Erste Hilfe & Rettung
Wandern

Erste-Hilfe-Maßnahmen, Notrufe und -signale, Rettung.

Rettungshubschrauber Alpen

Hier geht es um das Handling von Notfällen und Unfällen auf Wander- und Trekking-Touren, beim Bergsteigen, Radfahren, Paddeln oder bei anderen Outdoor-Aktivitäten. Das betrifft sowohl Bergregionen in Europa, als auch Notfälle in Wanderlocations weltweit. Typische Probleme wie Unterkühlung und Erfrierung werden behandelt. Es gibt auch Tipps zu Gelenkverletzungen, Brüchen etc.. An vielen Stellen wird aber auch auf den Erste-Hilfe-Kurs verwiesen.

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Erste Hilfe Schema

Der Verein Alpines Rettungswesen aus München macht gute Erste-Hilfe-Kurse mit dem Schwerpunkt Alpinsport. Er hat folgende Notfallkarten entwickelt, die man sich ausdrucken und in das Portemonaie oder das Erste-Hilfe-Set stecken kann. Sie sind im Falle eines Falles vielleicht etwas geschmeidiger als das klassische Erste-Hilfe-Schema (s.u.).

Wanden & Trekking. Hier das klassische Erste-Hilfe-Schema

Achtung: Das Erste-Hilfe-Schema ist keine Anleitung zur Ersten Hilfe! Das Schema soll nur als Gedankenstütze dienen, damit man in der Hektik der Krisensituation keine wichtigen Punkte vergißt. Das Schema nutzt daher nur dem, der weiß, was im Falle eines Notfalles zu tun ist! Man kann das Schema auswendig lernen, oder ausdrucken und im Portemonaie oder auf dem Smartphone aufbewahren.

Details zum Schema finden sich z. B. im Handbuch "Erste Hilfe Extrem".

Erste Hilfe Schema
Situation (SIRUP)
- Ruhe bewahren
- Eigenschutz
- Schutz des Verletzten
- Erste Vorkehrungen
- Absichern
- Erster Eindruck des Verletzten
- Ansprechen (Antwortet, reagiert auf Sprache, Reagiert auf Schmerz)
Interview (SAMMLE)
- Symptome
- Allergien
- Medikamente
- Medizinische Geschichte
- Letzte Mahlzeit
- Ereignisse
Ruhe Bewahren
Untersuchung
- Zeit
- Wasi
- Atmung (schauen, hören, fühlen)(Frequenz = 10-18 Züge/min)
- Puls (Ruhepuls 60 - 80/min)
- RR (Blutdruck)
- Haut
- Pupillen
- Temperatur
- Bodycheck
Plan (Aktuelle, erwartete Probleme, Massnahmen)

Allgemeine Massnahmen
Verletzten warm halten
Beruhigen
Beziehung aufbauen
Blutverlust stoppen
Stabile Seitenlage bei Bewustlosigkeit oder bei Alleinlassen
Atemwege freihalten bei Bewustlosigkeit
Beatmung bei Atemstillstand (alle 5 sec.)
Herzmassage bei Herzstillstand (ab 2006 neue Lehrmeinung: 30 x Herzdruckmassage in der Frequenz 100x/min, 2 x Beatmung)

2. Hilfe längerfristig
Pflege der Atemwege (tief atmen, abhusten)
Flüssigkeitszufuhr
Wärmehaushalt
Lagerung/Umlagerung
Moral
Vitalfunktionen überwachen

> Download Erste-Hilfe-Schema

Bücher zum Thema unter > Literatur

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Erste Hilfe Set, Universalschiene

Wanden & Trekking. Was sollte man auf jeden Fall dabei haben?

  • Kompressen
  • Verbandspäckchen
  • Elastische Binde
  • Tape

Wanden & Trekking. Außerdem sehr nützlich:

  • Schere
  • Desinfektionsmittel
  • Schmerzmittel
  • Blasenpflaster
  • Biwaksack (Daraus kann auch eine provisorische Trage werden. Biwaksack einrollen, Person darauf rollen, mit 6 Leuten tragen.)
  • Universalschiene (Samsplint, s.u.)

Wanden & Trekking. TIPP: Universalschiene SamSplint

Die biegsame Schiene dient dazu, Verletzungen der Bänder, Muskeln, Gelenke oder Knochen ruhig zu stellen bzw. zu schienen. Bergwacht und rettungsdienste benutzen die Schiene seit Jahren, und weil sie so klein und leicht ist, stört sie im Rucksack kaum.

  • leicht formbar
  • weiche Konstruktion
  • mit einer Haushaltsschere zuschneidbar (Schnittstellen mit Tape abkleben)
  • einfache Anwendung
  • hohe Immobilisation erreichbar
  • Wasserdicht, kann auch unter Wasser eingesetzt werden
  • 113 g leicht
  • 11 x 91 cm lang
  • Einfach zu reinigen und zu desinfizieren
  • Wieder verwendbar
  • Röntgenstrahlendurchlässig
  • Platz sparend rollbar
  • mit Pflaster oder Tape einfach fixierbar

SamSplint
> Grafik als PDF ausdrucken

Tipps:

  • Durch Längsknicke kann man die Stabilität erhöhen (T-Faltung, C-Faltung).
  • Um Druckpunkte zu vermeiden, sollten bei längerer Anwendung die entsprechenden Stellen abgepolstert werden.

Bezug:

Sam Splint 11 x 91 cm lang (bei Amazon)

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Erste Hilfe bei Unterkühlung

Das Wichtigste ist zur Behandlung einer Unterkühlung zuerst einmal der Schutz vor weiterer Auskühlung, also der Kälteschutz. Der kann durch eine Rettungsdecke, einen Biwaksack oder warme trockene Kleidung erfolgen. Auch die Isolierung gegen Bodenkälte, z.B. mit einer Isomatte, und Schutz gegen den Wind, vielleicht durch einen Biwaksack, sind wichtige Maßnahmen. Das klingt erst mal sehr banal, wird aber in der Hektik des Notfalls oft vergessen.

Ein Tipp für einen extrem leichten Biwaksack ist der Mountain Equipment Ultralight Biwaksack. Er passt mit seinem Minivolumen und -gewicht in jede Tasche.

Nach dem Kälteschutz erfolgt die allgemeine Wärmezufuhr, z.B. durch warme gezuckerte Getränke. Im Gelände sollte man dem Betroffenen keinen Alkohol einflößen, das verschlechtert die Schutzfunktionen des Körpers.

Fischer Grönland

In Stadium 1 (Körpertemperatur 36-34 °C): Feuchte Kleidung sollte man durch trockene ersetzen.

Ab Stadium 2 (Körpertemperatur 34-30 °C): Ein Aufwärmen im Gelände ist nicht mehr möglich. Es sollten beim Betroffenen keine aktiven oder passiven Bewegungen erfolgen, keine Massagen gegeben werden. Auch ein Kleiderwechsel sollte vermieden werden. Es besteht die Gefahr von Bergungstod. Durch Vermischung von kaltem Schalenblut mit warmem Kernblut kommt es zum Temperatursturz im Körperkern und zum Kreislaufschock. Lebensrettend ist ein schneller passiver Abtransport in guter Isolierung.

Dann sollte man vorerst nur den Rumpf mit den lebenswichtigen Organen aufwärmen. Hilfreich sind vorgewärmte Decken, Körperwärme durch Helfer oder Wärmebeutel über dem Pullover. Andere Körperteile werden dann nach und nach passiv vom Kern her angewärmt.

Hibler Wärmepackung: Man legt mehrfach gefaltete feuchtheiße Tücher über der Unterwäsche auf Bauch und Brust des Unterkühlten. Darüber fügt man Kleidung, eine Alufolie nur um den Rumpf, Decken und Biwaksack um den ganzen Körper. Wichtig ist ein guter Abschluss am Hals. Die Tücher sollen alle 1-2 h erneuert werden.

Erkennen der Stadien:

  • Stadium 1 (Körpertemperatur 36-34 °C): Erregungssteigerung, Kältezittern, Erhöhung von Puls und Atmung, Verengung von kleineren Gefäßen, Schmerzen.
  • Stadium 2 (Körpertemperatur 34-30 °C): Erregungsabnahme, allgemeine Verlangsamung, Puls und Atmung unregelmäßig, keine Schmerzen mehr, steife Muskeln.
  • Stadium 3 (Körpertemperatur 30-25 °C): Bewustlosigkeit, Puls kaum tastbar, tiefe Atmung mit Pausen, keine Schmerzreaktion, weite aber auf Licht reagierende Pupillen
  • Scheintod/Tod (Körpertemperatur unter 25°C): Puls nicht mehr tastbar, lange Atempausen, weite Lichtstarre Pupillen.

Die Temperaturmessung erfolgt am besten mit einem elektronischen Thermometer in Gehörgang.

Die Überlebenszeit des Gehirns verlängert sich nach Aussetzen der Vitalfunktionen bei niedriger Temperatur enorm. Die Grenze für irreparabele Gehirnschäden liegt bei 0:05 h bei 36°C, 1:00 h bei 16°C.

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Erste Hilfe bei Erfrierungen

Verlangsamung und Stillstand der Blutversorgung, lokales Ereignis mit Zellschädigung und Absterben sowie schweren Durchblutungsstörungen der umliegenden Bereiche.

Besonders gefährdet: Zehen, Finger, Nase, Ohren. Erfrierungen der Füße in nassen Schuhen können schon bei mehreren Plusgraden vorkommen. Beginn der örtlichen Erfrierung meist unmerklich und schmerzlos.

Einziges Warnzeichen: anhaltende Gefühllosigkeit.

Die 3 Erfrierungsgrade sind am Unfallort nicht zu unterscheiden.

Wanden & Trekking. Maßnahmen bei Erfrierungen

Gesicht: meist rundliche weiße Flecken an Nase und Ohr, Auflegen warmer und trockener Hände
Zehen: meist gefühllos, Auflegen warmer und trockener Hände an einem günstigen windstillen Ort
Finger: meist gefühllos, in Achselhöhle oder zwischen Oberschenkeln auftauen

Bei schweren Erfrierungen keimfreier lockerer Verband, druckfreie Lagerung, passiver Abtransport. Weitere Behandlung mit Auftauen nur in Unterkünften mit günstigen Bedingungen sinnvoll.

Dann: Rasches Auftauen der betroffenen Körperteile in 40 ° C Wasserbad mit aktiven Bewegungen. Sehr schmerzhaft (Schmerzmittel, möglichst unter ärztlicher Aufsicht). Bei rosiger Hautfarbe kann Auftauen beendet werden, spätestens nach 0:30 h, da Haut nicht aufweichen soll. Vorsichtig abtrocknen, keimfreier warmer Watteverband.

Helikopter Grönland

Achtung:

Aktive Bewegung und Massagen nur, wenn keine Unterkühlung vorliegt.
Nicht mit Schnee einreiben -> Hautverletzungen
Keine Blasen öffnen -> Infektion
Nicht in den Mund nehmen -> Verdunstungskälte
Nicht Rauchen -> Gefäßverengung
Nicht zu stark trocken erwärmen (z.B. Feuer)
Aufgetaute Körperteile dürfen nicht wieder einfrieren! Gefahr von großen Gewebeverlusten. Notfalls vorerst gefroren lassen.
Nicht mit aufgetauten Erfrierungen an den Füßen weiterlaufen! Starke Schmerzen und Entzündungen. Notfalls vorerst gefroren lassen.

Vorbeugen! Frühzeitig Abbrechen! Kälteschäden sind oft auf eigene Fehler zurückzuführen!

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Erste Hilfe bei Lawinenopfern

Ausgraben - zuerst Kopf freilegen - Atemwege freimachen - Vitalunktionen überprüfen - evtl. Wiederbelebung (s.u.) - Wärmepackung. Am besten schnellstmöglicher Abtransport (Heli).

Problem: Unterscheidung zwischen schwerster Unterkühlung und Erstickungstod. Daher Herzdruckmassage nur, wenn sie beherrscht wird und ununterbrochen fortgeführt werden kann. Frequenz von 30 x /min ist ausreichend.

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Erste Hilfe Ausbildung

Die Johanniter Stuttgart veranstalten sehr gute Kurse zu Outdoor-Erste-Hilfe, nennt sich "Erste Hilfe Extrem - Wilderness First Aid". Das war lange das Beste, was an Erste-Hilfe-Kursen für Off-Road-Gebiete in Deutschland angeboten wird. Wird vom Deutschen Wildnisführerverband als Weiterbildung anerkannt.

Erste Hilfe Extrem

Der Kurs dauert eine knappe Woche und beinhaltet das, was man in gemäßigten und kalten Breiten an Erste-Hilfe können und wissen muß. Vieles davon gilt natürlich auch für Subtropen und Tropen, die dort vorkommenden Krankheiten werden im Basiskurs aber nicht behandelt. Dafür und für andere spezielle Themen gibt es Aufbaukurse.

In der Kursgebühr enthalten ist ein Handbuch "Erste Hilfe Extrem" (s. u.). Ich habe den Kurs vor vielen Jahren mitgemacht und fand ihn sehr gut.

Johanniter-Unfallhilfe e.V. - Kreisverband Stuttgart - Porschestr. 38 - 70435 Stuttgart - fon 0711/13678910 - fax 13678998

Neuer, aber jetzt auch schon seit Jahren etabliert ist die Outdoorschule Süd. Von ihr werden ebenfalls Outdoor-Erste-Hilfe-Kurse angeboten. Es gibt Basiskurse (meist 4 Tage) und Kurse zu verschiedenen Themen wie Hilfe bei Winter-Touren. Ein Buch ist erhältlich. Hört sich sehr gut an, und ein Bekannter von mir, der selbst Kurse gibt, hat die Outdoorschule empfohlen. Meinen nächsten Kurs mache ich dann wohl dort.

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Sonstige Tipps

Wanden & Trekking. Insektenstiche

... im Hals: Nasentropfen oder Nasenspray wirkt abschwellend

Wanden & Trekking. Durchfall oder Hitzeerschöpfung

3 EL Zucker und 2 TL Salz auf 1 L Wasser mischen > trinken lassen

Wanden & Trekking. Rücktransport

Deutsche Rettungsflugwacht. Wer hier Mitglied wird, hat die Rücktransportversicherung inclusive.

Tipp: Mountain Equipment Ultralight Biwaksack, passt mit Minivolumen und -gewicht in jede Tasche.

Wanden & Trekking. Fakten zu Unfällen in den Bergen

  • Pro Aktivitätsstunde ist Bergsport weniger gefährlich als Fußball.
  • An den meisten Unfällen in den Bergen sind die Betroffenen (mit) Schuld.
  • Die Kenntnisse in Erster Hilfe sollten immer wieder aufgefrischt werden, um sie im Notfall parat zu haben.

Wanden & Trekking. Verletzungen des Muskel- und Bandaparates

PECH: Pause-Eis-Compression-Hochlagern. Dabei steht Eis für Kühlung und Compression für das Verbinden unter sanftem Druck.

Wanden & Trekking. Kühlen

Man kann zur Kühlung von Verletzungen einen Erste-Hilfe-Handschuh mit Wasser füllen.