Verhalten bei Gewitter
Wandern


Wie schütze ich mich beim Wandern und Bergsteigen vor Blitzschlag? Wie vermeide ich Gewittergefahren? Was mache ich im Notfall?

Gewitter im Gebirge

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Allgemeines & Spezielles

Blitzschlag gehört besonders in den Bergen zu den großen Gefahren beim Wandern, Bergsteigen, Klettern und Trekking. Das ist den meisten Wanderern und Bergsteigern aber sehr bewusst. Bei Umfragen nach den gefährlichsten Wetterproblemen im Gebirge wird meist das Gewitter genannt, obwohl z.B. Kaltfronten und Lawinen deutlich mehr Todesopfer fordern.

Was viele nicht wissen: Blitze können auch deutlich vor oder nach einem Gewitter auftreten und im größeren räumlichen Umfeld des eigentlichen Gewitters. Daher kann man sich durchaus auch mal im Gefahrenbereich von Blitzen befinden, obwohl das Gewitter noch eine Strecke entfernt ist.

Als grober Anhaltspunkt gilt die 30-30-Regel: Wenn der Abstand zwischen Blitz und Donner weniger als 30 Sekunden beträgt, befindet man sich in der Gefahrenzone. Erst 30 Minuten nach dem letzten Blitz oder Donner ist man wieder sicher. Bis dahin sollte man sich mit seinem Verhalten auf Blitzschlaggefahr einstellen.

Dabei gilt es besonders, Gefahrenquellen zu vermeiden. Das sind vor allem einzelne Bäume, hohe Grate und Gipfel, Drahtseile, Stromleitungen, Seilbahnen, Skilifte und Gegenstände über Schulterhöhe (z.B. Schirme oder Wanderstöcke, die vom Rucksack aufragen). Im Grunde alles, was über die Umbebung hinaus ragt, hat eine große Chance, vom Blitz getroffen zu werden.

Eine sichere Position verleihen Hütten oder Häuser mit geschlossenen Türen und Fenstern, ein geschlossenes KFZ, große Höhlen und Mulden. Der Abstand zur Wand sollte aber jeweils mindestens 1 m betragen. Auch gut sind steile Felswände (Abstand zur Wand mind. 1 m).

Im Wald steht man sicherer als auf einer freien Fläche. Man sollte aber möglichst so stehen, dass man nicht von herabfallenden Ästen verletzt werden kann. Und vom einzelnen Stamm sollte man auch Abstand halten. Baumreihen und kleine Baumgruppen gelten in Bezug auf Blitzgefahr nicht als Wald und sind nicht sicherer als einzelne Bäume.

"Buchen sollst Du suchen, Eichen sollst Du weichen." Anders als die Buche hat die Eiche oft eine zerfurchte rinde und eine wilde Wuchsform. Hier kann sich an vielen Stellen Regenwasser sammeln. Schlägt nun der Blitz in eine nasse Eiche ein, kommt es zum schlagartigen Verdampfen des Wassers. Diese Druckzunahme wirkt wie eine kleine Explosion und kann auch große Holzsplitter wie Geschosse in der Umgebung verteilen. Als Wanderer sollte man dann lieber nicht in der Nähe stehen.

Einen schlechten Schutz bieten Zelte, die Stangen wirken wie Blitzableiter. Ebenso gefährlich sind offene Unterstände, Seitenblitze können hier eindringen. Das betrifft auch kleine Nischen und Überhänge, die vom Blitz "übersprungen" werden können. Wasserführende Bachbetten können den Blitz leiten, daher sollte man ihre Nähe meiden.

Ultental, Koflraster Seen

Beim Thema Blitzschlag gibt es viele Gerüchte, die nicht stimmen. Richtig ist:

  • Es ist nicht gefährlich, ein Blitzschlagopfer zu berühren.
  • Ein Blitz kann durchaus zweimal in die selbe Stelle einschlagen.
  • Auch wenn er das oft tut, schlägt ein Blitz nicht immer in das höchste Objekt ein.

Die häufigsten Todesursachen nach Blitzschlag sind Herz- oder Atemstillstand. Durch Wiederbelebungsmaßnahmen können viele Betroffene gerettet werden, die dann oft wieder vollständig genesen. Also sollte man parat haben, was man in Erste-Hilfe-Kursen lernt!

Rettungseinsätze bei Gewitter sind für die Retter riskant und werden daher, besonders bei Helikoptereinsätzen, oft nicht sofort durchgeführt.

Blitzopfer sollte man auch ohne sichtbare Verletzungen sofort ins Krankenhaus bringen, da Komplikationen auch noch Stunden nach dem Schlag auftreten können.

Ruhe bewahren

Grundsätzlich sollte man zwar Respekt, aber keine übertriebene Angst vor Gewitter haben. In Deutschland kamen in den letzten Jahren durchschnittlich etwa sieben Personen durch Blitzschlag um. Es starben aber durchschnittlich 120 Menschen durch Stürze von Leitern. Im gesamten Alpenraum - von Frankreich bis Slowenien - zählt man pro Jahr etwa 10 Blitzopfer, aber 100 Lawinentote.

Wichtig zu wissen ist auch, dass man nicht unbedingt tot ist, wenn man vom Blitz getroffen wird. Viele Menschen überleben diese energiegeladene Erfahrung.

Verhalten bei Gewitter

Hier gebe ich Euch ein paar Hinweise über das richtige Verhalten bei Gewitter und Blitzschlag im Fließtext. Das Gleiche findet Ihr weiter unten auch noch mal, für das spätere Auffrischen, als Stichworte.

Körperhaltung

Wenn das Gewitter droht, solltest Du in die Hocke gehen und mit geschlossenen Beinen eine Art Kauerstellung einnehmen. Die Füße setzt Du möglichst nah zusammen, die Schuhe sollten sich berühren. So kannst Du die sog. Schrittspannung vermeiden.

Der Mensch sollte mit der kleinstmöglichen Fläche den Boden berühren, also möglichst nur mit den Schuhsohlen. Auf keinen Fall sollte man sich flach hinlegen und auch die Hände nicht auf dem Boden abstützen.

Das Gewitter mit Blitzschlaggefahr ist besonders nah, wenn man ein Kribbeln spürt und sich die Haare aufstellen. In diesem Fall sölltest Du schnell mit geschlossenen Füßen in Kauerstellung gehen!

Position

Unabgestützt in der Hocke zu sitzen ist auf Dauer ziemlich anstrengend. Man möchte sich dann gern anlehnen oder irgendwo drauf setzen. Das ist ok, wenn das Sitzen auf einer isolierenden Unterlage erfolgt. Das kann z.B. der trockene Rucksack sein. Wichtug ist, die Füße dabei immer eng zusammen zu halten.

Zu steilen Wänden sollte man möglichst einen Abstand von drei Meter einhalten. Ein Blitz, der in der Wand nach unten läuft, kann sonst auf den Wanderer überspringen. Dageben gilt in einer Höhle: Der Abstand zur Decke sollte mindestens einen Meter, der Abstand zum Eingang ebenfalls mindestens einen Meter und der Abstand zur Wand mindestens zwei Meter betragen.

Regenunterstand

Sonstiges

Mobiltelefone (Smartphones und Handys) sollten im Rucksack verstaut werden. Das betrifft auch andere Geräte, in denen ein Akku steckt. Diese können nämlich bei Blitzschlag explodieren und den Träger verletzen, wenn das Gerät in der Jackentasche oder Hosentasche steckt.

Metallobjekte wie Karabiner oder anderes Klettergerät sollte man lieber in sicherer Entfernung ablegen. Anders, als viele glauben, zieht das Stück Metall den Blitzschlag nicht an, aber es leitet die Energie weiter. Wenn die Umgebung nass ist, leitet aber auch diese ja schon enorm. Metall sollte jedenfalls nicht direkt die Haut berühren, es verursacht sonst beim Einschlag eine hohe Verbrennungsgefahr.

Ähnlich wie das Knistern in der Luft und die sich aufstellenden Haare ist auch das Elmsfeuer ein Hinweis auf einen unmittelbar bevorstehenden Einschlag. Elmsfeuer sind kleine Flammen, die man z.B. an den Spitzen von Bäumen oder Masten wahrnehmen kann.

Bei der Gefahr von Blitzschlag sollten mehrere Personen nicht dicht zusammen hocken, sondern sich etwas verteilen. Ein Abstand von drei Meter zwischen den Personen ist zu empfehlen. So kann man gewährleisten, dass der Blitz nicht mehrere Personen trifft. Die verschonten Wanderer können dann der getroffenen Person Hilfe leisten.

Achtung: Man sollte bei der Blitzschlaggefahr eine sichere Stelle aufsuchen, von der man nicht abstürzen kann. Durch unkontrollierte Muskelkontraktionen oder durch die Schockwelle des Blitzschlages kann der Getroffene sonst abstürzen.

Hinweis

Nicht nur der Blitz selbst ist gefährlich. Ein Gewitter kommt i.d.R. mit Regen, und es kann auch heftig hageln. Außerdem gibt es einen massiven Temperatursturz, der besonders gefährlich ist, wenn der Wanderer nass ist und keine Regenkleidung dabei hat.

Viele indirekt durch das Gewitter ausgelöste Unfälle im Gebirge ereignen sich, während man eilig versucht, sich in Sicherheit zu bringen. Hektik und Eile verhindern sichere Schritte, oft wird dadurch auch Steinschlag ausgelöst. Es gilt also trotz der gebotenen Eile: Zuerst Ruhe bewahren!

In der Praxis

In der Praxis ist das natürlich immer so eine Sache. Wenn man alle Regeln beachtet, dann ist man sehr sicher unterwegs. Aber kaum jemand geht beim ersten Donnergrollen in die Hocke, und wer wartet nach dem letzten Blitzschlag schon 30 Minuten, bevor er sich wieder aufrichtet? Gerade, wenn man eine Weile in der Hocke im strömenden Regen gesessen hat, gibt es vielleicht andere Prioritäten.

Auch im Alltag kann man beobachten, dass bei einem Sommergewitter sogar noch Menschen im See schwimmen. Und in der Fußgängerzone gehen auch bei Blitz und Donner die Leute unbeeindruckt ihren Geschäften nach.

Ob man nun allein, in der Gruppe oder mit der Gruppe in den Bergen unterwegs ist ... die Reaktion auf ein Gewitter ist immer eine Abwägung von vielen Faktoren. Wenn ich im Gebirge in Gefahr komme, durch das Abwettern eines Gewitters in die Dunkelheit zu geraten, dann ist das Gewitter vielleicht das kleinere Übel.

Tourenplanung ist alles

Letztlich kommt man bei den meisten alpinen Gefahren immer wieder zu der Erkenntnis, dass eine gute vorausschauende Tourenplanung die beste Voraussetzung für eine sichere Wanderung darstellt. Im Zusammenhang mit Gewittergefahren bedeutet das, sich den lokalen Wetterbericht genau anzuhören und darauf zu reagieren. Gegebenenfalls muss man die Tour ändern oder absagen. Im Fall von Sommergewittern kann man auch durch einen sehr frühen Aufbruch dem Gewitter ausweichen, denn das entsteht i.d.R. erst im Laufe des Tages.

Mehr zum Thema Tourenplanung findest Du auf den Extraseiten > Tourenplanung und > Tourenplanung am Beispiel

Verhalten bei Blitzschlag in Stichworten

Körperhaltung

  • mit geschlossenen Beinen Kauerstellung einnehmen
  • Schrittspannung (gespreizte Beine) meiden
  • mit kleinstmöglicher Fläche den Boden berühren
  • nicht flach hinlegen
  • Wenn man Kribbeln spürt und sich die Haare aufstellen: schnell mit geschlossenen Füßen in Kauerstellung gehen!

Position

  • Sitzen auf einer isolierenden Unterlage, z.B. auf dem trockenen Rucksack
  • Füße eng zusammen halten
  • zu Wänden ist ein Abstand von 3 m einzuhalten
  • in einer Höhle: Abstand zur Decke 1 m, Abstand zum Eingang 1 m, Abstand zur Wand 2 m

Sonstiges

  • Mobiltelefone sollten im Rucksack verstaut werden
  • Metallobjekte lieber in sicherer Entfernung ablegen
  • Metall sollte nicht direkt die Haut berühren, es birgt beim Einschlag Verbrennungsgefahr
  • Elmsfeuer (kleine Lichtflammen) deuten auf einen unmittelbar bevorstehenden Einschlag hin
  • mehrere Personen sollten nicht dicht zusammen stehen, sondern sich etwas verteilen
  • Achtung: durch unkontrollierte Muskelkontraktionen oder durch die Schockwelle eines Blitzschlages kann der Getroffene stürzen.

Hinweis

Viele Unfälle im Gebirge ereignen sich im Vorfeld von Gewittern während eines übereilte Rückzuges. Trotz der gebotenen Eile: Als erstes gilt: Ruhe bewahren!

Literatur

Bergwetter: Bei Wind und Wetter sicher unterwegs. Wetterprognosen, Strategien bei Gewitter, Tourenplanung  

Bergsteigen: Bergwandern, Klettersteiggehen, Hochtouren und Skitourengehen mit Tipps zu Ausrüstung, Technik und Sicherheit  

weitere Literatur unter > Literatur