SCHNEE & LAWINEN ...
Wandern

... und damit verbundene Gefahren bei Schneeschuhtouren, Skitouren und Winterwandern.

Schneeberg

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Allgemeines & Spezielles

Schneehöhen

Die realen Schneeverhältnisse, und seien es auch nur die Schneehöhen für ein bestimmtes Tourengebiet, sind nicht leicht heraus zu finden. Oft ist es am einfachsten, man ruft die örtliche Tourist-Information an. Manchmal helfen auch Webcams oder die folgenden Links:

Schneehöhen unter Bergfex.de: Alphabetisch nach Skigebieten sortiert.

Schneehöhen.de, keine Lawinenberichte mehr. Eher für Skifahrer, aber die Infos kann man für andere Touren hochrechnen. Die Webcams geben einen guten Eindruck von der Lage, aber Achtung: Bilder sind oft ein paar Tage alt!

Skiinfo: Schneehöhen

Verschneite Grate

Sehr unfallträchtig im winterlichen Gebirge sind verschneite Grate (siehe Foto). Schneewächten hängen oft weit über den Grat hinaus und sind von der Luv-Seite kaum zu erkennen. Außerdem reißen bei einem Abbruch die Schneebretter nicht oben auf dem Grat ab, sondern ein Stück unterhalb auf der Luv-Seite. Man sollte sich daher im Winter nicht auf den Graten, sondern ein ganzes Stück unterhalb auf der Luvseite bewegen!

Überschneite Bergbäche

Bergbäche werden im Winter oft auf Schneebrücken überschritten. Diese Praxis hat aber so ihre Tücken. Man weiß nie genau, ob die Brücke hält. Wenn der Bach eine gewisse Tiefe und Kraft hat, kann er den Eingebrochenen unter das Schneefeld ziehen. Ein selbstständiges Herausklettern oder eine schnelle Rettung sind dann schwierig bis unmöglich.

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Lawinen-Gefahr

Gefahr durch Lawinen ...

... besteht nicht nur in den Alpen und nicht nur bei Skitouren. Auch im Mittelgebirge, z.B. dem Schwarzwald, hat es schon Lawinenunglücke gegeben. Und natürlich ebenso in den anderen Gebirgen dieser Welt wie Pyrenäen, Himalaja oder Anden.

Betroffen sind neben Skifahrern und Tourengehern auch Winterwanderer und Schneeschuhgänger.

Skitouren Bayerische Alpen

Das Risiko einer Lawinenverschüttung beginnt ab 25° Hangneigung, meist werden ab 30° Sicherheits-Maßnahmen ergriffen. Eine 100%ige Sicherheit vor einem Lawinenunfall ist im winterlichen Hochgebirge aber nicht zu erreichen.

Lawinentote

Um das Risiko besser abschätzen zu können hier ein paar Zahlen. Lawinentote gibt es ...

  • ... in Österreich: ca. 20 Personen /Jahr
  • ... in der Schweiz: ca. 20 Personen /Jahr

weitere Zahlen zur Lawinengefahr bei Schneeschuh-Bergsteigern und Ski-Tourengehern:

  • Die Zahl der Lawinentoten hat durch Steigerung der Tourenzahl zugenommen, das Risiko ist für Skitourengeher gleich geblieben. Nur durch einen erhöhten Anteil von Schneeschuhtouren hat das Risiko bei Wintertouren insgesamt abgenommen.
  • Die häufig geäußerte These, dass Autofahren gefährlicher sei als Skitouren, stimmt so aber nicht.
  • In der Schweiz stirbt jeder 23.000ste Einwohner in einer Lawine und jeder 24.000ste bei einem Verkehrsunfall. Da man aber viel mehr Stunden im Jahr am Verkehr teilnimmt, als auf Winter-Tour zu verbringen, ist das Risiko pro Tourenstunde wesentlich höher als pro Stunde Autofahrt.
  • Das größte Risiko in den winterlichen Alpen haben statistisch Männer mittleren Alters auf Tourenski bei schwacher Altschneedecke und Lawinenwarnstufe 3.
  • In der Schweiz sterben im Schnitt 33 Personen beim Wintersport abseits der Pisten pro Jahr. 20 davon sterben in Lawinen.
  • Mehr als die Hälfte der Winter-Touren-Tage sind mittlerweile Schneeschuhtouren
  • 1999 - 2013 haben in der Schweiz die Tourentage stärker zugenommen als die Lawinentoten
  • 2005 - 2015 starben pro Million Winter-Touren-Tage im Durchschnitt knapp 5 Alpinisten in Lawinen, d h. ein Toter pro 200.000 Tourentage
  • Schneeschuhgeher gehen ein fünf mal geringeres Risiko ein, in der Lawine zu sterben, als Skitouren-Geher. Vermuteter Grund: Sie lösen seltener Lawinen aus, sind eher in mäßig steilem Gelände und in niedrigeren Höhen unterwegs.
  • Geraten Schneeschuh-Wanderer in Lawinen, so ist die Todeswahrscheinlichkeit höher als bei Skitourengehern. Vermuteter Grund: Kenntnisse der Kameradenrettung und Nutzung der Lawinenausrüstung sind weniger verbreitet.
  • Männer auf Skitouren haben ein drei mal höheres Todes-Risiko als Frauen auf Skitouren.
  • Männer auf Schneeschuh-Touren haben ein zwei mal höheres Todes-Risiko als Frauen auf Schneeschuh-Touren.
  • Männer haben pro Tourentag ein dreieinhalb mal höheres Todes-Risiko als Frauen auf Wintertouren. Grund: die sowieso stärker gefährdeten Männer sind auch noch mehr auf Skitouren unterwegs, Frauen findet man mehr auf den weniger gefährlichen Schneeschuhtouren.
  • Das höchste Risiko tragen Männer auf Skitouren mit 30 % der Tourentage und 70 % der Lawinentoten.
  • Das höchste Risiko der Altersgruppen tragen die mittelalten (30 - 59 Jahre). Jüngere und Ältere sind statistisch weniger gefährdet. Schluss: Wenn größere Erfahrung zu riskanteren Touren verleitet, wird der Erfahrungsvorteil neutralisiert.
  • An Wochehendtagen sind drei mal mehr Winter-Touren-Geher unterwegs als an einem Werktag.
  • Bei schönem Wetter sind drei mal mehr Tourengeher unterwegs als bei schlechtem Wetter.
  • Bei Lawinenwarnstufe drei werden etwa 30 % weniger Touren angegangen als bei Stufe 1 oder 2. Außerdem werden bewust sichere Routen gewählt.
  • Bei den ersten drei Warnstufen steigt die Mortalitätsrate jeweils um das 3,5-fache. D.h. bei LWS2 sterben 3 1/2 mal so viele Bergsportler wie bei Stufe 1.
  • Altschnee-Problem = schwacher Schneedeckenaufbau: die Prognose wird schwieriger und die Lawinen sind im Schnitt größer. Die Lawinengefahr steigt dadurch um 50 %. Es ist aber statistisch keine Reduzierung oder Entschärfung der Touren durch die Alpinisten erkennbar. Offenbar sind viele sich der Gefahr durch das Altschneeproblem nicht bewusst.

Quelle: Kurt Winkler & Frank Techel in der DAV-Panorama 06/2017

Berghütte im Schnee

Sicherheits-Maßnahmen vor und auf der Tour

Ausrüstung:

LVS (Lawinenverschütteten-Suchsystem, Lawinenpieper), Schaufel, Sonde, Lawinenairbag ... der Umgang mit all diesen Geräten muss erlernt und immer wieder trainiert werden. Kurse dazu werden mittlerweile in vielen Wintersportorten angeboten.

Planung, Strategie, Taktik mit der Snow-Card:

Achtung! Die SnowCard wird hier nur vorgestellt. Auch der Umgang mit ihr muss erlernt und trainiert werden!

Hier gebe ich im Folgenden einen Überblick um zu zeigen, wie die SnowCard im Prinzip funktioniert. Der Nutzer geht in mehreren Schritten vor, die auf der Karte erklärt werden.

1. LLB (Lawinenlagebericht)

Zuerst schaut man sich den aktuellen Lawinenlagebericht an. Er erscheint meist morgens bis 8:00 h für den laufenden Tag. Das zeigt schon, dass die Einschätzung der Lawinengefahr erst kurzfristig vor der und auf der Tour erfolgen kann.

Der Lawinen-Lagebericht prognostiziert die Lawinengefahr in Stufen von 1 - 5 (gering, mäßig, erheblich, groß, sehr groß), oft nach Höhenlagen unterschiedlich. Finde heraus, welche Stufe(n) für Deine Tour angegeben werden und wähle die höhere.

Man sollte sich möglichst mehrere Lawinenberichte ansehen, besonders, wenn das Tourengebiet im Grenzbereich zwischen zwei Berichtsregionen liegt. Im Allgäu könnte man z.B. die LLB von Bayern, Tirol und Vorarlberg vergleichen.

2. Hangneigung checken

Die zweite wichtige Information nach der Gefahrenstufe ist die Hangneigung. Du stellst sie fest durch ...

- die Karte (Planzeiger, SnowCard-Skala). Achtung: kleinräumige Steilhänge sind nicht erfasst!!

- z.B. das Portal Outdooractive (die Version Pro mit der Anzeige der Hangneigung kann man 1 Monat testen) mit der Hangneigungskarte: Unter 30 Grad neutral (also nicht eingefärbt), alles ab 30 Grad gelb, ab 35 orange, ab 40 Grad rot. Achtung: kleinräumige Steilhänge sind nicht erfasst!!

- die SnowCard im Gelände (Hangneigungsmesser, Skistock oder peilen. Üben, um Schätzen zu trainieren)

3. Exposition checken

Bei der Exposition musst Du Dich für günstig oder ungünstig entscheiden. Für beides gibt es ein Diagramm auf der SnowCard.

- Karte Himmelsrichtung, Vergleich mit LLB. Oft sind z.B. in den Alpen die Expositionen von Nord über Nordost bis Ost ungünstig.

- LLB Geländeformen (Himmelsrichtung, Grate, Mulden ...). Auch gefährliche Geländeformen, die Lawinen begünstigen, werden als ungünstige Exposition gesehen.

Im Zweifel entscheidest Du Dich für ungünstig.

Schneeschuhtouren im Tannheimer Tal

4. Risiko abschätzen

Im entsprechenden Diagramm (günstig oder ungünstig) schaust Du in der Spalte der festgestellten Gefahrenstufe und der Zeile der Hangsteilheit nach. Ein grünes Feld zeigt Dir eine gefahrenarme Situation, bei gelb sollten Sicherheitsmaßnahmen beachtet werden und bei rot sollte man die Tour so nicht durchführen.

Du stehtst dann also vor folgenden Fragen:

  • Kann ich die Tour wie geplant durchführen?
  • Brauche ich eine Ausweichroute, Alternativroute?
  • Kann ich vielleicht Tourentage tauschen?
  • Oder bleibt nur die Absage?

5. Auf der Tour ...

... müssen diese Fragen immer neu gestellt werden. Das Thema Lawinengefahr ist also nicht nur mit einer guten Vorbereitung und Planung erledigt.

Hilfreiche Links

Artikel in der DAV-Panorama 01/2013: Sicherheitsforschung - Schweizer Lawinenmuster - Vier Muster für Lawinengefahr. Hier werden 4 typische Muster einer gefährlichen Lawinenlage dargestellt. Das Schweizer System zur Beurteilung der Lawinengefahr wird erklärt.

Eidgenössisches Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF), Lawinenlage, gibt aber auch Berichte zu Lawinenunfällen heraus

Snowcard des Alpenvereins: praktische Bewertungsgrundlage für Lawinengefahr. Hier bestellbar: SnowCard: Lawinen-Risiko-Check

Lawinenkunde: das 3x3-System von Werner Munter. Das Buch dazu ist hier bestellbar: 3x3 Lawinen: Risikomanagement im Wintersport

Lawinen-Säulentest: Lehrvideo von Sacki auf YouTube

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Lawinenwarndienste

Achtung: aufgrund er starken Unterschiede von Gebiet zu Gebiet empfehle ich die Nutzung der Regionalen Lawinenwarndienste (siehe weiter unten)!

Deutscher Alpenverein: Die Seite bietet eine Sammlung von Links zu den relevanten regionalen Lawinen-Lage-Berichten. Sehr empfehlenswert!

Lawinen.org: Lawinenlageberichte, auch außeralpin, dann jedoch manchmal in Landessprache ... und wer kann schon tschechisch ...

Bergzeit Lawinen-Berichte gibts nicht mehr. Schneeatlas.de-Lawinenberichte ist seit Anfang 2008 eingestellt.

Regionale Lawinen-Warndienste

Deutschland

  • Lawinenwarndienst Bayern: Neben der Lawinenlage zeigt die Seite auch das Wetter im deutschen Alpenraum und Straßensperrungen wegen Lawinengefahr. Bandansage: 0049-89-9214-1210

Österreich

  • Avalanche-Report: Lawinenvorhersage Tirol, auch Südtirol und Trentino. Meldungen auch zur Schneehöhe, Wind, Neuschnee ... (LLB Österreich - Tirol fand man früher unter Lawine.at/tirol, wird aber jetzt auf Avalanche-Report umgeleitet.)
  • Vorarlberg: Klassische Ansicht, schnell auf SnowCard beziehbar. Bandansage unter +43(0)5574 201 1588, Beratung: 0043-5574-511 21126
  • Tirol: Lawinenwarndienst vom ORF
  • Salzburg, Beratung:0043-662-8042-2170
  • Oberösterreich, Tonband: 0800-31 1588,  Beratung: 0043-316-242200, Fax-Abruf: 0043-316-242300
  • Niederösterreich: Beratung: 0043-316-242200 + 0043-664-8105928 
  • Kärnten, Tonband: 0043-50536-1588, Beratung: 0043-664-6202229
  • Steiermark, Tonband: 0800-31 1588,  Beratung: 0043-316-242200, Fax-Abruf: 0043-316-242300

Baum im Schnee

Schweiz

  • Schweiz Eidgenössisches Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF), Lawinenlage, gibt aber auch z.B. Berichte zu Lawinenunfällen heraus. Beratung: 0041-81-417-0111.

Italien

  • Italien Südtirol siehe jetzt auch Avalanche-Report. Die Südtiroler Wetterdienste leiten auch darauf um. Tonband: 0039-0471-271177, Beratung: 0039-0471-416140
  • Trentino: Der Avalanche-Report (s.o.) ist besser als der klassische Bericht bei MeteoTrentino.
  • Lombardei
  • Piemont
  • Aostatal

Frankreich

sonstige Regionen

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Literatur

Outdoor Praxis Lawinenkunde: Praxiswissen für Einsteiger und Profis zu Gefahren, Risiken und Strategien auf Skitour, beim Snowboarden, Freeriden, Variantenfahren oder Schneeschuhwandern

Lawine. Die 10 entscheidenden Gefahrenmuster erkennen: Praxis-Handbuch

Powderguide Lawinen: Risiko-Check für Freerider  

Lawinenkunde: Praxiswissen für Einsteiger und Profis zu Gefahren, Risiken und Strategien  

Lawinen know-how: Der Bergführer rät

weitere Literaturempfehlungen siehe > Handbücher zu Wetter & Lawinen