Landschaft - Wandern - Bergsteigen
Der Eingangsbereich des Martelltals vom Etschtal her ist nach dem Felsriegel bei Morter nicht sehr eng, aber doch relativ steil. Bis Bad Salt, das auf dem Scheitel der ersten Talstufe auf 1.160 m liegt, sind auf einer Strecke von knapp 5 km über 400 hm zu überwinden.

Die wenigen verstreut liegenden Bauernhöfe in diesem Bereich, die Vorhöfe, gehören noch zur Gemeinde Latsch. Erst bei Burgaun beginnt das Gebiet der Gemeinde Martell. Die Weiler und Einzelhöfe sind in eine flache und weite Talmulde eingebettet und reichen bis zum Flimbach, einem Seitenbach der Plima.
Danach folgt die Gand, ein dichter besiedelter Talgrund, von dem eine Seitenstraße auf die orografisch linke Seite abzweigt. Dort liegt auf 1.350 m Höhe Meiern mit dem Hauptort Thal (= Dorf).
Die Streusiedlung oberhalb von Meiern nennt sich Ennethal, von der bei Premstl eine Straße weiter durch steiles Waldgelände bis in den Ortsteil Waldberg führt, in dem einer der höchstgelegenen Kornhöfe Südtirols liegt, Stallwies auf 1.953 m. Dieser Hof wird auch als Gastwirtschaft geführt und ist Startpunkt für leichte und anspruchsvolle Wanderungen, u. a. auf die Laaser Spitze.
Hinter der Gand verengt sich das Tal und steigt wieder an. In der Schmelz auf 1.556 m beginnt Hintermartell. Auf etwa 1.700 m fließt der Rosimtalbach von der orografisch linken Talseite in die Plima. Seine Aufschüttungen haben eine breitere Talsohle geschaffen, in der einzelne Bergmähder, die Grogg-Alm und ein modernes Biathlonzentrum liegen.
An einer dahinter folgenden Engstelle türmt sich auf 1.800 m eine mächtige in den 1950er Jahren errichtete 83 m hohe Staumauer auf. Sie bildet heute eine markante künstliche Geländestufe. Dahinter liegt der Zufrittstausee mit einigen Gastwirtschaften am felsigen Seeende.
Der folgende flachere Talabschnitt geht in einen breiten Felsengürtel über, auf dem die Straße auf 2.051 m nach mehreren Kehren endet. Hier öffnet sich das Tal zu einem weiten Kar, dessen letzte Anhöhe bei der Zufállhütte (2.265 m) in den breiten Talschluss von Zufáll übergeht. Die Hütte bietet sich als Einkehrmöglichkeit an. Von hier können die leichte Tour auf die 1980 erbaute Marteller Hütte (2.610 m) oder anspruchsvollere Touren auf die Casatihütte (3.269 m) oder in andere Gebiete der Ortlergruppe begonnen werden. Im Martelltal liegt der Sonnenberg, von dem ein Wanderweg unter der Steinwand entlang zu den Morterlegern führt.
Das neben dem Ortszentrum Thal verlaufende Eberhöfertal war wegen der Lawinengefahr in schneereichen Wintern gefürchtet. Eine mächtige Nassschneelawine im Jahr 2001 war der Anlass, dass vom Amt für Wildbachverbauung ab dem Jahre 2007 ein 250 m langer und 18 m hoher Schutzdamm auf 2.150 m Meereshöhe errichtet wurde.
Vom Eberhöfertal oder von der benachbarten Saugbergalpe aus gibt es über die Göflaner Scharte (2.400 m) und über das Kreuzjöchl (2.050 m) Wandermöglichkeiten auf den Schlanderser Nördersberg.
Hinter der Schmelz bei Durraplatt mündet das Schludertal in das Martelltal. Über die Schluderalm (2.005 m) kann die Schluderscharte (2.987 m) erreicht werden, die zwischen Laaser Spitze (3.305 m) und Schluderspitze (3.230 m) liegt.
Weitere Paralleltäler sind das Rosimtal hinter der Grogg-Alm, das Lyfital mit der Lyfi-Alm (2.165 m) oberhalb des Stausees, das Pedertal bei der Borromeo-Hütte (1.980 m) und das Madritschtal hinter den Parkplätzen. Über den Talschlüssen dieser Täler ragen die Lyfispitze (3.352 m), die mittlere und äußere Pederspitze (3.406 m), die Schildspitze (3.461 m), die Plattenspitze (3.422 m), die Hintere Schöntaufspitze (3.325 m) und die Madritschspitze (3.265 m) auf. Vom Madritschtal aus führt eine vielbegangene Route über das Madritschjoch (3.123 m) in das Suldental hinüber.
Von der Enzianhütte bei den Parkplätzen im Talschluss ausgehend bietet der Marteller Höhenweg über die Lyfi-Alm und die Schluderalm eine wunderbare Wandermöglichkeit bis nach Stallwies.

Der stark vergletscherte Talschluss des Martelltals wird von einer Reihe weiterer Dreitausender gesäumt: die Butzenspitze (3.302 m) hinter dem Butzental, die Eisseespitze (3.243 m) mit dem Eisseepass (3.141 m), die Suldenspitze (3.376 m) auf dem Ortler Hauptkamm neben dem Langfernerjoch (3.266 m), ein Übergang in das Val Cedec mit der Casatihütte (3.269 m), der Monte Cevedale (3.769 m), ihm vorgelagert die Zufallspitzen (3.700 m bzw. 3.757 m), an deren Füßen sich der Langenferner, der Zufallferner und der Fürkeleferner ausbreiten.
Im Südosten sind es die Köllkuppe (3.330 m) mit dem Hohen Ferner, die Veneziaspitzen (3.386 m), die Hintere Schranspitze (3.355 m), die Hintere Rotspitze (3.347 m), die Sällentspitze (3.212 m), die Hintere Nonnenspitze (3.289 m), die Lorchenspitze (3.343 m), die Weißbrunnspitze (3.253 m) und die Zufrittspitze (3.438 m). Hier liegen kleinere Gletscher.
Hoch gelegene Übergänge in das Val di Sole sind die Fürkelescharte (3.032 m) und das Hohenfernerjoch (3.153 m).
Das Sällentjoch (2.984 m) ist vom Hotel Paradiso aus erreichbar, das Weißbrunnerjoch (3.153 m) und das Zufrittjoch (3.172 m) können vom Stausee aus durch das Zufritttal bestiegen werden. Sie bilden die Übergänge in das Ultental.
Der restliche Bergkamm im Osten mit dem Soyjoch (3.025 m), der Flimspitze (3.130 m), der Tuferspitze (3.092 m), der Gasse (3.046 m) und der Grabensprungspitze (3.014 m) erreicht mit dem östlichsten Gletscherberg der Ortler Alpen, dem Hasenörl, nochmals eine Höhe von 3.257 m, bevor er abfällt und sich im Ultner Kamm mit Kuppen, die meist keine 2.600 m erreichen, fortsetzt.
Die östlichen Talhänge des Martelltals werden im mittleren und äußeren Bereich von drei Seitentälern durchschnitten: Das Soytal mit der Soyalm (2.073 m) und der Soyscharte (2.887 m) vom Hölderle aus. Das Flimtal mit der Flim-Alm und dem Flimjoch (2.892 m) von der Gand aus. Außerdem vom Brandnertal mit der Morter-Alm (1.908 m) von den Vorhöfen aus. Bücher, Karten
... siehe > Literatur - Karten

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