Vorbemerkungen
Über das Thema Wanderstöcke (siehe > Ausrüstung) sind sich immer noch nicht alle einig. Es gibt Vorteile, aber auch Nachteile. Daher sollte man sich genau im Klaren darüber sein, wozu und wie man die Stöcke einsetzt, und wann man sie lieber nicht benutzt.

Der Umgang mit Stöcken muss erlernt und trainiert werden. Untersuchungen zeigen: Die meisten Nutzer setzen die Stöcke unsachgemäß ein. Wichtig ist aber, dass man die Stöcke richtig anwendet, um die positiven Effekte auszunutzen. Aufgrund der vielen Nachteile bei falscher Anwendung sollte man sie andernfalls lieber ganz weglassen.
Erst mit einer guten automatisierten Gehtechnik (s.o.) kann man die Stöcke richtig koordinieren, ohne dass darunter wichtige Merkmale der Gehtechnik leiden. Personen mit bereits schmerzhaften degenerativen Erscheinungen verwenden den Stock meist automatisch richtig.
Die entscheidende Frage: Wird mit den Stöcken wirklich entlastet oder dienen sie nur der Gleichgewichtserhaltung?
Das Wichtigste ist die Gehtechnik: Grundsätzlich ist es günstiger, mit einer guten Gehtechnik ohne Stöcke als mit einer unbefriedigenden Technik mit Stöcken unterwegs zu sein.
Standardfehler
Stöcke zu lang
Stockeinsatz zu unpräzise
Einsatz zu weit neben dem Körper
angewinkelte Ellenbogen
kaum Belastung der Stöcke
mit Koordination von "4 Beinen" überfordert
Die Länge einstellen
Die größte Unterstützung bieten Stöcke, wenn man sie gleichzeitig (Doppelstocktechnik) mit möglichst gestreckten Armen nahe am Körper einsetzen kann. Dazu sollte die Stocklänge 2/3 der Körpergröße nicht überschreiten. Die Krümmung der Hüfte und das Strecken der Arme bei relativ kurzen Stöcken ist gewünscht! Man fasse die Stöcke mit locker zusammengedrehten Elementen an den Griffen und stelle sie vor sich. Wenn nun der Oberarm senkrecht von der Schulter herabhängt, sollte der Unterarm im rechten Winkel abstehen. Bei mir ist die Unterseite der Griffe etwa in Höhe des oberen Beckenknochens.
Man sollte zum Einstellen das untere Element bis zur Markierung herausziehen, und die eigentliche Justierung am mittleren Element vornehmen. Da das untere Element spitz zu läuft, hätte es im mittleren viel Spiel, wenn es nicht fast ganz herausgedreht wird. Beim mittleren und beim oberen Element verlaufen die Seiten parallel, daher kann man diese beiden problemlos ineinander schieben. Das verringert den Verschleiß und mindert die durch Stöcke verursachten Geräusche.
Die Griffe
... fasst man, indem man von unten durch die Schlaufe fasst, und dann die Hand von oben so um den Griff klammert, dass der Schlaufenansatz zwischen Daumen und Zeigefinger liegt. Nur dann kann man sich in die Schlaufe stützen, ohne ständig krampfhaft den Griff umklammern zu müssen.
Bergauf
Hier sollen die Stöcke vor allem Kraft sparen. Dadurch, dass man sich mit den Armen an den Stöcken hochdrückt oder -zieht, haben die Beinmuskeln weniger zu tun. Dazu ist es besonders wichtig, dass die Stöcke mit möglichst gestreckten Armen bedient werden. Wie im Barren oder bei der Liegestütz hat man die beste Kraftübersetzung, wenn man sich mit möglichst weit gestrecktem Arm hochdrückt. Wenn man die Beine entlasten will, muss man die Arme belasten. Die Stöcke nur locker neben sich zu stellen, bringt nichts. Man muss sich aktiv aufstützen und nach vorn/oben drücken. Wenn man abends Muskelkater im Oberarm hat, dann hat man es vermutlich richtig gemacht.
Die Stockspitzen setzt man beim Gehen parallel oder abwechselnd ein. Man setzt sie neben den Körperschwerpunkt oder dahinter, nicht davor! Schließlich will man sich ja nach oben/vorn drücken, und nicht zurück.
Nur im Aufstieg können die Stöcke auch etwas länger sein, als oben beschrieben. Durch das Hochziehen an den Stöcken mit relativ gestrecktem Arm werden hier gute Entlastungen erzielt. Bei kurzen Passagen, die so steil sind, dass die Griffe nicht mehr erreicht werden können, fasst man einfach unterhalb des Griffs an den Stock.
Bergab
Beim Abstieg will man mit den Stöcken vor allem die Kniegelenke entlasten. Man setzt die Stöcke weit vor dem Körperschwerpunkt ein. Trotzdem sollte der Stock nicht verlängert werden. Es ist günstig für die Gehtechnik, wenn man sich weit nach vorn/unten beugt, und sein Gewicht dann auf die Stöcke setzt. Auch hier gilt: wer seine Arme nicht belastet, kann seine Beine nicht entlasten. Aber ...
... Vorsicht
Stöcke können sich zusammenschieben. Nicht auf den Blockiermechanismus verlassen! Außenliegende Klemmverschlüsse sind zuverlässiger (und leichter zu kontrollieren) als die gängigen Stempel innerhalb des Stocks. Man sollte nie sein Leben ganz auf die Stöcke setzen, d.h., immer damit rechnen, dass sie sich zusammenschieben können. Auch Auseinanderziehen kann böse enden. Z.B. wenn man bei einer Flussüberquerung jemandem das Ende seines Stockes reicht, damit er sich daran festhalten kann.
Besonders beachten
Wenn man den Stock mit dem Teller in Firn oder feuchten Boden setzt kann sich durch das "Vorbeigehen am Stock" die Feststellmechanik lösen. Daher sollte man hin und wieder die Befestigung nachstellen. Wer das Risiko ganz ausschließen will, kann sich bei einigen Firmen auch feste Stöcke auf seine Größe schneiden lassen.
Die Einstellmechanik
... muss sauber bleiben. Man sollte z.B. nie mit frisch gecremten Händen seine Stöcke einstellen. Ein Teil der Creme wandert irgendwann mal auf den Stempel, der das kleinere Element in das größere presst, und dann hält die Einstellung nicht. Die Gewinde müssen ab und zu von Dreck und Kalk gereinigt werden. Eine Federung
... in den Stöcken ist meiner Meinung nach Unsinn und erhöht nur unnötig das Gewicht. Wenn man nun schon eine hat die sich feststellen lässt, sollte man das beim Aufstieg tun, sonst drückt man mit einem Teil seiner Kraft nur die Feder zusammen, statt sich selbst den Berg hinauf.
Weitere Vorteile beim Gehen mit Stöcken
Durch die offene Körperhaltung verbessert sich die Atmung. Gerade wenn man mit Rucksack unterwegs ist neigt man sonst dazu, die Schultern nach vorn zu ziehen und den Brustkorb einzuengen.
Aufrechtere Haltung und ständige Bewegung in den Schultern beugt Verspannungen vor, die besonders beim Gehen mit Rucksack auftreten.
Der Körper wird gleichmäßig belastet und trainiert. Rumpf- und Armmuskulatur haben mehr vom Wandern.

Schwellungen in Händen und Armen werden verhindert.
Unterstützung des Gleichgewichts
psychische Unterstützung
Schutz vor Ausgleiten, Abrutschen
Hilfe beim Überqueren von Bächen, Felsspalten oder Geröllpassagen
Seitstütz: beide Stöcke zusammen nehmen und wie einen Pickel mit Seitstütztechnik benutzen
Schiene bei Knochenbrüchen
Sitzbrücke beim Tragen eines verletzten Wanderers
Weitere Nachteile
Stolpergefahr
an Eng- und Kletterstellen hinderlich
Verletzungsgefahr: Spitzen nach vorn/unten. Abstand halten!
Die Gehtechnik kann leiden
Das Gleichgewichtsgefühl lässt nach
= Stöcke bewusst öfter mal in die Hand nehmen, vor allem da, wo man sie eh nicht sicher einsetzen kann (grobe Blöcke, enge Stellen, Kletterpassagen ...)
an heiklen Stellen Hand aus der Schlaufe nehmen
Im Jugendalter Stöcke zu verwenden, ist nicht sinnvoll, da vorerst die individuelle Gehtechnik geschult werden sollte.
siehe auch ...
> Ausrüstung - Stöcke

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