Dos & Don´ts beim Wandern Trekking und Bergsteigen

Wer muss warten - Vorfahrtsregeln? Was hat der gegen Tempos? Brauchen wir heute Wander-Stöcke? Musikbeschallung und Drohnen am Berg?

Bergwandern

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Wer hat am Berg eigentlich "Vorfahrt"?

Die Situation ist bekannt: Man kommt sich an einer engen Stelle im Hang entgegen. Wer wartet nun? Der Aufsteiger, oder der Absteiger?

Festgeschriebene "Vorfahrtsregeln" gibt es beim Bergwandern nicht. Trotzdem haben sich ein paar Gebräuche etabliert.

So lässt man dem Aufsteigenden i.d.R. das Vorrecht. Für den Absteiger ist es meist kein Problem, kurz anzuhalten um den Aufsteiger vor zu lassen. Für die Knie ist das oft sogar eine gesunde kurze Pause. Umgekehrt zermürbt es den Aufsteigenden, wenn er immer wieder zum Stop and Go gezwungen wird.

Andererseits erlebt man oft, dass Aufsteiger schon weit vor der Begegnung mit entgegenkommenden Wanderern die "Zwangspause" dankbar und unnötig früh annehmen. Wer so verfährt, sollte sich aber fragen, ob er nicht gerade viel zu schnell unterwegs ist. Ein konditionssparendes gleichmäßiges Aufsteigen ist - bei sooo viel Freundlichkeit - nicht mehr möglich. Jeder kurze Stop zermürbt nur.

In den Fußgängerzonen dieser Welt nennt man das die "Schaufensterkrankheit". So bleiben z.B. ältere und/oder übergewichtige Männer plötzlich vor den Schaufenstern stehen, für die sich sonst nur ihre Frauen interessiert haben ... um sich unauffällig eine Gehpause zu gönnen.

Wandern Berchtesgaden

Bei allen theoretischen Überlegungen, die Situationen am Berg sind vielfältig. Letztlich zählt der gesunde menschenverstand ... oder - kurz gesagt - Hirn einschalten!!!

Tempos gegen Klopapier

oder, etwas feiner:

Papiertaschentücher vs. Toilettenpapier

Irgendwann muss man mal in die Büsche. Manche nennen es technische Pause, andere gehen mal kurz "telefonieren", wieder andere stehlen sich heimlich davon. Als Hinterlassenschaft liegt dann - neben anderem - oft ein Tempotaschentuch in der Landschaft.

Die Papierindustrie hat durch intensive Forschung und Entwicklung erreicht, dass Tempotaschentücher in der Waschmaschine nicht mehr flusen und sich an der Nase nicht auflösen. Die Folge ist, dass sie auch in der Natur so gut wie nicht mehr verrotten.

Noch Jahre später findet man - von Wind und Wetter sauber gewaschene - Papiertaschentücher am Wegesrand. Besonders beliebte Routen müsste man eigentlich nicht noch extra markieren - das übernehmen die weißen Fähnchen in der Landschaft.

Klopapier hingegen wurde auf schnelle Verrottung in Abwassersystemen optimiert. Auch in der Natur baut es sich viel schneller ab als Papiertaschentücher.

Wenn man also die Wahl hat, sollte man beim Verschwinden in den Büschen Toilettenpapier statt Papiertaschentücher verwenden - und darauf noch einen dicken Stein legen.

Am besten wäre natürlich, auch das Toilettenpapier wieder mitzunehmen ... aber das finden wohl die meisten Wanderer unzumutbar.

Übrigens sollen auch schon Waldbrände dadurch entstanden sein, dass jemand - eigentlich vorbildlich - sein Toilettenpapier verbrennen wollte ...

Stock-einsatz Pflicht?

Wandern wir heute mit Stöcken? Oder nicht?

Es gibt keine Regeln, wo man Wanderstöcke einsetzt und wo nicht. Jeder nutzt seine Stöcke anders, und die meisten leider nicht sehr sinnvoll. Der Wanderer oder Bergsteiger sollte sich über Vor- und Nachteile und über das konkrete Ziel des Einsatzes im Klaren sein - und die Stöcke dann auch dafür sinnvoll einsetzen.

So ergibt die immer mal wieder geforderte obligatorische Mitnahme von Trekkingstöcken auf anspruchsvollen Wanderungen keinen Sinn. Ebensowenig die komplette Ablehnung der Sportgeräte durch einige Bergsteiger oder Bergführer.

Vorteile kennen und nutzen, Nachteile kennen und vermeiden. Wer das berücksichtigt, wird beim Wandern neue Freunde finden ... die beiden Stöcke z.B..

Wandern Garmisch

Infos zum Stockeinsatz findest Du unter > Stöcke beim Wandern - Gehtechnik mit Wanderstöcken

Literatur und weitere Tipps findest Du unter > Trekking-Know-How

Musikbeschallung am Berg: Bluetooth Bum-Bum Box & Trommeln

Ist es ok, wenn ich beim Wandern Musik ohne Kopfhörer höre?

Ich hätte das früher nicht für möglich gehalten, aber leider begegnet mir das in den Bergen immer öfter. Ob auf ruhigen Wandergipfeln, auf dem Gletscher oder beim Trekking im Himalaja, ob im Frühling, Sommer, Herbst oder Winter ... immer öfter begegnen mir auf Bergtouren meist jüngere Zeitgenossen, die es ganz normal finden, eine dröhnende Box am Rucksack mitzuschleppen und die Landschaft weiträumig damit zu beschallen.

Bei einer Schneeschuhtour im Naturschutzgebiet der Allgäuer Alpen hörten wir schon fast eine Stunde, bevor das Duo uns überholte, von hinten die wummernde Musik aus ihrer Box. Und eine weitere Stunde wurden dann noch von vorn beschallt.

Warum ich das komisch finde? Ich habe geglaubt, dass Leute, die in die Berge gehen, respekt- und rücksichtsvoll unterwegs sind. Dass man als Bergwanderer oder Bergsteiger versucht, die Landschaft, die Tierwelt und seine Zeitgenossen möglichst wenig zu belästigen und zu stressen. Immerhin sind die Gebirge dieser Welt mit die letzten Rückzugsorte, wo die Tierwelt einigermaßen ungestört leben kann und wo sich die Naturliebhaber mal von der ständigen Beschallung mit menschengemachtem Lärm - sei es nun Motorenlärm oder Musik - zurückziehen können.

Ich habe schon mehrfach Wanderer mit wummernden Rucksäcken auf die Belästigung anderer Wanderer angesprochen. Oft hatte ich den Eindruck, die Musikanten waren gar nicht mal nur rücksichtslos. Ihnen fehlte eher das Verständnis dafür, dass man bei seinem Handeln immer auch den Einfluss auf andere Menschen mitdenken sollte. Ist das jetzt die neue Achtsamkeit? Nach dem Motto: Ich achte auf mich (aber auf niemanden sonst)?

Und dabei geht es mir nicht mal um die Art der jeweiligen Musik. Ob Rapper, Rocker, Volksmusikant, Techno- oder Popfan ... eigentlich kann jeder davon ausgehen, dass die eigene Musik den meisten anderen Menschen nicht sonderlich gefällt. Und tut sie das doch, so nervt es in den Bergen trotzdem. Selbst, wenn mir jemand auf einer Bergtour oder Trekkingtour den ganzen Tag meine Lieblingsmusik vorspielt: In den Bergen nervt das kolossal!

Und schließlich wurden genau dafür die Kopfhörer erfunden - wenn man beim Wandern unbedingt Musik hören will ...

In Nepal ist es schon soweit, dass in bestimmten Gebieten (wie z.B. dem Annapurna Area Conservation Project) die Beschallung der Umgebung mit Bluetoothboxen verboten ist.

Übrigens nervt nicht nur die Musik aus der Konserve. Auf Mallorca haben wir mal den Galatzó bestiegen - den ganzen Vormittag begleitet von einer Trommelei, die uns vom Gipfel entgegen schallte. Die Musikanten sahen nicht unbedingt aus wie rücksichtslose Umweltsäue ... vielleicht haben sie einfach nie gelernt, wie man sich in der Natur und seinen Mitmenschen gegenüber rücksichtsvoll verhält.

Drohnen in der Naturlandschaft

Mit Drohnen kann man schöne Aufnahmen machen ... und andere Wanderer kolossal nerven

Eine ähnliche Plage der Moderne in eigentlich naturnahen Landschaften sind Drohnen. Je nach Region und je nach dem Publikum, das dort unterwegs ist, ist diese Plage mal öfter und mal seltener zu erleben. Besonders dort, wo sich neben erfahrenen Wanderern viele Hobbywanderer bewegen, die eigentlich am Landschafts- und Naturerlebnis nur ein untergeordnetes Interesse haben, ist das oft schon extrem nervig.

Grand Canyon Drohnen verboten

Immer mehr Menschen gehen nicht wegen der Ruhe und Angeschiedenheit und dem Landschaftserleben in die Berge, sondern um dort Sport zu treiben, social-media-gerechte Fotos und Filme einzufangen oder um zu feiern. Und beim Einfangen spektakulärer Bilder kommen die Drohnen ins Spiel.

Was kommt dabei heraus: Einer hat schöne Fotos, viele sind genervt. Das Sirren der Motoren, das Kreisen der Maschinen um Gipfel und Köpfe sowie das ständige Sich-beobachtet-fühlen stören den Wander- und Naturgenuss imens. Außerdem wird auch das Wild durch die Drohnen gestört und verschreckt.

Mittlerweile sind Drohnen schon an vielen Stellen verboten. In Island, USA oder anderswo versucht man, der Drohnenpest an vielen Stellen durch Verbote Herr zu werden. In Nepal sind Drohnen schon mal ganz verboten und in den Alpen werden auch immer mehr Verbote ausgesprochen.

Schade, dass man zu solchen Mittel greifen muss, nur weil sich viele Zeitgenossen nicht mehr darum kümmern, wie ihr Benehmen sich auf andere auswirkt.

Übrigens haben die Post von Bildern und Filmen auf Social Media auch noch ein paar andere negative Folgen. Mehr dazu unter > Overtourism & Social Media

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