Alpen: GTA - Grande Traversata delle Alpi
Wandern

Trekking in einem ursprünglichen Berggebiet zwischen Wallis und Mittelmeer, Frankreich und Italien.

Wandern Piemont

Auf dieser Seite:

Auf separaten Seiten:

Allgemeines & Spezielles

Der alpine Fernwanderweg Grande Traversata delle Alpi (GTA, Große Alpentraverse) ist ein Weitwanderweg in den Westalpen. Wobei die Route gar nicht so viel in der alpinen Höhenstufe verläuft, sondern eher in den subalpinen und montanen Höhenstufen der Almwiesen und Bergbauern.

Für die ungefähr 1000 km planen die meisten Wanderer um die 60 Etappen ein. Die Route - meist von Norden nach Süden begangen - beschreibt einen weiten Bogen durch das Piemont von den Walliser Alpen über die Grajischen Alpen und die Cottischen Alpen bis zu den Seealpen und Ligurischen Alpen.

Brunnen im Piemont

Auf dieser Alpentour übernachtet man viel mehr in Bergdörfern und auf Almen, als in den Berghütten der Wandervereine. Viele Etappen verbinden hochgelegene Dörfer in den Talschlüssen, die durch Pässe getrennt sind. Es geht hier viel rauf und runter. An anderer Stelle gibt es auch Höhenwege, die oberhalb eines Tales verlaufen.

Die GTA ist ab Ende Juni bis Anfang Oktober ohne Schnee zu begehen. Orientierungsfähigkeit und etwas Spürsinn für den Wegverlauf sind hilfreich. Die Markierung ist im Prinzip rot-weiß-rot, aber nicht überall optimal ausgeführt. Gerade der Wiedereinstieg in den GTA in größeren Orten ist oft nicht leicht zu finden. Die GTA verläuft teilweise identisch mit dem Sentiero Italia (Kennzeichnung S.I.) und der Via Alpina (roter/ blauer Weg).

Die Route weist einiges an Höhenmetern auf, so 600 bis 1200 hm /Tag, aber ohne große technische Herausforderungen. Die längsten Etappen liegen im Nordteil.

Die Infrastruktur zum Übernachten und Einkehren ist vor allem im Nordteil nicht überall in ausreichendem Umfang vorhanden. Man sollte sich entsprechend früh um Übernachtungsmöglichkeiten kümmern, oder ein Zelt mitnehmen.

Wer sowieso nur erst mal die Hälfte des GTA unter die Sohlen nehmen will, der fängt aus meiner Sicht am besten in Susa an und wandert auf die Ligurischen Alpen zu. Von dort hat man es nämlich nicht mehr weit zum Meer. Und die Südhälfte ist sowohl organisatorisch als auch von den Anforderungen her etwas moderater zu bewältigen.

Wandern zum Seitenanfang

Route der GTA

Der Startpunkt der GTA liegt bei Molini di Calasca im Valle Anzasca oder bei Forno im Valstrona. Der Trek führt auf der Nordseite des Valsesia nach Alagna am Monte Rosa. Dann zieht die Route nach Süden, berührt den Wallfahrtsort Oropa und erreicht in Quincinetto mit 300 m den tiefsten Punkt der gesamten GTA.

Weiter geht´s nach Westen, am Gran Paradiso vorbei, bis in die Nähe der französischen Grenze. Dieser folgt der GTA nun Richtung Süden. Nach Querung von drei weiteren Tälern erreicht man nach insgesamt ca 26 Etappen auf dem Nordteil den Ort Susa. Das ist der Ort, der Nordteil und Südteil voneinander trennt.

Im Südteil ist die Infrastruktur etwas besser als im Nordteil. Die GTA-Route quert die schönen Täler Val Chisone, Valle Germanasca und Val Pellice. Anschließend steht der Monviso im Weg. Ihn umgeht man westlich durch das französische Queyras oder östlich über zwei Hütten des italienischen Alpenvereins. Beide Varianten vereinen sich im Valle Varaita.

Weiter geht´s über die Täler Valle Maira, Valle Grana, Valle Stura, Valle Gesso und Valle Vermenagna. Dann führt die Route in die Ligurischen Alpen, wo sie in Viozene nahe der Grenze zu Ligurien endet.

Die Seite Alpenueberquerung.info liefert eine Übersicht über die Etappen.

Wandern zum Seitenanfang

Eine Woche GTA

Wer nicht gleich die ganze GTA machen will, kann ja vielleicht schon mal mit einer Wochentour anfangen. Gleich am Anfang der Route, falls man das Nordende als den Anfang sehen möchte, bietet sich eine schöne Wochentour an.

Der Wanderer befindet sich hier im Norden des Piemont an der Grenze zur Schweiz. Über Basel, Bern und Domodossola oder über Zürich, Locarno und Verbania kann man hier prima mit dem Zug anreisen. Das Taxi ist dann meist die beste Wahl, um hinauf nach Forno zu kommen.

Am nächsten Tag geht es dann über Campello Monti auf der GTA nach Rimella (Campello Monti – Rimella/Chiesa, 3:00 h, +650/-800 hm, 9 km).

Von hier folgt man dann die nächsten Tage den Etappen zur Alpe Baranca (Rimella - Alpe Baranca, 4:00 h, +1000/-600 hm, 12 km), nach Carcoforo ( Alpe Baranca – Carcoforo, 5:00 h, +700/-900 hm, 9 km), nach Rima (Carcoforo - Rima, 6:00 h, +1050/-900 hm, 11 km) und nach Alagna (Rima - Alagna, 5:00 h, +900/-1100 hm, 11 km).

Am 7. Tag wandert man dann vielleicht noch eine Rundtour durchs Valle d´Otro und fährt später mit dem Bus hinunter nach Varallo Sesia. Von da aus kann es an Tag 8 mit dem Bus hinunter nach Novara gehen, um dann mit dem Zug z.B. über Omegna nach Domodossola zu fahren.

Wandern zum Seitenanfang

Infrastruktur

Die GTA kann man ohne Zelt machen und in den "Posto tappa" genannten Unterkünften übernachten. Dort wird meist auch Abendessen angeboten. Die Unterkünfte sind einfach und oft urig. Es gibt manchmal Mehrbettzimmer mit Stockbetten, z.B. in der Schule oder auf einer Alm, oder auch mal Schlafzimmer im Privathaus mit antiken Bauernmöbeln. Oft gibt es in den Orten auch einfache kleine Läden. Einige Übernachtungen erfolgen in Alpenvereinshütten. In den Wallfahrtsorten sind die Pilgerherbergen auch für die GTA-Wanderer freigegeben.

Alnhütten Piemont

Wandern zum Seitenanfang

Landschaft und Kultur

Die Landschaft um die GTA ist besonders abwechslungsreich, da die Route mal in die Höhen der Almen und Felsen steigt, dann aber wieder in den Wald und die Dorffluren abtaucht.

Im Piemont hat es bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts eine vitale Bergbauernkultur gegeben. Viele der alten Strukturen sind auf dieser Trekkingtour zu erleben. Die Dörfer sind urig und autentisch, viele sind verlassen oder stark entvölkert.

Mulatieras, alte Maultierpfade, verbinden die Bergdörfer und führen oft durch Kastanienwälder, die früher die Menschen hier ernährt haben. Viele Ackerterrassen sind vom Wald überwuchert, aber die Almwirtschaft funktioniert noch hier und da.

Wandern zum Seitenanfang

Weitere Anmerkungen zur GTA

Die GTA ist auch landschaftlich eine fantastische Trekkingroute. Das ganz Besondere sind aber die kulturellen und kulturhistorischen Hintergründe. Durch ihren Verlauf im Grenzgebiet zwischen Frankreich und Italien, bzw. in einem Gebiet, das früher weder Frankreich, noch Italien war, macht die Umgebung um die Grande Traversata delle Alpi ausgesprochen interessant.

So findet man hier die okzitanische Sprache sowie französische und italienische Einflüsse. Die Dörfer und Almen wirken wie aus einer ganz eigenen Welt.

Dann befindet man sich hier auch in einer Region der Alpen, die am meisten von Abwanderung betroffen ist. Während in den deutschen oder den tiroler Alpen der Tourismus boomt, werden die beiden Regionen im Nordosten und Nordwesten Italiens, also das Friaul und hier in unserem Falle das Piemont, sehr wenig besucht. Das führte auch dazu, dass die Orte nicht sonderlich am finanziellen Segen des Tourismus teilhaben konnten.

Da sich nun aber die traditionelle bäuerliche Landwirtschaft kaum noch lohnt, fehlt den Orten praktisch die wirtschaftliche Lebensgrundlage. Viele Dörfer sind komplett verlassen und viele Almen verbuschen. Die gesamte Landschaft entwickelt sich zurück in ihren natürlichen Zustand.

Ob man das mit Wohlwollen oder kritisch sieht, kommt auf den eigenen Standpunkt an. Immerhin bedeutet das Almsterben auch ein Rückgang der Artenvielfalt, die erst durch den bäuerlich wirtschaftenden Menschen entstanden ist. Andererseits hätte ich persönlich auch nichts gegen eine wirklich naturnahe oder natürliche Landschaft.

In jedem Falle aber machen diese Faktoren die Gegend um die GTA ausgesprochen interessant und spannend. Und wenn man mal hier unterwegs war, wird man das besondere Flair der Region zu schätzen wissen. Der Wanderer kann sich hier der wirklichen Natur nahe fühlen, während man sich auf einer Tiroler Alm natürlich trotz aller Idylle in einer Kulturlandschaften bewegt.

Im Piemont wird alles viel wilder, aber auch ursprünglicher und urtümlicher. Das ist des Wanderers Freud und Leid gleichzeitig, auch in den schnuckeligen Dörfern. Die Dörfer sind wirklich urig geblieben und strahlen eine tolle Atmosphäre aus.

Gleichzeitig findet man aber nicht überall die Infrastruktur, die man vielleicht gerne hätte. Wenn man aber einfache Unterkünfte zu schätzen weiß und nicht jeden Tag eine riesige Auswahl an Nahrungsmittel braucht, dann sind die Dörfer auf der GTA sicher ein tolles Erlebnis.

Nun geht es auch nicht überall nur ganz einfach und traditionell zu. Gerade die Dörfer, die am Ende beliebter Täler wie dem Valle Meira oder dem Susatal liegen und vom Ballungsraum Turin aus gut zu erreichen sind, leben auch von Wochenendausflüglern. Dem Langstrecken-Wanderer tut es aber vielleicht auch mal gut, wenn wer etwas mehr Infrastruktur zur Verfügung hat. Das Café in der Sonne, eine Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten oder ein kleiner Laden sind dann die Freuden, die man nie und nirgendwo so genießen kann, wie nach einer längeren entbehrungsreichen Phase.

Literatur, Karten

Grande Traversata delle Alpi / GTA: Teil 1: Der Norden. Rotpunktverlag Zürich.

Grande Traversata delle Alpi, Teil 2, der Süden. Rotpunktverlag Zürich.

EmpfehlungIris Kürschner & Dieter Haas: GTA - Grande Traversata delle Alpi: Durch das Piemont bis ans Mittelmeer. 65 Etappen. Mit GPS-Tracks. Bergverlag Rother München 2011.

Eberhard Neubronner: Der Weg vom Monte Rosa zum Mittelmeer. Grande Traversata delle Alpi. Verlag Berg und Tal München 2006.

Gillian Price: Through the Italian Alps: Grande Traversata Delle Alpi (GTA). Cicerone Press Limited, 2005.

Luisa Vogt: Regionalentwicklung peripherer Räume mit Tourismus? Eine akteursorientierte Untersuchung am Beispiel des Trekkingprojektes Grande Traversata delle Alpi. Fränkische Geographische Gesellschaft, Erlangen 2008.

Bericht in der DAV-Panorama 02/2011

Wandern zum Seitenanfang

Links

michael-kleider.de/service: Michael Kleider gibt hier Infos zum GTA, auch viele schöne Fotos.

Viele Infos auch zur GTA findest Du auf der Seite der Fotojournalistin Iris Kürschner.

GTAweb bietet allgemeine Tipps und aktuelle Etappeninformationen.

Hier gibt es einen Bericht und sehr aussagekräftige Photos aus dem Nordteil der GTA.

GTA bei Wikipedia: Hier sind besonders die Kapitel zur Kulturlandschaftsentwicklung und zur Geschichte sehr interessant.