Bücher, die die Welt erklären
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Allgemeines & Spezielles |
Immer wieder stoße ich bei meinen Reiserecherchen auf Bücher, die mein Wissen über verschiedenste globale Themen und meinen Blick auf die Welt erweitert haben. Viele davon sind auch noch sehr unterhaltsam zu lesen und liefern das, was man im allgemeinen Bildung nennt. Gerade für Führer von Wander- und Trekkingreisen, aber auch für alle anderen Reiseleiter gehört eine gewisse Allgemeinbildung zur Grundausstattung ihres Werkzeugkoffers. Aber auch Reisenden, die die Welt etwas besser verstehen wollen, seien untenstehende Titel empfohlen. |
Bücher, die die Welt erklären |
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Geschichte |
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Sozialpsychologie |
Im Grunde Gut - Eine neue Geschichte der Menschheit. Der charismatische Denker Rutger Bregmann setzt einen Gegenpol zur gängigen These, der Mensch sei eigentlich schlecht, und nur durch Kultur und Hierarchien zum humanen Verhalten erzogen.
Für Bregmann ist der Mensch von Natur aus gut. Um seine Thesen zu untermauern gibt er viele interessante Beispiele aus der Menschheitsgeschichte, in dem sich in schwierigen Situationen ganz ohne Druck die Empathie, Solidarität und Hilfsbereitschaft unter den Akteuren durchgesetzt hat. Dabei sieht er die "Wahrheit" vom schlechten Menschen, der in Schach gehalten werden muss, nicht zufällig die Literatur beherrschen. Für Bregmann ist dies eine Mär, die von den Herrschenden aus Politik, Wirtschaft oder Religion bewusst gefördert wird, um Machtstrukturen zu rechtfertigen. Das Buch ist ausgesprochen interessant zu lesen und regt zur kritischen Auseinandersetzung mit beiden Positionen - grundsätzlich gut oder grundsätzlich schlecht - an. Zumal auch auf viele weitere Quellen zu beiden Thesen - von Hobbes und Rousseau bis zur modernen Literatur - hingewiesen wird. Dass die Thesen der Sozialpessimisten wie Hobbes und des Sozialoptimisten Bregmann diametral entgegengesetzt sind, belebt den Diskurs. Die komplexe Wahrheit ist aber - aus meiner Sicht - schwer in Kategorien wie gut und böse zu fassen. Fazit: Ein wichtiges Thema, sehr spannend zu lesen und sehr anregend für die eigene Meinungsbildung. Wenn das Wasser kommt. Dieser Titel könnte eigentlich genau so gut unter "Geschichte" oder "Naturwissenschaften" stehen. Das Essay, das zum kleinen Büchlein mit etwa 65 Seiten wurde, stammt ebenfalls von Rutger Bregmann. Der gelernte Historiker widmet sich vielen Problemen unserer Zeit, so auch der Klimakrise und ihren Folgen. Als Niederländer ist seine Beziehung zum Wasser vielleicht noch etwas enger, als das beim Durchschnittseuropäer der Fall ist. Bei diesem Werk bekommt er Unterstützung von Susanne Götze, die als Wissenschaftsredakteurin beim Spiegel ebenfalls sehr intensiv mit der Klimakrise befasst ist. Wie auch in seinen anderen Büchern blickt Rutger Bregmann weit über den Tellerrand des Themas hinaus und beleuchtet das Problem nicht nur naturwissenschaftlich oder ökonomisch. Das Verhalten des Menschen bei der Entstehung der Krise und sein Verhalten bei der Lösung sind die interessantesten Ansätze. Der Leser findet auch viele historische Beispiele, in denen der Mensch Probleme mit dem Wasser bekommen hat. Originelle Ideen und weitsichtige Mahner werden ebenso erwähnt wie die konkreten Gefahren, denen die Küstengebiete dieser Welt ausgesetzt waren und sind. Oft genug musste es erst katastrophal werden, bevor ein Umdenken und Handeln einsetze. Fazit: Hier lernt auch derjenige noch viel über die Menschheit und den Klimawandel, der sich schon länger mit dem Thema beschäftigt. 180 Grad - Geschichten gegen den Hass. Der Journalist Bastian Gartner greift in seinem Buch eines der zentralen Themen unserer Zeit auf: das Auseinanderdriften sozialer Gruppen. Leider, und das ist meine Meinung, reagieren wir bei Problemen in unserer Gesellschaft und in anderen Gesellschaften häufig nur auf die Symptome. Kaum jemand gibt sich die Mühe, tiefer zu gehen und die Ursachen unserer gegenwärtigen zwischenmenschlichen Schwierigkeiten zu analysieren - sei es als Privatperson, Journalist, Politiker oder in anderer Funktion. Lieber lassen wir unseren Reflexen freien Lauf. Letztlich können wir alle Probleme aber nur wirksam bekämpfen, wenn wir die Ursachen der Symptome verstehen und angehen. Dabei hilft dieses Buch. Warum ist das Buch 180 Grad im Zusammenhang mit Wandern, Trekking und Reisen relevant? Die Antwort liegt auf der Hand, denn das Reisen ist von vielen interkulturellen Konflikten bedroht. Vorurteile prägen die Sichtweise und die Wahrnehmung von Reisenden und Bereisten. Der Abbau von Vorurteilen durch intensiven Kontakt schafft die Voraussetzung zum Verstehen fremder Kulturen. Den gleichen Mechanismen unterliegen aber auch die sozialpsychologischen Vorgänge innerhalb der Reisegruppe, die der Reiseleiter, am besten aber auch der Reisegast möglichst gut verstehen sollte. Wie es zu Vorurteilen kommt, wie man diese überwinden kann und wie Verurteilung und Hass zu Verständnis und Freundschaft werden können, dafür gibt der Autor viele Beispiele. Das Buch bietet aber mehr. Es wirft u.a. auch einen Blick auf die Situation der Medien und ihr Verhalten in der heutigen Zeit. Auch ihre Rolle beim Auseinanderdriften der verschiedenen Segmente in unserer Gesellschaft und die immer stärker werdende Abgrenzung zu fremden Kultur-, Lebens- und Politikentwürfen wird von einem Fachmann - immerhin ist der Autor Teil des journalistischen Betriebs - analysiert. Besonders gut gefällt mir, dass der Autor viele interessante Informationen zur sozialpsychologischen Theorie und Praxis einbaut, diese umfassend recherchiert hat und leicht verdaulich erklärt. Der Leser erfährt z.B., dass Menschen ihre Welt und ihre Gesellschaft in der Regel wesentlich negativer wahrnehmen, als sie in der Realität ist. Diese Inhalte finde ich persönlich besonders wertvoll, weil sie wissenschaftlich bestätigen, was mancher als Sozialromantik ins Reich der Märchen verbannen möchte. Das Buch ist aber kein eindimensionaler Mutmacher. Auch die Grenzen der Empathiefähigkeit werden aufgezeigt. Untersuchungen belegen seit Jahrzehnten, wie stark der Drang des Menschen ist, Gruppen zu bilden und sich gegen andere Gruppen in Stellung zu bringen. Trotzdem kann der Leser auch nach diesen Kapiteln gut schlafen, denn auch hier bietet der Blick auf die Ursachen Lösungen an, die viel zu selten angestrebt werden, aber deren Wirksamkeit viele Beispiele aus der Realität belegen. Unabhängig von den Themen Hass und Empathie liefert Bastian Gartner jede Menge Stoff, der das Verständnis von Beziehungen zwischen Individuen und Gruppen erleichtert. Auch in diesem Sinne sei das Buch allen Reiseleitern und Reiseleiterinnen, aber auch ihren Gästen, empfohlen. Juli Zeh: Über Menschen. Dieser Roman vermittelt auf unterhaltsame Weise, worum es auch bei den anderen hier vorgestellten Büchern geht. Wenn jeder glaubt, Recht zu haben und besser als der andere zu sein, dann kann es kein "Gemeinsam" und kein "Wir" mehr geben. Aber manchmal ist das "Wir" dann doch stärker ... Sehr empfehlenswert ... wie auch das Buch Unterleuten von Juli Zeh. |