Reisebericht Mongolei (1)
Wandern

Wandern und Reisen zwischen Ulan Bator und Gobi: Unterwegs im Land des blauen Himmels (Teil 1 - Tage 1-6).

Mongolei

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Allgemeines & Spezielles

Nachdem die Reise eigentlich schon für 2021 geplant war und wegen der Pandemie verschoben werden musste, geht es nun im Sommer 2022 (13.07. - 30.07.) auf Tour in die Mongolei. Nach einigen kurzfristigen Absagen treffen sich 14 Teilnehmer plus Reiseleiter Andreas in Frankfurt am Flughafen vor dem Schalter der mongolischen Fluglinie MIAT. Es soll eine unvergessliche Rundreise im Gebiet zwischen der Hauptstadt Ulan Bator und den Sanddünen der Wüste Gobi werden.

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Die Schreibweisen der verschiedenen Namen oder geographischen Bezeichnungen sind nicht standardisiert, und so können die Begriffe unterschiedlich aus dem kyrillischen transkribiert werden. Davon sollte man sich nicht verwirren lassen ...

Die Route der gesamten Reise findest Du mit leichten Abweichungen hier: > Fahrtroute: Karte, GPS

​Tag 1 und 2: Anreise und Hustain Nationalpark

Ein langer Flug bringt uns in 8 Stunden von Frankfurt nach Ulan Bator. Entsprechend müde und mit einer Zeitverschiebung von 6 Stunden kommen wir morgens dort an. Trotzdem heißt es erst mal Geld tauschen und Wasser kaufen, bevor wir uns in die Hände der einheimischen Führerin Tso und dem Busfahrer begeben.

Im Bus bekommen wir erste Informationen über die Mongolei und schaukeln über die hier noch asphaltierten Straßen zum Hustain Nationalpark. Dort können wir unsere Jurten beziehen und ein wenig ausruhen, bevor wir Mittag essen.

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Anschließend beginnen wir unsere erste Wanderung. Querfeldein durch die Steppe peilen wir einen Bergrücken an, dem wir aufwärts folgen. Immer mehr mächtige Granitformationen tauchen aus dem Grasland auf. Die Blicke schweifen weit in die Ebene und auf die Nordhänge des Nationalparks, die mit lichten Wäldern bestanden sind. Über uns schweben Mönchsgeier.

Einige drehen die Runde über die Bergrücken rund um den gesamten Talschluss, andere kürzen etwas ab. Zum Abendessen sitzen wir dann aber wieder alle zusammen und testen die mongolische Küche und das einheimische Bier - beides wird am Ende der Reise als ausnahmslos genussreich in das Fazit eingehen.

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Aber der Tag ist noch nicht zu Ende. Wir lernen unsere sympathischen Fahrer kennen und besteigen die fünf Geländewagen (Lexus und Toyota), die uns bis zum Ende der Reise begleiten werden. Und dann cruisen wir über die Pisten in den Nationalpark hinein, um die wilden Przewalskipferde zu sehen. Die wurden aus Zootieren gezüchtet und ausgewildert, nachdem diese Wildpferde in der Natur ausgerottet worden waren. Unterwegs sehen wir viele Murmeltiere und auf der Rückfahrt einen beeindruckenden Sonnenuntergang mit rötlich leuchtenden Granitfelsen.

3. Tag: Hoyor Zagal und Nomadenbesuch

7:30 Frühstück wird unser Standard, danach reisen wir zum nächsten Camp. Von den 220 km bis Hoyor Zagal fahren wir die meisten wieder schnurgerade auf Asfalt - letzteres ist eine Seltenheit in der Mongolei. Unterwegs gibt es sogar eine richtig moderne Raststätte. Zum Schluss biegen wir aber wieder auf eine Piste ein, die uns zum Camp führt. Ein Bündel von Pisten, müsste man eigentlich sagen. Wenn es große Pfützen gibt oder Schlaglöcher, dann wird nebendran individuell eine neue Spur eröffnet - so wirken die Routen manchmal wie ein Flechtwerk von vielen Fahrspuren.

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Nach dem Jurtenbezug gibt es Essen, und es fängt an zu regnen. Statt zu wandern, fahren wir zum Dünengürtel, um eine Nomadenfamilie zu besuchen. Traditionsgemäß wird Schnupftabak verteilt, ebenso getrockneter Käse, Buttertee und vergorene Stutenmilch. Die Höflichkeit gebietet, dass jeder mal von allem probiert - und das schmeckt garnicht so schlecht. Die Gespräche über das Nomadenleben sind nur durch unsere Übersetzerin Tso möglich, aber sehr interessant.

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Zum Schluss überreichen wir - wie es die Tradition verlangt - unsere Geschenke und verlassen die freundliche Jurte. Draußen liegen die Kamele und es hat aufgehört zu regnen. So fahren wir nur ein kleinen Stück mit den Autos und wandern dann zurück zum Camp.

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Als wir mitten in der Steppe vor uns hin stapfen, fängt es mit Macht erneut an zu regnen. Ein paar Hagelkörner haben sich auch eingeschlichen und - wie wir später erfahren haben - weiter nördlich hat es sogar geschneit. Wir müssen uns aber nur mit dem Regen auseinandersetzen, der glücklicherweise von hinten kommt und uns vor sich her zum Camp treibt.

Hier können wir uns trocken legen und die Campcrew zündet in unseren Jurten die Ofenfeuer an. Schnell wird die Jurte warm und wir trocken.

​4. Tag: Khogno-Khaan-Berge mit Kloster Uvgunt

Um 9:00 starten wir mit den Wagen zum Kloster Uvgunt. Dieses einst große Kloster mit vielen Gebäuden liegt in einem malerischen Tal, umgeben von Granitbastionen. Ende der 1930er Jahre in der mongolischen Kulturrevolution wurden die Anlagen aber dem Erdboden gleich gemacht und die Mönche getötet oder verschleppt.

Heute gibt es aber wieder einen kleinen Tempel, den die Enkelin eines der getöteten Mönche wieder aufgebaut hat. Über einen Bergpfad erreichen wir etwas weiter oben einen weiteren kleinen Bau mit Thangkas und Statuen.

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Wieder unten im malerische Talkessel beginnen wir unsere Wanderung zurück zum Camp. Zuerst führt die Route zwischen Ulmenhainen, Klosterruinen und Granitbrocken hindurch, später erreichen wir über einen flachen Pass die weite Steppe.

Immer geradeaus, zuerst auf Fahrspuren, später querfeldein, wandern wir bei erstklassigem Wetter ca. 3:30 h zum Camp, wo das Mittagessen um 14:00 h schon auf uns wartet.

Die Fahrer haben Khorghog zubereitet. Bei diesem traditionellen mongolischen Gericht werden Schichten von Schafsfleisch mit Spuren von Gemüse in eine große Milchkanne geschichtet, dazwischen Schichten faustgroßer Flusskiesel, die im Feuer erhitzt wurden. Das Ganze lässt man auf einem kleineren Feuer lange schmoren - und es schmeckt dann ausgezeichnet.

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Nach der Wanderung und dem üppigen Mahl brauchen wir eine Siesta. Einige unverdrossene Wanderer besteigen dann ab 17:00 Uhr mit Andreas den Hausberg, einen hohen Granitrücken hinter dem Camp. Die späte Nachmittagssonne zaubert ein tolles Licht auf die Felsen, in denen man mit etwas Phantasie Gesichter oder alle möglichen Tiere erkennen kann. Von oben hat man einen weiten Rundblick auf die Steppe, den Dünengürtel und unsere Wanderroute vom Vormittag.

​5. Tag: Karakorum, Erdene Zuu und Talbuin Camp

Die Straße führt uns nach Karakorum bzw. Charchorin, wie es eigentlich heißt. Hier lag die alte Hauptstadt der Mongolen, gegründet 1220 von Dschingis Khan. Sie wurde allerdings von den Chinesen Ende des 14. Jhdrts. so gründlich zerstört, dass heute davon kaum noch etwas zu erkennen ist.

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Dafür steht hier eine der wenigen erhaltenen buddhistischen Tempelanlagen der Mongolei, umgeben von einer mächtigen Mauer, die mit unzähligen Stupas besetzt ist. Vor dem Kloster besichtigen wir aber noch das nahegelegene Museum, dass sich hauptsächlich mit den vielen jahrtausendealten Gräbern beschäftigt, die überall in der Mongolei zu finden sind. Sie gehen teilweise bis auf die Hunnen zurück, die die Jahrhunderte um Christi Geburt herum hier herrschten. Steinsetzungen und Felszeichnungen sind ebenfalls zu sehen.

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Nach der Klosterbesichtigung kaufen wir im Bazar von Charchorin noch Wasser für die nächsten fünf Tage, dann geht es noch mal kurz auf die Straße und dann auf das endlose Gewirr der Pisten. Nun folgen auch neue Abenteuer wie Flussdurchfahrten und die erste Yakherde. Durch die Bilderbuchlandschaft des Orchontals erreichen wir unser nächstes Camp, das etwas abseits der Piste direkt oberhalb vom Fluss liegt.

Im Talbuin-Camp fühlen wir uns auf Anhieb wohl. Die Lage ist toll, das Camp nicht sehr groß mit schöner Terrasse und der junge Chef spricht englisch und deutsch. Seine Mutter hat in Deutschland in Germanistik promoviert.

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Abends zeigt der Himmel seine schönsten Farben, nachdem die Sonne hinter Jurten und Bergen verschwunden ist.

Tag 6: Wanderung zum Orchon Wasserfall

Heute steht ein Ausflug zum Orchon Wasserfall an, der etwa 50 km entfernt liegt. Über extrem holprige Pisten auf teils felsigem Untergrund arbeiten wir uns das Orchontal hinauf. Die Landschaften sind mal wieder traumhaft. Der Orchon hat tiefe Schluchten in die basaltischen Lavaschichten eingearbeitet, darüber thronen die teils bewaldeten Granitgipfel der umgebenden Berge.

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Ein erster Aussichtspunkt erwartet uns an einer Flussschleife. Hier stehen in den Wänden der Schlucht Lärchen, andere Hänge bestehen aus Basaltfelsen. Weiter geht´s über holprige Pisten zum Ausgangspunkt unserer Wanderung, 9 km vor dem Orchon Wasserfall. Wir lassen uns am Ufer aussetzen und wandern los. Die mal mehr und mal weniger tief eingeschnittenen Schluchten, die Steppe dahinter und die Berge darüber geben ein abwechslungsreiches Bild. Überall grasen Yaks, Schafe, Ziegen und Pferde. Außerdem finden wir hier viele Lärchen und sogar richtige Lärchenwäldchen - nach so viel Steppe eine Erholung für Auge und Seele.

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Schließlich erreichen wir den Orchon Wasserfall. Hier stürzt ein Nebenfluss über eine steile Basaltkante tief hinab auf das Niveau des Orchon. Der Fall und das Fallbecken mit seinen Basaltflanken sind ausgesprochen malerisch. Leider wird das Bild etwas getrübt von Schlauchbooten, die unten im Becken herumrudern und einer Seilrutsche, über die man von oben nach unten rutschen kann. Viele einheimische und ausländische Touristen sind hier unterwegs. Das Naturerlebnis direkt am Wasserfall ist also etwas getrübt, aber die Wanderung zum Wasserfall ist auf jeden Fall ein Highlight.

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Nach dem Wasserfall geht es noch ein paar hundert Meter zum Parkplatz. Hier besteigen wir die Autos in dem Moment, als es heftig anfängt zu regnen. Wir fahren ein Stück zu einem Gercamp, wo wir unser Mittagsmahl einnehmen. Es gibt Buuz, eine Art einheimische Maultaschen, die den tibetischen Momos entsprechen.

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Nach dem Essen hat der Regen aufgehört und wir holpern über die Piste zurück bis zu den Hunnengräbern, die am Rückweg liegen. Rechtecke aus aufgestellten Steinen markieren die Gräber. Die Gravierungen sind allerdings kaum noch zu erkennen. Immerhin sind sie gut 2000 Jahre alt. Viele dieser Grabstätten sind über die gesamte Mongolei verbreitet und die berühmten Hirschsteine, von denen die besterhaltenen in Museen aufbewahrt werden, gehören auch in die Hunnenzeit.

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Ein Stück fahren wir noch, dann lassen wir uns wieder zum Orchon hinunter bringen und wandern noch eine knappe Stunde am Ufer entlang zum Camp zurück.

> Fortsetzung Teil 2