ZECKEN, ZECKENBISSE
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Zecken |
Die Zecken (Ixodida, 900 Arten) gehören zu den Milben und stellen einige der größten Milbenarten. Alle Arten sind blutsaugende Parasiten an Tier und Mensch. Viele Zecken sind massive Krankheitsüberträger. Die Zecke ist sehr klein und - wenn sie nicht vor Kurzem eine Mahlzeit hatte - kaum zu sehen. Beim Stich ritzt die Zecke die Haut ein und saugt Blut. Dabei gibt die Zecke Speichel in die Wunde ab, um die Gerinnung und das Schmerzempfinden zu hemmen. Letzteres macht sie, damit sich das Beutetier nicht wehrt. Die anfangs kaum zu sehende kleine Zecke wächst beim Saugen zu erstaunlicher Größe heran und sieht dann aus wie eine Blase oder Beere, dunkel-blau-rot, wie eine Mischung aus Knallerbse und Schlehe. Der abgegebene Speichel der Zecke kann Bakterien (z.B. Borelien), Viren (z.B. FSME) und andere Krankheitserreger enthalten, durch die der Zeckenstich sein besonderes Risiko erhält. Obwohl der Zeckenspeichel die Funktion der körpereigenen Immunabwehr an der Einstichstelle behindert, kann es beim Menschen in seltenen Fällen auch zu allergischen Reaktionen kommen. Zecken sind weltweit verbreitet. Hitze oder Kälte vertragen sie relativ gut. Unter den Zeckenarten gibt es zwei Strategien der Wirtsfindung: Lauerer (z.B. Holzbock) klettern auf Pflanzen bis zu 1,5 m Höhe (z. B. Grashalme oder Büsche). Sobald ein potenzieller Wirt sie berührt, halten sie sich an diesem fest. Ein spezielles Organ kann Stoffe wie Ammoniak, Kohlendioxid, Milchsäure und Buttersäure erkennen, die von den jeweiligen Wirtstieren oder dem menschen durch Atem und Schweiß abgegeben werden. Die wartenden Zecken begeben sich sofort in die Lauerstellung, wenn sie durch Geruchsreize, Lichtveränderung von hell zu dunkel oder durch Vibrationen bemerken, dass sich evtl. ein Wirt nähert. Sie hängen sich anschließend an alles, was ihren jeweiligen Aufenthaltsort streift und krabbeln dann oft bei Tier und Menschen bis zu mehreren Stunden lang am Körper umher, bis sie eine passende Einstichstelle gefunden haben. Zecken sind dabei sehr wählerisch und bevorzugen etwas feuchte, warme, gut durchblutete, dünne Haut. Beim Menschen sind besonders die Kniekehlen, der Haaransatz am Nacken, die Leistengegend, die dünne Haut unter den Oberarmen und hinter den Ohren ein beliebter Platz. Jäger wie die Braune Hundezecke bewegen sich aktiv auf der Suche nach Wirten vorwärts. Sie sind mit 5-8 m/h etwas schneller als Weinbergschnecken. Nach Beendigung der Mahlzeit lassen die Zecken sich von ihrem Wirt abfallen. Zecken übertragen mehr Arten von Krankheitserregern als jede andere parasitische Tiergruppe. Da regelmäßig auch Menschen durch Erkrankungen wie Borreliose, Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und anderen betroffen sind, sollte mit einem Zeckenstich nicht leichtfertig umgegangen werden. Jede 5. Zecke trägt Borelien in sich. Die FSME-Gebiete liegen für Mitteleuropa vor allem im Süden Deutschlands und im Alpenraum. Beim Saugakt würgt und spuckt die Zecke in regelmäßigen Abständen unverdauliche Nahrungsreste in ihren Wirt zurück. Dabei können Krankheitserreger, die zuvor bei einem früheren Wirt aufgenommen wurden und sich im Darmtrakt der Zecke erhalten oder vermehrt haben, auf den nachfolgenden Wirt übertragen werden. Viele Erreger werden erst nach einigen Stunden Saugen auf den Menschen übertragen (Borreliose zum Beispiel 8 bis 24 Stunden nach dem Einstich). FSME-Viren können sofort übertragen werden, hier hilft aber eine Impfung (s.u.). Deshalb ist eine möglichst rasche und vorsichtige Entfernung einer Zecke dringend angeraten. Die Zeckensaison ist in Deutschland von März bis Oktober, bei milder Witterung aber auch länger. Obwohl Zecken auch starke Fröste unbeschadet überstehen können, wirken sich vor lang andauernde Kälteperioden für viele Arten tödlich aus. Einzelne Jahre mit abweichenden Wetterbedingungen wie milden Wintern können sich stark auf die Populationsgröße auswirken. Im Rahmen der Klimaerwärmung breiten sich Zecken und von ihnen verursachte Krankheiten weiter Richtung arktische Regionen aus. |
Borelien > Boreliose |
Die Borreliose ist in der nördlichen Hemisphäre die häufigste von Zecken übertragene Erkrankung. Sie geht oft mit schweren neuropathischen Symptomen einher und wird durch das Bakterium Borrelia ausgelöst. Eine Borrelieninfektion durch Zecken ist in ganz Deutschland, im Schweizer Mittelland sowie im mittleren und östlichen Österreich möglich. Zecken gibt es auch in Städten: eine Studie zeigte, dass der direkte Kontakt mit Büschen in Gärten ein bisher unterschätztes Risiko ist, durch einen Zeckenstich an Borreliose zu erkranken. Die Durchseuchungsrate der Zecken mit Borrelien ist stark schwankend und sehr hoch, etwa bis zu 30 %. Die Zahl der Infektionen wird für Deutschland auf 50.000 bis 100.000 pro Jahr geschätzt. Gegen die Borreliose gibt es keine Impfung, sie kann aber bei frühzeitiger Erkennung gut mit Antibiotika behandelt werden. In den neuen Bundesländern und Berlin ist Boreliose meldepflichtig. Auch nach Infektion bricht die Krankheit nicht immer aus. Manchmal tauchen die Symptome nach vielen Monaten auf. Daher sollte man bei diffusen Symptomen immer auch mal an Borelien und einen u.U. lange zurück liegenden Zeckenbiss denken. Wichtige Maßnahme gegen Infektionen: Zecke schnell entdecken und entfernen.Sofortmaßnahme nach Zeckenbiss: 1 Tablette Doxicyclin (200 mg) soll Boreliose sicher verhindern. Langfristig: 2 Wochen nach Zeckenstich Blutuntersuchung durchführen. Bei Befall mit Borelien wird Antibiotikakur notwendig. Medizinische Hinweise natürlich alle ohne Gewähr, ich bin kein Arzt. |
FSME: Hirnhautentzündung |
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) wird in Europa von Zecken übertragen. Im Speichel der Zecke befindliche Viren führen zur Entzündung des Gehirns oder der Hirnhäute. Die Übertragung beginnt sofort nach dem Stich und kann sich im Verlaufe des Saugens bis zum Erreichen einer für einen Krankheitsausbruch notwendigen Viruslast steigern. Die Frühsommer-Meningoenzephalitis ist nicht auf den Frühsommer begrenzt, Zecken können den Erreger auch im Spätsommer oder Herbst übertragen. Gegen die FSME ist eine Schutzimpfung möglich. Langfristige Impfung in Monaten 1-3-9 hält 3-5 Jahre. Es gibt auch eine kurzfristige Impfung. Im deutschen Sprachraum besteht die Gefahr einer FSME-Infektion nur in bestimmten Gebieten, vor allem im Süden, die sich jedoch von Jahr zu Jahr ausdehnen. Von 295 Landkreisen gelten 145 als FSME-Gebiet (Stand 2015). Gefahr von FSME Frühsommer-Meningoenzephalitis droht in Teilen Deutschlands, in Mittel und Osteuropa sowie in Skandinavien. Für diese Regionen sollte man sich impfen lassen, wenn man sich viel im Freien bewegt. Speziell in den Regionen Tschechien, Österreich, Dänemark, Finnland, Schweden und Norditalien. Während man sonst davon ausgeht, dass jede 20.000ste Zecke das Virus in sich trägt, so ist in diesen Epidemiegebieten 0,1 - 5 % der Zecken verseucht. Die FSME wird nur bei 30 Prozent der Fälle auch wirklich übertragen. Wichtige Maßnahme: Zecke schnell entdecken und entfernen. |
Schutz vor Zecken |
Lange, geschlossene Hose tragen. Hosenbeine abbinden (z.B. mit Fahrradklammern oder Spannriemchen von den Ski) oder in die Socken stopfen Hohes Gras und Buschwerk meiden Helle Kleidung, dort bemerkt man Zecken schneller. Repellent wie Autan etc. (s.u.) Körper nach der Wanderung auf Zecken absuchen, besonders an deren Lieblingsstellen schauen (s.o.) |
Zeckenzange, Zeckenkarte, Zeckenspray u.v.m. |
Zecken entfernenWenn man sich die Zecke schon eingefangen hat, ist der beste Schutz vor Infektionen die schnelle Entfernung. Mit einem geeigneten Gerät (s.u.) sollte man vorsichtig, und mindestens 60 Sekunden lang, leicht an der Zecke ziehen, bis sie los lässt. Dabei den Kopf möglichst nahe an der Haut mit einer Zeckenzange oder einer Zeckenkarte greifen. Nicht mit den Fingern herausziehen! Man drückt dann die Zecke so, dass sie ihren Darminhalt samt Erregern in die Wunde erbricht. Auch Abbrennen und das Beträufeln mit Öl hat ähnlich negative Effekte. Zum Entfernen von Zecken gibt es spezielle Zeckenzangen, Zeckenkarten und angere kleine Geräte, die alle ganz gut funktionieren. Auch eine normale Pinzette hilft oder nicht abgekaute Fingernägel. Wenn mal ein Kopf der Zecke drin bleibt, ist das nicht so schlimm. Wichtig ist, dass die Zecke umgehend entfernt wird. |
Literatur |
Zeckenbisse: Krankheitsbilder und Behandlungsmöglichkeiten Krank nach Zeckenstich: Borreliose erkennen und wirksam behandeln Kleine Zecken - große Beschwerden: Die Borreliose in der Praxis beim Landarzt. Erfahrungen, Fallbeispiele, Perspektiven Zecken, Milben, Fliegen, Schaben: Schach dem Ungeziefer (German Edition) Zecken auf dem Vormarsch Borreliose - Zeckeninfektion mit Tarnkappe Borreliose erfolgreich erkennen und therapieren: Wie Sie Ihre Borreliose ganzheitlich und effektiv behandeln Die verschwiegene Epidemie: Zeckenstich - Borreliose. Hilflose Patienten, ratlose Ärzte. Wie Politik, Wissenschaft und Medizin versagen |
Links |
Frühlingszeit = Zeckenzeit: Kai Sackmann Video zum Thema Zecken zecken.de: Fachgerechte Zeckenentfernung und weitere Informationen Zecken in Wald und Wiese: Lebensraum und Entwicklung der Zecke So schütze ich mich vor Zecken! - Das Kurzvideo für Kinder und Jugendliche, mit Merkzettel Wie man sich vor Zecken schützt: Information im Deutschen Ärzteblatt |