Wirtschaft Island
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Wirtschaft Islands im Überblick |
GrundlagenDie Wirtschaft Islands ist von folgenden Faktoren geprägt:
Die Wirtschaft hängt stark vom Fischfang und damit verbundenen Industrien (Verarbeitung, Fischfang- und Fischverarbeitungsausrüstung) ab, die für etwa 60 % der Exporte verantwortlich sind. Der Zustand der Wirtschaftslage im Land wird traditionell stark vom Markt für maritime Produkte beeinflusst. Weitere wichtige Produkte sind etwa Aluminium, Ferrosilicium sowie Wollprodukte. Die meisten der Exporte gehen in die Staaten der EU und EFTA, die USA und Japan. Die Landwirtschaft spielt in Island eine recht geringe Rolle. Das Klima ist nicht günstig, und ein Großteil der Fläche besteht aus Wüsten und Gletschern. Lediglich die Schafe leisten mit ihrer Wolle einen Beitrag zum Export. Islands relativ liberale Handelspolitik wurde durch den Beitritt zum Europäischen Wirtschaftsraum im Jahr 1993 maßgeblich gestärkt. Der landwirtschaftliche Sektor bleibt aber weiter stark subventioniert und abgeschottet, manche Einfuhrzölle betragen bis zu 700 %. Ressourcen und EnergieIsland hat nur wenige minerale Ressourcen. In der Vergangenheit wurde Schwefel abgebaut, sowie bis vor wenigen Jahren Kieselgur aus dem See Mývatn. Aus Umweltschutzgründen wurde das Werk geschlossen. Zement wird als eine der wenigen Naturressourcen direkt in Island verarbeitet. Die im Überfluss vorhandene Wasserkraft (Gletscher stellen das ganze Jahr über große Wassermengen zur Verfügung) und geothermale Energiequellen werden mehr und mehr genutzt. Bis jetzt verfügen schon fast 90 % der Bevölkerung über eine geothermale Heizung. Die Wasserkraft wird über eine Vielzahl an Wasserkraftwerken in elektrische Energie umgesetzt. Es wurde bereits darüber nachgedacht, Strom über ein Unterseekabel nach Kontinentaleuropa zu exportieren. Die kostengünstige Herstellung von Energie lässt in Island Aluminiumhütten entstehen, denn zur Verhüttung von Aluminium werden riesige Mengen an Strom verbraucht. Die Bauxit-Erde wird unter anderem von Australien nach Island transportiert. Die großen Aluminiumwerke tragen nicht unwesentlich zur Wirtschaftsleistung in Island bei, haben Hunderte Arbeitsplätze in Island geschaffen und ziehen auch viele ausländische Arbeitskräfte an. Die Kosten für diese Politik trägt wie so oft die Natur: riesige Staudämme werden gebaut und ganze Landschaften in Seen verwandelt. TransportEin Großteil der Transporte in Island wird über das nationale Straßennetzwerk getätigt, das die meisten bewohnten Orte verbindet. Staatlich organisierter Straßenbau wird seit Beginn des 19. Jahrhunderts betrieben, und seit den 1980ern in großem Stil vorangetrieben. Die Hauptstraße Hringvegur ist eine große Ringstraße, die entlang der Küste fast ganz Island, mit Ausnahme der Westfjorde umrundet. Entlang dieser Straßen liegen die meisten dichter bevölkerten Städte Islands. Weitere kleinere Straßen verbinden kleine Orte und Siedlungen im Landesinneren, einige Pisten führen im Sommer auch durch das Hochland. Um lange Wegzeiten zu verkürzen werden - z. B. unter tief ins Land greifenden Fjorden - Tunnel gebaut. Linienflüge werden von Island auch nach Europa und Nordamerika durchgeführt. Es gibt zwei nationale Fluglinien: Icelandair (gleichzeitig einer der größten Arbeitgeber des Landes) und Iceland Express. Die Inlandsflüge zwischen den größeren Städten werden von Flugfélag Íslands durchgeführt und sind wichtig für ein schnelles Vorankommen innerhalb Islands. Der Transport per Schiff wird fast ausschließlich für den Gütertransport genutzt. Die wichtigste nationale Fährverbindung existiert zwischen dem Festland Islands und den Vestmannaeyjar (Westmännerinseln). In Island gibt es zurzeit keine Eisenbahn, obwohl immer wieder eine Bahnverbindung zwischen dem internationalen Flughafen in Keflavík und Reykjavík in Gespräch war. WirtschaftsbündnisseIsland ist seit 1970 ein Vollmitglied in der EFTA und hat bereits 1973 ein Freihandelsabkommen mit der EU abgeschlossen. Seit Inkrafttreten des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum 1994 können Waren, Arbeitskräfte, Kapital und Dienstleistungen annähernd unbeschränkt zwischen Island, Norwegen und den Mitgliedsstaaten der EU verkehren. 2009 befürwortete der Althing nach engagierter Diskussion ein Beitrittsgesuch zur EU, das die Regierung Sigurddottir am gleichen Tag beschloss und schon am Folgetag bei der EU einreichte. EntwicklungWährend des letzten Jahrzehntes hat sich die isländische Wirtschaft langsam diversifiziert, hauptsächlich in den produzierenden und den dienstleistenden Wirtschaftssektor. Neue Unternehmen im Bereich Computersoftware, Biotechnologie und Finanzservice sind entstanden. Ebenfalls stark anwachsend sind die Umsätze im Tourismusgeschäft, hauptsächlich im Bereich Ökotourismus und Walbeobachtung. |
Wirtschaft Island: Details in Stichworten |
RessourcenEs fehlt an wesentlichen mineralischen Rohstoffen Erhebliche Mengen an energetischen Ressourcen sind verfügbar Fischreichtum bildet die Grundlage der isländischen Wirtschaft. Die reichen Fischvorkommen sind auf besondere Zustände im Meer zurückzuführen. Zwei Meeresströmungen umschließen das Land derart, dass sie ein ausgewogenes Mischverhältnis des Wassers verursachen, das wiederum Auswirkungen auf den Fischbestand hat. Von Süden kommt ein warmer Arm des Golfstroms, der Irmingstrom, der sich um die Süd- und Westküste sowie um einen Teil der Nordküste legt. Der Nordosten steht unter dem Einfluss des kalten Ostislandstroms. Die Mischung der beiden Ströme verbessert die Lebensbedingungen im Meer. Während es in warmen Meeren viele verschiedene Arten von Fischen in geringer Zahl geben kann, fördern kalte Gewässer das Wachstum einzelner Arten. Besonders günstige Fischfangareale befinden sich demnach dort, wo sich kalte und warme Meeresströmungen mischen. Zum großen Bedauern der isländischen Wirtschaft unterliegen die Fänge der Fischerei jährlichen Schwankungen. Trotzdem nehmen Fische und andere Fischereiprodukte mit 72,6 % den größten Anteil am Außenhandel ein. Es ist anzunehmen, dass der hohe Lebensstandard der Isländer ohne die Fischerei nicht zu halten wäre. Äußere BedingungenKlima (Golfstrom, Niederschläge, Temperaturen). Insellage (Handel, Import, Export Entfernung) Während sich die gesamte Wirtschaft noch vor einigen Jahren ausschließlich um die Fischerei und deren Erzeugnisse gedreht hat, konnte Island in den letzten Jahren durch gezielte Maßnahmen ausländischer Direktinvestitionen vor allem im Bereich der Industrie einen radikalen Orientierungswandel vollziehen. Es hat sich gezeigt, dass ausländische Unternehmen vor allem in die verarbeitende Industrie investieren. Ein zweiter favorisierter Sektor ist der Handel, der mit 10 % unterstützt wird. Dem folgen Kapitalanlagen in Versicherungen und finanziellen Diensten (7 %) sowie in der Kommunikation (2 %). Insbesondere die Metallbranche hat in Island in den letzten Jahren eine hohe Zuwachsrate der Produktion erfahren. Das größte Unternehmen in diesem Bereich ist die ISAL (Icelandic Aluminium Company Ltd.), die im Jahre 1969 einen Aluminiumschmelzer in Straumsvik nahe Reykjavik errichtet hat. Durch die Zunahme anderer Industriezweige ging der Anteil des Aluminiums am Export von Indu-strieerzeugnissen von 75 % Anfang der 70er Jahre auf rund 68 % im Jahre 1978 zurück (SEDLACEK, 1981, S. 62). Im Jahr 1990 betrug der Anteil des Aluminiums nur noch 55 %. Dennoch ist der Aluminiumexportanteil sehr hoch geblieben. Neben Fisch und Fischproduktion, die traditionell einen hohen Stellenwert im Export einnehmen (72,6 %), konnte sich nur das Aluminium einen herausragenden Anteil am Gesamtexport sichern (13,5 %). Weitere Exportgüter sind von geringerer Bedeutung und verteilen sich auf die restlichen 13,8 %. Die zu den mittelgroßen Industriezweigen gehörende Kunstdünger- und Zementfabriken sind nahe den benötigten Rohstoffen angesiedelt und produzieren für den Export- und Binnenmarkt. Die Kunstdüngerproduktion basiert auf der Elektrolyse von Meerwasser. Sie benötigt wie die Aluminiumindustrie gewaltige Mengen an elektrischer Energie, welche die Wasserkraftwerke liefern. 1958 nahm die staatliche Zementindustrie von Akranes ihrem Betrieb auf. Das Werk bezieht seinen Rohstoff aus einer Muschelbank in der Fxaflör-Bucht, wo das Kalkmaterial an die Oberfläche gepumpt wird. Die Produktion deckt nahezu den gesamten Zementbedarf des Landes. Andere Branchen sind nur gering vertreten und sind auf den Import von Rohmaterial angewiesen. Trotzdem zählen sie zu den Wachstumsbranchen. Die Rede ist von der kunststoffverarbeitenden-, Keramik-, Lebensmittel- und Trinkwaren-, chemischen-, Papierwaren- und Reparatur-Industrie. Die exportorientierte Kieselgur- und Magnesiumproduktion benötigt die geothermale Energie, die Island im Überschuss anzubieten hat. In den letzten Jahren hat sich auch die High-Tech-Industrie etabliert, während Pharmazeutik und Fischverarbeitung bereits einen raschen Wachstum vollzogen haben. Hinzu kommen die Software-Industrie und die Biotechnologie. Wachstumsschübe in der Textil- und Pelzwarenindustrie bleiben hingegen aus. Nicht nur die Produktion, sondern auch die Beschäftigtenzahlen sind laut dem Deutsch-isländischen Jahrbuch in diesen Branchen rückläufig. Island hat es aufgrund des Fehlens wichtiger natürlicher Ressourcen seit jeher schwer gehabt, eine stabile Wirtschaft aufzubauen. Durch Fremdherrschaft, den damit verbundenen Handels- und Wirtschaftseinschränkungen und durch verheerende Naturkatastrophen wurde die Entwicklung zurückgeworfen. Heute ist Islands Wirtschaftslage konstant. Der Versuch einer wirtschaftlichen Diversifizierung, um die Abhängigkeit von anderen Ländern zu minimieren, ist gelungen. Laut OECD-Statistik zählt Island heute sogar zu den zehn Ländern mit dem höchsten Einkommen (BIP pro Kopf 1999: 27.300 US-$). Die wirtschaftliche Entwicklung Islands lässt erkennen, dass die Industrie einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung der Eigenkräfte leistet. Zum jetzigen Zeitpunkt hat gerade der Industriesektor die Möglichkeit, die Ausrichtung des Handels auf viele verschiedene Exportwaren zu erweitern. Diese würde auch den heute noch sehr wichtigen Fischexport reduzieren und die Exporteinnahmen stets auf gleichem positivem Niveau halten. Laut Statistik sind nur 1% der isländischen Gesamtfläche kultiviertes Land und gut 20% sind Naturweide und Wiese. Zum Vergleich, in Deutschland wird 54 % der Gesamtfläche als Landwirtschaftsfläche genutzt. Die Viehwirtschaft ist mit 75 % der dominierende Zweig der landwirtschaftlichen Produktion. Sie basiert zum größtem Teil auf Weidewirtschaft; auf kultivierten und natürlichen Flächen werden Heu und Silage gemacht HaustierePferde, Schafe, Rinder, Schweine, Hunde, Katzen, Gänse, Enten, Hühner, Truthähne und Tauben wurden als Haustiere gehalten. Die Schweinezucht hat keine wirtschaftliche Bedeutung (nur 1.100 t, 1980), während die Lamm- und Hammelfleischproduktion bei 14.500 t (davon 30 % Export) lag. PferdeDas Islandpferd gehört zu den ältesten Haustieren, welches fälschlicherweise auch Islandpony genannt wird. Als Arbeitstiere von Norwegen eingeführt verfügen sie über einen muskulösen Körperbau und sind äußerst zäh, ausdauernd und sehr trittsicher (Schwiereges Gelände im Hochland, Lavafelder). Auf Island leben heute ca. 54.000 Tiere, für sportliche Zwecke werden diese aber auch exportiert. Sie dienen aber auch als Fleischlieferant mit ca. 1.200 t in 1980. Das 930 auf dem Althing ausgesprochene Einfuhrverbot für Pferde besteht noch heute und garantiert die Reinrassigkeit der Islandpferde. Mehr Infos siehe > Islandpferde SchafeDie Schafe machen mit einer Anzahl von ca. 828.000 (1980, aber sinkende Zahlen) den wichtigsten Teil der Haustiere aus. Im Frühsommer weiden die Schafe in der Nähe der Bauernhöfe auf den Außenweiden, wo auch die Lämmer Ende Mai geboren werden. Im Juni erfolg die Schur, danach werden die Tiere auf die Hochweiden getrieben, wo sie bis September bleiben. RinderDie Anzahl gehaltener Rindern variiert mit der Größe eines Ortes, der Hauptabsatzmarkt liegt in Reykjavík. 1980 lebten auf Island ca. 60.000 Tiere, der Milch zu 45 % als Frischmilch verkauft wird, der Rest wird zu Butter Skyr (isl. Nationalgericht, ähnlich dem Quark), Käse und Trockenmilch verarbeitet. Der Milchverbrauch auf Island ist wohl der höchste in Ländern mit ähnlichem Lebensstandard. AgrarprodukteKartoffelnDie Produktion von Kartoffeln ist sehr klein, kann aber in guten Jahren 80 % des isländischen Eigenbedarfes decken. Es gibt erhebliche Ernteschwankungen in der Freilandproduktion wegen der Sommerfrostgefahr. So können die Erträge zwischen 4.000 t und 15.000 t pro Jahr variieren. Die größten Kartoffelanbaugebiete konzentrieren sich auf die Sanderflächen im Süden und Südosten des Landes (Stand 2000). GetreideAufgrund der klimatischen Bedingungen ist es selbstverständlich, dass das Brotgetreide fast vollständig importiert werden muss. Zu Beginn der Besiedlung (besseres Klima) baute man noch Getreide in allen Küstensäumen an, vor allem Gerste und Hafer. Mit schlechter werdendem Klima verschwand auch der Anbau von Getreide fast vollständig, In den letzten Jahrzehnten gab es mehrere Versuche des Wiederanbaus von Korn, stellenweise mit gutem Erfolg, allerdings gab es auch hier große Ertragsschwankungen. Es wird allerdings viel Sommergetreide angebaut, das dann in unreifem Zustand einsiliert und an die Tiere verfüttert wird. Andere Agrarproduktionszweige: Gewächshäuser1924 wurde begonnen geothermische Energie zur Erwärmung von Gewächshäusern zu nutzen. Anbauprodukte sind Tomaten, Gurken, Kohl, Paprika, Möhren und mit zunehmender Bedeutung Schnittblumen. Ein Schwerpunkt der Produktion liegt in Hveragerdi, südöstlich der Hauptstadt Reykjavik. In den letzten Jahre hat es eine starke Zunahme der Fläche unter Glas gegeben. Im Jahr 2000 wurden 180.000 m 2 unter Glas von weit über 100 Landwirten bewirtschaftet. Ganz im Gegensatz zum Rest der isländischen Landwirtschaft erhalten diese Landwirte keine staatliche Unterstützung. BeispielEin Standort, den wir besucht haben, liegt in der Nähe von Hveravellir und profitiert von den nahe liegenden heißen Quellen und dem Laxá-Engeriekraftwerk. Das heiße Wasser wird direkt durch Leitungen, die an den Wänden der Gewächshäuser entlang laufen, geleitet und heizen somit das Glashaus auf. Ein Vorteil der klimatischen Bedingungen ist, daß der Einsatz von Insektiziden und Herbiziden minimal ist. Die Kälte schützt das Land vor vielen Pflanzenkrankheiten und Insekten, aber trotzdem war es uns nicht erlaubt, die Gewächshäuser zu betreten. Man hatte Angst vor dem Einschleppen von Krankheiten. Es werden vor allem Tomaten, Gurken und Paprika angebaut. Die Bestäubung erfolgt mit Bienen. Der Samen für die Tomaten werden im Dezember ausgebracht, so daß man im Februar neue Pflanzen in den Gewächshäusern hat und die Ernte sich von Mitte April bis Oktober vollzieht. Danach werden die Pflanzen entfernt und die Häuser und der Boden mit heißen Wasser aus den Quellen desinfiziert. Die jährliche Produktion beläuft sich auf 170 Tonnen und wird von neun Arbeitskräften bewerkstelligt. Produziert wird nur für den heimischen Markt, wobei der Großteil der Produktion im Großraum Reykjavik verkauft wird. Zusätzliche Erwerbsquellen1930 wurde die Pelztierhaltung (vor allem Nerze) eingeführt. Es gibt aber nur einige, wenige Nerzfarmen in der Nähe von Fischereistandorten.Traditionelle, zusätzliche Einkommensquellen stellen die Fischzucht und der Fischfang (Angeln von Forellen und Lachs) dar, die sich auch sehr gut mit dem immer stärker auf kommenden Farmtourismus verbinden lassen. Weitere, traditionelle Einkommensmöglichkeiten sind Eiderentedaunensammeln, Schneehuhnjagd, Vogelfang (Möwen und Papageientaucher), Eiersammeln an den Vogelkliffs und das Sammeln von Treibholz. TourismusDie Tourismusbranche ist einer der am stärksten wachsenden Industriezweige der Insel. Die Zahl der Touristen lag 1987 bei 129.000 und 1997 bei 202.000. Ein stetiges Besucherwachstum von circa 10% wird in den nächsten Jahren erwartet. 1999: 262.000, 2005: 340.000 Touristen /Jahr. Nach 2015 ist der Tourismus nach Island geradezu explodiert und der Overtourism wird zunehmend zum Problem. |
Fischerei |
Von der Besiedlung an steht die Viehhaltung und dabei in besonders hohem Maß die Schafzucht im Vordergrund. Der Fischerei wird in dieser Zeit nur im Nebenerwerb nachgegangen. Aus diesem Umstand heraus entsteht der Begriff des "Bauernfischtums": Im Sommer wird, soweit dies möglich ist, das Feld bestellt und sich um das Weidevieh bemüht. Im Winter wird dann vor allem die Kabeljaufischerei betrieben. Dafür ziehen selbst Bauern mit ihren Knechten aus dem Binnenland an die Küsten und bewohnen dort einfache Hütten, die "Verbuder". Die Fangorte sind auf unfruchtbaren Böden errichtet wie in Dritvik am westlichen Ende von Snaefellsnaes, an der Klippe Oddbjarnasker und auf verschiedenen Inseln der Ostküste. Manche dieser Fischereiorte werden mit der Zeit aufgegeben, andere entwickeln sich zu dauernd bewohnten Küstenplätzen wie auf der Halbinsel Reykjanes, am Faxaflói und am Snaefellsnaes.
Die Landwirtschaft ist der dominierende Wirtschaftszweig, die Fischerei wird vergleichsweise nur nebenbei ausgeführt, da Island zur Sicherung des dänischen Handelmonopols ein Verbot, eigene Schiffe zu bauen, auferlegt ist. Dies hat weitreichende Auswirkungen: Die Kenntnisse über den Schiffsbau und die Hochseefischerei gehen verloren und die Fischerei wird nur als Küsten- oder Fjordfischerei in kleinen Booten bis zum Ende des 18. Jahrhunderts betrieben. 1874 - 1914Der wichtigste Sektor, in dem das neugewonnene Kapital nun investiert wird, ist die Fischereiwirtschaft. Anfang des 19. Jahrhunderts ist nur ein halbes Prozent der Bevölkerung in diesem Bereich tätig, 1901 sind schon 27,2 % der Bevölkerung ganz oder zum Teil in der Fischereiwirtschaft beschäftigt. Durch neue Transport- und Konservierungsmöglichkeiten entwickelt sich die Großfischerei. Doch nicht nur die Fischereiwirtschaft erlebt einen Aufschwung, auch die Entwicklung der Fischverarbeitung wird vorangetrieben. Außerdem entstehen aus der Fischerei Folgebetriebe wie etwa der Schiffbau und die Schiffsreparatur. 1914 - 1939Während des Ersten Weltkrieges erfährt Island einen wirtschaftlichen Aufschwung. Es kann hohe Gewinne mit der Fischversorgung der kriegsführenden Länder erzielen. Diese werden zwischen den beiden Weltkriegen zum Ausbau und der Modernisierung der Fischereiflotte verwendet. Dadurch entsteht allerdings auch der Nachteil einer wirtschaftlichen Einseitigkeit: Der Anteil der Fischproduktion an der Gesamtwirtschaft nimmt bis zum Zweiten Weltkrieg 85 - 90% ein. Obwohl sich Island während des Zweiten Weltkrieges für neutral erklärt, wird es 1940 durch britische und 1941 durch amerikanische Truppen besetzt. Zunächst bedeuten diese Stützpunkte einen Anstieg des allgemeinen Wohlstandes durch die wachsenden Preise für Fisch und Fischprodukte. Da der Nachfrage allerdings kein entsprechendes Angebot gegenübersteht, folgt eine schwere Inflation. Fischerei-SchutzzoneAnfang des 17. Jahrhunderts eine Schutzzone um Island besteht, die 8 Meilen seewärts reicht Dezember 1631 wird die Zone von König Christian IV. auf 6 norwegische Meilen, also 36 Seemeilen, verkleinert. Die Engländer erhalten von ihm eine Sondergenehmigung und dürfen bis zu 24 sm (sm = Seemeilen) an die Küste heran Die allgemeine Viermeilenzone wird erst 1662 eingeführt 1682 erfolgt eine weitere Verkleinerung der Schutzzone durch Christian V. Zwar gilt immer noch die Viermeilenzone, diesmal bildet jedoch die dänische Meile die Messgrundlage. Da eine dänische Meile vier Seemeilen entspricht, umfasst der neue Schutzbereich nun 16 Seemeilen. Da jedoch keine Sanktionen auf Zuwiderhandlungen folgen, erfahren die Bestimmungen des Schutzbereiches keinerlei Einhaltung. 1859 wird die Schutzzone drastisch auf eine dänische Meile, 4 Seemeilen, reduziert, wobei das Fischen in Buchten und Fjorden untersagt bleibt. 1901 wird ein Fünfzigjahresabkommen zwischen Dänemark und Großbritannien ausgehandelt. Island erhält dabei eine Drei-Seemeilenschutzzone, ausgehend von der untersten Wasserlinie der Küste, und in den Buchten eine Zone von 10 Seemeilen. Dies hat zur Folge, das einzelne Fischbänke vollkommen überfischt werden. 1948 verabschiedet der Althing das "Gesetz zur Erhaltung der Kontinentalschelffischgründe", welches die Zone wieder auf vier Meilen ausdehnt Daraufhin kündigt Island 1951 sein Abkommen mit Großbritannien und sperrt breite Buchten und solche mit seewärtigen Öffnungen in einem Bereich von 15 Seemeilen. Großbritannien ist am stärksten von diesen Bestimmungen betroffen und verhängt 1952 ein vier Jahre geltendes Einfuhrverbot von isländischem Fisch. Das bedeutet für Island zunächst eine schwere Einbuße, da bis dahin ein Viertel des Exportgeschäftes mit Großbritannien verbunden ist. Die Sowjetunion zeigt sich jedoch als neuer Großabnehmer. Aller britischen Widerstände zum Trotz weitet Island die Schutzzone 1958 auf zwölf Seemeilen aus. Dies findet jedoch keine Akzeptanz seitens der britischen Regierung und es kommt zum "Ersten Kabeljaukrieg": Britische Trawler fischen unter Schutz der Kriegsmarine in isländischen Gewässern. Island ist dagegen machtlos, da es selbst nur Wachboote für Rettungs- und Fischereipatrouillendienst besitzt. Nach 2 ½ Jahren gelingt jedoch ein Abkommen: Die Briten akzeptieren die Zone, erhalten aber für zwei Jahre die Berechtigung, in einzelnen Gebieten der Schutzzone zu fischen. In dieser Zeit führen auch andere Länder, Großbritannien eingeschlossen, die Zwölfmeilenzone ein. Da die Überfischung durch die technische Verbesserung der Trawler immer bedrohlicher wird, dehnt Island seine Schutzzone am ersten September 1972 auf 50 Seemeilen aus. Als Begründung für diesen Schritt beruft Island sich auf die Aussage der Genfer Konvention von 1958, die besagt, dass Küstenstaaten das Recht auf Hoheitsansprüche des kontinentalen Sockels zur Nutzung der natürlichen Quellen haben. Doch trotz dieser Erklärung kommt es zu Konflikten mit Großbritannien und Deutschland. Es ist der Beginn des "Zweiten Kabeljaukrieges". Die Briten fischen wieder in isländischen Gewässern unter Schutz ihrer Kriegsmarine. Im November 1973 wird ein erneutes Abkommen mit Großbritannien geschlossen: Die Briten dürfen wiederum zwei Jahre lang in bestimmten Gebieten fischen, die Anzahl ihrer Trawler wird auf 139 und die jährliche Fangquote auf 130.000 t beschränkt. Im Oktober 1975 wird die Schutzzone unter dem neuen Ministerpräsidenten Geir Hallgrímsson auf 200 Seemeilen ausgedehnt, da diese Zone auch schon in vielen als "unterentwickelt" bezeichneten Ländern Gültigkeit besitzt. Im November des gleichen Jahres ist ein "Dritter Kabeljaukrieg" nicht mehr zu verhindern. Die Vereinbarung mit Großbritannien läuft ab, es wird aber dennoch unter Kriegsmarinenschutz weitergefischt. Doch dieses Mal droht Island mit seinem Austritt aus der NATO. Da dies für die USA den Verlust eines wichtigen Stützpunktes in Keflavik bedeuten würde, wodurch sich die Amerikaner gezwungen sehen, vermittelnd einzugreifen. (SCHNÜTGEN, S. 203) Im Februar 1976 kündigt Island seine diplomatischen Beziehungen zu Großbritannien und im Mai 1976 kann eine Einigung mit dem britischen Außenminister, Anthony Crosland, erzielt werden. Für die folgenden 6 Monate dürfen täglich 24 - 29 britische Trawler in ausgewiesenen Bereichen der 200-Meilenzone fischen, die jährliche Fangquote darf dabei 50.000 t nicht übersteigen. 1975 kann auch der Konflikt mit Deutschland beigelegt werden. Deutschland erhält zwei Jahre lang Fangrecht in der 200-Meilenzone. Die Anzahl der Trawler wird auf 40, die Fangmenge auf 60.000 t jährlich begrenzt. Davon dürfen allerdings nur 5.000 t Kabeljau gefangen werden. Die Verwendung von Fabrik- und Gefrierschiffen ist ganz untersagt. |
Fazit: Abschließende Betrachtung |
Der ökonomische Aufschwung Islands im Laufe des 20. Jahrhunderts ist eng verbunden mit dem Fischfang und dessen Verarbeitung. Durch neue Fanggeräte und auch Methoden liegt der isländische Exportanteil von Fischerzeugnissen in den 60er Jahren bei 97 %. Durch diese erhebliche Monostruktur unterliegt Island wie kein anderes Land dem Fortbestehen der Fischereiwirtschaft. Da Island so abhängig von seiner Fischereiwirtschaft ist, können schon kleine Änderungen, wie das Ausbleiben von Fischschwärmen, der Verlust von Absatzmärkten und der Preisverfall von Fisch und Fischprodukten, gewichtige Auswirkungen für die Einkommensminderung bedeuten.
Die Diversifizierungsbemühungen zeigen sich zum Teil recht erfolgreich. In den 80er Jahren sind nur noch 75 % des Exportes durch den Fischereisektor auszumachen. So hat vor allem der Export von Aluminium zugenommen. Bis in die Mitte der 90er ist es bei 75 % der isländischen Warenexporteinnahmen aus der Fischereiwirtschaft geblieben. Das sind 5 % des globalen Fischexports. |