. Es kam zu Erbfolgewirren mit der Teilung des Landes und die Mongolen versuchten vergeblich, Ladakh zu erobern.
![Burg Leh, Ladakh](../grafik/Ladakh_Leh_09/Bilder/090829_Leh_und_Umgebung%20(2).jpg)
1470 - 1834: Die Namgyal-Dynastie
1470 vereinte König Lhachen Bhagan (1470-1500) Ladakh erneut und nannte seine Dynastie Namgyal = perfekter Sieger. Leh wurde Hauptstadt.
1500-1530: Tashi Namgyal lässt seinem Bruder und Rivalen die Augen ausstechen. Ladakh wächst zu seiner größten Ausdehnung, die Burg in Leh wird ausgebaut. Viele Kämpfe mit dem turkmogolischen Truppen der Khans von Baltistan und Kashgar.
1560-1590: Jamyang Namgyal versuchte den Gegenangriff auf die Baltis. Der Hofastrologe warnte davor, die Feinde vor Neujahr anzugreifen. Ungeduldig verlegte der König das Neujahrsfest 2 Monate vor (noch heute gibt es in Ladakh 2 Neujahrsfeste) und maschierte los. Er wurde gefangengenommen und seine Truppen mussten sich ergeben. Dann heiratete er aber die Tochter seines Gegners, wurde freigelassen und die Baltis zogen sich zurück. Mit der baltischen Königin kamen viele Moslems ins Land und siedelten z.B. in Thikse.
1590-1620: Sengge Namgyal - der Löwenkönig: Sohn aus der o.g. Ehe. Geschickter Stratege und Diplomat. Erweiterte die Landesgrenzen und baute den Palast auf seine heutige Größe aus. Das Kloster Hemis wurde auf seine Anweisung hin gebaut. Sein Sohn Deldan eroberte Purig und Baltistan.
In Tibet erstarkten unter dem 5. Dalai Lama die Gelbmützen und dehnten mit Hilfe der Mongolen ihren Einfluss aus. Ladakh sah sich spirituell und militärisch starkem Druck ausgesetzt. Sengge Namgyal versuchte die Rotmützen dem gegenüber zu stärken. Das misslang, und viele der Rotmützen wurden von Ladakh nach Bhutan verdrängt.
1680 marschierten 2500 tibetische Soldaten gegen Leh. Der König Delegs Namgyal wandte sich zur Hilfe an das islamische Kashmir, das den Moguln unterstand. Der Großmogul versprach Hilfe unter der Bedingung, dass der König Delegs den Islam als Religion annehme. Die tibetisch-mongolische Armee wurde daraufhin in der Schlacht von Basgo zurückgeschlagen.
1680 - 1834: Der Niedergang begann. Ladakh war den Kaschmiris von nun an tributpflichtig. In Leh wurde eine Moschee erbaut. Auch der Dalai Lama forderte Tribut (der bis ins 20. Jh. von den indischen Maharajas weiterbezahlt wurde). Erbfolgestreitigkeiten und unfähige Herrscher besorgten den Rest. Der letzte König war vor allem an seinen drei Frauen und seinem neuen Palast in Stok interessiert, weniger an der Politik.
![Betende im Kloster](../grafik/Ladalh_Leh/Bilder/Ladakh%20%201-2004%20036.jpg)
ab 1834: Indische Herrschaft
1834 marschierten 10.000 Dogra-Krieger in Ladakh ein. Deren Führer Zorawar Singh zog in Leh im Königspalast ein. Die Soldaten plünderten fast alle Klöster und Privathäuser. Davon hat sich das Land bis heute nicht erholt. Später fiel Zorawar Singh beim Feldzug gegen Baltistan und Tibet.
1862 wurde General Cunningham von den Engländern beauftragt, mit den Dogras und Tibetern den Verlauf der indisch-tibetischen Grenze festzulegen. Ladakh wurde den Maharajas von Jammu und Kaschmir zugesprochen, die ladakhische Adelsversammlung aufgelöst und der König endgültig entmachtet.
1913-1914: Auf der Konferenz von Simla wurde erneut der Grenzverlauf zwischen Indien und Tibet festgelegt.
1947 wurde Indien unabhängig und das Land in der Folge in 2 Teile (Indien, Pakistan) geteilt. Beide Teile beanspruchten Ladakh. Ein unter der Regie der Vereinten Nationen ausgehandeltes Waffenstillstandsabkommen sprach Indien das heutige Ladakh zu. Pakistan bekam die überwiegend moslemischen Teile von Baltistan, Gilgit und Hunza.
Damit ist Ladakh zur Pufferregion zwischen Indien, Pakistan und China geworden. Die Militärstrasse von Srinagar nach Leh wurde ausgebaut, ein Flughafen in Leh angelegt und massenhaft Soldaten stationiert.
1958 begannen die Chinesen, eine Straße durch das formal indische menschenleere Aksai-Chin-Gebiet zu bauen, um eine Verbindung zwischen Sinkiang und Tibet herzustellen. Sie erkannten die Grenzen der Simla-Konferenz nicht an. 1962 griff Indien China an, wurde aber zurückgeschlagen. Die Kämpfe fanden hauptsächlich in Ladakh und Assam statt. Zwar räumten die siegreichen Chinesen die meisten eroberten Gebiete (aber nicht das Aksai-Chin-Gebiet) wieder, der Grenzverlauf ist aber nach wie vor umstritten. Die ladakhisch-chinesische Grenze ist seitdem geschlossen und scharf bewacht. Heute sind in Ladakh etwa 30.000 Soldaten stationiert, das entspricht etwa einem Viertel der Bevölkerung. |