Geschichte Spaniens: Die spanischen Habsburger Könige
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Die Zeit der Habsburger auf dem spanischen Thron: 1504-1700.

Cordoba

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Allgemeines & Spezielles

Die Zeit der Habsburger ist die Zeit des klassischen Spanien.

Erst kurz vorher war die Reconquista abgeschlossen, Granada übergeben und Amerika entdeckt worden. Die Katholischen Könige Fernando von Aragon und Isabella von Kastilien vererbten ihr Reich über ihre Tochter Johanna direkt an deren Ehemann Philipp aus dem Hause Habsburg.

Den Staat Spanien hatte es nie gegeben, bis Fernando von Aragon und Isabella von Kastilien heirateten und damit ihre Regionalstaaten zu einem Land Spanien vereinten. Wenige Jahre später herrschte dieses junge Spanien über das größte Reich der Welt. Die neuen Kolonien brachten unvorstellbaren Reichtum an Gold und Silber, auch wenn dieses schon den Keim des späteren Niedergangs in sich trug.

Ein großer Teil des Reichtums floss in die Kriege, die die Habsburger in Europa und anderswo führten. Auch die Prunksucht der katholischen Kirche wurde damit wesentlich finanziert.

Am Ende der "prächtigen" Habsburger Zeit hatte sich die Bevölkerung des spanischen Kernlandes auf die Hälfte reduziert. Von diesem Rest bestand die eine Hälfte aus unproduktiven Adligen, Kirchenleuten oder Soldaten. Die andere Hälfte hungerte und schuftete als arme Bauern oder Hirten, um den stolzen Wasserkopf zu ernähren.

Das Habsburger Spanien: Entstehung und Überblick

Nach Abschluss der Reconquista herrschten Ferdinand von Aragon und Isabella von Kastilien gemeinsam über Spanien. Die neue Welt war entdeckt und deren Reichtümer flossen vor allem über Sevilla und Cadiz in das spanische Mutterland. Gleichzeitig waren die maurischen Besitzungen großzügig an Adlige und Kirche verteilt worden.

Die geflüchteten oder vertriebenen Mauren fehlten aber nun als Arbeitskräfte und die vormals intensive und produktive Landwirtschaft wurde in eine extensive Viehhaltung umgewandelt, die mit wenig und ungeschultem Personal auskam. Die Grundbesitzer residierten häufig anderswo und kümmerten sich wenig um die Zustände auf dem Land. So legte sich nach der Reconquista durch die Reichtümer aus Amerika und das schlechte Wirtschaften und fehlende Investitionen im eigenen Land der Grundstein für den späteren spanischen Niedergang.

Wie kam Spanien an die Habsburger?

Aber vorerst war für die herrschenden Schichten Spaniens alles noch in bester Ordnung, denn Gold und Silber flossen in Strömen. Nach dem Tod Isabellas übernahm Ferdinand die Vormundschaft der gemeinsamen Tochter, Johanna der Wahnsinnigen. Damit wurde er auch Regent von Kastilien. Nachdem Johanna den Habsburger Philipp den Schönen heiratete, sollten diese beiden König und Königin von Spanien sein. Durch Philips frühen Tod kam es aber kaum dazu. So gingen Krone und Regentschaft nach Ferdinands Tod 1516 an den Sohn Johannas und Philipps des Schönen über.

Dieser hieß Karl und war in Gent im heutigen Belgien geboren worden. Als er 1516 König von Spanien wurde, war er 16 Jahre alt und vorher nie in Spanien gewesen. Schlagartig war er verantwortlich für ein unermesslich reiches und großes Reich.

Zum spanischen Mutterland und den Kolonien in Amerika erbte Karl über seine Habsburger Familie weitere bedeutende Regionen. Viele Besitzungen im Mittelmeerraum, das reiche Burgund, die Niederlande und Österreich kamen unter seine Regentschaft. 1419 wurde er auch zum deutschen König gewählt und 1530 vom Papst zum Deutschen Kaiser gekrönt. In Mitteleuropa trägt er den Titel Karl V, für die Spanier ist es aber Carlos I, also Karl I von Spanien.

Der erste Habsburger in Spanien: Karls Herrschaft

Obwohl Karl ein fähiger Regent war, wurde die schiere Größe und Vielfalt seines Reiches ein Problem. Immerhin gab es damals weder Post noch Telefon und königliche Botschaften waren oft Wochen unterwegs.

In Spanien übernahm Karls Frau Isabella von Portugal mit ihren Beratern die Verwaltung des Landes und war damit recht erfolgreich. Trotzdem brachte der Erfolg auch Probleme. Die Reichtümer aus den Kolonien sorgten für eine starke Inflation und Investitionen in die spanische Wirtschaft, vor allem in die Landwirtschaft, wurden kaum getätigt. So verfielen z.B. die maurischen Bewässerungsanlagen und Terrassenfelder und in der Verwaltung fehlten die nach der Reconquista vertriebenen jüdischen Fachleute.

Granada

Stattdessen wurde viel Geld in Kriege gesteckt. Karl kämpfte an vielen Fronten, um sein Reich zusammenzuhalten. Sein entscheidendes Anliegen war aber, für das gesamte Reich den einheitlichen katholischen Glauben zu bewahren. So rieb er sich in vielen Konflikten mit Protestanten in Europa auf.

Nach dem Augsburger Religionsfrieden (1555), in dem Karl weitgehende Zugeständnisse an die Fürsten des Deutschen Reiches machen musste, ging es mit seiner Motivation bergab. Verbittert dankte er ab, zog sich nach Spanien zurück und starb 1958 im abgelegenen Kloster San Jeronimo de Yuste in der Extremadura .

Sein Vermächtnis war ein riesiges Reich, in dem die Sonne nie untergeht. Sein Erbe waren aber auch zwei brachiale Gebäude, die in die prächtigen maurischen Anlagen der Alhambra von Granada und der Mezquita in Cordoba gesetzt wurden. Auch wenn er selbst sich später vermutlich kritisch dazu geäußert hat, diese beiden Gebäude sind vielleicht ein Sinnbild seiner Zeit. Die prächtigen maurischen Paläste und das prächtige maurische Andalusien wurden zerstört durch eine brachiale und intolerante Architektur und Kultur.

Der erste "spanische" Habsburger: Philipp II von Spanien

Karls Nachfolger war sein Sohn Philipp II, der 1556 die Macht übernahm. Er regierte sein Reich von Spanien aus und machte Madrid zur Hauptstadt. Auch er war wie sein Vater ein fähiger Politiker, und auch er war ein fanatischer Katholik.

Während seiner Herrschaft rief Philipp II sich in Konflikten mit protestantischen Mächten auf. Zu den Reichtümern aus Amerika nahm er noch Unmengen von Schulden auf um diese Kriege zu finanzieren. Die Steuern stiegen und Bürger und Bauern verarmten immer mehr.

Obwohl er seit 1580 auch über Portugal herrschte, hatte er letztendlich keine glückliche Hand. Die protestantischen Niederlande erkämpften sich die Unabhängigkeit und der Dauerkonflikt mit dem anglikanischen England unter Elisabeth I endete an vielen Stellen im Fiasko. Nur ein Beispiel dafür ist die Niederlage der mächtigen spanischen Armada im Ärmelkanal und deren weitere Zerstörung bei der Umsegelung Englands.

Spaniens Herrschaft über die Meere begann zu bröckeln und die aufstrebende Seemacht der Engländer zog am Horizont auf. Nachdem dann auch noch ein Krieg gegen Frankreich verloren ging, war die Bilanz von Philipp II endgültig verhagelt. Er starb 1598.

Der Niedergang und die letzten Habsburger in Spanien

Philipps Nachfolger besaßen beim weitem nicht das Format von Karl V und Philipp II. Sie waren schwache Regenten und überließen die Regierungsgeschäfte ihren Günstlingen, die verantwortungslos vor allem ihre eigenen Interessen im Auge hatten.

Die noch in Andalusien lebenden Mauren wurden 1609 unter Philipp III endgültig vertrieben und das zu einer Zeit, wo die Bevölkerung durch die Pest sowieso schon stark zurückgegangen war. Am Ende der habsburger Herrschaft lebten nur noch halb so viele Menschen in Spanien, wie in der Zeit vor der Reconquista.

Hochmut und Selbstüberschätzung führten zu verschiedenen unnötigen Kriegen, in denen Spanien nach und nach immer mehr Gebiete verlor, wie die Niederlande, das Roussillon und Portugal. Auch Kriege gegen den immer stärker werdenden Nachbarn Frankreich führten zu Gebietsverlusten.

Als letzter Habsburger Herrscher auf dem spanischen Thron starb der schwache König Karl II im Jahr 1700 und hinterließ ein heruntergekommenes, ehemals glanzvolles Großreich.


Zeittafel

Philipp I der Schöne / Felipe I und Johanna die Wahnsinnige

ab 1504: Erbin Ferdinands und Isabellas wird die älteste Tochter Johanna mit ihrem Gemahl Philipp I (der Schöne), dem Sohn des deutschen Kaisers Maximilian I. Nach Isabellas Tod (1504) übernimmt Philipp zunächst in Kastilien die Regierung. Mit ihm besteigt das Haus Habsburg den kastilischen und später den spanischen Thron.

1506: Als Philipp I jung stirbt und Johanna für wahnsinnig erklärt wird (tatsächlich war sie nur sehr melancholisch), wird Ferdinand von Aragon zum Vormund ihres Sohnes Karl erklärt.

1512: Ferdinand von Aragon anektiert Navarra.

Priego

Karl V / Carlos I: Spanischer König und Deutscher Kaiser

1517 - 1556, Karl I: Nach Ferdinands Tod (1516) übernimmt Kardinal Jimenez die Regentschaft bis zur Ankunft des jungen Königs Karl I. aus den Habsburger Kernlanden.

1517 Karl übernimmt selbst die Regierung Spaniens und entlässt den verdienten Staatsmann Jimenez umgehend.

1519: Als Karl zum Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (Karl V.) gewählt wird, verlässt er Spanien. Grundlage des Wahlerfolgs war die finanzielle Unterstützung durch die Fugger, die schon seinen Großvater und Vorgänger Maximilian I finanziert hatten. Die Fugger sicherten sich dadurch weitreichende Privilegien in Handel und Bergbau.

Karl führt viele Kriege. Motiv waren die Sicherung des habsburgischen Weltreiches und die Verbreitung des katholischen Glaubens gegen die Reformationen, die Heiden in den Kolonien oder die sog. Ketzer in Spanien. Mitteleuropa, Norditalien, Mittel- und Südamerika, die Kriegsschauplätze lagen um die ganze Welt verteilt.

In Spanien setzte die Ausrottung der "Ketzerei" mit der Inquisition die Tradition gewaltsamer Katholisierung und Verfolgung Andersdenkender fort, die nach der Vertreibung und Vernichtung der Moslems und Juden in Spanien so in ihre nächste Phase ging.

1525: Sevilla wird Monopolhafen für den Handel mit den Kolonien der neuen Welt.

1526: Karl heiratet Isabella von Portugal, Tochter des portugiesischen Königs.

Obwohl Karl im französischen König einen potentiellen Verbündeten gegen Protestanten und Osmanan sieht, prägt die Gegnerschaft der beiden Mächte die Politik. Zeitweise verbündete sich Frankreich mit den Osmanen und den Reformatorischen Fürsten.

Die Osmanen nutzen diese Konflikte und marschieren auf die österreichischen Kernlande. 1529 stehen sie vor Wien. Gleichzeitig führen sie von Algerien aus einen Kaperkrieg im westlichen Mittelmeer. Viele der heute noch zu sehenden spanischen Küstenbefestigungen mit Türmen und Forts stammen aus der Piratenzeit. Auch die Tendenz, spanische Städte und Dörfer von der Küste weg ins Landesinnere zu verlegen, resultiert aus der Bedrohung durch osmanische Piraten.

1556: Als Karl V. die Regierung niederlegt, werden die österreichischen und spanischen Besitzungen des Hauses Habsburg getrennt. Spanien behält in Europa die Niederlande, die Franche-Comté, Mailand, Neapel, Sizilien und Sardinien. Die Kaiserkrone ist damit für die spanischen Habsburger nicht mehr zu erreichen.

Karl zieht sich nach seiner Abdankung aus der Öffentlichkeit zurück. Sein Lebenswerk, die Zurückdrängung der Reformation, war gescheitert. Seine letzten Jahre verbringt er in einem abgelegenen Kloster in Spanien.

Philipp II / Felipe II und der Untergang der Armada

1556 - 1598, Philipp II: Spanien betreibt mit gewaltigem Aufwand eine Politik, die den Sieg des römischen Katholizismus über Osmanen, Reformatoren und andere Ketzer erringen will. Mit dieser Motivation und der Begründung, für das Gute und den wahren Glauben zu kämpfen, unterdrückt Philipp II die spärlichen politischen Freiheiten.

Philipp II unterwirft die Stände und die dezentralen Strukturen (Katalonien, Baskenland) einem unumschränkten Despotismus. Endlose Kriege verbrauchen nicht nur die Einkünfte aus den Kolonien. Philipp muss auch auf andere Weise Geld für seine Kriege aufbringen. Eigentum (außer das der Kirche) und Gewerbe werden mit hohen Steuern belegt. Schulden werden aufgenommen (aber oft nicht wieder getilgt), Münzgewichte verringert, Titel und Ämter verkauft und Zwangsanleihen bei der Bevölkerung erhoben.

1580: Portugal fälllt mit seinem Kolonialreich nach dem Tod des kinderlosen Königs Heinrich (Enrique I von Portugal) an Spanien.

1588, Untergang der spanischen Armada: Die aggressive und unterdrückerische Politik erzielt trotz des hohen Aufwandes kaum Erfolge. Der Versuch, das anglikanische England gewaltsam wieder in den Einflussbereich der katholischen Kirche zu bringen, scheitert mit dem Untergang der mächtigen spanischen Flotte, der Armada.

Philipp IV / Felipe IV

1621 - 1665, Philipp IV: Philipp IV unterhält einen prächtigen Hof und fördert Kunst und Kultur. Er nimmt aber auch die kriegerische Politik Philipps II. wieder auf. Zusammen mit Österreich will er das alleinige Primat des Papstes in der Christenheit wieder einführen und ein habsburgisches Weltreich errichten. Er nimmt den Krieg gegen die freien Niederlande wieder auf.

Im Dreißigjährigen Krieg (1618-48) kämpfen spanische Truppen in Deutschland und Italien. Der spanische Gesandte am österreichischen Hof hat großen Einfluss auf die mitteleuropäischen Vorgänge.

Trotzdem können die Weltmachtallüren Spaniens den politischen und militärischen Niedergang nicht aufhalten.

1648: Nach dem Dreißigjährigen Krieg muss Spanien im Westfälischen Frieden die Unabhängigkeit der Vereinigten Niederlande und die Gleichberechtigung der Protestanten in Deutschland akzeptieren.

1659: Im Pyrenäischen Frieden verliert Spanien einen Teil der Spanischen Niederlande an Frankreich, Dünkirchen und Jamaika an die immer stärker werdende Macht England.

Granada

Karl II / Carlos II: Staatsbankrott und Ende der spanischen Habsburger

1665 - 1700, Karl II: Der schwächliche Karl II. erbte Philipps Thron. Umgehend und die vermeintlich gute Gelegenheit nutzend erhebt der französische König Ludwig XIV, der Gemahl von Philipps Tochter Maria Theresia, Erbansprüche auf die Spanischen Niederlande. Im sog. Devolutionskrieg wurde er aber davon abgehalten, sich der Spanischen Niederlande vollständig zu bemächtigen.

Am Ende der Regierung Karls II. war die Bevölkerung von etwa 14 Millionen im Mittelalter auf 5,7 Millionen Menschen gesunken. Viele Städte und Dörfer sind entvölkert. Ganze Landstriche sind verwüstet. Die Landbesitzer verprassen in den Städten und auf ihren Burgen die Einkünfte, die die Landarbeiter und Hirten erwirtschaften müssen. Imense Steuern saugen weitere Mittel ab. Investitionen zum Erhalt der oft noch maurischen Bewässerungsanlagen, Mühlen und anderer Infrastruktur unterbleiben.

Die ehemals bäuerlich geprägte spanische Landwirtschaft mit hohen Ernteerträgen an Getreide - Spanien war schon zur Römerzeit eine Kornkammer - war zugunsten einer extensiven Weidewirtschaft mit Schafen und Ziegen verdrängt worden. Das brachte Geld aus den Exporten für die Landbesitzer und Händler. Aber es zerstörte die Ernährungsgrundlage der einfachen Menschen.

Die Staatskasse kann trotz hoher Steuern die ausländischen Kredite nicht mehr zurückzahlen. Der König kann seine Diener und seine Hofhaltung nicht mehr bezahlen. Beamte und Soldaten bekommen keinen Sold mehr. In vielen Regionen führt man aus Geldmangel den Tauschhandel ein.

1700 endet die habsburgische Herrschaft. Es folgt der europaweit ausgetragene Spanische Erbfolgekrieg, in dem andere Herrscherhäuser die Macht über Spanien erlangen wollen.

Literatur

Die Habsburger Reiche: 1555 - 1740

Die Habsburger: Vom 13. bis ins 20. Jahrhundert

Die Habsburger: Dynastie und Kaiserreiche. Beck'sche Reihe. Ein sehr wissenschaftlich orientiertes Fachbuch.

Weltreiche: Die Habsburger in Spanien. Die Habsburger in Mitteleuropa. Dschingis Khan. Die Moguln.

Die Tränen der Königin: Roman über das Leben Johannas der Wahnsinnigen. Johanna von Kastilien erlebt als Kind die Entstehung des Königreichs Spaniens mit. Später wird siwe die Frau des Habsburgers Philip des Schönen. Der Roman spielt vor dem Hintergrund der geschichtlichen Lage zu Anfang des 16. Jahrhunderts.