HARZ: GESCHICHTE
Wandern

Der Harz steckt voller Geschichte, vor allem, aber nicht nur, was den Bergbau angeht. Sachsenspiegel, Kaiser und Könige, berühmte Klöster ... der Harz liegt im Zentrum der deutschen Geschichte.

Schloss Wernigerode

Auf dieser Seite:

Auf separaten Seiten:

Geschichte des Harzes

Wanden & Trekking. Ur- und Frühgeschichte

Vor 700.000 bis 350.000 Jahren: Der Homo erectus jagt in und um den Harz

Vor rund 250.000 Jahren: Der Neandertaler erscheint und jagt Auerochsen, Wisente, Braun- und Höhlenbär, Mammuts, Nashörner, Pferde, Rentiere und Waldelefanten.
Werkzeuge der Neandertaler wurden z.B. in der Einhornhöhle und den Rübeländer Höhlen gefunden.
Funde von Birkenpech am Nordharzrand weisen die Verwendung von Birkenpech als Klebstoff durch die Neandertaler vor 50.000 Jahren nach.

Harz im Winter

Vor 40.000 Jahren: Die Paläolithische Revolution bringt den Homo sapiens aus Afrika nach Europa. Er verdrängt den Neandertaler und wird auch im Harz sesshaft.

Archäologische Untersuchungen belegen einen frühen Bergbau im Harz, der sich sicher bis in das 3. Jahrhundert n. Chr. datieren lässt, aber wohl deutlich älter ist und vermutlich schon in der Bronzezeit begann.

Wanden & Trekking. Mittelalter

Harud, woraus Hard, Hart, Harz wurde, bedeutet Wald, Waldgebirge. Der Harz wird von den sog. Haruden (Bewohner des Waldgebirges) bewohnt und Harudengau genannt.

In der Region herrschen die heidnischen sächsischen Stämme. Von Westen dringen die christlichen Franken vor und erobern das sächsische Gebiet (Karl der Große vs. Widukind). Die Christianisierung beginnt.

um 800: Karl der Große erklärt den Harz zum Reichsbannwald.

Jüngeren Ursprungs sind die Siedlungen mit der Namensendung -rode, die erst ab Mitte des 9. Jh. im Harz nachweisbar sind. Woher die Gründer dieser Orte kamen, ist unbekannt.

um 1220/30: Der Sachsenspiegel, das älteste deutsche Rechtsbuch, wird auf der Burg Falkenstein im Harzer Selketal verfasst. Er bleibt über Jahrhunderte Grundlage der Rechtsprechung und schreibt auch den Reichsbann fest: Wer z.B. durch den Harzwald ritt, der hatte Bogen und Armbrust zu entspannen und die Hunde anzuleinen. Nur Könige und Fürsten durften hier jagen. Der Sachsenspiegel bezeichnet den Harz als Stätte, wo den wilden Tieren Schutz in des Königs Bannforsten gewährt wird. Zu den Bannforsten hatte nicht jeder freien Zutritt.

Für immer hielt dieser Bann allerdings nicht. Bergbau, Hüttenindustrie, Wasserwirtschaft, zunehmende Besiedlung, Rodungen, Vieheintrieb, Landwirtschaft und später der Fremdenverkehr untergruben den kaiserlichen Schutz.

Burg Scharzfels

12. Jh. - Ende des 14. Jh.: Große Teile des Harzes sind wirtschaftlich vom Zisterzienserkloster Walkenried geprägt. Neben intensivem Ackerbau und der Fischzucht wurde von dort aus auch der Bergbau (vor allem Silber) im Oberharz und in Goslar gesteuert.

1224 erwerben die seit 1129 in Walkenried ansässigen Mönche umfangreichen Waldbesitz im Westharz, um den ihnen 1157 von Friedrich Barbarossa zugesprochenen Anteil (1/4) der Rammelsberger Erzausbeute zu sichern. Man kann daher von einer damals schon starken Holzknappheit ausgehen.

Mitte des 14. Jh. wurden aufgrund der Pest die Siedlungen im Harz weitgehend entvölkert. Eine organisierte Wiederbesiedlung der Bergbauorte erfolgte erst ab Anfang des 16. Jh..

1412-1413 tobte der Fleglerkrieg in Südharz, ein Aufstand der Bauern und anderer einfacher Leute, bei dem Teile der Grafschaft Hohnstein verwüstet wurden.

Wanden & Trekking. Neuzeit bis zum Zweiten Weltkrieg

1588 entsteht das weltweit erste Werk über Regionalflora: Die botanischen Besonderheiten des Harzes, Verfasser: der Nordhäuser Arzt Johannes Thal.

1593 Die den Harz beherrschenden Hohnsteiner sterben aus. Der Herzog von Braunschweig zieht, wie damals üblich, die Grafschaft Hohnstein als erloschenes Lehen ein.

1618-1648: Im Dreißigjährigen Krieg verwüsten und entvölkern schwedische Söldner große Teile des Harzes. Die Harzschützen, kleine Guerillaverbände aus ortsansässigen Bauern und Handwerkern, leisteten 1624-1627 erbitterten Widerstand gegen Plünderungen und Eroberungen durch die Kriegsparteien.

1668 erließ der Herzog zu Braunschweig und Lüneburg eine erste Naturschutzverordnung für die Baumannshöhle. Ein Bergmann wurde mit der Aufsicht über das Naturdenkmal betraut. Die Höhlenverordnung berücksichtigte erstmals ethisch-ästhetische Gesichtspunkte.

1705 wurde der letzte Bär am Brocken erlegt.

ab 1700: Der immer weiter zunehmende Holzverbrauch der Gruben und Hütten führte zur Übernutzung der Wälder und zur Waldzerstörung. 30.000 Meilerplätze soll es im Harz gegeben haben.

1707 verbietet eine Verordnung des Grafen Ernst zu Stolberg den Brockenführern, Fremde oder Einheimische ohne besondere Erlaubnis auf den Brocken zu führen. Das Feuermachen wird untersagt. Die Waldschutzbemühungen im Harz drehen sich von Anfang an um den Brocken und beginnen 1718 mit einer Verfügung von Graf Christian Ernst zu Stolberg. Hier wird strenge Strafe für Zerstören und Verschandeln des Waldes am Brocken angedroht. Der Graf errichtet 1736 auch das "Wolkenhäuschen" auf dem Brocken.

Johann Wolfgang von Goethe besucht als junger Mann mehrmals den Harz. Mit dem ersten Besuch des Harzes wird bei ihm ein starkes Interesse an den Naturwissenschaften geweckt. Zu prägenden Erlebnissen gehören seine Wanderungen auf den Brocken sowie der Besuch des Bergwerkes im Rammelsberg. 1777 besteigt Goethe, von Torfhaus kommend, den Brocken. Zu dieser Zeit gibt es auf dem Brocken schon einen gewissen Tourismus. Für das Jahr 1779 sind 421 Wanderer belegt. Später fließen Goethes Beobachtungen der Gesteine am Brocken in seine geologischen Forschungen ein. Mit seinem Faust I und seiner Ballade Die erste Walpurgisnacht trägt Goethe später wesentlich zur Verbreitung des Blocksberg-Mythos bei.

Für die deutschen Romantiker bildet der Harz eine Sehnsuchtslandschaft, ursprünglich und sagenumwoben. Verschiedene Reiseberichte und Gedichte, etwa von Novalis, geben Zeugnis von dem verklärenden Blick der Romantiker. Besonders bekannt ist der Reisebericht Die Harzreise von Heinrich Heine.

1798 wird der letzte Wolf des Harzes bei der Plessenburg erlegt.

1799: Das gräfliche Logierhaus auf der Heinrichshöhe war zu klein geworden und litt unter Überbelegung. 1799 brennt es ab. 1800 wird ein neues Gasthaus auf dem Brocken errichtet.

Um 1800 sind weite Teile des Harzes entwaldet. Die in der Folge des Bergbaus entstandenen labilen Fichtenmonokulturen des Oberharzes werden durch Borkenkäferkalamitäten und einen Orkan im November 1800 zu einem großen Teil umgeworfen. Diese größte Käferkalamität im Harz wird die "Große Wurmtrocknis" genannt - sie vernichtet 30.000 ha Fichtenwald und dauerte ca. 20 Jahre. Die Wiederaufforstung erfolgt größtenteils wiederum mit Fichte. Ständige Borkenkäferprobleme und Sturmkatastrophen sind bis heute die negativen Begleiterscheinungen der Fichtenwaldwirtschaft im Harz.

Köhlerhütte (Köthe) im Harz

1818 erlegt ein Förster am Teufelsberge den vorerst letzten Luchs des Harzes.

Zu Beginn des 19. Jh., mit der zunehmenden Umgestaltung der Naturlandschaft durch den wirtschaftenden Menschen und nach der Ausrottung von Braunbär, Wolf und Luchs wird man sich der Gefährdung der Natur bewusster. 1852 stellt der Landrat von Quedlinburg die Teufelsmauer bei Thale "als einen Gegenstand der Volkssage und eine als seltene Naturmerkwürdigkeit berühmte Felsgruppe" unter Schutz, da die Bewohner der benachbarten Gemeinden die Felsen als Steinbruch benutzen. Dieser Schutz blieb trotz aller Einsprüche der benachbarten Gemeinden erhalten. Ein großartiges Naturdenkmal bleibt so vor Zerstörung bewahrt. Dabei werden von der Behörde ausdrücklich romantische Motive für den Schutz geltend gemacht.

1890 legt man den Brockengarten an. Es handelt sich um den ersten Alpenpflanzen-Garten auf deutschem Boden. Der Brockengarten ist in seiner wissenschaftlichen Konzeption und Aufgabenstellung die erste Einrichtung dieser Art weltweit.

1899 erfolgt die Inbetriebnahme der Brockenbahn, gegen die Widerstände von Naturschützern und Botanikern.

1907 stößt Hermann Löns angesichts des Massentourismus auf dem Brocken seinen bekannten Seufzer "Mehr Schutz für den Brocken" aus. 1912 fordert Löns (ohne ihn so zu nennen) die Einrichtung eines Harzer Nationalparks. Der Harz spielt eine besondere Rolle im Leben des bekannten Heimatdichters, Naturforschers und Heimatfreundes - sicherlich nicht zuletzt wegen seiner zweiten, aus Barbis (Südharz) stammenden Frau.

Um 1920 stirbt die Harzer Auerhuhnpopulation aus.

In den 1930er Jahren werden die Nationalpark-Planungen in Deutschland wieder konkret. Es existieren Pläne für die Nationalparke Lüneburger Heide, Bayerisch-Böhmischer Wald, Hohe Tauern, Höllengebirge, Neusiedler See und Kurische Nehrung. Der Zweite Weltkrieg verhindert die Umsetzung dieser Pläne, jedoch kommt es 1937 noch zur Ausweisung des "Naturschutzgebiet Oberharz".

Wanden & Trekking. 2. Weltkrieg

In der Nazi-Zeit wird der Harz zu einem wichtigen Standort der Rüstungsindustrie. Zahlreiche kriegswichtige Betriebe sind hier angesiedelt, die während der Dauer des Zweiten Weltkriegs immer mehr Zwangsarbeiter beschäftigen. Der Harz ist daher zu dieser Zeit Standort von mehreren hundert Zwangsarbeiterlagern und KZs (z. B. Mittelbau-Dora bei Nordhausen).

1945: Im April erklärt das Oberkommando der Wehrmacht den Harz zur "Festung Harz" und ruft zur Verteidigung Mitteldeutschlands auf. Das Hauptquartier liegt bei Blankenburg. Erst Anfang  Mai 1945 kapitulieren die letzten Verbände der Wehrmacht und der Waffen-SS in den Bergen des Harzes. Einige versprengte Soldaten kämpfen noch bis weit in den Mai gegen die Amerikaner. Objektiv war der Harz zu Ende des Zweiten Weltkrieges kein ernstzunehmendes Hindernis. Die West-Alliierten umgingen den Harz relativ mühelos auf ihrem Weg in Richtung Elbe.

Wanden & Trekking. Ehemalige innerdeutsche Grenze

Die Potsdamer Konferenz führt nach Kriegsende zur Neuordnung Deutschlands. Die östlichen 2/3 des Harzes mit dem Brocken werden ab 1945 von sowjetischen Truppen besetzt. 1949 bis 1990 verläuft durch den Harz die innerdeutsche Grenze. Das Brockenplateau und grenznahe Harz-Gipfel sind militärisches Sperrgebiet.

Am 3. Dezember 1989 demonstrieren Wanderer im Sperrgebiet für den freien Zugang zum Brockenplateau. Der Tourismus am Brocken entwickelt sich seitdem sehr intensiv. 1 Mio. Menschen besuchen jährlich die Brockenkuppe. Das ehemalige Sperrgebiet samt Grenzstreifen ist heute ein schutzwürdiger Lebensraum, als > Grünes Band entwickelt und geschützt.

Brocken

Wanden & Trekking. Links zur Geschichte des Harzes

Harzkaleidoskop.de: Verschiedene Themen rund um die Harzgeschichte, Überblicke und Detailthemen.

Harz-Seite.de: Kultur. Darin zu finden sind Themen wie: Orte, Brauchtum, Geschichten, Wirtschaft, Literatur, Persönlichkeiten, Geschichte

Wandern zum Seitenanfang

Oberharzer Wasserregal und Bergbau im Harz

Siehe > Oberharzer Wasserregal und > Wirtschaft Harz