Bericht: Zwei Tage auf dem Pilgerweg zwischen Loccum und Volkenroda
Wandern

Am 13. und 14. Juli wandert eine kleine Gruppe des Göttinger Alpenvereins auf dem Pilgerweg zwischen Loccum und Volkenroda. Sie nehmen sich die beiden Etappen zwischen Dransfeld und Heiligenstadt vor.

Wegweiser Pilgerweg Loccum - Volkenroda

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Etappe 1: Pilgerweg Dransfeld - Friedland

Nachdem die Tour wegen schlechten Wetters schon einmal verlegt wurde, werden heute Nägel mit Köpfen gemacht. Montag Morgen trifft sich die Wandergruppe am Busbahnhof in Göttingen. Zuerst geht es per Linienbus nach Dransfeld, das einen Etappenort auf dem Pilgerweg zwischen Loccum und Volkenroda stellt. Hier beginnt für die meisten Pilger und Fernwanderer die 14. Tagesdistanz nach Start in Loccum am Steinhuder Meer.

Aus dem Zentrum des Ortes geht es vorbei am Schulzentrum und am Campingplatz. Bevor der Weg in den Wald des Hohen Hagen eintaucht, gibt es ein paar Erläuterungen zur Geschichte des Pilgerweges und Dransfelds. Schon ab hier wird die Wanderroute von Wanderführer Andreas leicht modifiziert, da sich als Alternative zur Hauptroute des Pilgerweges einige verwunschene schmale Waldpfade anbieten. Da es heute nach ein paar Regentagen sehr warm wird, freuen sich die Wanderer über jeden Schatten und die romantische Atmosphäre der schmalen Wege.

Hoher Hagen

Wanden & Trekking. Der Hohe Hagen

Im Gipfelbereich wird der Weg flacher und umrundet den ehemaligen Basaltsteinbruch gegen den Uhrzeigersinn. Zuerst bieten sich tolle Blicke über das menschengemachte große Loch zum Gaußturm. Dieser scheint aus dem Wald heraus zu wachsen. Der von Goethe - der natürlich auch hier gewandert ist - beschriebene Rundumblick ist vom Gipfelplateau aus nicht mehr komplett zu sehen, da die Kuppe mittlerweile stark bewaldet ist.

Auch unten im ehemaligen Steinbruch hat die Natur seit Jahrzehnten ganze Arbeit geleistet. Aus der großen, vom Menschen geschlagenen Wunde in der Natur ist durch die natürliche Pflanzenbesiedlung eine traumhafte Landschaft entstanden. Die Route führt die Wanderer auf schmalen Pfaden mitten hindurch, so dass im üppigen Grün auch immer wieder Blicke auf die angeschnittenen Basaltsäulen möglich werden.

Eine erste längere Rast legen die Wanderer standesgemäß an der von der Göttinger DAV-Sektion gestifteten Bank ein. Kurz danach erreicht die Gruppe den Gaußturm auf der östlichen Seite des Steinbruchs - benannt nach dem großartigen Göttinger Wissenschaftler, der den Hohen Hagen zusammen mit dem Brocken und dem Großen Inselsberg im Thüringer Wald für seine Landesvermessung nutzte.

Auch hier hat die Zeit ihre Spuren hinterlassen. Die ehemalige Gaststätte, schon lange geschlossen, ist so zugewachsen, dass sie kaum noch zu erkennen ist. Und damit ist natürlich auch die Aussichtsplattform in luftiger Höhe nicht mehr öffentlich zugänglich. Die Bewertung dieses Ortes schwankt zwischen trauriger Ruine und magischem "Lost Place".

Gaußturm Hoher Hagen

Da die Gruppe im geschlossenen Gaußturm-Café nicht einkehren kann, wandert sie weiter Richtung Südosten. Urplötzlich tauchen die Wanderer aus dem Wald auf, und wie von einem Vorhang befreit wird der weite Blick über das Leinetal frei. Die Dörfer des Leinetals und die Universitätsstadt liegen im Sonnenlicht, sanft geschwungene Hügel mit bewaldeten Kuppen prägen das Bild und den Horizont markieren Gebirge wie Harz, Ohm und Meißner. Auch der markante Rusteberg, an dem morgen die nächste Etappe vorbei führt, ist schon zu erkennen.

Wanden & Trekking. Das Leinetal

Der Pilgerweg führt nun abwechslungsreich zwischen Feld, Wald und Wiesen nach Jühnde. Vom Wanderführer und aus der Gruppe kommen immer wieder interessante Informationen und Anekdoten zum Pilgerweg, zur Geschichte oder zu Land und Leuten am Wegesrand.

Nachdem die Route hinab ins Leinetal führt, werden die Bahnlinie des ICE und die beiden Autobahnen A7 und A38 überquert. Das Verkehrsrauschen klingt nicht überall romantisch, und an manchen Stellen zieht sich die Route auch etwas. Waldige Wege werden zwischendurch immer wieder von tollen Aussichten unterbrochen.

Idyllisch im Tal der Dramme liegt das ehemalige Frauenkloster Mariengarten, das heute einen großen Gutshof beherbergt. Schon in der Jungsteinzeit war diese Stelle bewohnt. An der Drammebrücke werden einige qualmende Füße in das klare Wasser gehalten, bevor es weiter geht nach Friedland.

Klostergut Mariengarten

Noch einmal eine längere Feldweg-Passage, die durch Staub und drückende Hitze eher an den Jakobsweg in Nordspanien erinnert, und dann ist das Etappenziel Friedland erreicht. Bei lang ersehnten kühlen Getränken wartet die Gruppe hier auf den Zug nach Göttingen, denn eine zweitägige Wanderreise mit Übernachtung im eigenen Bett in Göttingen war eine der Grundlagen der Tourenplanung.

Wanden & Trekking. Weitere Daten

GPS-Track, Karte, Profil

Was bedeutet eigentlich der Dransfelder begriff "Hasenmelker"? Hier die Antwort.

Mehr Infos zu Geschichte, Land und Leuten am Pilgerweg zwischen Dransfeld und Heiligenstadt findet Ihr hier.

Etappe 2: Pilgerweg Friedland - Heiligenstadt

Frisch wie der junge Morgen trifft sich die Wandergruppe am zweiten Tag wieder am Friedländer Bahnhof. Durch die Feldmark Richtung Osten steigt der Pilgerweg langsam aufwärts und über die südlichen Ausläufer des Reinhäuser Waldes hinweg. Wo der Wanderweg aus dem Wald auftaucht, präsentieren sich wieder tolle Blicke, diesmal über das Reiffenhausener Tal hinweg.

Wanden & Trekking. Das Grüne Band und das Eichsfeld

Hinter Reiffenhausen geht es wieder aufwärts, und am höchsten Punkt trifft die Wandergruppe - nach einer Picknickpause mit fantastischen Ausblicken auf die Burg Hanstein, Gut Arnstein und den Meißner - auf das Grüne Band der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Mit dem Überschreiten dieses wunderschönen naturnahen Geländestreifens wandert die Gruppe nun auf Thüringer Gebiet.

Reiffenhausen

Das erste erreichte Dorf ist hier Rustenfelde zu Füßen des markanten Rustebergs. Eine mächtige Muschelkalkplatte bildet den Gipfel und schützt darunterliegende Schichten vor der Erosion. So entstand der von weitem leicht zu identifizierende, regelmäßig geformte Bergkegel. Hier wie bei vielen anderen Dörfern am Wegesrand gab es eine mächtige Burg, die aber heute nur noch als Ruine zu sehen ist.

Die Landschaft des Eichsfelds ist sanfter geschwungen und weist größere Ackerflächen auf, als die durchwanderten Gebiete in Südniedersachsen, die eher kleinräumig gekammert sind. Vor Steinheuterode liegt eine riesige ehemalige LPG am Wegesrand. Trotzdem führt der Weg auch immer wieder in verwunschene Wäldchen, durch üppig grüne Bachkerben oder an kleinen Kapellen und verwitterten Bildstöcken vorbei.

In einem Wäldchen hinter Steinheuterode mit tollen Ausblicken über das obere Leinetal und auf Heiligenstadt wird noch eine längere Pause eingelegt. Dann geht es durch Rengelrode und über den Alten Stadtweg direkt zum Heiligenstädter Bahnhof.

Es bleiben noch einige Minuten Zeit, um Getränke und Fahrkarten zu kaufen. Dann fährt der Zug Richtung Göttingen. Rechtschaffen müde kommen die sechs Wanderer nach 2 sportlichen Tagen mit 24 und 22 km Wanderstrecke und viel Auf und Ab bei sommerlichen Temperaturen wieder zu Hause an.

Wanden & Trekking. Weitere Daten

GPS-Track, Karte, Profil