Ibiza & Formentera: Geschichte
Wandern

Die Geschichte der Pityusen von den Karthagern bis ins 20. Jahrhundert.

Ibiza

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Allgemeines & Spezielles

Die Vorgeschichte und die Geschichte auf den Balearen und damit auch auf den Pityusen verlief lange unabhängig vom spanischen Festland. Nach ersten Besiedlungen wechselten ständig die auswärtigen Herrscher: Karthago, Rom, die Vandalen, Byzanz, die Mauren, die Katalanen und später die Spanier stellten in ihrer jeweiligen Zeit die Herrschaft.

Die kleinere Insel Formentera stand eigentlich immer im Schatten der großen Schwester Ibiza und war zeitweise sogar unbewohnt. Deshalb konzentrieren wir uns hier vor allem auf das, was die Geschichte Ibizas beeinflusst hat. Sehr prägend ist hier, auch im Unterschied zu Mallorca zum Beispiel, der große Einfluss der Punier bzw. Karthager. Aber gehen wir chronologisch vor ...

Vorgeschichte

Aus der Vorgeschichte Ibizas sind kaum Spuren erhalten. Lange glaubte man daher, dass die Insel erst von den Karthagern besiedelt worden wäre. Mittlerweile deuten die Funde aber auch schon auf eine frühe Besiedlung hin, die vermutlich etwa zwischen 2000 und 1500 vor Christus stattfand. Wahrscheinlich kam diese Bevölkerung von der iberischen Halbinsel oder aus dem heutigen Südfrankreich. Sie lebte von Ackerbau, Viehzucht und Fischfang. Auch erste Handelskontakte nach Mallorca und zum Festland wird es gegeben haben. Trotzdem blieb die Bevölkerung sehr klein.

Ibiza unter der Herrschaft Karthagos

Ab ca. 700 vor Christus kamen die Karthager. Diese waren Abkömmlinge der Phönizier und hatten sich im heutigen Tunesien einen Stadtstaat aufgebaut. Die Karthager lebten wie die Phönizier neben Ackerbau und Viehzucht vor allem vom Handel und sie waren begnadete Seefahrer. Vermutlich waren sie deshalb an Ibiza interessiert, denn die Insel bildete einen idealen Stützpunkt für die Handelsaktivitäten im westlichen Mittelmeerraum. Weitere Kolonien der Karthager fand man im gesamten Mittelmeerraum, vor allem aber im westlichen Teil, z.B. auf Sardinien, Sizilien, Malta und an der spanischen Küste.

Die erste Siedlung der Karthager entstand in der Bucht La Caleta an der Südküste Ibizas. Schon 654 wurde sie aber dahin verlegt, wo man heute  den Burgberg von Ibiza findet. 

Der Name der Stadt war Ibosim, das bedeutet Insel des Bes. Bes war ein karthagischer Gott.  

Schnell wuchs die Kolonie und baute ihre eigene Macht aus. Sie besaß eine eigene Handelsflotte und exportierte Blei aus den Minen im Norden Ibizas und Salz aus den Salinen im Süden, aber auch Amphoren mit Lebensmitteln oder Purpur, die Farbe aus der gleichnamigen Schnecke.

Ibosim prägte sogar eigene Münzen mit dem Bild des Gottes Bes. Auch fremde Chronisten priesen die starken Befestigungen der Stadt und die prächtigen Gebäude innerhalb der Stadtmauern. Die umtriebige Bevölkerung stammt dabei nicht nur aus Karthago, sondern aus vielen Völkern des Mittelmeerraums. 

Ibiza unter der Herrschaft Roms

Die Blütezeit der Karthager und damit auch der karthagischen Kolonien im westlichen Mittelmeerraum endet mit den Punischen Kriegen. Nach einer langen Auseinandersetzung mit Rom, die über 100 Jahre dauerte,  wird Karthago nach dem dritten punischen Krieg 146 vor Christus besiegt und völlig vernichtet. Auch Karthagos Kolonien wurde dieses Schicksal zuteil, mit einer Ausnahme: Ibosim auf Ibiza. Aufgrund der starken Befestigungen und aufgrund einer Lage, die die Römer nach einem Friedensschluss für sich nutzen wollten, handelte man einen Vertrag aus, der die mächtige Stadt zwar unter die Gewalt der Römer brachte, eine Zerstörung aber verhinderte.

123 vor Christus wird das alte Ibosim als Ebusus von Rom als konföderierte Stadt akzeptiert und behält eine gewisse Autonomie, die karthagische Kultur bleibt weitgehend erhalten. Es wurden Münzen geprägt,auf deren Vorderseite das Bild des Gottes Bes zu sehen war, auf der Rückseite jedoch die Köpfe der römischen Herrscher. 

Lange blieb die Mehrsprachigkeit erhalten, aber letztendlich wurde auch Ebusus immer mehr romanisiert. Im Jahr 70 nach Christus erhielten alle spanischen Gebiete das römische Recht. Damit verlor Ebusus allerdings seine Autonomie und wurde eine normale Handelsstadt im Römischen Reich. Die Christianisierung zwischen dem zweiten und dritten Jahrhundert trägt weiter dazu bei, dass alte karthagische Kulturelemente verschwinden. Insgesamt setzt sich aber die römische Kultur bis zum Zerfall des römischen Reiches auf Ibiza weit weniger stark durch als z.B. auf der Nachbarinsel Mallorca. Allerdings entdeckten die Römer Formentera als attraktiven Standort, bauten hier ein Kastell und nutzten die Insel, um Getreide anzubauen. 

Ibiza unter Vandalen und Byzantinern

Wanden & Trekking. Vandalen

425 nach Christus bricht die Völkerwanderung an und das römische Reich erlebt seinen endgültigen Niedergang. 425 besetzen die Vandalen die Insel. sie stammen ursprünglich aus dem zentralen Osteuropa und wanderten durch das zerfallende Römische Reich über Spanien nach Nordafrika. Im heutigen Tunesien, also da wo früher die Karthager ihre Hauptstadt hatten, gründeten sie ein Vandalenreich.

Wanden & Trekking. Byzanz

Auf Ibiza konnten sie sich allerdings nicht lange halten. 535 eroberte der berühmte byzantinische Feldherr Belisar die Insel. Ibiza gehört nun offiziell zum Byzantinischen Reich, liegt aber so weit von dessen Zentrum entfernt, dass Byzanz die Insel kaum schützen kann. Sie ist mehr oder weniger auf sich selbst gestellt und wird ein leichtes Opfer von Piratenüberfällen.

Die Mauren auf Ibiza und Formentera

711 setzen die Mauren bei Gibraltar nach Spanien über und erobern und kürzester Zeit die gesamte Halbinsel. Auch der Einfluss auf Ibiza wird immer größer. Der Islam setzt sich langsam durch und ab 903 wird Ibiza dem Kalifat von Cordoba angegliedert. Die Mauren nennen die Insel Yebisah, das ist schon sehr nah am heutigen Namen Ibiza. Unter der maurischen Herrschaft begann für Ibiza eine Blütezeit. Die wissenschaftliche und technologische Entwicklung wurde gefördert und so wurden auch in der Landwirtschaft viele Verbesserungen eingeführt. Beispielsweise waren das Bewässerungssysteme oder neue Kulturpflanzen wie Dattelpalmen oder Zitrusfrüchte. Salz und Holz wurden nach Nordafrika exportiert. Auch die arabische Sprache und die maurische Architektur prägten die Insel. Viele Ortsnamen lassen sich noch heute auf die arabischen Bezeichnungen zurückführen  und viele andere Aspekte der Kultur spiegeln den arabischen Einfluss nach wie vor.

Was das Piratentum angeht, so drehte Ibiza den Spieß um. Nun waren die Balearen und damit auch Ibiza der Standort maurischer Flotten, die die christlichen Handelsschiffe überfielen. Daher begannen Katalonien und Pisa ab 1114 mit Angriffen auf Insel und Stadt.

Ibiza unter Katalonien und Aragón

Wanden & Trekking. Katalanische Herrschaft

1229 hatte der katalanische Herrscher Jaume I von Katalonien und Aragón bereits Mallorca erobert. 1235 war dann Ibiza an der Reihe.Die Insel wird katalanisch und Katalan wird zur Sprache der Bevölkerung. Eivissa heißt jetzt die Stadt und auch die gesamte Insel. 

Auf den Grundmauern der islamischen Moschee entsteht in Ibiza Stadt die erste Kirche, die später zur Kathedrale ausgebaut wird. Viele maurische Bauern bleiben noch auf der Insel, aber es kommen große Gruppen von katalanischen Siedlern hinzu. So wächst die Bevölkerungszahl deutlich und die Wirtschaft wächst mit.

Die Insel Ibiza war schon von den Arabern in vier Viertel aufgeteilt worden und das wurde auch von den Katalanen beibehalten. Jedes Viertel bekam nun seine eigene Kirche: Sant Jordi im Süden, Sant Antoni im Westen, San Miguel im Norden und Santa Eulalia im Osten. 

1276: Teilung des katalanischen Königreiches. Jaume II gründet Königreich Mallorca (mit weiten Gebieten im heutigen Südfrankreich).

1349: Die Katalanen werden von Aragon besiegt und das Königreich Mallorca wird Aragon zugeschlagen.

Wanden & Trekking. Aragonesische Herrschaft

1349 fällt damit auch Ibiza an Aragon und ein erneuter Niedergang beginnt. Die neuen Herrscher beuten die Insel aus, ohne in die Infrastruktur zu investieren. Hunger, Pest und Piraten dezimieren die Bevölkerung und Formentera wird wegen der ständigen Überfälle Ende des 14. Jahrhunderts komplett verlassen.

Spanische Herrschaft auf den Balearen

1469 heiraten Isabella von Kastilien und Ferdinand II von Aragon und später vereinigen sie ihr Königreich zu Spanien. Ibiza gerät dadurch noch mehr in Randlage. Juden und Mauren, die auf Ibiza noch eine wichtige Rolle spielen, werden verstärkt aus ganz Spanien vertrieben und durch die Entdeckung Amerikas verlagern sich auch die Handelsströme in ganz andere Richtungen. 

Ab 1554 tun die Ibicencos alles, um sich zumindest vor den Piraten verteidigen zu können. Diese kommen meist aus Nordafrika oder dem Osmanischen Reich und fallen immer wieder über die wehrlosen Inseln her. Viele Einwohner werden in die Sklaverei verschleppt. Kanonen sind nun eine verbreitete Waffe in militärischen Auseinandersetzungen. Um vor diesen geschützt zu sein, braucht Ibiza Stadt eine neue Stadtmauer. 30 Jahre lang wird daran gebaut, aber das Ergebnis ist heute noch zu sehen - in der Dalt Vila in Ibiza Stadt. Die mächtigen Befestigungen prägen die Kulisse der Hafenstadt und eine Reihe von Wachtürmen, die sich um die gesamte Insel zieht, warnt die Bevölkerung frühzeitig mit Feuerschein und Rauch, wenn feindliche Flotten am Horizont auftauchen. Auch viele dieser Wachtürme, Talaias genannt, stehen heute noch.

Ibiza

Auf dem Land nutzte man die Kirchen als Fluchtburgen und baute sie wehrhaft aus. während man ursprünglich in weit verstreuten Gehöften lebte, den Alquerías, siedelten sich unter der Bedrohung von außen immer mehr Menschen um die Wehrkirchen an. Kleine Orte entstanden, die dann meist den Namen des Schutzheiligen der entsprechenden Kirche übernahmen. 

Ab 1609 nimmt die Mauren-Vertreibung größere Ausmaße an. Philipp II ordnet an, dass alle verbliebenen Mauren Spanien verlassen müssen. Diese Maßnahme trifft Ibiza besonders schwer, da hier noch viele Mauren als Bauern lebten und gleichzeitig Träger der ausgefeilten Bewässerungskultur Ibizas waren. Im Anschluss verfallen nicht nur landwirtschaftliche Flächen und Gebäude, sondern auch viele Bewässerungssysteme. Kurze Zeit später (1652) wütet die Pest und trägt zum weiteren Niedergang bei.

Wenn man schon eine so gut befestigte Hafenstadt hat und die Landwirtschaft in der Krise steckt, warum sollte man nicht selbst ins Seeräuber-Business einsteigen? Ab dem 17. Jahrhundert ist Korsar, Freibeuter oder Pirat auf Ibiza ein anerkannter Beruf, der auch von der spanischen Krone gefördert wird. Die Corsarios greifen mit wendigen Segelschiffen die trägen Handelsschiffe, aber auch englische und französische Piraten an. Am Hafen von Eivissa steht ein großer Obelisk. Der dient als Denkmal für den berühmtesten Piraten Ibizas, Antoni Riquer. Er lebte zwischen 1773 und 1846. Durch den Erfolg der eigenen Piraten konnte auch Formentera gegen Ende des 17. Jahrhunderts wieder besiedelt werden.

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