Bücher, die die Welt erklären
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Allgemeines & Spezielles |
Immer wieder stoße ich bei meinen Reiserecherchen auf Bücher, die mein Wissen über verschiedenste globale Themen und meinen Blick auf die Welt erweitert haben. Viele davon sind auch noch sehr unterhaltsam zu lesen und liefern das, was man im allgemeinen Bildung nennt. Gerade für Führer von Wander- und Trekkingreisen, aber auch für alle anderen Reiseleiter gehört eine gewisse Allgemeinbildung zur Grundausstattung ihres Werkzeugkoffers. Aber auch Reisenden, die die Welt etwas besser verstehen wollen, seien untenstehende Titel empfohlen. |
Bücher, die die Welt erklären |
UniversalEine kurze Geschichte von fast allem (Bill Bryson): Bill Bryson erklärt die ganze Welt - von Astronomie bis Geschichte - auf spannende, humorvolle und lehrreiche Art. Skurrile und erstaunliche Geschichten von Wissenschaftlern und der Wissenschaft, von Entdeckern und Denkern erweitern das persönliche Wissen. Karten, Atlanten100 Karten, die deine Sicht auf die Welt verändern Der Atlas aus dem Verlag Hoffmann und Campe enthält eine Sammlung von Karten, die mal so ganz andere Themen behandeln als klassische Atlasse. Hier findet der Leser Karten der Welt, einzelner Kontinente oder einzelne Länder, die die unterschiedlichsten Themen darstellen. In diesem Werk wurde nicht daraufhin selektiert, ob die Sachverhalte allgemein als wichtig anerkannt sind. Der Betrachter ist stattdessen bei jedem Umblättern mit einem neuen überraschenden Thema konfrontiert. Gemeinsam ist aber allen Karten, dass es sich um interessante oder amüsante Darstellungen handelt. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Das trifft auch für die Karten in diesem Atlas zu. Auf einen Blick werden dem Leser Darstellungen präsentiert, für die man in Textform viele lange Sätze bilden müsste. Wer hätte z.b. gedacht, dass für jeweils einen Teil Alaskas die nächstgelegene Hauptstadt Reykjavik, Tokio und Ottawa heißt? Wo erfährt man auf einen Blick, in welchen Regionen Europas Wölfe leben? Oder wo einst Löwen lebten? Bei der Karte mit der Löwenverbreitung ist für viele sicher überraschend, dass es auch in der Türkei, in Griechenland und in weiten Teilen Indiens Löwen gab. Zwei gegenüberliegende Deutschlandkarten zeigen, in welchen Regionen für das gleiche Gebäck die Begriffe Berliner, Pfannkuchen, Krapfen oder Kräppel genutzt werden. Das gleiche erkennt man auf einer anderen Karte in Bezug auf Brezel, Bretzel, Brezn, Brezg oder Breze. Und noch mehr Karten widmen sich regionalen Begriffen. Wer hätte gedacht, dass es so viele nicht anerkannte Staaten und Autonomiebewegungen in Europa gibt? Oder wie die Zahl der Metalbands pro 100.000 Einwohner auf der Erde verteilt ist? Sicher, viele der Informationen, die dieser Atlas vermittelt, gehören in die Rubrik unnützes Wissen. Das macht ihn aber gerade so amüsant und unterhaltsam. Und viele der Informationen verursachen Aha-Erlebnisse, z.b. wenn man sieht, wie viel Fläche der Erde man mit Windkraftanlagen (oder Solaranlagen) bebauen müsste, um die gesamte Erde mit Strom zu versorgen. Und auch die Karte über das Maß an Ungleichheit der Vermögensverhältnisse in den verschiedenen Ländern der Erde ist alles andere als irrelevant. Wusstet ihr, dass es kaum Länder auf der Erde gibt, in die das Vereinigte Königreich nie einmarschiert ist? Wenn nicht, ist dieser Atlas eine klare Empfehlung zur Weiterbildung und Unterhaltung! Gute Karten: Deutschland, wie Sie es noch nie gesehen habenNach einem ähnlichen Prinzip funtioniert der Atlas "Gute Karten". Thematisch bezieht er sich überwiegend auf Daten, die Deutschland betreffen. Neben Karten findet der Leser dort auch viele Diagramme und andere Grafiken. Wie hat sich die Waldbedeckung in Deutschland entwickelt? Wo wurden die meisten Ufos gesichtet? Wie sehr vertrauen unsere Nachbarländer den Deutschen? Welche Drogen sind wo am beliebtesten? Die Herkunft welcher Spezialitäten ist geschützt? Und wie sieht es mit den Verkehrstoten aus? Auch hier findet der Leser viel Interessantes, Amüsantes und Lehrreiches. Besonders, wenn es bei den Sachverhalten um Proportionen geht, spielt die graphische Darstellung ihre Stärken aus.
BiologieKluge Pflanzen: Wie sie locken, lügen und sich wehren. Hier geht es um die erstaunlichen Strategien der Pflanzen, die ihr Überleben, ihre Gesundheit und das Fortbestehen der Art sichern. Das Buch ist sehr spannend und interessant geschrieben! Die Letzten ihrer Art: Eine Reise zu den aussterbenden Tieren unserer Erde (Douglas Adams). Auf sehr lustige Art wird sehr viel Wissen über unseren Planeten und das Thema Artensterben vermittelt. Dieses Werk stammt vom Autor des Buches "Per Anhalter durch die Galaxis". Der Humor ist geblieben, trotz des wenig lustigen Themas. |
Geschichte |
Yuval Noah Harari: Sapiens - Das Spiel der WeltenDer Autor Yuval Noah Harari ist bekannt für Bücher, die die Geschichte der Welt aus ungewöhnlichen Blickwinkeln erklären. Überrascht hat mich aber, was ich gerade in den Händen halte. Tiefe Einblicke in die Funktionen der menschlichen Kulturgeschichte liefert Harari dieses Mal in Form einer Graphic Novel - früher hätte man Comic dazu gesagt. Der Autor wird dabei von den Zeichnern Daniel Casanave und David Vandermeulen unterstützt. Das dicke und wertig aufgemachte Buch wirkt auf den ersten Blick wie ein Kinderbuch. Zwischen den beiden stabilen Buchdeckeln befindet sich das, was man klassischerweise aus einem Comic kennt: Kleine Fenster mit gezeichneten Szenen, versehen mit Textblöcken und Sprechblasen. Dieser sehr gefällige Zugang führt aber zu sehr ernsten Themen der Menschheitsgeschichte, und die werden alles andere als trocken erzählt. Vordergründig geht es hier um eine große Quizshow, in der verschiedene Akteure vorgeben, treibende Kräfte in der Kulturgeschichte zu sein. Die Namen verraten schon einiges. Da gibt es z.B. Mr. Zufall, Clashwoman, Lady Empire, Captain Dollar oder den Skyman.
Die Story, die in gefälligen Zeichnungen und Textblasen daherkommt, beleuchtet dennoch sehr tiefgründig unterschiedliche Faktoren, die für den Verlauf der Menschheitsgeschichte eine entscheidende Rolle spielen. Regiert Geld (oder Gier) wirklich die Welt? Oder hat sich die Menschheit vor allem durch kriegerische Konflikte weiterentwickelt? Oder beruhen die meisten Entwicklungen schlicht auf Zufall? Diesen Fragen geht die Graphic Novel nach und regt dabei den Leser gleichzeitig dazu an, sich seine eigenen Gedanken und seine eigenen Bewertungen zu entwickeln. Dabei greift Harari, und das ist bei ihm keine Überraschung, immer wieder auf unterschiedliche Ereignisse der menschlichen Geschichte zurück, versucht sie zu strukturieren und daraus allgemeingültige Aussagen für die Weiterentwicklung der Menschheit zu schöpfen. Fazit: Mit dem dicken, 280 Seiten starken Buch erhält der Leser eine ausgesprochen kurzweilige Lektüre, die quasi durch die Hintertür die grundlegenden tiefgründigen Fragen der Menschheitsgeschichte erörtert. Die schöne Aufmachung und die Form der Graphic Novel machen das Buch auch als Geschenk außerordentlich geeignet. Hier findet bestimmt auch mancher einen kurzweiligen Zugang zur Geschichte, der sonst keine historischen Fachbücher liest … für die, nebenbei gesagt, der herausgebende Verlag C.H. Beck, über eine große Expertise verfügt. Mehr Infos und Bestellmöglichkeit gibt´s > hier. Weitere herausragende Bücher zur Geschichte der MenschheitEine kurze Geschichte der Menschheit (Yuval Noah Harari): Hoch interessant und spannend zu lesen, es geht viel um philosophische Fragen und spannende Fakten. Hier wird vor allem die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft in den Fokus gestellt, und mit vielen Beispielen unterfüttert. Wie der Leser zu den einzelnen Thesen steht, mag unterschiedlich sein. In jedem Fall regt das Buch zum Denken an. Die geistigen Grundlagen der Zahlen: Eine lebendige Einführung in die Kulturgeschichte der Zahl, die nicht so trocken ist, wie es manche Mathelehrer vieleicht glauben machen. Kulturgeschichte des Klimas: Von der Eiszeit bis zur globalen Erwärmung (Wolfgang Behringer). Der Autor beleuchtet kurzweilig den Zusammenhang zwischen Klimabedingungen und Kulturgeschichte, der vielfach erstaunlich eng zu sein scheint. |
Sozialpsychologie |
Im Grunde Gut - Eine neue Geschichte der Menschheit. Der charismatische Denker Rutger Bregmann setzt einen Gegenpol zur gängigen These, der Mensch sei eigentlich schlecht, und nur durch Kultur und Hierarchien zum humanen Verhalten erzogen.
Für Bregmann ist der Mensch von Natur aus gut. Um seine Thesen zu untermauern gibt er viele interessante Beispiele aus der Menschheitsgeschichte, in dem sich in schwierigen Situationen ganz ohne Druck die Empathie, Solidarität und Hilfsbereitschaft unter den Akteuren durchgesetzt hat. Dabei sieht er die "Wahrheit" vom schlechten Menschen, der in Schach gehalten werden muss, nicht zufällig die Literatur beherrschen. Für Bregmann ist dies eine Mär, die von den Herrschenden aus Politik, Wirtschaft oder Religion bewusst gefördert wird, um Machtstrukturen zu rechtfertigen. Das Buch ist ausgesprochen interessant zu lesen und regt zur kritischen Auseinandersetzung mit beiden Positionen - grundsätzlich gut oder grundsätzlich schlecht - an. Zumal auch auf viele weitere Quellen zu beiden Thesen - von Hobbes und Rousseau bis zur modernen Literatur - hingewiesen wird. Dass die Thesen der Sozialpessimisten wie Hobbes und des Sozialoptimisten Bregmann diametral entgegengesetzt sind, belebt den Diskurs. Die komplexe Wahrheit ist aber - aus meiner Sicht - schwer in Kategorien wie gut und böse zu fassen. Fazit: Ein wichtiges Thema, sehr spannend zu lesen und sehr anregend für die eigene Meinungsbildung. Wenn das Wasser kommt. Dieser Titel könnte eigentlich genau so gut unter "Geschichte" oder "Naturwissenschaften" stehen. Das Essay, das zum kleinen Büchlein mit etwa 65 Seiten wurde, stammt ebenfalls von Rutger Bregmann. Der gelernte Historiker widmet sich vielen Problemen unserer Zeit, so auch der Klimakrise und ihren Folgen. Als Niederländer ist seine Beziehung zum Wasser vielleicht noch etwas enger, als das beim Durchschnittseuropäer der Fall ist. Bei diesem Werk bekommt er Unterstützung von Susanne Götze, die als Wissenschaftsredakteurin beim Spiegel ebenfalls sehr intensiv mit der Klimakrise befasst ist. Wie auch in seinen anderen Büchern blickt Rutger Bregmann weit über den Tellerrand des Themas hinaus und beleuchtet das Problem nicht nur naturwissenschaftlich oder ökonomisch. Das Verhalten des Menschen bei der Entstehung der Krise und sein Verhalten bei der Lösung sind die interessantesten Ansätze. Der Leser findet auch viele historische Beispiele, in denen der Mensch Probleme mit dem Wasser bekommen hat. Originelle Ideen und weitsichtige Mahner werden ebenso erwähnt wie die konkreten Gefahren, denen die Küstengebiete dieser Welt ausgesetzt waren und sind. Oft genug musste es erst katastrophal werden, bevor ein Umdenken und Handeln einsetze. Fazit: Hier lernt auch derjenige noch viel über die Menschheit und den Klimawandel, der sich schon länger mit dem Thema beschäftigt. 180 Grad - Geschichten gegen den Hass. Der Journalist Bastian Gartner greift in seinem Buch eines der zentralen Themen unserer Zeit auf: das Auseinanderdriften sozialer Gruppen. Leider, und das ist meine Meinung, reagieren wir bei Problemen in unserer Gesellschaft und in anderen Gesellschaften häufig nur auf die Symptome. Kaum jemand gibt sich die Mühe, tiefer zu gehen und die Ursachen unserer gegenwärtigen zwischenmenschlichen Schwierigkeiten zu analysieren - sei es als Privatperson, Journalist, Politiker oder in anderer Funktion. Lieber lassen wir unseren Reflexen freien Lauf. Letztlich können wir alle Probleme aber nur wirksam bekämpfen, wenn wir die Ursachen der Symptome verstehen und angehen. Dabei hilft dieses Buch. Warum ist das Buch 180 Grad im Zusammenhang mit Wandern, Trekking und Reisen relevant? Die Antwort liegt auf der Hand, denn das Reisen ist von vielen interkulturellen Konflikten bedroht. Vorurteile prägen die Sichtweise und die Wahrnehmung von Reisenden und Bereisten. Der Abbau von Vorurteilen durch intensiven Kontakt schafft die Voraussetzung zum Verstehen fremder Kulturen. Den gleichen Mechanismen unterliegen aber auch die sozialpsychologischen Vorgänge innerhalb der Reisegruppe, die der Reiseleiter, am besten aber auch der Reisegast möglichst gut verstehen sollte. Wie es zu Vorurteilen kommt, wie man diese überwinden kann und wie Verurteilung und Hass zu Verständnis und Freundschaft werden können, dafür gibt der Autor viele Beispiele. Das Buch bietet aber mehr. Es wirft u.a. auch einen Blick auf die Situation der Medien und ihr Verhalten in der heutigen Zeit. Auch ihre Rolle beim Auseinanderdriften der verschiedenen Segmente in unserer Gesellschaft und die immer stärker werdende Abgrenzung zu fremden Kultur-, Lebens- und Politikentwürfen wird von einem Fachmann - immerhin ist der Autor Teil des journalistischen Betriebs - analysiert. Besonders gut gefällt mir, dass der Autor viele interessante Informationen zur sozialpsychologischen Theorie und Praxis einbaut, diese umfassend recherchiert hat und leicht verdaulich erklärt. Der Leser erfährt z.B., dass Menschen ihre Welt und ihre Gesellschaft in der Regel wesentlich negativer wahrnehmen, als sie in der Realität ist. Diese Inhalte finde ich persönlich besonders wertvoll, weil sie wissenschaftlich bestätigen, was mancher als Sozialromantik ins Reich der Märchen verbannen möchte. Das Buch ist aber kein eindimensionaler Mutmacher. Auch die Grenzen der Empathiefähigkeit werden aufgezeigt. Untersuchungen belegen seit Jahrzehnten, wie stark der Drang des Menschen ist, Gruppen zu bilden und sich gegen andere Gruppen in Stellung zu bringen. Trotzdem kann der Leser auch nach diesen Kapiteln gut schlafen, denn auch hier bietet der Blick auf die Ursachen Lösungen an, die viel zu selten angestrebt werden, aber deren Wirksamkeit viele Beispiele aus der Realität belegen. Unabhängig von den Themen Hass und Empathie liefert Bastian Gartner jede Menge Stoff, der das Verständnis von Beziehungen zwischen Individuen und Gruppen erleichtert. Auch in diesem Sinne sei das Buch allen Reiseleitern und Reiseleiterinnen, aber auch ihren Gästen, empfohlen. Juli Zeh: Über Menschen. Dieser Roman vermittelt auf unterhaltsame Weise, worum es auch bei den anderen hier vorgestellten Büchern geht. Wenn jeder glaubt, Recht zu haben und besser als der andere zu sein, dann kann es kein "Gemeinsam" und kein "Wir" mehr geben. Aber manchmal ist das "Wir" dann doch stärker ... Sehr empfehlenswert ... wie auch das Buch Unterleuten von Juli Zeh. |