Gedanken zum Tourismus im Himalaya
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Tourismus im Himalaya |
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... von Jürgen Kipfer
Der Tourismus ist heute für viele Länder von grosser Wichtigkeit. Wie wichtig er ist, ersieht man unter anderem daran, dass sich 1998 die Ausgaben für Tourismus weltweit auf über 500 Mrd. US-Dollars beliefen.. Es ist auch kein Ende der Tourismus-Welle abzusehen, denn unsere Gesellschaft hat immer mehr Freizeit. Stand früher ein höheres Einkommen im Vordergrund, wünscht die heutige Gesellschaft eher mehr Freizeit. Ein weiteres Merkmal ist die Zunahme des stand-by-Tourismus. Man plant immer weniger langfristig, so dass man sich vorbereiten könnte, sondern spekuliert auf last-minutes-Schäppchen. Der Tourismus hat positive und negative Aspekte, d.h. er beeinflusst die bereisten Länder mehr oder weniger stark, je nach Abhängigkeit von diesem Erwerbszweig. Der Nepalische Wissenschaftler Kamal Kumar Shresta drückte es einst so aus:" Der Tourismus ist eine Gans. Sie legt zwar goldene Eier, aber manchmal verschmutzt sie auch ihr Nest." Tourismus ist für viele Länder die einzige Chance, ich denke dabei speziell an die Himalaya-Länder Nepal und Ladakh. Wenn wir heute, aus was für Gründe auch immer, den (Flug)-Tourismus ablehnen, bricht in diesen Ländern der Tourismus und damit praktisch der gesamte Finanz-Haushalt zusammen. Abgesehen davon, dass auch bei uns der Tourismus sehr stark von Leuten abhängig ist, welche mit dem Flugzeug und nicht zu Fuss in unser Land reisen. Machen wir uns doch ein paar Gedanken über die Auswirkungen des Tourismus, d.h. suchen wir eine Antwort auf die Frage, ob der Tourismus gut oder schlecht ist.
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HARTER TOURISMUS Massentourismus Wenig Zeit Schnellstes Verkehrsmittel Volles Programm Aussengelenkt Importierter Lebensstil Knipsen, Ansichtskarten Shopping Keine Sprachkenntnisse Keine Landeskenntnisse "Weitgereiste" Reiseleiter last-minute Reisen Verschenken von Unsinn an bettelnde Kinder Mit Shorts religiöse Stätten besuchen Wohnen in modernsten Hotels Ausländische Personal im Hotel Reisebüro mit eigener Niederlassung |
SANFTER TOURISMUS Kleine, organische Gruppen genügend Zeit Zu Fuss, entschleunigt Flexibilität Inneres Streben Lokale Lebensmittel Fotografieren, Malen, Zeichnen, Kontakt mit der Bevölkerung Souvenir vom lokalen Handwerk Wenigstens rudimentäre Sprachkenntnisse Vorbereitung auf fremde Kultur Auf spezifische Länder (-gruppen) spezialisierte, gut ausgebildete Führer gut vorbereitet auf Reisen Unterstützung z.B. von Leprastationen, Schulen, Krankenhäusern etc. Respektieren der Landessitten Hotels in Stil des Landes Einheimisches Personal Reisebüro hat lokalen Agenten, Partizipation |
Die Liste ist nicht komplett und stellt auch keine Werteskala dar. Wer sich vor einer Reise gedanklich ein wenig mit dem zu besuchenden Land auseinander setzt, hat schon viel getan.
Umweltverträglichkeit
Sozialverantwortlichkeit
Optimale Wertschöpfung des besuchten Landes
Optimale Erholung der Teilnehmer
Wertewandel, politische Veränderungen
Befragungen haben ergeben, dass viele Reisende durchaus bezüglich der Aspekte des sanften Tourismus ansprechbar sind. Aber : tun sie auch was ? Ein weiterer Punkt : Soll man überhaupt in fremde Länder fahren, oder soll man nicht? Die Antwort lautet : MAN SOLL, aber sanft.
Verbesserungen sind nur in kleinen Schritten möglich und bedingen eine entsprechende Unternehmungskultur der Reiseveranstalter. Die Reiseveranstalter tragen eine grosse Verantwortwortung. Eine der vornehmsten Pflichten ist die Ausbildung der Reiseleiter im Hinblick auf sanften Tourismus, sowie auch das Einhalten einiger elementarer Regeln.
Was können Reisende tun? Sie können, zum Beispiel, "ihr" Reisebüro unter den Aspekten "Harter Tourismus/Sanfter Tourismus" prüfen und sich dann für einen Reiseveranstalter entschliessen, welcher den sanften Tourismus betreibt. Reisebüros, welche sich nicht an elementare ethische Normen halten, gehören an den Pranger.
Warum reisen Leute? Wahrscheinlich gibt es darauf soviele Antworten, wie es Reisende gibt, aber eines ist sicher - die meisten Leute fangen an zu begreifen, dass Reisen sowohl bei den Reisenden, wie auch bei den Bewohner der bereisten Länder, Eindrücke hinterläßt, hoffentlich positive.
Viele Reisende haben heute ein Interesse an den bereisten Ländern, und viele Leute befassen sich auch mit den diversen positiven und negativen Seiten des Tourismus, wie Eingriffe in die Natur und Kultur, daneben aber auch Entwicklungshilfe. Es wurde in Tourismuskreisen das Wort "verantwortungsbewusster Reisender" geschaffen. Was zeichnet einen verantwortungsbewussten Reisenden aus? Er versteht, dass die Kulturen und Wertschätzungen in allen Ländern verschieden sind. Er versteht, dass man in einem besuchten Land nichts hinterlassen soll, als seine Fussspuren und nichts mitnehmen soll als Eindrücke und Fotos, eventuell auch gekaufte Souvenirs.
Ausserdem stellt er sich auch gelegentlich die Frage, inwieweit er mit seiner Anwesenheit und seinem Benehmen das Leben im besuchten Land negativ beeinflusst. Zumindest aber befasst er sich mit den folgenden Fragen:
Es gibt viele gute Gründe, den Himalaya zu bereisen; Trekking, Kultur, ein Hauch von Abenteuer, die Berge und speziell die Leute im Himalaya.
Je besser man sich vorbereitet, geistig, aber auch, indem man sich über Land und Kultur informiert, um so grösser und nachhaltiger ist der Eindruck, den man mit nach Hause nimmt.
Falls die touristische Infrastruktur gänzlich oder zu einem grossen Teil vom Ausland abhängt, sollte man das Reisen in diesen Ländern unterlassen. Reisen, speziell im Himalaya, sollte auch eine gewisse Entwicklungshilfe beinhalten, d.h. die einheimische Industrie und das einheimische Gewerbe sollten auch davon profitieren.
Sich in wasserarmen Gegenden täglich zu duschen, zeugt von wenig Respekt vor dem Lande. Auch man sollte darauf achten, möglichst keine schädlichen Abfälle zu hinterlassen.
Zum Beispiel dadurch, dass ich versuche, etwas von der Sprache des Landes zu lernen. Im Himalaya ist das zwar nicht ganz so einfach, aber überall auf der Welt versteht man ein freundliches Lächeln, und ich habe schon oft die Erfahrung gemacht, dass eine Frage auf schweizerdeutsch, freundlich und mit einem Lächeln gestellt, verstanden wurde - zum Beispiel wenn man jemanden fotografieren will. Davon abgesehen ist es leicht, wenigstens die elementaren Grussworte wie "Namaste" oder "Tashi delek" oder "Jullay" zu lernen.
Aber auch sonst sollte man sich etwas mit dem Land befassen. Es gibt bei uns über praktisch jedes Land und jede Gegend sehr gute Reiseliteratur.
Es verlangt vielleicht etwas an Anstrengung, wenn man ein verantwortungsbewusster Reisender sein will, aber man erhält sehr viel zurück. Die Eindrücke sind tiefer, die Erlebnisse reicher, und wenn man sich sagen kann, dass man etwas positives für das bereiste Land getan hat, so ist die Befriedigung umso grösser. Rechtes, verantwortungsvolles Reisen, hilft dem Land und es hilft auch der Welt.
Lassen wir doch auch die Leute im Himalaya an unserem Wohlstand teilhaben.