Wanderstöcke (= Trekkingstöcke, = Teleskopstöcke) haben ab Mitte der 1980er Jahre Einzug ins Wandern und Bergsteigen gehalten. Zuerst von Expeditionsbergsteigern genutzt, haben sie sich langsam auch bis zum Genusswanderer im Mittelgebirge ausgebreitet. Ursprünglich kamen die Teleskopstöcke mal vom Skibergsteigen.
Für und Wider von Wanderstöcken
Vorteile:
- Beim Aufstieg kann man sich hochdrücken oder an ihnen hochziehen, was einen Teil des Kraftaufwandes von den Beinen auf die Arme verlagert. Das steigert die Ausdauer.
- Beim Abstieg entlasten sie die Beine, und damit die Kniegelenke. Dies ist besonders wertvoll bei langen Abstiegen, und /oder Abstiegen mit schwerem Rucksack. Für Leute mit Knieproblemen sind Wanderstöcke Gold wert!!!
- Auf ausgesetzten Steigen, schmalen Brücken, Firnfeldern oder bei Flußdurchquerungen helfen sie dem Wanderer, im Gleichgewicht zu bleiben.
- Verbesserte Atmung durch aufrechtere Haltung
- Vermeidung von Schulterschmerzen (vor allem beim Tragen von Rucksäcken) durch ständige Bewegung im Schulterbereich
- besonders Teleskopstöcke eignen sich im Notfall auch gut zum Schienen von Brüchen und zum Bau von provisorischen Tragen.
 Nachteile:
- Erst nach längerem Training bringen die Stöcke einen Gewinn. Vorher verursachen sie mehr Stolpereien, als sie an Stabilität bringen.
- Wenn man zum Festhalten oder Klettern die Hände braucht, stören die Stöcke.
- Wer ständig mit Stöcken geht, schwächt sein Gleichgewichtsgefühl, da sich die Sinne nach einiger Zeit auf die Stöcke verlassen.
- Bei Stürzen verhindern Stöcke oft ein sauberes Abfangen. Auch Luxationen (Ausrenken) der Daumen kommen dann vor. Daher bei Sturzgefahr die Hände aus den Schlaufen nehmen!
- Risiko: die Stöcke können sich bei hoher Belastung plötzlich
zusammenschieben. Das passiert vor allem in Momenten, wo man es am wenigsten
gebrauchen kann. Es sind dadurch schon schwere Unfälle Vorgekommen!
Es gibt Modelle mit Klickverschlüssen,
die diese Gefahr minimieren (z.B. der
Komperdell Contour Titanal II).
Fazit:
Wanderstöcke können sehr sinnvoll sein, besonders bei Touren mit schwerem Rucksack im Gebirge. Aber:
- sie sollten nicht permanent eingesetzt werden (Teleskopstöcke lassen sich leicht verstauen)
- man muss immer mit dem Zusammeschieben rechnen!
- man sollte das Gehen mit Stöcken in sicherem Gelände üben (Stöcke immer nahe bei den Füßen aufsetzen)
- die Stöcke sollten die richtige Höhe haben (Am besten immer gleich lang lassen. Ob sie beim Aufstieg länger oder kürzer oder beim Abstieg kürzer oder länger sein könnten, das liegt an der jeweiligen Philosophie und der Steigtechnik. Du kannst das ja mal ausprobieren!)
- immer 2 Stöcke benutzen (habe mir selbst mal für Jahre mein linkes Knie ramponiert, weil ich einen Stock verliehen hatte)
- um richtigen Halt zu haben greift man von unten durch die Schlaufen und umfaßt dann den Griff, so daß die Enden zwischen Daumen und Zeigefinger nach oben zur Griffkante laufen, und der Handballen in der Schlaufe aufliegt. Die medizinische Kommission der UIAA empfiehlt die Verwendung von Bergstöcken besonders
- im hohen Alter
- bei massivem Übergewicht
- bei Wirbelsäulenschäden und Gelenkschäden an den Beinen
- beim Tragen schwerer Rucksäcke
- bei Schnee, Nässe und Dunkelheit.
Hinweise und Erklärungen zum Gehen mit Stöcken, auch Training und Übungen, siehe unter > Gehtechnik

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Die richtige Wahl des Trekkingstocks
Welche Stöcke soll man auf Tour mitnehmen? Die Zahl der Modelle ist stark gestiegen, seit die ersten Wanderer sich mit Teleskop-Skistöcken von Tourenskifahrern in die Berge begaben. Wirklich großer Fortschritt ist m. M. n. jedoch nicht dabei herausgekommen. Auf jeden Fall sollte man aber stabile Teleskopstöcke benutzen. Je leichter diese sind, desto besser. Kleine Packmaße bewähren sich, falls man sie auch mal tragen muss (Kletterstellen etc.). Eingebaute Stoßdämpfer sind nicht nötig. Für Schnee sollte der Teller ausreichend groß sein (wie bei Skistöcken), für andere Strecken kann man diesen abnehmen oder kleinere Teller anbringen.
 Sollten sich die Teleskopstöcke einmal nicht mehr fest zusammendrehen lassen, kann man sie lockern, mit einem kurzen Ruck auseinanderziehen, und das Gewinde des Schraub-Bolzens von Rückständen reinigen. Neue Spitzen oder Teller kriegt man für jeweils ca. 10 Euro.
Material: Karbon absorbiert Vibrationen und ist leichter, aber teurer. Bei seitlicher Belastung bricht Karbon leichter.
Griffe: Kork oder Schaumstoff sind sehr angenehm. Vollplastik führt zu Schwitzen. Manche Griffe haben einen unangenehmen Abrieb, der die Hände schwärzt. Die Handschlaufe muss verstellbar sein.
Größen: oft gibt es eine kleinere und eine größere Variante des selben Modells. Die kleinere ist für Leute unter 180 cm gedacht. Wenn man viel größer ist, ist das Modell zu klein.
Es gibt auch Modelle, die nicht größenverstellbar sind. Dann muss man beim Kauf genau auf die richtige Länge achten!
Bekanntester Hersteller von guten Teleskopstöcken ist die Firma Leki
mit einer breiten Auswahl an zuverlässigen Modellen.
Meine Empfehlungen sind:
Leki Sherpa Speed Lock:
... vor allem wegen dem geringen Gewicht, der soliden Bauart und dem Außenverstellsystem
Speed Lock. In Kürze: höchste Haltekraft aller Außenverstell-System
auf dem Markt, extrem schnelles verstellen - AERGON Thermo long Griffe,
ca. 20 cm verlängerte Schaumgriffe, Look Security Strap-Schlaufe
- dreiteiliges Aluminiummaterial, Ø 18/16/14 mm, verstellbar von
ca. 70 - 145 cm - schwarz-weiss-rot-anthrazit - Hartmetall-Flexspitze
- Tellerwechselsystem ...
LEKI Makalu Classic:
Die Makalu hatte ich seit Mitte der 80er Jahre - eines der ersten Modelle
auf dem Markt - und sie haben bei häufiger Nutzung bis vor kurzem
gehalten. Sie sind sehr solide und es ist leicht, Ersatzteile wie Teller
oder Spitzen zu bekommen.
Es gibt von Leki Wanderstöcke mit dem Namen Leki
Micro . Das sind Faltstöcke ,
die ein besonders kleines Packmaß haben (39 cm). Sie sind besonders
gut geeignet, wenn man z. B. klettert
oder Klettersteige
geht. Man kann zum Anstieg und Abstieg Stöcke einsetzen, und sie
auf dem Klettersteig ganz im Rucksack verstauen. Herkömmliche Stöcke
sind dazu auch zusammengeschoben noch zu lang und stören beim Klettern
bzw. bilden dabei eine echte Gefahr. Man musste sich anfangs die Micro-Wanderstöcke
seiner Körpergröße entsprechend kaufen, da sie nicht größenverstellbar
waren (z. B. 1,85 cm Körpergröße > 1,20 cm Stocklänge,
Die Stöcke sollten etwas, vielleicht so 3 Finger breit, höher
reichen als der Hüftknochen - aber Achtung: mit Schuhen an messen,
die Sohle macht einiges aus). Mittlerweile gibt es aber Faltstöcke
von Leki, die nur wenig schwerer sind und sich verstellen lassen.
Das Verstellen der Größe während der Tour ist aber - anders
als einem oft in den Outdoor-Läden erzählt wird - sowieso nicht
nötig. Für steiles Gelände gibt es bei Micro Stick eine
Griffverlängerung. Nachtrag: Ich war gerade mit den Leki
Micro Stick am Kilimanjaro und Mount Kenia. Sie haben sich dort auch
wegen der anatomischen Formung des Griffes und der schnellen Verstaubarkeit
sehr bewährt. Ich habe die Stöcke bei den leichten Kletterstellen
in Sekundenschnelle zusammen gepackt und mit einem Gummiband am Tragegurt
meines Rucksacks befestigt. So konnte ich sie störungsfrei verstauen,
und wieder hernehmen, ohne den Rucksack ab- und aufzusetzen.
Komperdell
baut auch kompakt und leicht, u. a. auch welche, bei denen im Griff ein
Gewinde zur Befestigung der Kamera eingebaut ist. So kann man den Stock
als Einbeinstativ benutzen.
Ein besonderes Modell von Komperdell ist der Komperdell Stiletto Tour. Bei diesem Stock kann man die Länge mit einem Knopfdruck im Griff verstellen, ohne stehen bleiben zu müssen.
Das ist besonders hilfreich, wenn es immer wieder auf und ab geht, und man nicht jedes Mal umständlich auf klassische Art seinen Stock verlängern oder verkürzen will. Auch bei der Querung von Hängen ist es bequem, den Bergstock schnell kurz und den Talstock schnell lang einstellen zu können.
diese und weitere empfehlenswerte Hersteller:
- Leki (Lenhart GmbH Kirchheim): Traditionell gute solide Stöcke. Meine Leki Makalu haben 20 Jahre gehalten, habe nur ab und zu die Spitzen ersetzt.
- Black Diamond (erhältlich bei Amazon): sehr innovativ, macht auch sehr gute Stöcke !
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- Komperdell: gute Stöcke, allerlei Innovationen, Haltbarkeit nicht immer so toll. Ich bin mit meinen sehr leichten Carbon C3 Ultralight eigentlich sehr zufrieden, vor allem wegen des Gewichts. Allerdings musste ich auch schon mehrfach kleben (Griffe, Feststellmechanik) und nähen bzw. austauschen (Schlaufen). Weiterer Nachteil: die passenden Spitzen bekommt man nicht an jeder Ecke. Dafür gibt Komperdell aber 3 Jahre Garantie.
- Fizan (scheinbar ganz gutes Preis-Leistungs-Verhältnis), Exel
und Hudora : Alle drei spielen kaum eine Rolle auf dem Markt, ich habe
mit diesen Herstellern keine Erfahrung.
Weiteres, auch zum Gehen mit Stöcken, siehe unter > Gehtechnik

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Pflege der Trekkingstöcke
Damit die Mechanik der Wanderstöcke gut funktioniert, sollte man sie hin und wieder mal auseinander ziehen und reinigen.
In das Gewinde der Schraube setzen sich nach und nach Kalk und andere Mineralien ab. Dadurch dreht das Gewinde sich dann nicht mehr in den Stempel hinein, sondern dreht diesen mit.
 Die Rillen kann man mit einem Nagel, Taschenmesser o. ä. nachführen, dann werden sie wieder frei und leichtgängig. Nicht ölen!
Der Stempel (die Mutter) ist oft irgendwann verschmiert. Z.B. Reste von Sonnencreme, die sich außen auf dem Stockelement befinden, wandern mit dem Zusammenschieben in den Stock und setzen sich an der Innenwand und auf dem Stempel ab. Um dem Verschluss Haftung zu geben, ist der aber auf Reibung angewiesen, d.h. der Stempel muss trocken sein, um an der Innenwand zu halten. Ebenso die Innenwand.
Den Stempel kann man mit einem Tuch reinigen. Das funktioniert auch (Tuch und Stöckchen) für die Innenseiten, noch besser ist ein Flaschenbesen.
Das untere Element der Trekkingstöcke läuft spitz zu. Daher ist es günstig, das untere Element beim Einstellen möglichst weit heraus zu ziehen - bis kurz vor die Markierung (Max. oder Stop). Dann hat das (dicke) Ende des Stocks weniger Spielraum im mittleren Element. Die Folge: es schlackert weniger herum, macht weniger Lärm und das Gewinde wird weniger hin und her gebogen. Die Gefahr eines abbrechenden Gewindes, die im unteren Element am größten ist, lässt sich so gering halten.
Da das mittlere Element nicht spitz zu läuft, sondern parallele Seiten hat, kann man es zum Wandern ruhig weit in das obere Element hinein schieben. Es schlackert trotzdem nichts, da beide Enden fest in der oberen Röhre sitzen.
Reparatur der Trekkingstöcke
Viele Probleme mit den Stöcken lassen sich durch die Reinigung (s.o.) beheben.
Andere Schäden benötigen eine Reparatur. Die Teile dafür sind bei Markenstöcken nachbestellbar.
Häufig vorkommende Schäden:
- verschmierter Stempel (s.o.)
- verschmierte Innenseiten (s.o.)
- Gewinde des Kunus hat sich zugesetzt (s.o.)
- Spitze abgebrochen oder abgenutzt: Austausch. Meist sind die Spitzen aufgepresst. Die alten Spitzen löst man am besten mit Hilfe eines Schraubstockes oder einer Zange unter leichtem Drehen und festem Zug. Vorsicht, dass man das Stockelement nicht beschädigt!
- Teller verloren: Neue Teller montieren, je nach System einfach aufpressen, aufschrauben oder per Bajonett-Verschluss verriegeln. Achtung besonders bei den Bajonettverschlüssen (z.B. Komperdell), die Nippel müssen richtig einrasten, sonst ist der Teller gleich wieder weg.
- Stock verbogen: das entsprechende Element austauschen.
- Gewinde abgebrochen: Neues Gewinde einkleben oder einpressen (je nach System).
- Stempel zerbröselt: neuen Stempel aufschrauben.
- Stempel ist im Stock geblieben: Das Element wieder einstecken, so tief es geht. Gleichzeitig unter Druck im Uhrzeigersinn drehen, damit sich das Gewinde wieder in den Stempel bohrt.
- Eingepresste Mechanik dreht sich mit: mit Sekundenkleber einkleben (passiert häufig bei Karbonstöcken).
- Schlaufe gerissen: Austausch.
Ersatzteile bekommt man unter Ersatzteile
Trekkingstöcke

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Im
Flugzeug sind Wanderstöcke i.d.R. nur im Hauptgepäck erlaubt.
Nur selten werden sie als Handgepäck nicht beanstandet. Wer einen
zu kleinen Koffer, Rucksack oder Reisetasche hat, sollte sich mal die
klein zu verpackenden Leki
Micro Stick Faltstöcke ansehen.
Trägt man die Stöcke in der Hand, gehören die Spitzen nach vorn. Dann hat man sie unter Kontrolle und spießt niemanden unabsichtlich auf. Bastelt der Wanderer die Stöcke an den Rucksack, so sollten die Spitzen nach unten zeigen, damit niemand aufgespießt wird. So spart man sich auch die Kritik seiner Mitwanderer.
In der Pause lehnt der Wanderer seine Wanderstöcke gern irgenwo an. Warum auch immer ... das ist offenbar die naheliegendste Technik. Die Erfahrung lehrt aber: Die Stöcke fallen leicht um ... und hin und wieder landen sie dann vor den Füßen des Kellners oder stürzen von der Terrasse den Hang hinab (ich musste schon öfter meine Kletterfähigkeiten testen, um Stöcke meiner Mitwanderer zu retten). Am besten, man legt die Stöcke gleich auf den Boden, z.B. unter die Bank.
Die Spitzen schützt man beim Transport mit Gummistöpseln oder abgeschnittenen Schlauchenden, damit keine anderen Gegenstände oder Personen verletzt werden. ACHTUNG: Taue nicht den Angeboten, die Spitzenschutz, Stockprotektoren, Gummipuffer o.ä. für "alle gängigen Modelle" anbieten. Die Spitzen der unterschiedlichen Hersteller sind verschieden und ein Gummipuffer von Leki hält kaum sicher auf der Spitze von Komperdell. Daher gibt es jeweils individuell passende Puffer (diese für Leki / diese für Komperdell / diese für Black Diamond).
In Bussen und Bahnen wir es oft eng. Der Wanderer sollte sich vor dem Einsteigen überlegen, was er drinnen mit seinen Stöcken macht. Übrigens sind auch Busfahrer und Busbetreiber dankbar, wenn die Stöcke so verstaut werden, dass sie das Innenleben des Reisebusses nicht mit Kratzern verzieren.

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Zu guter Letzt soll auch der gute alte Bergstock nicht unerwähnt bleiben. Einige Leute (wie Oli) schwören darauf.
Klassischerweise ist er aus Holz und etwa 1,70 - 1,80 m lang mit metallverstärkter Spitze und entsprechend schwer. Man kann sich aber auch im Gartencenter einen stabilen aber leichten Bambusstab für wenige Mark kaufen.
Auf dem Stock kann man sich gut abstützen, wenn man wenig Halt hat, kann sehr gut auf Schneefeldern abreiten und für die Flußdurchquerung taugt er auch. Die Entlastung der Gelenke funktioniert mit einem Paar Wanderstöcke allerdings besser.

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Christian Schneeweiß: Gut gestützt ist halb gewonnen. In: Bergsteiger. Das Tourenmagazin, Oktober 2004. |
Weiteres, auch zum Gehen mit Stöcken siehe unter > Gehtechnik
Die (selteneren) Stockspitzen für Komperdell und andere Ersatzteile gibt es bei outdoortrends.de

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