Kuba: Geschichte ab 1900
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Die Geschichte Kubas von der Zeit als Satellitenstaat der USA über die Revolution bis zur Moderne.

Geschichte Kuba

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ab 1900

Wanden & Trekking. Kuba als Satellit der USA

Das Platt-Amendment

Die Verfassung Kubas von 1902 erhielt auf Druck der USA einen Zusatzartikel, das sogenannte Platt-Amendment, der den USA ein Recht auf militärisches Eingreifen zusicherte, falls sie ihre Interessen oder US-amerikanisches Eigentum auf Kuba in Gefahr sahen. Damit fehlte der neugegründeteten Republik Kuba die wichtigste Voraussetzung eines unabhängigen Staates: die Souveränität.

Im Platt Amendment sicherten sich die USA außerdem zwei Militärstützpunkte auf der Insel: Bahía Honda, das 1912 zurückgegeben wurde, und die Guantánamo-Bucht. Diese wird bis heute von US-amerikanischem Militär besetzt gehalten und ihr Status in einer national-rechtlichen Grauzone wird seit dem Afghanistan-Krieg zur völkerrechtswidrigen Inhaftierung und Folterung von Kriegsgefangenen verwendet.

Die Pseudo-Republik

Zwischen 1906 und 1919 intervenierten die USA mehrfach militärisch auf Kuba, um US-amerikanisches Eigentum zu schützen. Die Republik Kuba, die aufgrund des Platt-Amendments keine wirkliche Souveränität besaß, wurde so auch vor den Augen der Weltöffentlichkeit zur Pseudo-Republik. Die wichtigsten Entscheidungen in Kuba wurden von der US-amerikanischen Botschaft aus dirigiert ... bis zur Entscheidung darüber, ob ein gewählter Präsident im Amt bleiben durfte oder nicht. Die Korruption der Präsidenten und ihrer Regierungen war kein Geheimnis, sogar eher sprichwörtlich. So wurde z.B. Alfredo Zayas der Spitzname Pesotero (Pfennigjäger) verliehen, weil er auch kleine Bestechungsbeträge nicht ausschlug.

Die Machado-Diktatur

1925 gelangte General Gerardo Machado Morales ins Präsidentenamt. In seine Wahl war von den US-amerikanischen Großunternehmen Rockefeller, Guggenheim und Morgan insgesamt eine Million Dollar investiert worden. Machado vertrat einen extrem nationalistischen Kurs, was ihm auch den Namen tropischer Mussolini einbrachte.

Massiv verfolgte er politische Gegner, die er ermorden ließ oder ins Exil trieb, darunter auch seinen Vorgänger. Aus dem Widerstand gegen die Diktatur entstand eine breite politische Bewegung, getragen von der bürgerlichen Oberschicht bis hin zur Arbeiterbewegung. Die Terrororganisation ABC, die sich hauptsächlich aus der bürgerlichen Jugend rekrutierte, verübte zahlreichen Anschläge auf Persönlichkeiten der Machado-Regierung. Aus Rache ließ Machado nach solchen Anschlägen jeweils eine große Zahl an politischen Häftlingen ermorden.

Unter Machado wurde die Garotte, das Würgeeisen, wieder zur Ausführung der Todesstrafe eingeführt. Ein 44-facher Mörder wurde Chef der Militärpolizei, verurteilte Schwerverbrecher wurden im Gefängnis bewaffnet, um 70 politische Häftlinge umzubringen.

1929 veranstaltete Machado eine Scheinwahl, deren einziger Kandidat er selber war. Die Hoffnungen in der Bevölkerung, den Diktator durch Abwahl los zu werden, zerschlugen sich. Der Widerstand wuchs weiter.

1933 wurde der Diktator Machado von einer breiten Volksbewegung gestürzt. Neuer mächtiger Mann wurde Sergeant Fulgencio Batista Zaldívar, der als Führer der Revolution von 1933 bis 1939 auch zum Oberbefehlshaber der Armee wurde. In dieser Funktion beeinflusste er die Regierungsgeschäfte entscheidend. So setzte er den Präsidenten Grau San Martín ab und Carlos Mendieta Montefur als neuen Präsidenten ein. Batistas Macht stützte sich auf die kubanische Armee und die immer präsente Interventionsdrohung der USA, die Batista unterstützte.

Die Herrschaft Batistas

Von 1940 bis 1944 war Batista auch Präsident Kubas. 1944 wurde er als Präsident von Carlos Prío Socarrás abgelöst, blieb aber im Hintergrund als Armeechef der eigentliche Machthaber. Als deutlich wurde, dass die korrupte Regierung von Prío Socarrás die Wahlen des Jahres 1952 gegen die Partido del Pueblo Cubano (Ortodoxo) verlieren würde, unternahm Batista einen Militärputsch. Damit wurde er zum lupenreinen Diktator und errichtete ein korruptes Regime, unter dem es zur Abschaffung der Verfassung und zur massiven Unterdrückung der Opposition kam.

Fidel Castro (*1926), ein junger Rechtsanwalt und Mitglied der Orthodoxen Partei von Chibás, klagte Batista wegen seines Militärputsches vor dem Obersten Gerichtshof an. Nachdem die Klage zurückgewiesen wurde erklärte Castro, dass nun das in der Verfassung von 1940 verankerte Widerstandsrecht nach Ausschöpfung aller legalen Mittel in Kraft getreten sei. Er bereitete anschließend den gewaltsamen Sturz Batistas vor.

Wanden & Trekking. Die Kubanische Revolution 1953-1959

Am 26. Juli 1953 verübte eine Guerillatruppe unter der Führung von Fidel Castro einen Angriff auf die Moncada-Kaserne von Santiago de Cuba, der allerdings fehlschlug. Dies war der Beginn der Revolution unter Führung der Bewegung des 26. Juli (M-26-7) und deren Namensursprung. Die Ziele der Bewegung waren Sozialreformen, Demokratie und die Wiederherstellung der Verfassung von 1940. Nachdem Castro einige Jahre im Gefängnis verbrachte, ging er ins Exil (zunächst in die USA, später nach Mexiko). Er kehrte 1956 per Boot mit ca 140 Guerilla-Kämpfern aus Mexiko zurück.

Die kleine Bewegung erhielt sowohl in Cuba, als auch im Ausland große Unterstützung. Geschickte Propaganda und das Charisma von Fidel Castro und Che Guevara halfen dabei. Nach anfänglichen Verlusten, in denen die Guerillatruppe fast aufgerieben wurde, konnte die Bewegung viele Einheimische rekrutieren und nach und nach immer mehr Gebiete Kubas unter ihre Kontrolle bekommen.

Am 1. Januar 1959 eroberten Castros Revolutionäre die Hauptstadt Havanna, woraufhin Batista ins Exil floh. Fidel Castro übernahm das Amt des Ministerpräsidenten.

Wanden & Trekking. Kuba nach der Revolution

1959 kam es zur Einführung einer Land- und Agrarreform, die unter anderem die Beseitigung des privaten Großgrundbesitzes, Bildung von Kooperativen und staatlichen Betrieben und das Verbot von Landbesitz für Ausländer vorsah (das zielte vor allem auf US-Amerikaner). Im Juli 59 wurde Osvaldo Dórticos Torrado (*1919, gest. 1983) Präsident der Republik. Castro blieb Regierungschef.

1960 verhängten die USA über Kuba ein partielles Handelsembargo, dem sich als zweites Land nach den USA die Bundesrepublik Deutschland und danach nahezu alle westlichen Staaten anschlossen. Später wurden die Maßnahmen zu einem völligen Handelsboykott erweitert.

Schweinebucht-Invasion

Im April 1961 scheiterten von Guatemala aus eindringende Exilkubaner bei einem Angriff in der Schweinebucht. Sie rechneten fest mit der zugesagten Unterstützung durch die amerikanische Airforce, Kennedy bekam aber wohl in letzter Minute kalte Füße und gab den Einsatzbefehl nicht.

Kuba suchte anschließend Hilfe bei den sozialistischen Staaten. Im Dezember 1961 fand die Proklamation der Sozialistischen Republik auf der Grundlage des Marxismus-Leninismus statt. Im Februar des darauf folgenden Jahres verhängten die USA ein totales Embargo für alle Einfuhren aus Kuba.

Geschichte Kuba

Kuba-Krise (Oktober-Krise)

Nach dem Scheitern der Schweinebucht-Invasion gab es in der Kennedy-Administration Überlegungen, Kuba mit US-Truppen noch einmal anzugreifen. Was fehlte war ein brauchbarer Vorwand, um den völkerrechtswidrigen Angriff auf Kuba zu rechtfertigen.

Nach dem Schweinebucht-Zwischenfall wurden von der UdSSR Atomraketen auf Kuba stationiert. Da die USA an der türkisch-sowjetischen Grenze ebenfalls Atomraketen stationiert hatte, sah die Sowjetunion in diesem Schritt einen Ausgleich im Sinne der Abschreckungsdoktrin des Kalten Krieges.

1962: Die Entdeckung sowjetischer Raketenbasen auf Kuba im schien nach langer Beratung der gesuchte Anlass für einen Angriff auf Kuba zu sein. Im Oktober 1962 errichteten die USA eine totale Blockade über Kuba und attakierten sowjetische Handelsschiffe mit Warnschüssen. Der Atomkrieg zwischen den USA und der Sowjetunion schien greifbar nahe. Nach Geheimverhandlungen zum Abbau amerikanischer Atomraketen in der Türkei stimmten die Sowjets zu, auch die Raketenbasen auf Kuba abzubauen. Außerdem mussten die USA zusichern, keine weiteren Angriffe auf Kuba durchzuführen.

In der Öffentlichkeit wurden die amerikanischen Zugeständnisse aus diesem Geheimabkommen zunächst nicht bekannt, so dass die US-Regierung unter Kennedy gestärkt aus der Oktober-Krise hervorging.

Das sozialistische Kuba

1960: Zur Abwehr von terroristischen Anschlägen auf Kinos, Kaufhäuser und Wohnviertel werden die Comites de Defensa de la Revolucion (Komitees zur Verteidigung der Revolution) gegründet, die heute etwa 8 Mio. Mitglieder umfassen.

1964 wird Kuba auf Druck der USA aus der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) ausgeschlossen. Alle lateinamerikanischen Staaten, mit Ausnahme Mexikos, brechen unter dem Druck der USA ihre diplomatischen Beziehungen zu Kuba ab.

1972 tritt Kuba der COMECON, der Wirtschaftsorganisation der Ostblockstaaten, bei.

1973 unterstützen kubanische Truppen in kleinem Umfang die arabischen Armeen von Ägypten und Syrien bei ihrem Angriff auf Israel im Jom-Kippur-Krieg.

1975 beendet die OAS die Sanktionen gegen Kuba. Kubanische Truppen unterstützen in Angola die kommunistische MPLA-Regierung gegen den Einmarsch von Truppen des südafrikanischen Apartheid-Regimes und im Kampf gegen die FNLA- und UNITA-Rebellen.

1976 wird in Kuba eine neue Verfassung in Kraft gesetzt. Im Dezember übernimmt Fidel Castro neben seinem Amt als Ministerpräsidenten auch das des Präsidenten der Republik.

1978 unterstützt Kuba Äthiopien im Kampf gegen Somalia um das Ogaden-Gebiet.

1983 besetzen US-Streitkräfte sechs Tage nach dem Mord am grenadischen Premierminister die Karibik-Insel Grenada (ein britisches Übersee-Dominion) und nehmen nach der Invasion die meist im Flughafenbau tätigen Kubaner gefangen.

1989 beendet Kuba sein Militärengagement in Angola (mit 50.000 Soldaten) in einer trilateralen Verhandlungslösung mit Angola und Südafrika.

Wanden & Trekking. Kuba nach Ende des Kalten Krieges

Die Implosion des Ostblocks löst eine katastrophale Wirtschaftskrise mit erheblichen Versorgungsengpässen aus, da die Wirtschaftshilfe und die - für Kuba sehr günstigen - Handelsbeziehungen zu den ehemaligen Verbündeten wegbrechen.

1992: Weitere Verschärfung des Handels-Embargos zur totalen Blockade durch das Inkrafttreten des Torricelli Act.

1993 verlassen die letzten russischen Militärtechniker Kuba.

1994 kommt es in Havanna zu Demonstrationen von Kubanern, die von der US-Interessenvertretung kein Visum für die USA erhalten hatten. Als Folge wies Castro die Aufhebung der Küstenüberwachung an und löste damit eine Massenflucht aus Kuba aus. Mit den verwegensten Wasserfahrzeugen versuchten viele Kubaner, über das Meer Florida zu erreichen.

1995 tritt Kuba dem Vertrag von Tlatelolco bei, der die Verbreitung von Atomwaffen in Lateinamerika untersagt.

1996 schiesst die kubanische Luftwaffe zwei zivile, amerikanische Flugzeuge der "Brothers to the Rescue" (eine exilkubanische Vereinigung in Miami) nach einer Luftraumverletzung und mehrmaliger Warnung ab. Als Folge davon wurde in den USA der Torricelli Act durch den Helms-Burton Act noch weiter verschärft.

Während die Wirtschaftskrise, von der vor allem Landwirtschaft und Industrie betroffen sind, erlebt der Tourismus durch staatliche Förderung einen großen Aufschwung.

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ab 2000

Mai 2005

... gründen Kuba und Venezuela die ALBA, die Bolivarische Alternative zur ALCA, der US-dominierten Wirtschaftsgemeinschaft. Während Venezuela von Kuba Unterstützung beim Aufbau seines Gesundheits- und Erziehungswesens unterhält, beteiligt sich das ölreiche Venezuela beim Aufbau der kubanischen Wirtschaft.

Juli 2006

... wird Fidel Castro in einem Krankenhaus in Havanna einer komplizierten Magen-Darm-Operation unterzogen, nachdem es zu einer Darmblutung als Folge von Stress und Überarbeitung gekommen sei. Seine Ämter gibt er verfassungsgemäß und vorübergehend an seinen 75-jährigen Bruder Raúl Castro ab, der erster Vizepräsident der Regierung, zweiter Sekretär der Kommunistischen Partei und Oberkommandant der Streitkräfte ist. Presseberichten zufolge scheint die Bevölkerung Kubas betroffen zu reagieren, während viele Exilkubaner in den Straßen in Miami feiern.

August 2006:

Der US-amerikanische Präsident George W. Bush sichert den Kubanern in einer seiner letzten Amtshandlungen die volle und bedingungslose Unterstützung der USA für den Fall einer Demokratisierung zu. Die Machtübernahme Raúl Castros konnte er dadurch aber nicht verhindern.

März 2016:

Obama besucht als erster US-Präsident nach der Revolution Kuba und setzt sich für eine Abschaffung des Embargos ein. Im gleichen Jahr spielen die Rolling Stones auf Kuba.

Unter Trump ...

... kühlen die Beziehungen zwischen Kuba und den USA wieder merklich ab. Viele Hoffnungen auf eine Normalisierung der Situation platzen wie Seifenblasen.

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Literatur zur Geschichte Kubas

Kleine Geschichte Kubas (Beck'sche Reihe)

Wanden & Trekking. Während und nach der Revolution

Frank Niess: Che Guevara. Rowolth. 2003. Handliche Biographie auf 150 Seiten, gut zu lesen.

Susanne Gratius: Fidel Castro (gebraucht bei Amazon). Biographie, vergriffen. Sehr kurz, was für den Überblick.

Albrecht Hagemann: Fidel Castro. Biographie. Umfangreicher. Mit Einordnung in die historischen und politischen Zusammenhänge. Interessante Querverweise und Zusatzinformationen. Geschichtliche Zeittafel.

Frank Nies: Fidel Castro. Rowolth. Handliche Biographie auf 150 Seiten, gut zu lesen.

Die Kubanische Revolution (Basiswissen Politik / Geschichte / Ökonomie)

Kuba im 21. Jahrhundert: Revolution und Reform auf der Insel der Extreme (Rotbuch)

Die Kubakrise 1962: Dreizehn Tage am atomaren Abgrund  

Die Kuba-Krise: Die Welt an der Schwelle zum Atomkrieg (Beck'sche Reihe)

Kuba unter Castro: Fidel, Che, die Revolution und ich

Kuba - Die Welten zwischen "Libreta" und "Cuc": Bedeutende wirtschaftliche und soziale Entwicklungen auf Kuba bis heute  

Kuba im Umbruch. Von Fidel zu Raúl Castro  

Wanden & Trekking. Fotobücher zur Geschichte Kubas

Das neue Kuba in Bildern der Nachrichtenagentur Prensa Latina 1959/1969  

Kuba. Bilder einer Revolution  

Links zur Geschichte Kubas

Geschichte Kubas: Überblick des Auswärtigen Amts über die Geschichte Kubas

Granma.cu: Onlineausgabe der Parteizeitung Kubas

Die Kubanische Revolution 1959 von Martina Kaller-Dietrich und David Mayer, Institut für Geschichte der Universität Wien.