Ein wichtiger Teil der Ausrüstung ist die Jacke. Als sog. 3. Lage innerhalb des Zwiebelsystems soll sie vor Wettereinflüssen wie Regen und Wind schützen, ohne den Abtransport von Feuchtigkeit vom Körper zu sehr zu behindern. Bei leichtem Regen reicht da für eine Weile auch ein Softshell, ist man dem Regen aber länger ausgesetzt oder regnet es stärker, bleibt nur der Griff zur stabilen Hardshell-Jacke.
Da die stabilsten und dichtesten Jacken aus mehreren Schichten von Membranen plus Gewebe bestehen, sind sie meist recht strarr und wenig flexibel. Eine gute Passform ist hier wichtiger als bei einem flexiblen Softshell.
Vor- und Nachteile
Wasserdichte atmungsaktive Funktionsjacken sind heute für viele der Inbegriff guter Outdoor-Kleidung. Sie haben aber auch Nachteile. Die Atmungsaktivität funktioniert nur richtig, wenn es "draußen" trocken und nicht zu warm ist. Bei Regen hat man also im Vergleich zu den herkömmlichen Regenjacken kaum Vorteile.
Herrscht trockenes Wetter, braucht man keine regendichte Pelle um sich herum. Da atmet eine herkömmliche Jacke, die nicht regendicht ist, oder ein Pullover besser. Bei sehr starkem Schwitzen sind die Microporen von GoreTex & Co. auch überfordert. Außerdem läßt mit dem Alter der Jacke - trotz guter Pflege - die Dichtheit häufig nach. Ebenfalls naß wird man, wenn die Nähte nicht richtig abgedichtet sind (was häufiger vorkommt). Die Qualität der Materialien ist sehr unterschiedlich. Der Wassersäulen-Test der Hersteller bezieht sich nur auf das Material, nicht auf die Verarbeitung.
Warum GoreTex & Co.?
Der Vorteil an den Funktionsjacken aus Gore Tex und ähnlichen Materialien ist die vielseitige Einsetzbarkeit, bei Regen, bei Trockenheit, und bei allem, was dazwischen liegt. Man braucht nur eine Jacke für jedes Wetter. Ob aber eine windabweisende, atmungsaktive Jacke, über die man bei Regen eine wasserdichte Pelle zieht, so viel schlechter ist oder so viel mehr wiegt, kann auch bezweifelt werden. Letztlich muß man ausprobieren, was für einen selbst bei welchen klimatischen Verhältnissen das richtige ist.
Siehe auch > Materialien Keine Atmung bei warmen Temperaturen
Übrigens: Damit der Wasserdampf durch die GoreTex-Membran der Jacke diffundieren kann, muss der Temperaturunterschied zwischen innen und außen mindestens 15° C betragen. Das bedeutet, dass bei einer Außentemperatur von über 15 - 18° C das System nicht mehr funktioniert. Bei wärmeren Temperaturen schwitzt man dann in der Goretexjacke genau so sehr wie im komplett dichten Friesennertz.
Unstrittig sind aber andere Eigenschaften von Funktionsjacken. Auch hier gilt wieder das Zwiebelschalen-Prinzip: Eine dünne Jacke in Kombination mit einem Softshell-Fleece ist besser, als eine gefütterte, da variabeler einsetzbar. Jacken mit einknöpfbarem Fleece sind sehr praktisch.
Praktisch ist auch ein Netzfutter unter der Außenhaut der Jacke. So liegt die (durch Regen, Kondenswasser oder Schweiß) feuchte Außenhaut luftig auf der darunterliegenden Schicht und trocknet besser ab.
Die Jacke sollte sich an allen Öffnungen, Hals, Ärmel, Bund und Reißverschluß, sehr gut verschließen lassen. Der Reißverschluß sollte zusätzlich abgedeckt sein.

Gute Belüftung ist wichtig
Andererseits muß man zur Lüftung auch Öffnungen haben. Gummizüge im Ärmelbündchen, die man nicht öffnen kann, sind nicht zu empfehlen. Radfahr-Jacken, die, um Windeintritt zu verhindern keinen durchgehenden Reißverschluß haben (Schlumpf-Form), sind beim Wandern wegen der schlechten Durchlüftung nicht optimal. Praktisch jedoch sind z.B. Reißverschlüsse in den Achselhöhlen, die bei Bedarf geöffnet werden können.
Warm bleiben!
Soll die Jacke wärmen, ist ein langer Schnitt zu empfehlen, der das Gesäß voll bedeckt. Ein Schnürzug in Hüfthöhe ist wichtig, um die Jacke eng anliegen zu lassen. Vom Körper muß dann weniger Luft erwärmt werden. Aus dem gleichen Grund sollte die Jacke nicht zu groß bzw. weit sein, sondern gut passen. Zu eng ist aber auch schlecht, da die Durchblutung (und damit der Wärmetransport) schnell gestört wird, und man bei Kälte nicht viel darunter anziehen kann.
Bei allen Jacken sollte man daran denken, daß man auf der Tour ggf. einen Rucksack trägt. Reißverschlüsse oder Druckknöpfe in Höhe des Hüftgurtes oder unter den Trägern verbieten sich dann.
Nachtrag: Ultra-Light-Jacken
In letzter Zeit gibt es immer mehr und immer bessere sog. Leichtjacken mit atmungsaktiven Membranen. Diese wiegen unter 200 - 500 g und haben ein sehr geringes Packmaß. Die Leichtjacken sind an Vielseitigkeit nicht zu übertreffen und bieten dem Normaltrecker im Vergleich zu den herkömmlichen Funktionsjacken viele Vorteile. Sie können auch in warmen Gegenden ohne Hitzschlaggefahr getragen werden, zeigen sich in kühlen Zonen mit Fleece-Kleidung kombiniert kaum schlechter als schwerere Jacken, und sie passen bei kurzen Touren, beim Klettern oder Radeln auch mal in die Hüfttasche.
Strapazierfähigkeit und Haltbarkeit sind allerdings geringer als bei den klassischen Funktionsjacken. Das zeigt sich besonders, wenn man viel am Fels oder mit dem schwereren Rucksack unterwegs ist. Und oft haben diese Jacken auch keine zusätzliche Belüftung, z.B. unter den Armen. Es ist halt alles auf möglichst geringes Gewicht optimiert.
Nachtrag: Guter Kompromiss für Wanderer und Bergwanderer
Ein guter Kompromiss für Leute, die nicht unbedingt die ultraharte und multifunktionale Outdoorjacke brauchen, denen eine Leichtgewichts-Jacke aber dann doch etwas spärlich erscheint, könnte in einer leichten Dreilagenjacke bestehen. Diese sind relativ schlicht geschnitten und sparen sich aus Gewichtsgründen viele Spezialfunktionen wie ausgefeilte Taschen. Sie besitzen aber trotzdem eine Unterarmbelüftung und glänzen mit einer stabilen Verarbeitung.
Ich besitze seit kurzem eine solche Jacke aus dem Hause Patagonia. Sie ist als 3-Lagen-GoreTex-Jacke stabil verarbeitet, ist besonders wasserdicht und atmungsaktiv und hat die wichtigen Unterarmbelüftungen. Trotzdem wiegt sie aber nur 390 g in Größe M - kaum mehr als eine Leichtjacke, aber viel weniger, als eine gängige Hardshelljacke.
Auf den meisten Touren, die ich unternehme, bin ich damit perfekt ausgerüstet - wenn man berücksichtigt, dass man zwischen Gewicht und Funktion immer einen Kompromiss eingehen muss. Mittelschwere Trekkingtouren im Himalaya oder in den Alpen, aber auch Tageswanderungen im Mittelgebirge, Radtouren oder Paddeltouren sind damit perfekt abgedeckt.
Nur für extremere Gletschertouren oder Gipfelbesteigungen würde ich dann doch lieber auf eine noch etwas festere und mit mehr Funktionen ausgestattete Jacke zurückgreifen. Da ich auf vielen Touren die Hardshelljacke aber sowieso nur im Rucksack mit mir rumtrage - für eventuelle Regenfälle oder kalte Winde - ist das geringe Gewicht immer ein gutes Argument für diese Jacke.
Trotz der Gewichtsoptimierung ist die Kapuze gut regulier und verstaubar. Auch alle Bündchen und der Halsbereich können gut verschlossen werden. Und dazu kommt, dass der Preis deutlich (!) unter den meisten anderen Drei-Lagen-Jacken zuverlässiger Marken liegt. Falls das also auch eine Jacke für Euch sein könnte, könnt Ihr Euch ja die Torrent Shell 3L mal bei Globetrotter anschauen.

|