Geschichte Islands
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Die Geschichte Islands beginnt nicht erst mit der Landnahme durch die Wikinger. Aber die isländische Identität schon. Genau so herb wie das Land ist auch seine Geschichte.

Sagen, Mythen und Geschichte sind in Island nicht so scharf voneinander getrennt wie andernorts. Auch viele historische Begebenheiten klingen wie eine Heldensaga. Und selten genug waren die Isländer wirklich unabhängig.

Mehrfach gab es Pläne (von Fremden Herrschern), die karge Insel im Nordatlantik mit seinen - nach den regelmäßig auftretenden Naturkatastrophen - halbverhungerten Gestalten zu evakuieren. Doch die stolzen Nordmänner und -frauen ließen sich nicht unterkriegen - und leben heute im Wohlstand als selbstständige Nation mit einer Bevölkerung die kleiner ist, als die der meisten deutschen Großstädte.

Geschichte Islands

Hier gibt es eine relativ kurze Abhandlung. Für intensivere Informationen siehe unten: > Zeittafel Island

Den schriftlichen Quellen nach wurde Island im späten 9. und frühen 10. Jahrhundert durch Auswanderer aus Norwegen und anderen skandinavischen Ländern sowie durch keltische Siedler bevölkert. Es handelt sich dabei aber offenbar um einen Gründungsmythos, denn archäologisch ist eine frühere Besiedlung nachweisbar. Auf den Westmännerinseln wurden die Grundmauern eines typisch norwegischen Langhauses unterhalb einer Lavaschicht aus dem 7. Jahrhundert entdeckt.

Während in Mitteleuropa die Königtümer um die Kaiserwürde wetteiferten, steht am Anfang der isländischen Geschichte die einzigartige Entwicklung eines oligarchischen Gesellschaftssystems. Das Althing als Versammlung gleichgestellter Goden ist damit zusammen mit dem färöischen Løgting eines der ersten parlamentarischen Systeme in Europa überhaupt (nach der Demokratie im Griechenland des Altertums).

Die sowohl gesetzgebende als auch rechtsprechende Versammlung trat alljährlich in Þingvellir zusammen. Eigentliches Entscheidungsorgan war dabei die Lögrétta, die Versammlung der Goden, zunächst 36 an der Zahl, dann 39, zu denen seit der Ernennung von Bischöfen für Island (1056) auch diese hinzu traten. Die Goden wurden bei den Diskussionen und Verhandlungen, die der Entscheidungsfindung voran gingen, von je zwei Assistenten unterstützt, und waren auch auf die Unterstützung ihres Gefolges freier Männer angewiesen. Zu bedenken ist jedoch, dass der Großteil der Bevölkerung damals nicht frei und/oder nicht männlich war.

Das Godentum, welches sich im Anschluss an die Landnahme durch 400 norwegische Häuptlingsfamilien entwickelt hatte, überdauerte fast 300 Jahre, ehe es mit der Unterwerfung unter die Norweger im Jahre 1262 endete. Eine der wichtigsten Persönlichkeiten in diesem Zusammenhang war der zuletzt in Reykholt beheimatete Snorri Sturluson.

Im Jahre 1000 beschlossen die Isländer durch das Althing in Þingvellir die Annahme des Christentums. 1262 kam Island unter norwegische Herrschaft. 1380 kam Norwegen unter dänische Herrschaft; 1397 entstand die Kalmarer Union und Island wurde mit Norwegen unter dänischer Krone regiert.

Im Jahre 1552 wurde in Island auf Anordnung des dänischen Königs Christians III. die Reformation eingeführt.

Leuchtturm

Handelsmonopole, erst norwegische, später dänische, blockierten über lange Zeit die Entwicklung Islands. Der Frieden von Kiel 1814 besiegelte noch einmal die dänische Oberhoheit, während das alte Mutterland Norwegen zwar zuerst an Schweden fiel, sich dann aber auf den Weg in die Unabhängigkeit machen konnte.

Mit einer Rückbesinnung auf die alten Traditionen, dem Wiederaufleben des Althings und dem Durchbrechen der Handelsbeschränkungen beging Island 1874 mit einer Verfassung und der Finanzautonomie die Tausendjahrfeier der Landnahme. 1904 gewährte Dänemark den Isländern die Autonomie (Hjemmestyre nach dem Vorbild der irischen Home Rule).

Im Dezember 1918 erlangte Island die Souveränität. Der dänische König Christian X. blieb aber bis zur Gründung der Republik im Juni 1944 das isländische Staatsoberhaupt. Daher haben Mitglieder des dänischen Königshauses, die vor Juni 1944 geboren sind, auch einen isländischen Vornamen, wie die jetzige Königin Margrethe II., die den Vornamen Þórhildur trägt.

1944, mitten im 2. Weltkrieg, kann weder das englisch besetzte Island, noch das deutsch besetzte Dänemark die ausgelaufenen Verträge verlängern. Dieses Vakuum nutzen die Isländer für die Erklärung der vollen Unabhängigkeit.

In der isländischen Politik herrscht von Anfang an keine klare Position zu einem EU-Beitritt des Landes. Als problematisch für Island wird vor allem der Status der isländischen Fischereirechte angesehen, da Island wie kein anderes Land auf diese angewiesen ist.

Nachdem infolge der Finanzkrise die konservative Regierung von Geir Haarde zurückgetreten war, kündigte die sozialdemokratische Ministerpräsidentin Jóhanna Sigurðardóttir eine Initiative zum EU-Beitritt Islands an. Das isländische Parlament bestätigte ihren politischen Kurs, somit wurde 2009 ein Beitrittsgesuch gestellt, der mittlerweile aber von Folgeregierungen wieder zurückgezogen wurde.

Zeittafel Island

Tertiär: Das warm gemäßigte Klima mit reichem Baumbestand reicht bis in die heutigen Polargebiete

10.000 v. Chr.: Die letzte Eiszeit geht endgültig zu Ende

6.-7. Jh.: Irische Mönche gründen kleine Siedlungen auf Island um dort als Eremiten zu leben und zu beten

Mitte 9. Jh.: Die Siedlungspläne des Norwegers Hrafna-Flóki werden durch schlechtes Wetter durchkreuzt. Er nennt das Land als erster Island (Eisland).

um 870: Als erster Siedler Islands gilt der schwedische Wikinger Gardar Svavarsson, der um 870 in Húsavík in Nordisland überwinterte und die Insel kurzerhand nach sich selbst Garðarsholmur (Gardarsholm) nannte.

872 Harald Schönhaar macht sich zum König von Norwegen und unterdrückt unbeugsame andere Adelige, die deswegen zum Teil das Land verlassen.

874 Der norwegische Gode Ingolfur Arnarson wirft vor der Küste seine Hochsitzsäulen über Bord. 3 Jahre später werden sie in der Bucht von Reykjavik gefunden und - nach diesem Hinweis der Götter - wird die ursprüngliche Siedlung dorthin verlegt.

Um 900 erfolgt eine systematische Besiedlung.

930: Gründung des Allthing, der Versammlung der Goden und freien Männer im Thingvellir. Jetzt gibt es auf Island schon 25.000 Einwohner.

982 und 985: Erik der Rote besiedelt nach einem Streit und darauffolgender Ächtung Grönland. Nach häufiger Darstellung entdeckte Erik der Rote im Jahr 982 n. Chr. von Island aus Grönland. In Wirklichkeit war der erste Seefahrer, der nach Ostgrönland segelte, Gunnbjörn Úlfsson und kurz danach Snæbjörn Galti, der dort sein Winterquartier aufschlug. Erik der Rote umrundete aber die Südspitze und kam an die Westküste, wo das beste Siedlungsland Grönlands zu finden war.

984: Die Christianisierung durch Thorvaldur Kodránsson erfolgt mit Hilfe des norwegischen Königs

Thingvellir

1000: Im Thingvellir kommt es beim Disput zwischen Christen und Anhängern des alten Glaubens zum Allthing-Kompromiss. Das Christentum wird offizielle Religion Islands, anfangs gibt es aber umfangreiche Sonderrechte für traditionelle Kulte.

Im Jahre 1000 landet der Isländer Leifur Eiríksson an der Nordspitze von Neufundland und gründete dort eine - nicht dauerhafte - Ansiedlung: L'Anse aux Meadows. Entdeckt hatte den neuen Kontinent schon etwas früher Bjarni Herjúlfsson, der sich verirrt hatte. Es sah die amerikanische Küste, landete aber nicht, sondern kehrte um und fuhr nach Grönland zurück.

1163: Der "Sommer des Steinewerfens" erlebt rabiate Konflikte zwischen den isländischen Clans.

12. und 13. Jh.: Island leidet unter immer stärkeren inneren Konflikten. Es erfolgt eine Machtkonzentration auf immer weniger Goden. In den Streitigkeiten kommt es immer wieder zur Einbeziehung des norwegischen Königs durch unterschiedliche Allianzen.

1262: Nach Hungersnöten unterwerfen sich die Isländer als einzigen Weg des Überlebens unter die norwegische Krone. Der norwegische König verpflichtet sich zur Versorgung Islands in Krisenzeiten. Man verabredet ein Handelsmonopol für Norwegen, das von da an die Isländer knebelt, ohne seinen Verpflichtungen gerecht zu werden.

1389 Hekla-Ausbruch: Es kommt zur Vernichtung der Ernte und vieler Tiere, Island ist von Asche bedeckt. Danach folgt die Pest und weitere schwere Epedemien, denen die geschwächten Menschen wenig entgegen zu setzen haben.

1397 In der Kalmarer Union geraten Norwegen, Schweden und Dänemark unter eine - die dänische - Krone. Die Kontrolle über Island wird von den Dänen übernommen.

1469 Nach verschiedenen Versuchen der Engländer und Isländer, das Handelsmonopol zu unterlaufen, kommt es zum Krieg England gegen Dänemark wegen "illegalem" Islandhandel der Engländer.

1548: Bischof Jón widersetzt sich den dänischen Protestanten und zettelt eine Rebellion an. Er wird 1550 enthauptet.

1662: Islands wird in 4 Wirtschaftsdistrikte aufgeteilt, die nicht untereinander handeln durften. Alles ging über Dänemark, mit entsprechenden Steuern und weiteren Kosten.

Anfang des 18. Jh. fallen ca. 18.000 Menschen den Schwarzen Blattern zum Opfer.

1783 Ausbruch der Laki in Südisland. Dörfer, Viehweiden und Fischgründe werden zerstört, giftige Wolken töten Mensch und Tier, es kommt wieder mal zu einer Hungersnot. Am Ende gibt es 10.000 Opfer der Katastrophe.

1800: Abschaffung des Althing durch den dänischen König.

1809: Jorge Jorgensen, ein Däne in Diensten der Engländer, versucht auf eigene Faust, Island zu befreien.

1843: Das Althing wird wieder eingesetzt. Jón Sigurdson führt eine Unabhängigkeitsbewegung an.

1854: Das Ende des dänischen Handelsmonopols wird ausgehandelt.

1874: Island erreicht eine Autonomie für innere Angelegenheiten, allerdings mit einem Vetorecht Dänemarks.

1875 kommt es zum Ausbruch der Askja: starke Bims- und Ascheausschüttungen bedecken die Insel großräumig.

1904 mündet die Autonomie in die Selbstverwaltung.

1909 beginnt die Prohibition von Alkohol.

1911 wird die Universität Island gegründet.

1915 wird das Frauenwahlrecht eingeführt.

1918 schließt Island einen Unionsvertrag mit Dänemark: Island wird ein souveräner Staat mit eigener Flagge, aber mit dem dänischem König als Staatsoberhaupt. Im selben Jahr kommt es zum Ausbruch der Katla mit starken Bimsstein- und Ascheauswürfen.

1940 besetzten britische Truppen Island unter Verletzung seiner Neutralität, um einer möglichen Invasion durch NS-Deutschland zuvor zu kommen. Im gleichen Jahr läuft der Unionsvertrag mit Dänemark aus. Eine Verlängerung ist nicht möglich, da Dänemark deutsch und Island britisch besetzt ist.

Ab 1941 werden britische Besatzungstruppen durch US-amerikanischen Truppen verstärkt und größtenteils ersetzt.

Husavik

1944: Am 7. Juni wird Island selbständige Republik mit eigener Verfassung.

1946: Island wird Mitglied der Vereinten Nationen.

1949: Gründung der NATO mit Island als Mitglied.

1951: Island wird Luftwaffenstützpunkt der USA.

1952, 1958, 1972, 1975: Der Schutz der für Island lebenswichtigen Fischgründe führt zu den Kabeljaukriegen mit England.

1958: Island beschließt eigenmächtig die Erweiterung der Fischereizone auf 12 Seemeilen.

1966 - 68: Die Heringsausfuhr Islands sinkt wegen zurückgehender Bestände um 50 %.

1970 erfolgt ein erneuter Ausbruch der Hekla, 7500 Schafe sterben.

1972: Island erweitert die Fischereizone auf 50 Seemeilen.

1975: Erweiterung der Fischereizone auf 200 Seemeilen.

1976 verzeichnet die isländische Fischerei nur noch 31.000 Tonnen Heringsfang. 1965 waren es noch 763.000 Tonnen.

1987: Aufhebung des Gesetzes zum fernsehfreien Donnerstag.

Ab 1989 wird die Prohibition gelockert. Es folgt wieder ein freier Verkauf von Bier.

Seit 1994 ist Island Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR).

2001 tritt Island - obwohl nicht in der EU - dem Schengener Abkommen bei.

2009 Nach den einschneidenden Erfahrungen der Finanzkrise wird ein Beitrittsgesuch an die EU gestellt - später aber wieder zurückgezogen.

Literatur

Eine kleine Geschichte Islands: Eine gute und gut lesbare Lektüre zur isländischen Geschichte, von der Landnahme durch die Wikinger über die kulturelle Blüte im Mittelalter bis zur Finanzkrise.

Krieger aus Feuer und Eis: Islands Geschichte von der Entdeckung bis zur Reformation