KATEGORIEN KLETTERSTEIGe
Wandern

Schwierigkeits-Stufen und Anforderungs-Kategorien zu Klettersteigen in den Alpen und anderswo. Vergleich der Systeme zur Charakterisierung von Klettersteigen nach Hüsler, Rother und Schall.

Klettersteig

Auf dieser Seite:

Auf separaten Seiten:

Wandern zum Seitenanfang

Schwierigkeits-Stufen & -Kategorien Klettersteige

Wie beim Klettern auch, gibt es für Klettersteige unterschiedliche Schwierigkeitsskalen. Diese sind aber nicht von einer zentralen internationalen Stelle definiert worden, sondern meist aus den individuellen Bewertungen auf Klettersteige spezialisierter Verlage oder Autoren hervorgegangen.

Das Problem bei der Bewertung von Klettersteigen ist, dass man die Vielzahl an unterschiedlichsten Anforderungen an Kenntnisse und Fähigkeiten des Bergsteigers nicht einfach in Stufen einteilen kann. Es gibt z.B. Klettersteige, die erfordern eine ausgefeilte Klettertechnik und einen sehr kräftigen trainierten Kletterer. Weil der Einstieg aber u.U. im Tal direkt am Parkplatz liegt und die Route kurz ist, braucht der Kletterer überhaupt keine alpinen Erfahrungen oder Kenntnisse. Das ist dann fast wie Hallenklettern und man schaut vielleicht gerade mal oberflächlich über den Wetterbericht.

Andere Klettersteigrouten sind technisch einfach, verlaufen aber vielleicht über längere Strecken im alpinen Hochgebirge. Hier ist der Anspruch an die klettertechnischen Fähigkeiten und die Armkraft des Bergsteigers vielleicht gering. Ohne ausgefeilte alpine Erfahrung, geschulte Kenntnisse und körperliche Fitness begibt sich der Klettersteiggeher hier aber in Lebensgefahr.

Und dann gibt es natürlich auch Klettersteige, die geringe Anforderungen an alpine Kenntnisse und Klettertechnik kombinieren. Sowie Klettersteige, die im alpinen Hochgebirge auch hervorragende Klettertechnik brauchen.

Dies sind aber nur zwei Faktoren, wie die Anforderungsbewertung von Klettersteigen beeinflussen. Es gibt aber noch mehr. Die drei gängisten Systeme zur Kategoriesierung von Klettersteigen versuchen, diese Komplexität mit einer übersichtlichen Struktur in Verbindung zu bringen.

Wanden & Trekking. System Hüsler

Eugen Hüsler hat sehr viele Klettersteigführer veröffentlicht, und dafür eine eigene Schwierigkeitsskala entwickelt. Das System ist sehr übersichtlich, trägt aber o.g. Vielfalt von unterschiedlichen Klettersteigen kaum Rechnung. Dazu muss man aber sagen, dass Eugen Hüsler dieses System als eine Art Pionier entwickelt hat, und das zu einer Zeit, als die Vielfalt der Anforderungen noch weitaus geringer war als heute, und als es das Wort "Sportklettersteig" noch nicht einmal gab.

Da Eugen Hüsler extrem viel Literatur über Klettersteige veröffentlicht hat, findet man sein System in vielen Klettersteigführern. Hier seine Einteilung:

* Leicht: Trassierter Steig, komfortabele Sicherungen, große natürliche oder ersatzweise künstliche Tritte, für geübte Bergsteiger noch keine Selbstsicherung erforderlich

* Mittel: abschnittsweise Steilfels, Routen aufwändig gesichert, senkrechte Passagen mit Leitern, Drahtseilsicherung auch in weniger schwierigem Gelände, Selbstsicherung auch für geübte Bergsteiger empfehlenswert

* Ziemlich schwierig: teilweise anspruchsvolles Gelände, aber üppige Sicherungen (trifft auf sehr viele KS zu)

* Schwierig: steileres und schwierigeres Gelände, oft nur kleine Tritte und Griffe, Sicherungen sparsamer, auch an exponierten Stellen oft nur ein Drahtseil, künstliche Haltepunkte nur an den schwierigsten Stellen

* Sehr schwierig: extremes Felsgelände, senkrechte bis leicht überhängende Passagen, vielfach nur Fixseile, Armkraft und Erfahrung erforderlich

* Extrem schwierig: in dieser Kategorie gibt es nur ganz wenige extreme Routen

Leichter Klettersteig am Watzmann

Wanden & Trekking. System Rother

Hier wird die Skala vorgestellt, die von den Rother-Klettersteigführern verwendet wird, und die ich für recht gelungen halte. Die Bewertung der Routen in Klettersteigführern oder in Internetportalen ist allerdings immer auch etwas subjektiv und variiert von Autor zu Autor!

Der große Vorteil am System Rother ist, dass die Vielfalt der Anforderungen wiedergegeben wird. Daher ist das System aber auch etwas komplexer und benötigtb eine Kombination aus mehreren Buchsteban bzw. Zahlen.

Die in den Rother Klettersteigführern und mittlerweile auch anderen Quellen genutzte Bewertung besteht am Anfang aus den Buchstaben KS (Klettersteig), um eine Verwechslung mit Kletterrouten zu vermeiden. Dann folgt eine Zahl (1-6), die die technische Schwierigkeit angibt. Am Ende folgt ein Buchstabe (A-E, S), der sich auf die Alpinen Rahmenbedingungen bezieht. Eine Bezeichnung könnte also KS3-C heißen.

KS1: Abgesicherte trassierte Steige und sehr einfache Klettersteige. Ohne die Sicherungen entspräche die Kletterei der UIAA-Skala Stufe I.

KS2: Einfache Klettersteige. Ohne die Sicherungen entspräche die Kletterei der UIAA-Skala Stufe I-II.

KS3: Mäßig schwierige Klettersteige. Gewisses Maß an Armkraft erforderlich. Ohne die Sicherungen entspräche die Kletterei der UIAA-Skala Stufe II-III.

KS4: Schwierige Klettersteige. Sehr steiles Felsgelände, teilweise senkrecht. Exponierte Führen. Kletterfähigkeiten und gehöriges Maß an Armkraft erforderlich. Ohne die Sicherungen entspräche die Kletterei der UIAA-Skala Stufe III-IV.

KS5: Sehr schwierige Klettersteige. Senkrechter, trittarmer Fels, sehr exponiert. Klettertechnik und sehr große Armkraft erforderlich. Ohne die Sicherungen entspräche die Kletterei der UIAA-Skala Stufe V-VI. Hier muss man schon genau wssen, was man tut.

KS6: Dies ist eine Sonderstufe. Es handels sich eher um leichtere Kletterrouten, als um Klettersteige. Keine oder kaum Sicherungen. Oft auch kombiniertes Gelände mit Firn und Gletschern. Fähigkeit zum absolut sicheren Klettern im Grad II, auch im Alleingang.

A: Leichte Bergwanderungen unter 2000 m. Kürzere Kletterstellen. Gut für Einsteiger.

B: Lange Bergwanderungen zwischen 2000 und 2700 m mit kürzeren Kletterstellen.

C: Lange Bergwanderungen zwischen 2300 und 2700 m, längere Klettersteigstellen. Ausreichend Bergerfahrung erforderlich!

D: Lange Bergtouren, z. T. hochalpin. Längere schwierigere Klettersteige. Größere Bergerfahrung, Ausdauer sowie Orientierungsvermögen erforderlich.

E: Hochalpine Touren um und über 3000 m. Ggf. Pickel, Steigeisen, Seil erforderlich. Nur für sehr erfahrene Bergsteiger.

S: Sportklettersteige. Niedrige Lage, kurze Anstiege oder Hüttennähe, aber technisch sehr anspruchsvoll.

KS3-C wäre also ein mäßig schwieriger Klettersteig auf einer langen Bergtour in Höhen zwischen 2300 und 2700 m.

Klettersteige Rosengarten

Wanden & Trekking. Buchstaben-Kategorien nach Kurt Schall

Auch das System von Kurt Schall ist häufig in der Literatur oder in Webportalen zu finden. Schall versucht, die Anforderungen des Klettersteigs mit einem Buchstaben abzubilden. Das wird aber der Vielfalt der Anforderungen nur mäßig gerecht. Es ist daher wichtig, sich vor der Tourenplanung noch genauere Informationen zum anvisierten Klettersteig anzusehen, um die Anforderungen auch im Detail richtig einzuschätzen.

A = Schwierigkeit:

einfach

Gelände: flach bis steil, meist felsig oder von Felsen durchsetzt, ausgesetzte Passagen möglich
Sicherung: Drahtseile, Ketten, Eisenklammern („Klampfen”) und vereinzelt kurze Leitern; Begehung größtenteils ohne Verwendung der Sicherungseinrichtungen möglich
Voraussetzungen: Trittsicherheit und Schwindelfreiheit empfohlen, Bürokondition (hängt allerdings von der Länge der Tour ab)
Ausrüstung: Klettersteigausrüstung empfohlen. Geübte Geher werden hier auch ohne Selbstsicherungen anzutreffen sein.

B = Schwierigkeit:

einfach bis mäßig schwierig, teilweise etwas anstrengender bzw. kräfteraubend

Gelände: steileres Felsgelände, teilweise kleine Tritte, mit ausgesetzten Stellen ist auf jeden Fall zu rechnen
Sicherung: Drahtseile, Ketten, Eisenklammern, Trittstifte, längere Leitern (u. U. auch senkrecht); Begehung ohne Sicherungseinrichtungen möglich, aber Schwierigkeiten bis zum 3. Schwierigkeitsgrad (UIAA) sind zu erwarten
Voraussetzungen: wie bei A, allerdings bessere Kondition und etwas Kraft und Ausdauer in Armen und Beinen deutlich von Vorteil
Ausrüstung: Klettersteigausrüstung empfohlen; Begehung auch im Seilschaftsverband möglich
Beispiele: Alpspitzferrata, Watzmannüberschreitung, Mittenwalder Höhenweg

C = Schwierigkeit:

größtenteils schwierig, anstrengend und kräfteraubend

Gelände: steiles bis sehr steiles Felsgelände, meist kleine Tritte, längere bzw. sehr häufig ausgesetzte Passagen
Sicherung: Drahtseile, Eisenklampfen, Trittstifte, oft längere und sogar überhängende Leitern, Klammern und Stifte können auch weiter auseinander liegen; in senkrechten Abschnitten manchmal auch nur ein Drahtseil; Begehung ohne Benutzung der fixen Sicherungseinrichtungen möglich, Schwierigkeiten liegen aber oft schon im 4. Schwierigkeitsgrad (UIAA)
Voraussetzungen: gute Kondition, da längere Anstiege in diesem Schwierigkeitsgrad bereits zu den großen Klettersteig-Unternehmen zählen
Ausrüstung: Klettersteigausrüstung wie B ist dringend zu empfehlen, Ungeübte bzw. Kinder sind eventuell an ein Sicherungsseil zu nehmen
Beispiele: Innsbrucker Klettersteig

D = Schwierigkeit:

sehr schwierig, sehr anstrengend und sehr kräfteraubend

Gelände: senkrechtes, oft auch überhängendes Gelände; meist sehr ausgesetzt
Sicherung: Drahtseil, Eisenklammern und Trittstifte (liegen vielfach weit auseinander); an ausgesetzten und steilen Stellen oftmals nur ein Drahtseil
Voraussetzungen: wie bei C, allerdings guter körperlicher Zustand, genug Kraft in Armen und Händen, da längere senkrechte bis überhängende Stellen auftreten können; auch kleinere Kletterstellen (bis zum 2. Schwierigkeitsgrad) ohne Sicherungseinrichtungen sind möglich
Ausrüstung: Klettersteigausrüstung obligatorisch, selbst erfahrene Klettersteiggeher sind im Seilschaftsverband anzutreffen; für Anfänger und Kinder nicht empfehlenswert
Beispiele: Elferkofel, Via ferrata Sandro Pertini, Pößnecker Klettersteig, Reinhard-Schiestl-Klettersteig

E = Schwierigkeit:

extrem schwierig, da sehr anstrengend und äußerst kräfteraubend

Gelände: senkrecht bis überhängend; durchwegs ausgesetzt; sehr kleine Tritte oder Reibungskletterei
Sicherung: wie D, allerdings öfter mit Kletterei kombiniert
Voraussetzungen: viel Kraft in Händen (Fingern), Armen und Beinen, erhöhtes Maß an Kondition, Beweglichkeit, über längere Strecken kann die Hauptlast auf den Armen liegen
Ausrüstung: Klettersteigausrüstung obligatorisch, Seilschaftsverband gerade bei Touren mit Stellen ohne Sicherungseinrichtungen überlegenswert; für Anfänger und Kinder nicht zu empfehlen

F = Schwierigkeit:

Extrem schwierig.

Die Tendenz zu immer extremeren Klettersteigen hat dazu geführt, dass mit F eine neue Schwierigkeitsstufe hinzugefügt wurde. Momentan (2021) gibt es in den Alpen meines Wissens aber nur zwei Klettersteige der Stufe F.

Gelände: Oft überhängend, ausgesetzt, sehr kleine Tritte oder Reibungskletterei
Sicherung: Drahtseil, Klammern und Stifte liegen weit auseinander und werden kombiniert mit freier Kletterei
Voraussetzungen: Sehr gute Klettertechnik unabdingbar, viel Kraft in Händen, Fingern, Armen und Beinen, erhöhtes Maß an Kondition und Beweglichkeit
Ausrüstung: Klettersteigausrüstung obligatorisch, Toprope-Sicherung empfehlenswert. Nicht ratsam für Personen, die den Schwierigkeitsgrad E nicht problemlos beherrschen.

Wandern zum Seitenanfang

Literatur

Wanden & Trekking. Klettersteig-Technik

... siehe > Literatur Klettersteig

Wanden & Trekking. Klettersteig-Touren

... siehe > Klettersteige Alpen

Wanden & Trekking. weitere Literatur

... zu Klettersteigtouren siehe > Tourenvorschläge Alpen