Fliegen, Umwelt, Klimawandel, Kompensation
Wandern

Ein paar Überlegungen zum Fliegen in Zeiten des Klimawandels und zu Kompensationsmöglichkeiten.

Flugzeug

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Allgemeines & Spezielles

Fliegen ist schlecht für die Umwelt. Das ist nicht mehr strittig. Es geht einerseits um den Schadstoffausstoß überhaupt, und dann kommt beim Fliegen noch hinzu, dass er in einem besonders sensiblen Teil der Atmosphäre stattfindet.

Aber eins vorweg: Das Leben, vor allem das moderne Leben, ist per se umweltschädlich. Aber jeder selbst hat es in der Hand, seinen negativen Einfluss auf Ressourcenverbrauch, Ökosysteme, Klima, Artenvielfalt, Umweltverschmutzung usw. möglichst gering zu halten.

Flugzeug, Auto oder Bahn? Vergleichsrechner für den CO2-Ausstoß.

Das Fliegen abzuschaffen ist aus meiner Sicht weder wünschenswert, noch realistisch. Ich möchte nicht in die Zeit zurück, in der jeder nur bis zum eigenen Tellerrand schauen konnte. Die Regionen der Welt sind heute eng miteinander verbunden, und das finde ich gut. Der kulturelle Austausch bereichert und er relativiert die eigenen Ansichten und Gewohnheiten. Borniertheit, engstirniger Nationalismus und geistige Kurzsichtigkeit sterben dadurch nicht aus, aber m.M.n. hat es noch jeden bereichert, offenen Auges die weite Welt zu bereisen. So relativiert sich die Sicht auf das eigene Lebensumfeld und fördert bei vielen Reisenden - leider nicht bei allen - das Verständnis für andere Kulturen. Letztlich hängt dabei auch viel von der Art des Reisens ab. Wer nur in seinem Club bleibt, hat die Chance zu einer echten Erweiterung seines Weltbildes verpasst.

Flugzeug

Aber wie bei vielen Dingen spielt auch bei der Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit das Maß eine große Rolle. Es wäre schon viel gewonnen, wenn man auf Kurzstreckenflüge verzichten würde. Wer von Stuttgart nach Frankfurt fliegt ist kaum schneller am Ziel, als mit der Bahn - hat aber einen wesentlich größeren Beitrag zum Klimawandel geleistet.

Bei Mittelstreckenflügen könnte man sich auch überlegen, ob man mit weniger auskommt. Statt pro Jahr mehrere verlängerte Wochenenden nach Mallorca oder Venedig zu fliegen, könnte man ja vielleicht lieber gleich für eine Woche bleiben, und dafür weniger Einzelflüge nutzen. Und Ziele wie Venedig, Cinque Terre, Marseille oder Budapest lassen sich oft auch erstaunlich gut mit der Bahn erreichen.

Bei Langstreckenzielen ist diese Alternative oft nicht realistisch. Aber auch hier kann man natürlich überlegen, ob die Sehnsucht nach der Ferne vielleicht auch mit einem kürzeren Flug oder einer Bahnanreise gestillt werden kann. Ich weiß, als Touristiker bin ich natürlich selbst viel auch auf Fernreisen unterwegs. Aber wenn dem schon so ist, könnte man doch mal darüber nachdenken, ob man nicht auf andere Weise das Klima entlasten kann.

CO2- und Klima- belastung durch Fliegen

Vom menschlichen Einfluss tragen Flüge zu ca. 3 % zum CO2-Ausstoß und zu knapp 5 % (BUND, 2020) zur Klimaerwärmung bei. Beim CO2-Ausstoß ist die Straße mit 18 % und die Schifffahrt mit 2,6 % dabei.

90 % der Flüge, die in Europa starten, landen auch in Europa. Inlandsflüge haben daran den größten Anteil. Davon wiederum sind die meisten Flüge Geschäftsreisen.

Von allen Flügen sind etwa 40 % Urlaubsreisen, 40 % Geschäftsreisen und 20 % sonstige Flüge.

Beim persönlichen Wert von Treibhausgasausstoß des Durchschnitts-Deutschen liegt der größte Teil mit ca. 34 % beim "Sonstigen Konsum", 19 % bei der Mobilität, 18 % beim Wohnen, 15 % bei der Ernährung ...

Kompensation von Flügen

Zum kompensieren von klimaschädlichem Verhalten (nicht nur bei Flugreisen) gibt es mittlerweile diverse Organisationen, die mit Klimaprojekten - also z.b. großflächigen Aufforstungen - den CO2-Ausstoß von Flugzeugen entgegenwirken, indem man an anderer Stelle CO2 einspart oder in Biomasse bindet.

Wald

Hier sind unterschiedliche Anbieter am Markt. Die Organisation Atmosfair hat in unabhängigen Tests dabei gut abgeschnitten. Auch das Modell der Ofenmacher, das Wikinger Reisen unterstützt, scheint mir sehr sinnvoll zu sein. Hier werden im Himalaya-Raum von einer Initiative vor Ort effiziente einfache Öfen gebaut, um den Verbrauch von Brennholz zu reduzieren.

Umwelt- und Klimaschutz -> Emissionen bei Flugreisen mit Klimaprojekten kompensieren:

Übrigens: Natürlich kompensiert man durch eine Unterstützung der o.g. Projekte auch andere CO2-Emissionen wie vom KFZ oder der Bahn, vom Heizen oder Haus bauen, oder vom allgemeinen Konsum ...

Und noch was: Oft wird die Idee der Kompensation mit dem Begriff "Ablasshandel" verunglimpft. Das ist ein wohlfeiles Totschlagargument - also eigentlich gar kein Argument.

Während vom Ablassgeld der Gläubigen im Mittelalter aus päpstlicher Prunksucht der Petersdom gebaut wurde, und ihnen dafür auf geistiger Ebene der Erlass ihrer Sünden versprochen wurde, soll die Flug-Kompensation physikalisch-chemisch genau das neutralisieren, was Flüge an Ausstoß verursachen. Also, wenn für schädliche Flugreisen an anderer Stelle der Welt Wälder entstehen und das - im besten Falle - die Umweltbelastung im gleichen Maße reduziert, warum soll man dann kein (etwas) besseres Gewissen haben?

Natürlich gibt es immer Ausreden dafür, gar nichts zu ändern ...

Literatur-Empfehlungen, Buchtipps

Buchtipp: Reisen ohne Flug - 30 Trips duch Europa

Zum Thema Flugreisen und CO2 Ausstoß gibt es jede Menge Bücher. Die meisten davon erklären die schon bekannten Zusammenhänge und appellieren an ein Umdenken. 

Das Buch aus dem DuMont Verlag “Reisen ohne Flug” geht einen anderen Weg, und der gefällt mir besonders gut. Anstatt zu appellieren, werden in diesem Werk 30 tolle Reisen in Europa vorgestellt, die problemlos ohne Flugzeug zu machen sind. Wenn man diese  überzeugende Ideensammlung durchblättert, dann merkt man schnell, dass erdgebundene Reisen nicht grundsätzlich weniger attraktiv sind als Flugreisen. Das Buch mit dem Titel Reisen ohne Flug liefert so viele anregende und überzeugende Reiseideen, dass man seine potenziellen Flugreisepläne sowieso gleich am liebsten über den Haufen wirft. 

Dabei geht es nicht nur in die nähere Umgebung. Dieses Buch überzeugt den Leser davon, dass auch weiter entfernte Reiseziele zwischen Finnland und Portugal, Schottland und Griechenland problemlos mit Verkehrsmitteln erreicht werden können, die den CO2-Ausstoß in Grenzen halten.

Schon der erste Eindruck dieses Werks ist sehr überzeugend. Das Buch ist sehr wertig herausgegeben, mit einem  motivierenden Titelbild, einem stabilen Buchdeckel sowie ca. 240 schön gestalteten Seiten mit vielen Fotos, Karten und Grafiken. Deshalb eignet sich das Buch auch besonders gut als Geschenk. 

Kanutour

Beim Aufblättern stößt man zuerst auf eine Übersichtskarte mit einem verkürzten Inhaltsverzeichnis am rechten Rand. So kann man die vorgeschlagene Tour schnell geografisch verorten. Blättert man weiter, kommt ein etwas ausführlicheres Inhaltsverzeichnis. Dort wird klar, dass die Reisevorschläge nach Zeitaufwand strukturiert sind. Es gibt Kurztrips sowie Reisen von 8 bis 11 Tagen, von 12 bis 14 Tagen und von mehr als 14 Tagen. 

In den Rubriken findet man dann die unterschiedlichsten Touren. Das können Wanderungen, Radtouren oder Kanutouren sein, aber auch Bootstouren im Hausboot oder Kanu, ein Inselhopping in Griechenland, Rundreisen in öffentlichen Verkehrsmitteln oder andere originelle Vorschläge. 

Die Kraft dieses Buches liegt darin, dass es den Leser durch motivierende Beschreibungen und tolle Bilder dazu bewegt, ein paar Reisevorschläge auszuprobieren und dabei ohne Einbußen am Reiseerlebnis auf die nächste Flugreise zu verzichten.