Gletschertour in den Alpen oder im Hohen Norden?
Wandern

Was unterscheidet eine Gletschertour in Island, Lappland oder Grönland von einer Gletschertour in den Alpen? Welche Herausforderungen erwartet mich? Welche Ausrüstung brauche ich und was muss ich besonders beachten?

Gletscherspalten

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Allgemeines & Spezielles

Die uns am nächsten gelegenen Gletscher befinden sich in den Alpen. Daher prägen sie in vielen Fällen auch das Bild, dass wir generell von Gletschern haben. Aber nicht alles, was wir von Alpen-Gletschern wissen, trifft auch auf die Gletscher in den Polarregionen wie Island, Grönland oder Nord-Skandinavien zu.

Gletschertour in den Alpen

Die Berge in den Alpen sind bis zu 4.800 m hoch. Oberhalb von 2.000 m kann man in den Alpen vereinzelte Gletscher finden. Weiter herunter reichen nur schmale Gletscherzungen, die von einem großen, weit höher gelegenen Gletscherteil versorgt werden.

Die alpinen Gletscher können von den umgebenden Urlaubsorten in der Regel sehr schnell erreicht werden. Sie werden im Winter zum Skifahren genutzt und im Sommer für Gletschertouren. Viele sind durch Seilbahnen erschlossen und können so auch in Tagestouren bestiegen werden. Für längere Touren übernachten die Bergsteiger in Alpenvereinshütten, von denen es in den Gletschergebieten der Alpen recht viele gibt.

Gletscher Ötztal

In den Talorten dieser Gletscher kann der Bergsteiger sich in der Regel mit sämtlicher Ausrüstung versorgen, die für eine Gletschertour nötig ist. Außerdem gibt es hier jede Menge erfahrene Bergführer, die man anheuern kann, sofern man nicht selbst über die nötigen Kenntnisse und Erfahrungen verfügt.

Da die Alpen an vielen Stellen über einen sehr steiles Relief verfügen, sind oft auch ihre Gletscher sehr steil und ordnen sich in ihrem Fließen dem Relief unter. Gletschertouren in den Alpen sind daher oft relativ anspruchsvoll. Diese Aussage ist natürlich nur sehr generell gültig, da jeder Gletscher sich vom anderen unterscheidet und in der Regel auch sowohl über sehr steile, als auch über relativ ebene Passagen verfügt.

Nordische Gletscher in Island, Grönland oder Lappland

In Nordskandinavien, Island oder Grönland sieht die Situation anders aus. Nehmen wir mal Island als Beispiel. Die Unterkanten der Gletscher mit ihren Endmoränen reichen bis fast auf Meeresspiegelhöhe hinab. Das bedeutet, man kann an vielen Stellen sogar mit dem Auto, zumindest mit einem Allradfahrzeug, direkt an den Gletscher heranfahren.

Eine Infrastruktur wie ein Ausrüstungsgeschäft oder einen Bergführer findet man so nah am Gletscher aber in der Regel nicht, denn es gibt kaum Siedlungen, die viel mehr zu bieten haben als eine Tankstelle mit Shop und Geldautomat.

Gletscher

Hier gibt es auch kaum feste Unterkünfte wie in den Alpen. Daher sind zwar die Gletscher leicht zu erreichen und die notwendige absolute Höhe für eine Gletschertour ist gering, aber Planung und Organisation müssen frühzeitig erfolgen und können nur in Ausnahmefällen spontan vor Ort erledigt werden.

Manchmal reicht aber schon die richtige Telefonnummer oder Webadresse, um sich einer organisierten Tour anzuschließen. Treffpunkt ist dann wahlweise in der nächsten größeren Stadt, an einem Campingplatz, einem Nationalparkzentrum oder direkt an der Endmoräne. Wie man so eine Gletschertour in seine individuelle Islandreise einbauen kann, erzählt ausführlich und mit tollen Fotos der Reiseblog www.unsere-island-reise.de .

Zwar gibt es weniger Infrastruktur, aber dafür sind die Gletscher der Nordländer in der Regel leichter begehbar. Das Gebirgsrelief ist insgesamt weniger steil als in den Alpen und die Kombination aus Geomorphologie und Klima führt dazu, dass man in den Nordländern wie Island auch viele Gletscher mit flachen Anstiegen findet.

Viele Gletscher liegen wie ein großer umgedrehter Teller in der Landschaft. Plateaugletscher heißt hier das Fachwort. Das macht Gletschertouren besonders für weniger erfahrene oder konditionell weniger gut ausgestattete Bergsteiger sehr attraktiv. Und der spektakuläre Landschaftsgenuss wird weder von Orten, noch von Straßen oder Seilbahnen getrübt.

Eis oder Schnee? Seil oder Steigeisen?

Grundsätzlich ist ein Gletscher - außer im Winter - in seinem oberen Teil mit Schnee bedeckt (es kommt mehr Schnee dazu, als schmilzt = Nährgebiet), während der untere Teil des Gletschers mit wärmeren Temperaturen zu kämpfen hat und im Sommer seine Schneebedeckung verliert (Zehrgebiet). Fährt man also, wie auf Island oder in Lappland, direkt an den Gletscher heran und betritt ihn von seinem unteren Ende her, trifft man auf blankes Eis und braucht Steigeisen und Pickel.

Nachdem man das früher etwas anders gesehen gilt heute bei Bergführern die Lehrmeinung, dass Steigeisen und Pickel auf blankem Eis eingesetzt werden, man hier aber auf relativ ebenen Gletschern oft auf ein Seil verzichten kann. Übertritt man die Grenze zum verschneiten Teil des Gletschers, lauern aber sofort ganz andere Gefahren.

Im schneefreien Teil des Gletschers ist jede Gletscherspalte leicht zu erkennen und zu umgehen. Hier ist vor allem wichtig, dass man mit seinen Steigeisen und seinem Pickel auf dem Eis einen guten Halt hat.

Gletschertour

Im schneebedeckten Teil des Gletschers lauern auch Gletscherspalten, aber verborgen unter der Schneedecke. Sie können so nicht eindeutig identifiziert werden. Hier kann es immer zu einem Spaltensturz kommen.

Daher wird auf den schneebedeckten Teil des Gletschers grundsätzlich angeseilt. Neben dem Seil braucht man dazu einen Gurt, etwas Kleinmaterial wie Karabiner und Reepschnüre und natürlich Menschen, mit denen man sich gemeinsam einbinden kann. Mindestens zu dritt sollte man dabei sein um eventuelle Stürze abfangen zu können. Und wer keine spezielle Ausbildung für Gletschertouren genossen hat, der sollte sich unbedingt einer organisierten Tour mit jemandem anschließen, der weiß, was zu tun ist.

Gletschertour und Naturgenuss pur im hohen Norden

Das schöne auf den großen Gletscherflächen der Nordländer ist, dass man hier oft keine spektakulären Kletterpassagen absolvieren muss, sondern relativ bequem über die im Durchschnitt flacheren Gletscher wandern kann. So bekommt man einen unglaublichen Eindruck von den Ausmaßen dieser riesigen Eispanzer - z.B. auf Island, wo mit den Vatnajökull der größte Gletscher Europas liegt. Dieser Plateaugletscher bedeckt 8 % der Landmasse Islands und ist bis zu 1 km dick. Dabei liegt sein höchster Punkt lediglich bei ca. 1800 m. In den Alpen fänden wir hier eine grüne Almwiese ...